Wurster & Dietz
Die Firma Wurster & Dietz, später EWD, gab als Gründungsdatum 1867 an. In jenem Jahr hatte der in Böblingen geborene Julius Wurster (1846—1921) in Altshausen in Oberschwaben nach einjähriger Tätigkeit bei der Firma Gebrüder Sulzer in Winterthur eine mechanische Werkstatt gegründet. Nach der 1872 erfolgten Eheschließung mit Katharina Sailer (Seiler) aus Tübingen suchte er auf Drängen der Schwiegereltern nach einem nahegelegenen Standort und konnte 1874 in Derendingen bei Tübingen eine Mühle erwerben. Gemeinsam mit seinem Schwager Karl Seiler (1847—1885) gründete er die als "Wurster und Seiler, mechanische Werkstätte und Sägmühle, Derendingen bei Tübingen" firmierende Maschinenfabrik.[1] Nach der 1897 erfolgten Eheschließung der Tochter Elisabeth Wurster mit Paul Dietz (1862—1943) trat dieser in das Unternehmen ein, das 1911 durch eine eigene Eisengießerei ergänzt wurde. Seit 1916 lautete die Firma Wurster und Dietz. Sie produzierte Sägewerkstechnik, die in viele einst mit Wasserkraft, später elektrisch, angetriebene Sägemühlen eingebaut wurde. Im eigenen Dampfsägewerk Julius Wurster konnten vor Ort bis zur 1990 erfolgten Stilllegung die Erzeugnisse erprobt und vorgeführt werden.
Auf dem einstigen Firmengelände stehen heute die Gebäude des Derendinger Mühlenviertels.
Firmengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1877 Produktion von Gattersägen
- 1899 trat Paul Dietz (vgl. Paul-Dietz-Straße) bei Wurster & Seiler ein
- 1911 Inbetriebnahme einer Gießerei
- 1916 Namensänderung in Wurster & Dietz. Im selben Jahr brannte das Sägewerk ab.[2]
- 1923 Herstellung einer Kistennagelmaschine
- 1940 einer Propellerfräsmaschine
- 1964 Produktion Schwinggatter GDZ
- 1971 Sortier- und Stapelanlage für Schnittholz
- 1975 einer Kombination von Spaner und Gattersäge
- 1976 eines automatischen Säumers
- 1980 Spaner
- 1985 flexible Spanerlinie als Maschinenanlage
Zu den Begriffen: Früher arbeiteten Sägemühlen, Sägewerke mit Gattersägen. Heute gibt es auch Kreissägemaschinen zum Auftrennen der Baumstämme. Nachdem ein Stamm vertikal in die gewünschten Maße geteilt wurde schneiden Säumer, das sind (Doppel-) Besäum-Kreissägen die Stücke seitlich in (meist) rechtwinkligem Querschnitt zu Brettern, Bohlen, Kanthölzern in Breite zu. Bei manchen Brettern z.B. rustikalen Zaunbrettern wird der runde Außenrand belassen. Anschließend häckselt ein Zerspaner die Abfall-Randstreifen zu Hackschnitzeln. Diese werden zu Pellets gepresst, dienen der Zellstoffproduktion oder als Falldämpfer Für Spielplätze.
Eine 1930/31 gebaute Gattersäge befindet sich in der Albmühle/Walzmühle in Stetten u.H.
Esterer WD GmbH & Co[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1997 Gründung von Esterer WD (EWD) als Zusammenschluss von Esterer AG Altötting und Wurster&Dietz
- 1999 Verlegung des Firmensitz nach Rottenburg, Esterer AG.
Die Esterer WD ist/war ein Gemeinschaftsunternehmen, aus dem Wurster & Dietz 2005 wieder ausstieg.[3] Firmensitz ist neben Altötting Reutlingen. 80 Prozent des Umsatzes werden außerhalb Deutschlands erzielt. Esterer WD ist neben Linck Holzverarbeitung in Oberkirch (Baden) einer der Marktführer in diesem Segment der deutschen Spezialmaschinenbaubranche.
Die Esterer WD ist ein weltweit tätiger Komplettanbieter, System- und Technologieführer[4] für Sägewerksanlagen mit den Schwerpunkten Russland, Südamerika, Mitteleuropa, Australien und China.[5]
Mühlenviertel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die alten Fabrikgebäude wurden ab April 2005 für das Neubauquartier Mühlenviertel abgerissen. Einzig das große und diagonal stehende Gebäude des früheren Maschinenmagazins durfte stehen bleiben.[6]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Eintrag im Handelsregister beim Amtsgericht Tübingen vom 4. März 1881.
- ↑ Chronik auf der Unternehmens-Webseite www.ewd.de
- ↑ Handelsregister des AG Stuttgart HRA 381451
- ↑ Siemens: Krumme Säge perfekt im Blick - Verteiltes Visualisierungskonzept sichert höchste Verfügbarkeit - Holz-Zentralblatt 5/09, 2016, aufgerufen am 28. November 2016
- ↑ Wirtschaftsforum: Esterer WD - Sägen möglichst ohne Verlust 2016, aufgerufen am 27. November 2016
- ↑ Tübinger Stadtchronik von 2005
Weitere Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wurster & Seiler, Derendingen bei Tübingen, Reklamemarke Sägewerksmaschinen, Goldene Medaille, 1913
Karte heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
So sah's der Vogel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
2009: Brachgelände nach dem Firmenumzug und dem Abriss der Fabrikgebäude. Auf diesem Luftbild ist noch der diagonale Verlauf einstiger Werkgleise am Magazin vorbei Richtung Haltepunkt Derendingen zu sehen.
