Derendingen
Derendingen ist der südlichste Stadtteil Tübingens, gelegen an den nordöstlichen Ausläufern des Rammert-Bergzuges zwischen dem Steinlach- und dem Neckartal. Mit knapp 6000 Einwohnern ist Derendingen nach Lustnau der zweitgrößte Stadtteil Tübingens, gefolgt von Hirschau mit über 3000 Einwohnern. Mit kleinem Bahnhof und repräsentativen Ortskern-Gebäuden um die Sieben-Höfe-Straße ist das Zentrum des früher eigenständigen Ortes klar erkennbar. Derendingen verfügt wie der Stadtteil Lustnau über eine eigene Ortschaftsverfassung, einen Ortsbeirat und eine Geschäftsstelle der Stadtverwaltung.
Lage
Derendingen liegt auf der südlichen Neckarseite Tübingens im Auslauf des Steinlachtals zwischen den Stadtteilen Weststadt, Südstadt und Weilheim. Die Nordgrenze ist die Moltkestraße und ungefähr die Europastraße. Derendingen besteht aus drei statistischen Stadtteilen: Derendingen-Zentrum westlich der Steinlachtaler Bahnlinie, Feuerhägle einschließlich Mühlenviertel zwischen der Bahnlinie und der Steinlach und im Süden Gartenstadt beidseits der Steinlach.
Geschichte
- Urkundlich wird der Ort erstmals 1089 in der Zwiefalter Chronik erwähnt. Alamannische Funde aus dem 7. Jahrhundert, darunter ein Goldblattkreuz, belegen jedoch eine deutlich frühere Besiedlung. Bei Renovierungsarbeiten der St.-Gallus-Kirche wurden 1979 Mauerreste einer ersten Kirche aus dem 7. Jahrhundert entdeckt. Sie geht wahrscheinlich auf die Missionstätigkeiten von Mitarbeitern des Heiligen Gallus (lat. der Kelte) zurück, ein Wandermönch aus Irland und Missionar, dessen hauptsächliches Wirken im Bodenseeraum stattfand.
- Bekannt wurde die St.-Gallus-Kirche auch durch die Tätigkeit des slowenischen Reformators Primus Truber im 16. Jahrhundert. Er war lange Zeit Pfarrer in Derendingen und starb dort am 28.Juni1586. Die genaue Grabstelle in Derendingen ist unbekannt, jedoch erinnert eine Gedenkplatte in der Kirche an ihn.
- Mit Johann Ludwig Krapf, der am 11. Januar 1810 in Derendingen geboren und aufgewachsen ist, verfügt Derendingen über eine weitere Persönlichkeit. Der evangelische Missionar in Ostafrika, der dem Pietismus nahestand, war außerdem Entdecker, Sprachforscher und Afrikaforscher. Eine der ersten Afrika-Reisebeschreibungen rund um den Kilimandscharo in Kenia stammt von ihm.
- Am 29.Juni 1869 wurde der erste Streckenabschnitt der Hohenzollernbahn zwischen Tübingen und Hechingen dem Verkehr übergeben. 1877 gründeten norddeutsche Studenten die Vereinigung Derendingia, die bis heute als Tübinger Burschenschaft Derendingia mit Haus auf dem Schlossberg besteht.
- 1934 wurde Derendingen nach Tübingen eingemeindet. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Derendingen nur geringfügig zerstört, die evangelische Sankt-Gallus-Kirche wurde allerdings bei einem Luftangriff am 19. Oktober 1944 stark beschädigt.[1]
Sprachliches
Der Ortsneckname der Derendinger ist Oiertreppler.
Die Lateinschüler des Tübinger Uhland-Gymnasiums nennen den Ort oft spaßeshalber harum rerum wie in deren Dingen.
Verkehrsanbindung
Der Stadtteil ist zu erreichen mit der Bahnlinie Stuttgart - Sigmaringen zum Bahnhof Derendingen, innerhalb der Universitätsstadt Tübingen mit den Stadtbuslinien 3, 5 und 16. Über die B 27 Stuttgart - Hechingen, B 28 Herrenberg - Reutlingen oder K 6900 Weilheim-Bläsibad (zur B 27) sind die Steinlachtal-Orte wie Dußlingen und Mössingen mit dem Auto erreichbar.
Quellen
Aus der Luft
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