Blick in Richtung Lustnauer Tor / Schimpfhaus Januar 2009 (vor dem Umbau)

Die Mühlstraße in Tübingen ist eine zentrale Stichstraße zwischen Altstadt-Sattel und Österberg.
Sie verbindet die Neckarbrücke mit dem Lustnauer Tor. Am Südende treffen Neckargasse, Gartenstraße und Eberhardsbrücke zusammen, am Nordende beginnt die Wilhelmstraße; und die Neue Straße, die Doblerstraße, die Österbergstraße und die Pfleghofstraße treffen hier zu einem kleinen Platz (auch "Schimpf-Eck" genannt) zusammen.

Bauarbeiten beim Durchbruch der Mühlstraße 1885

Bau

Der Bau der Straße erfolgte 1885-1887. Der bereits bestehende, aber schmale Geländeeinschnitt wurde etwas verbreitert, die Getreidemühle, Walkmühle und Pulvermühle entfernt. Als Baufirma kam unter anderen Clemens & Decker zum Einsatz. Die Mauerfassade der Hangabstützungen wurde nach dem Vorbild der Burg Hohenzollern ausgeführt. Auf der Westseite ersetzte sie größtenteils die dortige alte Stadtmauer und ist daher, leicht romantisierend, einer Befestigungsmauer mit Zinnen nachempfunden. Ein Stück originale Stadtmauer mit Schießscharten ist am unteren Ende noch erhalten. - Ziel des Ausbaus der Mühlstraße war es, sie als "lebhafteste und schönste" Straße zu bauen.[1]

Die Westseite der Mühlstraße bildet eine Stützmauer in Richtung Altstadt und Schulberg. Aufnahme 2008

Name

Die Mühlstraße hat ihren Namen von den ehemaligen drei Mühlen (Getreide-, Walk- und Pulvermühle) die mit dem Wasser des Ammer-Neckar-Kanal betrieben wurden. Während der Nazi-Zeit bis 1945 hieß die Straße Adolf-Hitler-Straße.

Tafel zur Erbauung an der östlichen Stützmauer zum Österberg hin, leider in sehr schlechtem Zustand. Die Inschrift lautet: "Unter der segensreichen Regierung des König Karl erbaute die Stadtgemeinde Tübingen Straße und Strebemauer 1885-1887. Ein reicher Quell des Segens sei es uns und unseren Kindern und ein Denkmal seis des Fürsten der dem Volk ein Vater ist."

Gebäude

Der Baustil der um die Jahrhundertwende erbauten Gebäude in der Mühlstraße entstammt dem Historismus und dem etwa 1880 aufgetretenen, sogenannten "Neu-Nürnberger Stil". Dieser zeichnet sich durch die Übernahme lokal prägender dekorativer Formen des historischen Bestandes aus. Treibende Kraft war hier Konradin Walther, Professor an der Nürnberger Kunstgewerbeschule, mit seinen Schülern. Trotz Mittelalter-Imitat war die Mühlstraße eine erste Adresse für den neuzeitlichen Luxus. Wein- und Tabakgeschäfte, Fotografen, Herrenausstatter (Knecht in Nr. 12) und Juweliere gab es dort – und selbstständige Frauen: die Tanzlehrerin Lina Anweiler-Kloren (Nr. 10) und die Maschinenschreiberin Berta Wochele in Nr. 18. 1942 betrieb hier Berta Leibbrand eine vegetarische Pension.[2]
Die Häuser wurden 1901-03 erbaut, darunter das "Deutsche Haus " mit Erker und Treppengiebel an der Ecke Lustnauer Tor.[3]

Die Hungertafel hängt an der alten Stadtmauer, am Nordende der Mühlstraße (Westseite)
Kopie der Hungertafel von oben am Rathaus
Das im Jugendstil erbaute Haus 3 in der Nähe zur Neckarbrücke wurde Anfang August 2009 abgerissen.

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Quellen und Weiterführendes

  1. Kleine Tübinger Stadtgeschichte (Silberburg-Verlag, 2006, Seite 154)
  2. „Die Mühlstraße in Tübingen. Zierde der Stadt?“ Broschüre Stadtarchiv Tübingen (1990)
  3. Stadtchronik 1901

So sieht's der Vogel

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