Unterstadt

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Unterstadt oder Untere Stadt ist die Bezeichnung für den unteren Teil der Altstadt in Abgrenzung zur Oberstadt, dem höhergelegenen Altstadt-Teil rund um die Münzgasse, in dem in früheren Zeiten die reicheren Bürger wohnten. In der Unterstadt waren eher die Ackerbürger, also Winzer, Handwerker und Fuhrleute zuhause - z.B. war der Ammerkanal in der Unterstadt der Abfluss für die hier ansässigen Gerber.

Blick vom Schloss auf die Unterstadt
(in der Mitte: Jakobuskirche)

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zusammenhang mit dem Siedlungsgebiet der Gôgen ist die Unterstadt durch die Kelternstraße im Norden, die Ammergasse im Süden und die Lange Gasse im Osten abgegrenzt. Dieses mundartlich Gôgei oder Gôgerei genannte Gôgenviertel war eine Art Slum oder Ghetto, abgesondert von den wohlhabenderen Handwerkern, Händlern und Akademikern. Die Häuser sind alle deutlich kleiner als in der Oberstadt. Ein Indiz für die Armut, die hier herrschte, ist die Einordnung nahezu aller Häuser in die niedrigsten Steuerklassen.[1]

Stimmen zur Unterstadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Nicolai

Friedrich Nicolai beklagte sich in seinen Reisebeschreibungen Unter Bayern und Schwaben 1781 wie folgt über den Schmutz in der Unterstadt:

In vielen Gassen, besonders in der unteren Gegend der Stadt, sieht man vor vielen Häusern große Misthaufen liegen, eine Unanständigkeit, die sich doch wenigstens in einer Stadt nicht finden sollte, welche sich die zweite Haupt- und Residenzstadt nennt und eine berühmte Universität und ein Hofgericht in ihren Mauern hat... Das Äußere der Häuser in den unebenen, engen und schmutzigen Gassen dieser Stadt ist höchst elend... Diese sind von schlechtem Fachwerk, haben, wie alle alten Häuser, sehr hohe deutsche Dächer und stehen meist mit der Giebelseite Richtung Straße, hängen noch mehr über als die hölzernen Häuser in irgendeiner alten Stadt, sind schmutzig und ohne alles Ebenmaß, dabei zum Teil baufällig oder sehen zumindest so aus. Die Fenster sind klein, haben kleine elende und schmutzige Scheiben. Im Inneren sind daher die meisten Häuser, in welchen man in neueren Zeiten nichts verbessert hat, unglaublich dunkel, ohne die geringste schickliche Aufteilung der Zimmer.

Friedrich Nicolai[2]


Ein Gôgen-Witz zum Thema[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine feine Dame hat sich ins Tübinger Gôgenviertel verirrt und läuft suchend hin und her. Da öffnet sich in einem der oberen Stockwerke eines Hauses ein Fenster und eine Gôgenfrau ruft heraus: "Sia, dô wird fei nergends nôgsoichd!"[3]

Alte Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Franz Steiner Verlag, 1996, Seiten 180 und 183.
  2. Unter Bayern und Schwaben - Kapitel 7. ISBN 3-522-62660-5.
  3. Peter-Michael Mangold: Gôga - Tübinger Winzer