Mühlstraße: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Muehlstrasse-Schimpfhaus 2008.JPG|thumb|200px|Blick in Richtung [[Lustnauer Tor]] / [[Schimpfhaus]] Januar 2009]]
Die '''Mühlstraße''' in Tübingen ist eine zentrale Stichstraße zwischen [[Altstadt]]-Sattel und [[Österberg]]. <br>Sie verbindet die [[Neckarbrücke]] mit dem [[Lustnauer Tor]]. Am Südende treffen [[Neckargasse]], [[Gartenstraße]] und [[Eberhardsbrücke]] zusammen, am Nordende beginnt die [[Wilhelmstraße]]; und die [[Neue Straße]], die [[Doblerstraße]], die [[Österbergstraße]] und die [[Pfleghofstraße]] treffen hier zu einem kleinen [[:Kategorie:Platz|Platz]] (auch  "[[Schimpf-Eck]]" genannt) zusammen.
[[Bild:Mühlstraßendurchbruch 1885.jpg|thumb|200px|Bauarbeiten beim Durchbruch der Mühlstraße 1885]]
[[Bild:Mühlstraßendurchbruch 1885.jpg|thumb|200px|Bauarbeiten beim Durchbruch der Mühlstraße 1885]]
== Bau ==
Der Bau der Straße erfolgte [[1885]]-[[1887]]. Der bereits bestehende, aber schmale Geländeeinschnitt wurde etwas verbreitert, die Getreidemühle, Walkmühle und Pulvermühle entfernt. Als Baufirma kam unter anderen [[Clemens & Decker]] zum Einsatz. Die Mauerfassade der Hangabstützungen wurde nach dem Vorbild der [[Burg Hohenzollern]] ausgeführt. Auf der Westseite ersetzte sie größtenteils die dortige alte [[Stadtmauer]] und ist daher, leicht romantisierend, einer Befestigungsmauer mit Zinnen nachempfunden. Ein Stück originale Stadtmauer mit Schießscharten ist am unteren Ende noch erhalten. -
Ziel des Ausbaus der Mühlstraße war es, sie als "lebhafteste und schönste" Straße zu bauen.<ref>[[Kleine Tübinger Stadtgeschichte]] ([[Silberburg-Verlag]], 2006, Seite  154)</ref>
[[Bild:Muehlstrasse 2008.JPG|thumb|200px|Die Westseite der Mühlstraße bildet eine Stützmauer in Richtung [[Altstadt]] und [[Schulberg]]. Aufnahme 2008]]
[[Bild:Muehlstrasse 2008.JPG|thumb|200px|Die Westseite der Mühlstraße bildet eine Stützmauer in Richtung [[Altstadt]] und [[Schulberg]]. Aufnahme 2008]]
== Name ==
Die Mühlstraße hat ihren Namen von den ehemaligen drei Mühlen (Getreide-, Walk- und Pulvermühle) die mit dem Wasser des  [[Ammerkanal|Ammer-Neckar-Kanal]] betrieben wurden. Während der [[Nazi-Zeit]] bis [[1945]] hieß die Straße [[Adolf-Hitler-Straße]].
[[Bild:Muehlstrasse_tafel.jpg|thumb|200px|Tafel zur Erbauung an der östlichen Stützmauer zum [[Österberg]] hin, leider in sehr schlechtem Zustand. Die Inschrift lautet: "''Unter der segensreichen Regierung des König Karl erbaute die Stadtgemeinde Tübingen Straße und Strebemauer 1885-1887. Ein reicher Quell des Segens sei es uns und unseren Kindern und ein Denkmal seis des Fürsten der dem Volk ein Vater ist.''"]]
[[Bild:Muehlstrasse_tafel.jpg|thumb|200px|Tafel zur Erbauung an der östlichen Stützmauer zum [[Österberg]] hin, leider in sehr schlechtem Zustand. Die Inschrift lautet: "''Unter der segensreichen Regierung des König Karl erbaute die Stadtgemeinde Tübingen Straße und Strebemauer 1885-1887. Ein reicher Quell des Segens sei es uns und unseren Kindern und ein Denkmal seis des Fürsten der dem Volk ein Vater ist.''"]]
[[Bild:Muehlstrasse-Schimpfhaus 2008.JPG|thumb|200px|Blick in Richtung [[Lustnauer Tor]] / [[Schimpfhaus]] Januar 2009]]
== Gebäude ==
Der Baustil, der um die Jahrhundertwende erbauten Gebäude in der Mühlstraße, entstammt dem Historismus und dem etwa 1880 aufgetretenen, sogenannten "Neu-Nürnberger Stil". Dieser zeichnet sich durch die Übernahme lokal prägender dekorativer Formen des historischen Bestandes aus. Treibende Kraft war hier Konradin Walther, Professor an der Nürnberger Kunstgewerbeschule, mit seinen Schülern. Trotz Mittelalter-Imitat war die Mühlstraße eine erste Adresse für den neuzeitlichen Luxus. Wein- und Tabakgeschäfte, Fotografen, Herrenausstatter (Knecht in Nr. 12) und Juweliere gab es dort – und selbstständige Frauen: die Tanzlehrerin Lina Anweiler-Kloren (Nr. 10) und die Maschinenschreiberin Berta Wochele in Nr. 18. 1942 betrieb hier Berta Leibbrand eine vegetarische Pension.<ref>„Die Mühlstraße in Tübingen. Zierde der Stadt?“ Broschüre [[Stadtarchiv]] Tübingen (1990) </ref><br>
 
[[Bild:Mühlstr oben westen.jpg|thumb|200px|Die [[Hungertafel]] hängt an der alten Stadtmauer, am Nordende der Mühlstraße (Westseite)]]
[[Bild:Mühlstr oben westen.jpg|thumb|200px|Die [[Hungertafel]] hängt an der alten Stadtmauer, am Nordende der Mühlstraße (Westseite)]]
[[Bild:Hungertafel.jpg|thumb|200px|Kopie der [[Hungertafel]] von oben am [[Rathaus]]]]
[[Bild:Hungertafel.jpg|thumb|200px|Kopie der [[Hungertafel]] von oben am [[Rathaus]]]]
[[Bild:Woche-30-2009.jpg|thumb|200px|Das im Jugendstil erbaute [[Mühlstraße 3|Haus 3]] in der Nähe zur [[Neckarbrücke]] wurde Anfang August 2009 abgerissen.]]
[[Bild:Woche-30-2009.jpg|thumb|200px|Das im Jugendstil erbaute [[Mühlstraße 3|Haus 3]] in der Nähe zur [[Neckarbrücke]] wurde Anfang August 2009 abgerissen.]]
Die '''Mühlstraße''' ist eine zentrale Stichstraße zwischen [[Altstadt]]-Sattel und [[Österberg]]. Sie verbindet die [[Neckarbrücke]] mit dem [[Lustnauer Tor]]. Am Südende treffen [[Neckargasse]], [[Gartenstraße]] und [[Eberhardsbrücke]] zusammen, am Nordende beginnt die [[Wilhelmstraße]]; und die [[Neue Straße]], die [[Doblerstraße]], die [[Österbergstraße]] und die [[Pfleghofstraße]] treffen hier zu einem kleinen [[:Kategorie:Platz|Platz]] (auch  "[[Schimpf-Eck]]" genannt) zusammen.
== Bau ==
Der Bau der Straße erfolgte [[1885]]-[[1887]]. Der bereits bestehende, aber schmale Geländeeinschnitt wurde etwas verbreitert, die Wassermühlen entfernt. Als Baufirma kam unter anderen [[Clemens & Decker]] zum Einsatz. Die Mauerfassade der Hangabstützungen wurde nach dem Vorbild der [[Burg Hohenzollern]] ausgeführt. Auf der Westseite ersetzte sie größtenteils die dortige alte [[Stadtmauer]] und ist daher, leicht romantisierend, einer Befestigungsmauer mit Zinnen nachempfunden. Ein Stück originale Stadtmauer mit Schießscharten ist am unteren Ende noch erhalten. -
Ziel des Ausbaus der Mühlstraße war es, sie als "lebhafteste und schönste" Straße zu bauen<ref>[[Kleine Tübinger Stadtgeschichte]] ([[Silberburg-Verlag]], 2006, Seite  154)</ref>.


== Verkehr und Planung ==
== Verkehr und Planung ==
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Vom Gemeinderat noch nicht beschlossen sind Pläne für einen Treppenaufgang an der Stelle des abgerissenen Hauses Mühlstraße 3 zu einem neuen Fußweg oberhalb der Stadtmauer durch den begrünten Terrassenhang zum Schulberg, zur Pfleghofstraße und beim Haus ''Tangente-Night'' zur oberen Mühlstraße. [[Oberbürgermeister|OB]] [[Boris Palmer]] befürwortet eine Sperrung der Mühlstraße für den Durchgangsverkehr auch von Süden, will dies aber nicht gegen einen ggf. anderslautenden Mehrheitswillen durchsetzen.   
Vom Gemeinderat noch nicht beschlossen sind Pläne für einen Treppenaufgang an der Stelle des abgerissenen Hauses Mühlstraße 3 zu einem neuen Fußweg oberhalb der Stadtmauer durch den begrünten Terrassenhang zum Schulberg, zur Pfleghofstraße und beim Haus ''Tangente-Night'' zur oberen Mühlstraße. [[Oberbürgermeister|OB]] [[Boris Palmer]] befürwortet eine Sperrung der Mühlstraße für den Durchgangsverkehr auch von Süden, will dies aber nicht gegen einen ggf. anderslautenden Mehrheitswillen durchsetzen.   


 
== Quellen und Weiterführendes ==
== Name ==
<references />
Die Mühlstraße hat ihren Namen von den verschiedenen am hier verlaufenden [[Ammerkanal|Ammer-Neckar-Kanal]] einst betriebenen Mühlen. Während der [[Nazi-Zeit]] bis [[1945]] hieß die Straße [[Adolf-Hitler-Straße]].
 


== So sieht's der Vogel ==
== So sieht's der Vogel ==
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== Quellen und Weiterführendes ==
<references />




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Version vom 8. Juni 2010, 12:32 Uhr

Blick in Richtung Lustnauer Tor / Schimpfhaus Januar 2009

Die Mühlstraße in Tübingen ist eine zentrale Stichstraße zwischen Altstadt-Sattel und Österberg.
Sie verbindet die Neckarbrücke mit dem Lustnauer Tor. Am Südende treffen Neckargasse, Gartenstraße und Eberhardsbrücke zusammen, am Nordende beginnt die Wilhelmstraße; und die Neue Straße, die Doblerstraße, die Österbergstraße und die Pfleghofstraße treffen hier zu einem kleinen Platz (auch "Schimpf-Eck" genannt) zusammen.

Bauarbeiten beim Durchbruch der Mühlstraße 1885

Bau

Der Bau der Straße erfolgte 1885-1887. Der bereits bestehende, aber schmale Geländeeinschnitt wurde etwas verbreitert, die Getreidemühle, Walkmühle und Pulvermühle entfernt. Als Baufirma kam unter anderen Clemens & Decker zum Einsatz. Die Mauerfassade der Hangabstützungen wurde nach dem Vorbild der Burg Hohenzollern ausgeführt. Auf der Westseite ersetzte sie größtenteils die dortige alte Stadtmauer und ist daher, leicht romantisierend, einer Befestigungsmauer mit Zinnen nachempfunden. Ein Stück originale Stadtmauer mit Schießscharten ist am unteren Ende noch erhalten. - Ziel des Ausbaus der Mühlstraße war es, sie als "lebhafteste und schönste" Straße zu bauen.[1]

Die Westseite der Mühlstraße bildet eine Stützmauer in Richtung Altstadt und Schulberg. Aufnahme 2008

Name

Die Mühlstraße hat ihren Namen von den ehemaligen drei Mühlen (Getreide-, Walk- und Pulvermühle) die mit dem Wasser des Ammer-Neckar-Kanal betrieben wurden. Während der Nazi-Zeit bis 1945 hieß die Straße Adolf-Hitler-Straße.

Tafel zur Erbauung an der östlichen Stützmauer zum Österberg hin, leider in sehr schlechtem Zustand. Die Inschrift lautet: "Unter der segensreichen Regierung des König Karl erbaute die Stadtgemeinde Tübingen Straße und Strebemauer 1885-1887. Ein reicher Quell des Segens sei es uns und unseren Kindern und ein Denkmal seis des Fürsten der dem Volk ein Vater ist."

Gebäude

Der Baustil, der um die Jahrhundertwende erbauten Gebäude in der Mühlstraße, entstammt dem Historismus und dem etwa 1880 aufgetretenen, sogenannten "Neu-Nürnberger Stil". Dieser zeichnet sich durch die Übernahme lokal prägender dekorativer Formen des historischen Bestandes aus. Treibende Kraft war hier Konradin Walther, Professor an der Nürnberger Kunstgewerbeschule, mit seinen Schülern. Trotz Mittelalter-Imitat war die Mühlstraße eine erste Adresse für den neuzeitlichen Luxus. Wein- und Tabakgeschäfte, Fotografen, Herrenausstatter (Knecht in Nr. 12) und Juweliere gab es dort – und selbstständige Frauen: die Tanzlehrerin Lina Anweiler-Kloren (Nr. 10) und die Maschinenschreiberin Berta Wochele in Nr. 18. 1942 betrieb hier Berta Leibbrand eine vegetarische Pension.[2]

Die Hungertafel hängt an der alten Stadtmauer, am Nordende der Mühlstraße (Westseite)
Kopie der Hungertafel von oben am Rathaus
Das im Jugendstil erbaute Haus 3 in der Nähe zur Neckarbrücke wurde Anfang August 2009 abgerissen.

Verkehr und Planung

Lange Zeit war die Straße die einzige von Kraftfahrzeugen befahrbare Verbindung zwischen nördlicher und südlicher Kernstadt und oft verkehrsüberlastet. Erst der vierspurige, allerdings weit im Westen liegende Tunnel der B 28 hat für eine Entspannung gesorgt. Vom Neckar aus in Richtung Wilhelmstraße und Ammertal dürfen heute PKW die Mühlstraße benutzen, vom Lustnauer Tor abwärts sind seit 1993 nur Taxis, Busse, Fahrräder und Notfälle erlaubt [3].

Im Rahmen des Projekts "Innen:Stadt" der Stadtverwaltung wurden 2009 Maßnahmen zur weitgehenden Sanierung, Verschönerung und Aufwertung der Mühlstraße durchgeführt. - Einzelheiten wurden im Vorfeld, währenddessen und werden z.T. noch gegenwärtig heftig diskutiert.

Ab Juni bis Ende November 2009 kam es wegen dieser Bauarbeiten einschließlich des Abrisses des Gebäudes Mühlstraße 3 sowie wegen der Belagsarbeiten auf der Neckarbrücke zu Sperrungen für den Verkehr. Auch die Busse durften in dieser Zeit nicht mehr durch diese Straße fahren.[4]

Die Fahrbahn der Mühlstraße wurde auf eine Mindestbreite beschränkt. Massive Betonplatten sollen ihr für lange Zeit Stabilität verschaffen, die Oberfläche erhielt eine transparente Beschichtung. Der früher asphaltierte Bürgersteig wurde verbreitert und mit hellen Betonsteinen gepflastert, aber umfasst nun (ohne scharfe Trennung) auch den Radweg bergauf und die Kurzzeit-Parkplätze. Mehrere kleine Pflanzungen (Bambussträucher und später evtl. Bäume) begrünen diesen Bereich. Die Stützmauer von 1887 wurde durch mehrere eingebohrte Metallanker stabilisiert. Die Straße wird durch eine neue Beleuchtung (Laternen und Bodenstrahler an der Mauer) erhellt. [5]
Vom Gemeinderat noch nicht beschlossen sind Pläne für einen Treppenaufgang an der Stelle des abgerissenen Hauses Mühlstraße 3 zu einem neuen Fußweg oberhalb der Stadtmauer durch den begrünten Terrassenhang zum Schulberg, zur Pfleghofstraße und beim Haus Tangente-Night zur oberen Mühlstraße. OB Boris Palmer befürwortet eine Sperrung der Mühlstraße für den Durchgangsverkehr auch von Süden, will dies aber nicht gegen einen ggf. anderslautenden Mehrheitswillen durchsetzen.

Quellen und Weiterführendes

  1. Kleine Tübinger Stadtgeschichte (Silberburg-Verlag, 2006, Seite 154)
  2. „Die Mühlstraße in Tübingen. Zierde der Stadt?“ Broschüre Stadtarchiv Tübingen (1990)
  3. Stadtchronik November 1993
  4. Schwäbisches Tagblatt, 3.12.2008
  5. Schwäbisches Tagblatt Jan. 2010

So sieht's der Vogel

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