Wohnprojekt Schellingstraße

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Wohnprojekt Schellingstraße
AdresseSchellingstraße 6
72072 Tübingen
Webhttps://www.schellingstrasse.de/
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Das Wohnprojekt Schellingstraße ist ein auf dem Gelände der Thiepval-Kaserne angesiedeltes Wohn- und Kulturprojekt in der Schellingstraße, in dessen drei Häusern rund 110 Menschen gemeinschaftlich leben. Das Projekt ist Teil des Mietshäuser Syndikat.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hauptgebäude des Wohnprojektes wurde zu Beginn des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 als Stabsquartier der "Alten Kaserne" (wie das Thiepval-Areal damals hieß) errichtet. Nachdem das Garnisonslazarett der Kaserne (im heutigen Finanzamt) aus allen Nähten platzte, wurde im heutigen Garten des Wohnprojekes hilfsweise einige Baracken errichtet. In der Zeit der Weimarer Republik beherbergte das Gebäude zunächst die aus den Soldatenwehren und Sicherheitstruppen hervorgegangene Polizeiwehr (später "staatliche Ortspolizei"). Nach dem Umzug der Polizei nach Reutlingen im Jahre 1926 bezog die Standortverwaltung der Reichswehr Büros in dem Haus mit der damaligen Adresse "Militärstraße 6". Außerdem war die Heeresfachschule für Verwaltung und Wirtschaft sowie Landwirtschaft dort untergebracht.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde auch in Tübingen aufgerüstet: In die Kaserne zogen unter anderem Teile der 135. Infanteriedivision ein. Nach Kriegsende bezogen die Franzosen dort Quartier und blieben bis zum Jahre 1977. Das Gebäude fiel zunächst in den Besitz des Bundesverteidigungsministeriums.

Im Angesicht der katastrophalen Wohnraumsituation besetzten am 18. Juni 1980 die "Tübinger Stadtmusikanten" das Gebäude. Sie wollten dort ein "gemischtes Wohnprojekt für Studentlnnen, Berufstätige, Arbeitslose, SchülerInnen und Lehrlinge" entwickeln, so ein Flugblatt aus dieser Zeit. Einige Monate später wurde die Besetzung entsprechend der Tübinger Linie legalisiert: Das Studentenwerk Tübingen pachtete das Grundstück vom Bund und betrieb dort bis zum Jahre 2004 zumindest offiziell ein Wohnheim. Tatsächlich waren aber stets nur ein Teil der BewohnerInnen Studierende gewesen. In den Jahren 1984 und 1985 errichtete das Stuwe noch zwei weitere Gebäude auf dem Grundstück. Im Jahr 1999 gab der Bund bekannt, das Areal verkaufen zu wollen. Nach einer längeren Auseinandersetzung kauften die damaligen BewohnerInnen die drei Gebäude am 18. August 2004 mit Hilfe des Mietshäuser Syndikat. Im Jahr 2005 wurden die Häuser renoviert.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Hauptgebäude des Wohnprojektes steht unter strengem Denkmalschutz. Im Gegensatz zu dem mächtig anmutenden Gebäudekomplex des benachbarten Infanteriegebäudes wirkt das ehemalige Stabsgebäude eher wie ein Landschlösschen. Stilistisch ist das Gebäude dem rationalistischen Stil der Vormoderne zuzuordnen. Die beiden Flügel sind streng von Ost nach West ausgerichtet. Typisch ist ein halbrunde Treppenerker, der in Richtung des Tübinger Schlosses ausgerichtet ist, sowie ein deutlich hervortretender Mittelrisalit. Die Geschossdecken bestehen aus Stahlbeton - eine Bauweise, die zu Anfang des 20. Jahrhunderts eher ungewöhnlich war. Vermutlich wollte das Militär einen möglichst stabilen Gebäudekörper schaffen, der auch Angriffen mit für die damalige Zeit modernen Waffen standhalten konnte.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Möller, Matthias (Hrsg.): Still gestanden? Die Geschichte einer alten Kaserne, Tübingen 2009, ISBN: 978-3-910090-93-4
  • Denkmalstiftung Baden-Württemberg, Publikation 4/2007

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]