Umbenannte Straßen und Plätze
Interessant für die Geschichte einer Stadt ist die Entwicklung der Straßennamen - wann wird welcher Name für änderbar gehalten, wann wird wessen gedacht? Es gibt z.B. eine ganze Reihe von Straßen, die während der Nazi-Zeit anders hießen und nach dem 2. Weltkrieg neue Namen bekamen. Von 64 Umbenennungen kurz nach 1945 hingen allein 47 mit der Nazizeit zusammen[1]. Viele Namensänderungen wurden aber auch im Zuge der Eingemeindungen der Ortsteile Anfang der 1970er Jahre notwendig, um Doppelbenennungen zu vermeiden.
Anfang 2023 legte eine Kommission zur Überprüfung der Tübinger Straßennamen ihren Abschlussbericht vor. Die Entscheidung über Umbenennungen obliegt aber den gewählten Organen, dem Gemeinderat und den Ortschaftsräten in den Teilorten.[2]
Bei Straßen mit Namen, deren "Ehrwürdigkeit" nicht mehr unumstritten ist, gibt es zur Verdeutlichung dieses Sachverhalts Knoten in den Straßenschild-Stangen. Damit kann darauf hingewiesen werden, dass es sich lohnt, sich mit der Geschichte des oder der NamensgeberIn zu befassen, weil deren Verstrickungen in die Herausforderungen der jeweiligen Zeit eben nicht mehr eindeutig als positiv zu bewerten sind.
Die Empfehlung der Kommission, die Clara-Zetkin-Straße mit einem solchen Knoten zu versehen, sorgte überregional für Protest. Im Februar 2023 gründete sich das Aktionsbündnis "Kein Knoten für Zetkin". In einem Fact Sheet versucht es, die Vorwürfe der Kommission gegen Zetkin zu entkräften. Im März berichtete der SWR, einzelne Vorwürfe der Kommission gegen Zetkin seien "umstritten und mittlerweile zurückgenommen".
Die Stadtpläne wurden 2009 bei einer Ausstellung im Technischen Rathaus für Tüpedia "erfasst", zusätzlich mit Hilfe des Adressbuches von 1942. Viele Angaben wurden später ergänzt.
Andere Umbenennungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Die Ammergasse hieß bis ins frühe 19. Jahrhundert wegen der dort in großer Zahl wohnenden und arbeitenden Gerber Gerbergasse[6]
- Die Kronenstraße hieß im ersten Stadtplan von 1819 Hinter der Krone
- Die Bursagasse hieß im ersten Stadtplan von 1819 Unter der Bursch
- Die Collegiumsgasse hieß bis ins 16. Jahrhundert Barfüßergasse
- Die Kornhausstraße hieß im ersten Stadtplan von 1819 Straße beim Kornhaus
- Der heutige Holzmarkt hieß im ersten Stadtplan von 1819 noch Hafenmarkt
- Der Platz vor der Neuen Aula wurde 1938 Langemarckplatz genannt[7], 1945[8] erhielt er den Namen Schollplatz und 1963 "Geschwister-Scholl-Platz"
- 15. November 1982: Teil der Waldhörnlestraße in Paul-Dietz-Straße[9]
- 1992: Robert-Gaupp-Staffel in Jakob-van-Hoddis-Staffel
- 8. November 2002: Kilchberger Straße in Weilheim in Paul-Schneider-Straße[10]
- 2011: Karl-Adam-Straße in Johannes-Reuchlin-Straße
- 2017: Scheefstraße in Fritz-Bauer-Straße
- 2017: Östliche Spemannstraße in Max-Planck-Ring
Die 1937 gegründete Gartenstadt hieß in der NS-Zeit Dietrich-Eckart-Siedlung.
Der namenlose Platz vor der Dorfackerschule hieß in der NS-Zeit Horst-Wessel-Platz. [11]
Alte Adressbücher online[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Tübinger Adressbücher 1870-1942 (1942 mit handschriftlichen Änderungen der in der ersten Nachkriegszeit umbenannten Straßen)
Alte Stadtpläne online[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Hans-Joachim Lang im Schwäbischen Tagblatt, 9.10.2010
- ↑ Tagblatt-Artikel zu den Ergebnissen des Berichts
- ↑ Helmut Eck: Vielfach umbenannt - Die Tübinger Straßennamen, Veröffentlichung des Stadtarchivs Tübingen Band 7, Universitätsstadt Tübingen, 2017, Seite 17 - ISBN 978-3-941818-32-3
- ↑ 4,0 4,1 www.tuebingen.de Historischer Stadtplan 1957
- ↑ www.tuebingen.de/amtliche_bekanntmachungen/2018-10-06_umbenennung_eines_abschnitts_der_strasse_unter_dem_holz_in_horn-strasse.pdf
- ↑ "Das Tübinger Stadtbild im Wandel", Stadt Tübingen • Kulturamt (1994), S.42, ISBN 3-910090-11-7
- ↑ idw-online.de/pages/de/news379568
- ↑ Tübinger Adressbuch 2009
- ↑ Tübinger Stadtchronik von 1982
- ↑ www.tuebingen.de/formulardownload/verwaltungsbericht_internet.pdf
- ↑ www.tuebingen.de Historischer Stadtplan 1937