Gedenkstein für den unbekannten Kriegsdienstverweigerer

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Der Gedenkstein für den unbekannten Kriegsdienstverweigerer wurde vom Albert Mayr (* 1956 in Kempten[1]) einem ehemaligen Steinmetz, Aktionskünstler und Total-Wehrdienstverweigerer geschaffen. Er steht nun an der Ecke Wankheimer Täle / Mirabeauweg im Französischen Viertel.

Auf dem Stein steht unter zwei Händen die sich an Gitterstäben festhalten die Widmung:

Dem unbekannten Kriegsdienstverweigerer, 8. Mai 1985

Albert Mayr verweigerte den Wehrdienstverweigerung ohne entsprechende Anerkennungsverfahren und wurde dafür mit sechs Monaten Gefängnis bestraft. Der Gedenkstein zeigt mit den beiden Händen an den Gitterstäben offensichtlich seinen Gefängnisaufenthalt symbolisch. Während der Friedensbewegung der 80iger Jahre gab es in West-Deutschland einige junge Männer die den Dienst an der Waffe ablehnten und nicht als Verweigerer zum Ersatzdienst zugelassen wurden. Außerdem gab es auch einige, die den Wehr- und Ersatzdienst komplett ablehnten und daher in aller Regel mit Gefängnisaufenthalten bestraft wurden.
Für das Datum "8. Mai 1985" ist keine Begründung in Erfahrung zu bringen.


Geschichte

Der Gedenkstein wurde vom Albert Mayr selber geschaffen und heimlich am Vorabend vor der Einweihung der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche am 21. April 1985 dort einbetoniert. Bereits am 1. Mai musste er selber den Stein wieder demontieren.

Nach einigen Diskussionen wurde der Stein dann Mitte Juni 1985 vor dem Jugendhaus der Gemeinde versetzt und mit einer kleinen Stele und erklärendem Text ergänzt. Als 1990 wurde der Gedenkstein wegen des Neubaus des Gemeindezentrums demontiert und im Keller der Kindergartens eingelagert. Ein Studentenpfarrer der in Rottenburg eine Pfarrstelle antrat wurde auf Beschluss des Kirchengemeinderates der Stein zur Aufstellung überlassen, da man diesen Stein in der Gemeinde nicht mehr aufstellen wollte.

Im Pfarrgarten in Rottenburg wurde der Stein mit der erklärenden Stele aufgestellt. Jedoch im Zuge von Renovierungsarbeiten kam der Stein zum Bauschutt. Der jetzige Pfarrer rettete den Stein und lagerte ihn in seinem Garten.

Das Schwäbische Tagblatt berichtete im September/Oktober 2015 im Rottenburger Teil über den mittlerweile vergessenen Gedenkstein. Es wurde von drei Bürgern schriftlich an den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer die Bitte angetragen, diesen Stein im Französischen Viertel beim Platz des unbekannten Deserteurs wieder aufzustellen. Alternativ wurde auch die während der Friedensbewegung der 80iger Jahre genutzte Umgebung der Jakobuskirche als alternativer Standort ins Gespräch gebracht.

Die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde und die Jakobuskirche waren der Idee zugetan und favorisierten die Aufstellung am Platz des unbekannten Deserteurs.

Der Künstler und Urheber wurde kontaktiert und man bekam von ihm seine Zustimmung. Am 20. Januar 2016 wurde die Aufstellung beschlossen.

Nach kurzen Vorarbeiten an einem Betonfundament wurde der Stein dann im 23. September 2016 aufgestellt.


Quellen