Thiepval-Kaserne: Unterschied zwischen den Versionen
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Die '''Thiepval-Kaserne''' in der Nähe des [[Hauptbahnhof|Haupbahnhofes]], zwischen der [[Hegelstraße]] ([[B 28]]) und der [[Schellingstraße]] gelegen, wurde als erste Tübinger [[:Kategorie:Kaserne|Kaserne]] [[1873]] bis [[1875]] mit dem Geld aus französischen Kriegsreparationen gebaut. | Die '''Thiepval-Kaserne''' in der Nähe des [[Hauptbahnhof|Haupbahnhofes]], zwischen der [[Hegelstraße]] ([[B 28]]) und der [[Schellingstraße]] gelegen, wurde als erste Tübinger [[:Kategorie:Kaserne|Kaserne]] [[1873]] bis [[1875]] mit dem Geld aus französischen Kriegsreparationen gebaut. | ||
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== Geschichte <ref name="Schild">Schild auf dem Gelände in der Nähe des Fußgängertunnels zum [[Hauptbahnhof|Bahnhof]]. (Das Jahr des Friedensvertrag von Versailles wird irrtümlich mit 1914 angegeben)</ref> == | == Geschichte <ref name="Schild">Schild auf dem Gelände in der Nähe des Fußgängertunnels zum [[Hauptbahnhof|Bahnhof]]. (Das Jahr des Friedensvertrag von Versailles wird irrtümlich mit 1914 angegeben)</ref> == | ||
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* [[1945]]: Nach Kriegsende II. Kürassierregiment und XXIV. Chasseur-Regiment (service de materials) der franz. Armee. Außerdem Unterkunft für ehemalige polnische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter | * [[1945]]: Nach Kriegsende II. Kürassierregiment und XXIV. Chasseur-Regiment (service de materials) der franz. Armee. Außerdem Unterkunft für ehemalige polnische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter | ||
* [[1978]]: Abzug der [[Französische Garnison|französischen Garnison]] von diesem Standort | * [[1978]]: Abzug der [[Französische Garnison|französischen Garnison]] von diesem Standort | ||
* [[1980]]: Das Stabsgebäude wird vom [[Wohnprojekt Schellingstraße]] besetzt | * [[1980]]: Das Stabsgebäude wird vom [[Wohnprojekt Schellingstraße]] besetzt. | ||
* [[1981]] bis Oktober [[1989]]: Das Hauptgebäude dient als Sammellager für Asylbewerber. Danach zog eine zentrale Landesaufnahmestelle für Aussiedler aus Osteuropa dort ein.<ref>http://www.tuebingen.de/2319/176/211.html Tübinger Stadtchronik von 1989]</ref> | * [[1981]] bis Oktober [[1989]]: Das Hauptgebäude dient als Sammellager für Asylbewerber. Danach zog eine zentrale Landesaufnahmestelle für Aussiedler aus Osteuropa dort ein.<ref>http://www.tuebingen.de/2319/176/211.html Tübinger Stadtchronik von 1989]</ref> | ||
* [[2002]]: Umbau und Sanierung des Mannschaftsgebäudes (heute [[Finanzamt]], Rechnungsprüfungsamt und als Wohnraum) und der Nebengebäude. Mischnutzung mit privatem Wohnraum und gewerbliche Nutzung. | * [[2002]]: Umbau und Sanierung des Mannschaftsgebäudes (heute [[Finanzamt]], Rechnungsprüfungsamt und als Wohnraum) und der Nebengebäude. Mischnutzung mit privatem Wohnraum und gewerbliche Nutzung. | ||
* [[2004]]: Sanierung des ehemaligen Stabsgebäudes | * [[2004]]: Sanierung des ehemaligen Stabsgebäudes | ||
* [[2005]]: Der Vorplatz (früher Exerzierplatz) bleibt unbebaut und wird umgestaltet. Veranstaltungen sind dort möglich, z.B. fand schon mehrmals ein großer "Mittelalter-Markt" statt. | * [[2005]]: Der [[Thiepvalplatz|Vorplatz]] (früher Exerzierplatz) bleibt unbebaut und wird umgestaltet. Veranstaltungen sind dort möglich, z.B. fand schon mehrmals ein großer "Mittelalter-Markt" statt. | ||
== Architektur == | == Architektur == | ||
Es ist ein verputzter Backsteinbau mit Werksteingliederung im barocken Schlosstyp, stilistisch an Kastell- und Palastformen der italienischen Frührenaissance angelehnt. Architekten waren Alexander von Tritschler <ref>Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. - Neubearb., Baden-Württemberg II. München, Berlin 1997. S. 723</ref> <ref>[http://deu.archinform.net/arch/20932.htm archINFORM.net zu A. v. Tritschler]</ref> und Richard Otto Bok<ref name="Schild"></ref>. | Es ist ein verputzter Backsteinbau mit Werksteingliederung im barocken Schlosstyp, stilistisch an Kastell- und Palastformen der italienischen Frührenaissance angelehnt. Architekten waren Alexander von Tritschler <ref>Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. - Neubearb., Baden-Württemberg II. München, Berlin 1997. S. 723</ref> <ref>[http://deu.archinform.net/arch/20932.htm archINFORM.net zu A. v. Tritschler]</ref> und Richard Otto Bok <ref name="Schild"></ref>. Somit ist es ein Werk der [[Neorenaissance]]. | ||
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An einem alten Mauer-(Rest?) an der Hegelstraße ist eine steinerne Gedenktafel für die seit 1938 namensgebenden Leistungen in der Schlacht des Ersten Weltkrieges angebracht: | An einem alten Mauer-(Rest?) an der Hegelstraße ist eine steinerne Gedenktafel für die seit 1938 namensgebenden Leistungen in der Schlacht des Ersten Weltkrieges angebracht: | ||
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== So sieht's der Vogel == | == So sieht's der Vogel == | ||
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48.515055, 9.056999~ ~ ~ ~ ~Gedenktafel; | |||
Gedenktafel | 48.513712, 9.054419~ ~ ~ ~ ~Stabsgebäude; | ||
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48.514750, 9.054891~ ~ ~ ~ ~Wohngebäude | |||
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Ehemalige Funktion der bis 1914 gebauten Gebäude (lt. Schild auf dem Gelände in der Nähe des Fußgängertunnels zum Bahnhof) | |||
Ehemalige Funktion der bis 1914 gebauten Gebäude (lt. Schild auf dem Gelände in der Nähe des Fußgängertunnels zum Bahnhof) | |||
== Weitere Bilder == | == Weitere Bilder == | ||
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Thiepval-Kaserne Tübingen Frontansicht.jpg|Frontansicht der Thiepval-Kaserne | Thiepval-Kaserne Tübingen Frontansicht.jpg|Frontansicht der Thiepval-Kaserne | ||
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[[Datei:Stadtplan 1927 (Ausschnitt Infanteriekaserne).jpg|mini|Stadtplanausschnitt von [[1927]]]] | |||
[[Datei:Thiepval-Kaserne Tübingen.jpg|mini|Das Gebäude heute (Finanzamt u.a.)]] | |||
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[[Datei:SEnkrecht-Luftbild vom 21 2 2021.JPG|mini|Senkrecht-Luftbild vom Februar 2021]] | |||
== Literaturhinweise == | == Literaturhinweise == | ||
*Still gestanden? Die Geschichte einer alten Kaserne, hrsg. von Matthias Möller 2009 - [http://www.tuebingen.de/1520/1991.html Shop auf www.tübingen.de] - ISBN 978-3-910090-93-4 | *Still gestanden? Die Geschichte einer alten Kaserne, hrsg. von Matthias Möller 2009 - [http://www.tuebingen.de/1520/1991.html Shop auf www.tübingen.de] - ISBN 978-3-910090-93-4 | ||
== Weblinks == | ==Weblinks== | ||
*[http:// | *[http://franzosen-tuebingen.de/thiepval-kaserne/ Die Franzosen in Tübingen: Thiepval-Kaserne] | ||
*Kurt Oesterle: [http://www.kurt-oesterle.de/pdf/thiepval.pdf ''Wo der Krieg zum Weltkrieg wurde - ein Besuch in dem französischen Dorf Thiepval, im 90. Jahr nach der Somme-Schlacht''], Artikel (pdf) 2006 | |||
*[http:// | |||
Aktuelle Version vom 26. August 2022, 08:54 Uhr
Thiepvalkaserne | |
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Die Thiepval-Kaserne in der Nähe des Haupbahnhofes, zwischen der Hegelstraße (B 28) und der Schellingstraße gelegen, wurde als erste Tübinger Kaserne 1873 bis 1875 mit dem Geld aus französischen Kriegsreparationen gebaut.
![](/images/thumb/d/d3/Hauptbahnhof_Tuebingen.jpg/400px-Hauptbahnhof_Tuebingen.jpg)
Geschichte [1][Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1873-75: Die Kaserne wird als königliche Garnisonskaserne für das 7. Württembergische Infanterieregiment gebaut. Damals bereits errichtete Nebengebäude: Lazarett, Kohleschuppen, Stallungen, Aborte.
- 1913-14: Errichtung des Stabsgebäudes
- 1919: Nach dem Friedensvertrag von Versailles wird das deutsche Heer auf 100.000 Mann verkleinert. Die Infanterie-Kaserne, die nach dem Bau der Loretto-Kaserne als "alte Kaserne" bezeichnet wurde, wird in "Thiepval-Kaserne" umbenannt. Das Mannschaftsgebäude wird zivil als 47 Wohnungen mit 155-170 qm genutzt. Andere Quellen nennen 1938 als Umbenennungs-Jahr.
- 1919-26: Das Stabsgebäude wird von der Polizei, später als staatliche Ortspolizei bezeichnet, genutzt
- 1934: Sitz des I. und II. Bataillon des XIV. Infanterieregiments
- 1941-44: Sitz des Landsturm-Bataillon
- 1944: Reservelazarett
- 1945: Nach Kriegsende II. Kürassierregiment und XXIV. Chasseur-Regiment (service de materials) der franz. Armee. Außerdem Unterkunft für ehemalige polnische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter
- 1978: Abzug der französischen Garnison von diesem Standort
- 1980: Das Stabsgebäude wird vom Wohnprojekt Schellingstraße besetzt.
- 1981 bis Oktober 1989: Das Hauptgebäude dient als Sammellager für Asylbewerber. Danach zog eine zentrale Landesaufnahmestelle für Aussiedler aus Osteuropa dort ein.[2]
- 2002: Umbau und Sanierung des Mannschaftsgebäudes (heute Finanzamt, Rechnungsprüfungsamt und als Wohnraum) und der Nebengebäude. Mischnutzung mit privatem Wohnraum und gewerbliche Nutzung.
- 2004: Sanierung des ehemaligen Stabsgebäudes
- 2005: Der Vorplatz (früher Exerzierplatz) bleibt unbebaut und wird umgestaltet. Veranstaltungen sind dort möglich, z.B. fand schon mehrmals ein großer "Mittelalter-Markt" statt.
Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Es ist ein verputzter Backsteinbau mit Werksteingliederung im barocken Schlosstyp, stilistisch an Kastell- und Palastformen der italienischen Frührenaissance angelehnt. Architekten waren Alexander von Tritschler [3] [4] und Richard Otto Bok [1]. Somit ist es ein Werk der Neorenaissance.
Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Name der ehemaligen Kaserne erinnert an die Schlacht an der Somme im Ersten Weltkrieg in Frankreich und insbesondere an das stark umkämpfte Dorf Thiepval. - Vgl. auch Loretto-Kaserne.
Gedenktafel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
An einem alten Mauer-(Rest?) an der Hegelstraße ist eine steinerne Gedenktafel für die seit 1938 namensgebenden Leistungen in der Schlacht des Ersten Weltkrieges angebracht:
- Thiepval-Kaserne
- Zum Gedenken an die hervorragenden Leistungen
- des 10. Württ. Inf. Rgts. Nr. 180.
- im Weltkrieg. Insbesondere bei der heldenmutigen
- Verteidigung des Dorfes Thiepval ob der Ancre
- in der Sommeschlacht am 26. September 1916
· Bemerkung: Die Wörter "ob der Ancre" sind wegen sehr schlechter Lesbarkeit vermutet.[5]
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 Schild auf dem Gelände in der Nähe des Fußgängertunnels zum Bahnhof. (Das Jahr des Friedensvertrag von Versailles wird irrtümlich mit 1914 angegeben)
- ↑ http://www.tuebingen.de/2319/176/211.html Tübinger Stadtchronik von 1989]
- ↑ Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. - Neubearb., Baden-Württemberg II. München, Berlin 1997. S. 723
- ↑ archINFORM.net zu A. v. Tritschler
- ↑ Thiepval und Ancre auf einer Karte der Somme-Schlacht, - Wikipedia zum Fluss Ancre
So sieht's der Vogel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ehemalige Funktion der bis 1914 gebauten Gebäude (lt. Schild auf dem Gelände in der Nähe des Fußgängertunnels zum Bahnhof)
Weitere Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
![](/images/thumb/2/28/Stadtplan_1927_%28Ausschnitt_Infanteriekaserne%29.jpg/400px-Stadtplan_1927_%28Ausschnitt_Infanteriekaserne%29.jpg)
Literaturhinweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Still gestanden? Die Geschichte einer alten Kaserne, hrsg. von Matthias Möller 2009 - Shop auf www.tübingen.de - ISBN 978-3-910090-93-4