Lindenallee
Die Lindenallee liegt im Bereich des Oberen Wöhrds, westlich der Europastraße in Richtung Rottenburg, zwischen dem Wildermuth-Gymnasium und dem Sportplatz SV 03. Sie ist die älteste Baumanlage Tübingens und wird umgangssprachlich auch Alte Lindenallee bezeichnet, zur Unterscheidung von einer viel jüngeren Lindenallee in der Nähe, die heute Jahnallee heißt.
Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Regierungszeit des Herzogs Ulrich von Württemberg erbauten im Jahre 1508 Stadt und Land gemeinsam den Hirschauer Steg über den Neckar, an dessen Stelle seit 1896 die heutige Alleenbrücke steht. In jenem Jahr schenkte die Stadt Tübingen ihrer Universität als Verschönerung des Zugangs zu den Universitätsgebäuden in der Oberstadt eine Anpflanzung von zunächst rund 40 Lindenbäumen. Diese wurden auf einer Strecke von ca. 700 Metern entlang einer geradlinigen Straße gepflanzt, die beim Steg begann und in Richtung Südwesten verlief.
Erst nach über 400 Jahren, im Jahr 1911, wurden Maßnahmen zur Erhaltung der Lindenallee ergriffen, so etwa die Herausnahme jeglichen Verkehrs, nachdem die Allee kurz zuvor durch den vom Bahnhof zum Schlossberg angelegten Damm der Ammertalbahn erstmals durchquert wurde. 1933 sind dann durchgehende Pflegemaßnahmen nachgewiesen: An Hohlstellen wurden baumchirurgische Arbeiten vorgenommen, abgegangene Bäume wurden nachgepflanzt.[1]
Zerstörung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der ehrwürdige Baumbestand der Lindenallee, die sich einst vom "Hirschauer Steg", der heutigen Alleenbrücke, bis zur Weilheimer Markungsgrenze erstreckte, wurde - nachdem bereits 1910/11 durch den Flutkanal und die Ammertalbahn - Ende der 1970er Jahre durch den Bau der Umgehungsstraße B 28 mit Schlossbergtunnel, Brücken und Dammbauten erneut massiv durchschnitten und somit auf einer Gesamtlänge von 400 m — was etwas mehr als die Hälfte der ursprünglichen Allee ausmacht — zerstört. [2] [3]
Die heute noch vorhandenen Überreste der Lindenallee sind ein einzigartiges Naturdenkmal von hohem Rang - auch überregional gesehen. Wie viele Linden aus der ersten Generation noch erhalten sind, heute also ein Alter von über 500 Jahren aufweisen, lässt sich schwer sagen: Es könnten bestenfalls zwölf sein, wahrscheinlich aber nur fünf. [4]
Nach den Umbaumaßnahmen 1910/11 erhielt die im Norden verkürzte Allee an beiden Enden je eine künstlerisch gestaltete halbrunde Ruhebank aus Stein, von denen nur die nördliche komplett erhalten ist.
Für den Bau einer neuen Großsporthalle wurde die Lindenallee 2005 wiederum ins Auge gefasst. Wegen massiver Proteste wurde 2007 dann doch der heutige Platz der Paul Horn-Arena gewählt.[5]
Schutzmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Heute besteht die Allee noch aus 43 Bäumen oder Baumresten südwestlich der Unterbrechung durch die Bundesstraße sowie 10 nordöstlich davon. Zum Schutz der Wurzelbereiche ist die frühere Wegfläche nur noch eine Wiese, auch der schmale Fußweg im südwestlichsten Abschnitt wird wohl bald zugewachsen sein.
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Jürgen Blümle: Das Baumbuch: Die ältesten und schönsten Bäume aus der Region Tübingen und Reutlingen. Verlag Schwäbisches Tagblatt, Tübingen 2005, ISBN 3-928011-59-6, S. 52.
- ↑ Wilfried Setzler: Der Streit um die Tübinger Alleen und die Heimatschutzbewegung.
- ↑ Michael Petersen: 100 Jahre Ammertalbahn – Nächste Station Saloniki Hauptbahnhof, Stuttgarter Zeitung vom 15. Juni 2009.
- ↑ Jürgen Blümle: Das Baumbuch: Die ältesten und schönsten Bäume aus der Region Tübingen und Reutlingen. Verlag Schwäbisches Tagblatt, Tübingen 2005, ISBN 3-928011-59-6, S. 52.
- ↑ Gemeinsame Presseerklärung der Tübinger Naturschutzvereine zum geplanten Neubau einer Großsporthalle
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Alte Lindenallee Tübingen, baumkunde.de, mit vielen Fotos und weiteren Infos
Luftbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die eingezeichnete Linie zeigt den Verlauf der Alten Lindenallee:
- blau = noch vorhanden
- rot = ehemalige Teile