Architekturstile/Bilderübersicht
Übersicht mit Beispielen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eine Übersicht über in Tübingen vertretene Stilrichtungen mit je einem Beispiel und Kurz-Erläuterungen:
Romanik: Die Jakobuskirche in der Unterstadt wurde um 1200 erbaut (mit gotischem Chor um 1500).
Gotik: Die spätgotische Stiftskirche wurde 1470-83 anstelle zweier romanischer Vorgängerkirchen unter Graf Eberhard im Bart errichtet. Im Bild oben die Stiftskirche von Norden, davor die neugotische Johanneskirche (1878)
Renaissance: Das Schloss Hohentübingen, hier von Osten mit dem prachtvollen Unteren Portal, stammt aus dem 16. und 17. Jahrhundert und ist eine Mischung aus Residenz und Festung.
Barock: Aus der Barockzeit gibt es in Tübingen nur wenig, weil die Stadt damals eine schlechte Zeit erlebte und Barock im streng-protestantischen Tübingen eher unerwünscht war. Umso wertvoller ist das kleine Juwel der kath. Ammerhof-Kapelle von 1737/65, innen mit Fresken und Rokokostuck verziert.
Klassizismus: Das Hauptgebäude der Neuen Aula entstand 1840-45 im klassizistischen Stil nach Entwürfen des württembergischen Hofbaumeisters Gottlob Georg Barth und stellt eines seiner beiden Hauptwerke dar.
Rundbogenstil: Der Tübinger Hauptbahnhof war 1862 ein Werk von Oberbaurat Josef Schlierholz. Der Rundbogenstil wurde neben anderen öffentlichen Gebäuden bei vielen deutschen Bahnhöfen der ersten Generation angewendet (bis ca. 1870), von denen heute nur noch wenige erhalten sind. Er war aber keine Stilrichtung mit "Alleinstellungs-
merkmalen", sondern nahm Elemente der byzantinischen, romanischen und Renaissancearchitektur auf und verband sie mit stilneutralen Motiven.Neuromanik: Ein typisches Beispiel für diesen Stil, der zwischen 1891 und ca. 1920 ein bevorzugter Stil im protestantischen Kirchenbau war, ist die Ev. Kirche Hagelloch von 1904 (Entwurf: Baurat Theophil Frey, Stuttgart)
Neugotik: Das Corpshaus Rhenania entstand 1885 als erstes speziell für eine Studentenverbindung gebaute Haus in Deutschland. Architekt des Altbaus: Adolf Katz.
Neorenaissance: Der schlossartige Bau der Universitäts-Nervenklinik liegt nördlich der Altstadt und wurde 1891-94 von Albert von Bok erbaut.
Neobarock: Das Schwabenhaus aus dem Jahr 1900 von Eisenlohr & Weigle entging 1974 nur knapp dem Abriss.
Neoklassizismus: Bonatzbau der Unibibliothek, 1912. Ein neoklassizistischer Bau mit typischen Stilmerkmalen der Zeit vor dem 1. Weltkrieg, benannt nach seinem Erbauer Paul Bonatz.
"Burgenstil": K.St.V. Alamannia (1904). Mehrere Verbindungshäuser vereinen ein burgenähnliches Aussehen mit der Behaglichkeit einer bürgerlichen Villa.
Jugendstil: Das Haus Lange war 1902 das Erstlingswerk des Architekten Bernhard Pankok und verbindet Landhaus- und Jugendstil.
Landhaus-Stil: Verbindung Normannia (1905) von Richard Dollinger. Die Landhaus-Idee war in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sehr beliebt.
"Posthistorismus"/"Reformarchitektur": Mit Posthistorismus bzw. Reformarchitektur kann, wenn auch unzureichend, die vorwiegende stilistische Tendenz der Jahre vor dem 1. Weltkrieg, in denen viel gebaut wurde, und z.T. darüber hinaus bezeichnet werden (ca. 1905-1920). Hier Nauklerstraße 47: heute Wirtschaftswiss., damals Difäm (1909). Eine wichtige Rolle spielte bei der Entwicklung dieses "Reformstils" der Architekt und Professor Theodor Fischer (Stuttgart/ München), der auch in Tübingen einige Bauten hinterließ. Man wandte sich gegen den strikten Historismus zugunsten vereinfachter, jedoch gediegener Gestaltung, verzichtete aber teilweise noch nicht ganz auf historisierende Elemente. Regional bedeutend ist hierbei besonders der Tübinger Architekt Franz Bärtle. In dieser Stilrichtung hatte die Stuttgarter Schule ihre Wurzeln.
Stuttgarter Schule (1919-45): Burschenschaft Germania, Neubau 1931 von Paul Schmitthenner. Diese Stilrichtung steht zwischen Historismus und Moderne.
Klassische Moderne / Bauhausstil: Das Haus Laub in der Haußerstraße 42 wurde 1930 in kubischen Formen von Prof. Martin Elsaesser geplant.
Bauhaus / Neue Sachlichkeit: Die eigenwillig gestaltete Neuapostolische Kirche von 1931 entwarf der Architekt Karl Weidle.
Bauhaus-Stil: die alte Chirurgische Klinik wurde 1931-35 als Backsteingebäude im Bauhaus-Stil erbaut.
Nachkriegsmoderne 1950er Jahre: Die ev. Martinskirche wurde 1955 eingeweiht. Dieses Beispiel spiegelt z.T. noch die Stuttgarter Schule und stammt von Architekt und Bonatz-Schüler Ulrich Reinhardt.
Moderne der 1960er Jahre: Die Mensa Wilhelmstraße von 1966 stammt ebenso wie der Kupferbau (1968) von Paul Baumgarten.
Moderne der 1970er Jahre, Funktionalismus: Die Planung für den neuen Stadtteil Waldhäuser-Ost mit mehreren Hochhäusern begann 1968 und kam 1971-1976 zur Ausführung. Etwa zur gleichen Zeit entstand in ähnlichem Stil der Bereich Uni-Morgenstelle.
Naturnahes Bauen: Wohnhaus in der Neckarhalde 43, 1959, Architekt: Heinrich Niemeyer.
Anthroposophisches Bauen: Die Freie Waldorfschule wurde nach den Grundsätzen Rudolf Steiners 1979/85 gestaltet.
"Ökomoderne": Die baubiologische Siedlung Schafbrühl wurde als erste ihrer Art in Deutschland 1982-85 errichtet (Luftbild).
1990er/2000er Jahre: In dieser Zeit entstanden auf ehemaligen Kasernen- bzw. Firmengeländen die Neubaugebiete Französisches Viertel (siehe hier), Loretto und Mühlenviertel
Gegenwartsmoderne: Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen auf der Morgenstelle, 2013
Neu- und Neostile werden auch unter dem Oberbegriff Historismus zusammengefasst.
Diese Seite ist aus dem Projekt des Monats August 2012 und dem Portal:Architektur & Städtebau hervorgegangen - zur Autorenschaft siehe dort.