Eduard-Haber-Straße

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Eduard-Haber-StraßeGeo-Cache leeren
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Anliegerstraße
OberflächeAsphalt
Höchstgeschwindigkeit30 km/h
Beleuchtetja
Bürgersteigeinseitig
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Blick von der Stiffurtstraße in die Straße
Straßenschild Eduard-Haber-Straße

Die Eduard-Haber-Straße liegt im Stadtteil Lustnau und verläuft am Denzenberg zwischen Stiffurtstraße und Waldeckstraße.

Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Straße wurde 1936 nach dem letzen (kommissarischen) Gouverneur der deutschen Kolonie Deutsch-Neuguinea, Johann Karl Emil Eduard Haber benannt, mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass damit ein "Vorkämpfer für die nationale Erhebung" geehrt werde. Haber schlug 1901 eine Karriere im Kolonialdienst ein und stieg innerhalb kurzer Zeit zum Ersten Referenten des Gouvernements in Deutsch-Ostafrika auf. Während seiner Tätigkeit in der dortigen Kolonialverwaltung wurde der sogenannte Maji-Maji-Aufstand durch die deutsche ,Schutztruppe‘ unter Mithilfe einheimischer Hilfstruppen niedergeschlagen. Dabei wurde versucht, den Aufständischen durch Plünderung und die Vernichtung landwirtschaftlicher Produktionsflächen ihre wirtschaftliche Basis zu entziehen. Heute geht man von bis zu 300.000 Opfern durch Kriegshandlungen und Hunger aus.
Ab 1907 arbeitete Haber als Vortragender Rat im Berliner Reichskolonialamt. Im Januar 1914 erfolgte seine Ernennung zum Stellvertreter des Gouverneurs von Deutsch-Neuguinea, wo er die Amtsgeschäfte des erkrankten Gouverneurs Albert Hahl übernahm. Im Dezember 1917 wurde er dann offiziell zum Gouverneur von Deutsch-Neuguinea ernannt.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs war er vorübergehend Oberbefehlshaber eines Freikorps in Berlin. Später war er als Lehrer und Dozent tätig, ab 1929 als Lehrbeauftragter in Tübingen. Er engagierte sich nicht nur als Kolonialrevisionist, sondern schon vor der Machtergreifung der Nazis als öffentlicher Fürsprecher Hitlers und der NS-Bewegung. Zudem war er Mitglied in mehreren nationalsozialistischen Verbänden und Gliederungen.[1]
Haber war von 1930 - 45 "Beauftragter Dozent für internationale Kolonialpolitik, Kolonialrecht und internationale Rohstoffwirtschaft" an der Universität Tübingen und wurde 1936 zum Ehrensenator ernannt. Sein Antrag auf den Doktortitel h.c. wurde abgelehnt. Haber war Mitunterzeichner des Aufrufs: "Deutsche Hochschullehrer für Hitler..." vom November 1932. Ab 1933 gehörte er verschiedenen NS-Organisationen an und war ab 1937 Mitglied der NSDAP. Sein hohes Alter verhinderte nach dem Zweiten Weltkrieg Maßnahmen der französischen Besatzungsmacht gegen ihn.[2]
Im Alter von 80 Jahren verstarb Haber am 14. Januar 1947 in Lustnau.[3]

Bereits in den späten 1980er Jahren wurde eine Umbenennung der Straße diskutiert, was bei den Anwohnern jedoch auf Gegenwehr stieß. Der Gemeinderat lehnte die Umbenennung mit der Begründung ab, dass Haber später aus der NSDAP ausgetreten sei. Nach eigenen im Entnazifizierungsverfahren gemachten Angaben blieb Haber bis zum Kriegsende Parteimitglied.[1]

Der im Januar 2023 vorgelegte Abschlussbericht der Kommission zur Überprüfung der Tübinger Straßennamen empfiehlt, die Eduard-Haber-Straße als eine von sechs Tübinger Straßen umzubenennen.[1]

Umbenennung in Felicia-Langer-Straße beschlossen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember 2023 beschloss der Gemeinderat der Stadt Tübingen die Umbenennung der Eduard-Haber-Straße.[4]

Wer hier lebte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elisabeth Käsemann,[1] Tochter des Tübinger Theologen und Hochschullehrers Ernst Käsemann,[2] lebte seit 1971 in Buenos Aires und arbeitete nach ihren Studium der Soziologie und Politologie in Berlin als Entwicklungshelferin in den Armenvierteln der Hauptstadt Argentiniens. In der Nacht vom 8. auf den 9. März 1977 wurde sie als vermeintliche Widerstandskämpferin von Angehörigen argentinischer Sicherheitskräfte der Militärdiktatur verhaftet, gefoltert und schließlich am 24. Mai 1977 durch Erschießung hingerichtet. Die Obduktion am 12. Juni 1977 im medizinisch-forensischen Institut der Universität Tübingen ergab, dass Elisabeth Käsemann 4 Schüsse aus unmittelbarer Nähe in Genick und Rücken erhalten hat. Ihre Beisetzung erfolgte am 16. Juni 1977 in Lustnau.[5] Trotz eindringlicher Appelle ihrer Angehörigen an deutsche Behörden unternahmen diese zu wenig, um Käsemanns Freilassung zu erwirken.[6] Gegen die Täter bestehen erst seit 2003 internationale Haftbefehle. Die Bundesregierung hat die Auslieferung der Verantwortlichen beantragt. Nach ihr wurde die Elisabeth-Käsemann-Straße in dem Neubaugebiet Alte Weberei benannt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage der Straße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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