Hans Herb: Unterschied zwischen den Versionen

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[[1966]], nach Anteilsabwicklung des Geschäftshauses Neckargasse, und dem ihm zu Lebenszeit übertragenen Erbe seiner Mutter Helene Herb, zog Hans Herb mit der Drogerie samt Inventar des Gründungsjahres '''1878''' bestehend aus Apothekermöbeln, Glasvitrinen, Originalbehältnissen aus Glas, Keramik, Holz, in das neu erworbene Geschäftshaus [[Kirchgasse]] 10 um.
[[1966]], nach Anteilsabwicklung des Geschäftshauses Neckargasse, und dem ihm zu Lebenszeit übertragenen Erbe seiner Mutter Helene Herb, zog Hans Herb mit der Drogerie samt Inventar des Gründungsjahres '''1878''' bestehend aus Apothekermöbeln, Glasvitrinen, Originalbehältnissen aus Glas, Keramik, Holz, in das neu erworbene Geschäftshaus [[Kirchgasse]] 10 um.
Die Außenfassade des Erdgeschosses Kirchgasse 10 wurde 1964/65 durch Heinrich Niemeyer umgestaltet, so dass diese in einem Dreieck unter die ursprüngliche Hausfassade zurückversetzt, einen Unterstand mit Schaufensterfläche im Eingangsbereich bot. (s. Jubiläumsfoto 2003) Dieser Unterstand wurde ab 1983 an Händler verpachtet. Im EG links firmierten diverse Imbiss-Anbieter – zuletzt Murat Dogans Döner-Imbiss. Es konnten so Umsatzeinbußen ausgeglichen, die Drogerie erhalten werden. Das Schaufenster der Drogerie Herbs, wegen der Stände davor tagsüber kaum mehr einsehbar (s. Bildergalerie) – war als Einkaufsort für Drogerieartikel nur noch wenigen Stammkunden bekannt.
Die Außenfassade des Erdgeschosses Kirchgasse 10 wurde 1964/65 durch Heinrich Niemeyer umgestaltet, so dass diese in einem Dreieck unter die ursprüngliche Hausfassade zurückversetzt, einen Unterstand mit Schaufensterfläche im Eingangsbereich bot. (s. Jubiläumsfoto 2003) Dieser Unterstand wurde ab 1983 an Händler verpachtet. Im EG links firmierten diverse Imbiss-Anbieter – zuletzt Murat Dogans Döner-Imbiss. Es konnten so Umsatzeinbußen ausgeglichen, die Drogerie erhalten werden. Die Drogerie Herbs, wegen der Stände davor tagsüber kaum mehr einsehbar (s. Bildergalerie) – war als Einkaufsort für Drogerieartikel nur noch wenigen Stammkunden bekannt.
Sie, diese Tante Emma einer Drogerie, war die letzten Jahre ihres Bestehens mitten in der Tübinger Altstadt v. a. Ort menschlicher Begegnungen, und Treffpunkt für Gespräche mit Urgestein Hans Herb, von einem Freund auch bezeichnet als ''Zeitentschleuniger'', schlicht aber nur: Drogist, Menschenfreund und Weltenbummler.
Sie, diese Tante Emma einer Drogerie, war die letzten Jahre ihres Bestehens mitten in der Tübinger Altstadt v. a. Ort menschlicher Begegnungen, und Treffpunkt für Gespräche mit Urgestein Hans Herb, von einem Freund auch bezeichnet als ''Zeitentschleuniger'', schlicht aber nur: Drogist, Menschenfreund und Weltenbummler.



Version vom 26. Februar 2016, 09:19 Uhr

Portrait von Hans Herb aus dem Jahr 2006
Jubiläumsfoto 2003: 125 Jahre Drogerie Müller & Co (v.l.n.r ): Hans Herb mit seinem Bruder dem Drogistengehilfen Helmut Herb, sowie Karl Nill, ehemaliger Lehrling Eugen Herbs
Hans Herb 1982 vor seiner Drogerie im Gespräche mit einer Frau an der Theke des HotDog Imbiss im selben Haus. (Foto: Wolf-Dieter Nill)
Hans Herb vor der Drogerie Müller & Co., 1980


Hans Herb (* 18. Juli 1931 Tübingen, † 20. Februar 2009) war gelernter Drogist und Mitbegründer der Partei Die Grünen in Tübingen.

Geschichte

Hans Herb, von Tübingern liebevoll der lange Hans genannt, war der Inhaber der ehemaligen Kolonialwaren und Medizinaldrogerie Müller & Co in der Kirchgasse 10, unweit von der Stiftskirche entfernt. Der gebürtige Tübinger gehörte in seiner Jugend mit den Architekten Wolfgang Oed und Heinrich Niemeyer zu dem Freundeskreis um den schwäbischen Dichter und ehemaligen Tagblatt- Redakteur Fritz Holder. Niemeyer baute für Herb und seine Familie in den 1960ern in der unteren Neckarhalde eines seiner ersten, damals ungewöhnlichen Häuser.

Die im Jahre 1878 von Otto Kappis gegründete Drogerie in der damals so benannten Neckarstraße Ecke Clinicumsgasse, wurde um 1900 von Jakob Müller 1862-1922, genannt Kappis-Müller, erworben. 1900 wurde ihm vom Württembergischen Hof der Titel eines Königlichen Hoflieferanten verliehen. Im Jahre 1922 übernahm der studierte Chemiker Eugen Roman Herb, 1888-1963 – der die Stieftochter Jakob Müllers, Helene Bertha Katharina Herb, geb. Schulden 1900-1990, heiratete, die inzwischen renommierte Drogerie am sogenannten Kappiseck.

Ab dann hieß diese: Drogerie Müller & Co, Inhaber: Eugen Herb. Aus der Ehe kamen 3 Söhne, 1931 der jüngste Sohn Hans Werner Herb zur Welt. Seine Ausbildung zum Drogisten machte Hans Herb bei seinem Vater. Bis zu seinem Tod 1963, führte Eugen Herb die Geschäfte der Drogerie Müller & Co in der Neckargasse.

1966, nach Anteilsabwicklung des Geschäftshauses Neckargasse, und dem ihm zu Lebenszeit übertragenen Erbe seiner Mutter Helene Herb, zog Hans Herb mit der Drogerie samt Inventar des Gründungsjahres 1878 bestehend aus Apothekermöbeln, Glasvitrinen, Originalbehältnissen aus Glas, Keramik, Holz, in das neu erworbene Geschäftshaus Kirchgasse 10 um. Die Außenfassade des Erdgeschosses Kirchgasse 10 wurde 1964/65 durch Heinrich Niemeyer umgestaltet, so dass diese in einem Dreieck unter die ursprüngliche Hausfassade zurückversetzt, einen Unterstand mit Schaufensterfläche im Eingangsbereich bot. (s. Jubiläumsfoto 2003) Dieser Unterstand wurde ab 1983 an Händler verpachtet. Im EG links firmierten diverse Imbiss-Anbieter – zuletzt Murat Dogans Döner-Imbiss. Es konnten so Umsatzeinbußen ausgeglichen, die Drogerie erhalten werden. Die Drogerie Herbs, wegen der Stände davor tagsüber kaum mehr einsehbar (s. Bildergalerie) – war als Einkaufsort für Drogerieartikel nur noch wenigen Stammkunden bekannt. Sie, diese Tante Emma einer Drogerie, war die letzten Jahre ihres Bestehens mitten in der Tübinger Altstadt v. a. Ort menschlicher Begegnungen, und Treffpunkt für Gespräche mit Urgestein Hans Herb, von einem Freund auch bezeichnet als Zeitentschleuniger, schlicht aber nur: Drogist, Menschenfreund und Weltenbummler.

Seit 1872 besteht die Geschäftsform Drogerie. Diese gestattete dem Drogisten – wie schon dem Apotheker – laut kaiserlicher Verordnung vom 15.03.1872, mit Gift- und Heilkräutern zu handeln. Ab den 1960ern wich die Drogerie mehr und mehr dem neu aufkommenden Geschäftsmodell der Drogeriemärkte. Das vielfältige Wissen des Drogisten in der Drogen- und Kräuterkunde, der Botanik, das fundierte chemische Wissen, der Alchemie – allesamt Berufsgrundlagen dieses anspruchsvollen Ausbildungsberufes – verschwand bis heute vollständig.

Die letzten 3 Jahrzehnte der Drogerie Müller & Co bis zu ihrer Schließung 2009 ein Gruschtladen mit Museumsreife, von Hans Herb selbst so benannt, war übersät mit Fläschchen, Dosen, Pülverchen, Essenzen und Chemikalien. Hans Herb selbst war ein Original, der alles fand und offenbar auch alles hatte. (siehe Weblinks und Bildergalerie)

Hans Herb war Friedensaktivist und Mitbegründer der Tübinger Grünen. 1979 wurde er in die bundesweit erste, fünfköpfige grüne Kreistagsfraktion gewählt. Zehn Jahre gehörte er dem Gremium an. 2003 war das 125-jährige Gründungsjubiläum der Drogerie Müller & Co.


Dokumentation

2003 produzierte das SWR-Fernsehen unter dem Titel: "Seife, Puder, Mäusetod: Die Geschichte der Drogerie Müller & Co" eine Dokumentation über Hans Herb und seinen Laden.

Aus dem Tübinger Stadtbild war Hans Herb zwischen den prallgefüllten Regalen in seinem Laden sitzend, nicht wegzudenken. Er verstarb unerwartet im Februar 2009, kurz nach seinem Bruder Helmut Herb, 1929-2008, der als Drogistengehilfe bis 2004 im Laden präsent war.


Abschied vom langen Hans und seiner Drogerie Müller & Co

Am 16. September 2009, gab es in der Drogerie Müller & Co eine Gedenkfeier mit Rezitation, Musik und Begegnungen im Gedenken an Hans Herb.

Mitwirkende

Presseartikel zur Veranstaltung Boot vorm Kamin getrocknet, Schwäbisches Tagblatt (18. September 2009)

Bildergalerie


Einzelhinweise


Weblinks