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Jugendstil

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Im eindrucksvollen Historischen Lesesaal des Bonatzbaus mischen sich Jugendstil und Neoklassizismus: Decke, Säulen, Eichenholzvertäfelung und Galerien, Wandgemälde "Odysseus in der Unterwelt".

Der Jugendstil ist eine Kunstrichtung, die am Ende des 19. Jahrhunderts aufkam und seine Blütezeit im ersten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts erlebte.


Allgemein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er ist bekannt für seine dekorativen und organischen Formen wie fließende Linien, großflächige florale Motive und verspielte Ornamente. Der Jugendstil hatte keine Vorläufer und ist somit auch nicht dem Historismus zuzuordnen.

Die Bewegung wollte Kunst und Funktion verbinden und den Alltag ästhetisch bereichern. Auch kleine Details, wie Möbel oder Fassadenelemente, wurden künstlerisch gestaltet.

Häufig wurden Naturmaterialien wie Sandstein verwendet, die sich gut für die detailreichen Verzierungen eigneten.

Der Jugendstil griff oft auf Natur und Fabelwesen zurück, um Tugenden oder Eigenschaften darzustellen.

Nach etwa 1910 geriet er aus der Mode, da neue Strömungen wie der Funktionalismus und das Bauhaus aufkamen, die sich stärker auf klare Linien und Zweckmäßigkeit konzentrierten. Der Jugendstil wurde als zu dekorativ und aufwendig empfunden, insbesondere in einer Zeit, in der die Industrialisierung und Massenproduktion immer mehr an Bedeutung gewannen.

Die Wiederentdeckung des Jugendstils begann in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, als man seinen künstlerischen und historischen Wert erkannte. Viele Gebäude aus dieser Epoche wurden unter Denkmalschutz gestellt, da sie einzigartige Beispiele für die Verbindung von Kunst und Architektur darstellen. Heute wird der Jugendstil als wertvoller Teil des kulturellen Erbes geschätzt und oft sorgfältig restauriert. [1]


Tübingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Malerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Historischen Lesesaal des Bonatzbaus der Unibibliothek von 1912 ist ein großes halbrundes Wand-Gemälde im Jugendstil des Künstlers Karl Schmoll von Eisenwerth (1879-1948). Es zeigt eine Szene aus Homers Odyssee, in der Odysseus ein Totenopfer am Eingang zur Unterwelt darbringt, um die Geister der Tiefe nach seinem Schicksal zu befragen. [2] In der Eberhardskirche ist ein Kreuzigungsbild von Käte Schaller-Härlin (1877-1973) als Altarbild vor der Chorapsis aufgehängt. Es war ursprünglich über dem ehemaligen Chorbogen angebracht (1911).

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Tübingen und Württemberg gibt es fast keine Gebäude "puren" Jugendstils. Es handelt sich fast immer um Abschwächungen, Anklänge daran oder Kombinationen mit anderen Baustilen. Oberbaurätin Susanne Neuberg nannte das "schwäbisch reduzierten Jugendstil" (Quelle: bei Alte Frauenklinik, innen).

Das gilt z.B. wohl auch für Eisenlohr & Weigle. Jedoch in Berlin haben sie die Fassade des WMF-Geschäftsgebäudes (1905) in "reinstem Jugendstil" gestaltet, wie links im untersten Foto gut zu erkennen ist. Hierzulande haben sich Bauherren so etwas scheinbar weniger "getraut" oder man wollte sich nicht zu sehr "exponieren". In Baden ist das schon etwas anders.

Am deutlichsten erscheint in Tübingen der Jugendstil am Haus Lange, das ihn mit dem Landhausstil kombiniert (1902), an in den 1980er Jahren wiederhergestellten Ornamenten an der Fassade des Schimpfhauses (1903) und an Putzreliefs des Hauses Melanchthonstraße 16.

Gebäudeeigentümer möchten heute manchmal ihr Haus aus dieser Zeit mit dem ausschließlichen Label "Jugendstil" schmücken, besonders bei Verbindungshäusern, auch wenn es sich "nur" (aber immerhin) um Einflüsse, Elemente oder einzelne Verzierungen dieses Stils handelt. Sie setzen dabei möglicherweise auf das allgemein positivere Image des Jugendstils gegenüber etwa Neorenaissance oder Neobarock...

Die Jahre von etwa 1900 bis 1914 waren eine architektonisch sehr interessante Epoche, in der man im ausklingenden Historismus auf der Suche nach neuen, aber noch nicht radikal andersartigen Ausdrucksformen war. In Tübingen gibt es viele Gebäude, die auf hohem Niveau sehr unterschiedliche gestalterische Antworten fanden, die sich gerade durch nicht beliebige, sondern geschickte Kombinationen und einen dezenten Einsatz verschiedener Stilmittel, auch des Jugendstils, auszeichnen.[3]

Der Jugendstil (französisch Art nouveau) wird zuweilen mit dem Art déco der 1910er bis 1930er Jahre verwechselt.


Beispiele in Tübingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haus Lange, Kombination Jugend- und Landhaus-Stil
Jugendstil-Ornamente am Schimpfhaus
Alte Frauenklinik, Eingangshalle und Treppenhaus, restaurierter Decken- und Wandschmuck

Haus Lange (1902) | Schimpfhaus (1903), Ornamente | Melanchthonstraße 16, Fassadendekor reinen Jugendstils


Quellen, Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jugendstil (Wikipedia)

Berlin: Geschäftshäuser Leipziger Straße, 1909 (links WMF-Filiale von Eisenlohr & Weigle)