Gedenkstein für den unbekannten Kriegsdienstverweigerer: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Gedenkstein für den unbekannten Kriegsdienstverweigerer''' wurde vom [[Albert Mayr]] (* 1956 in Kempten<ref>[http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Fuer-Unwissende-kaum-zu-finden-stehen-tief-im-Schoenbuch-Findlinge-von-Steinmetz-Albert-Mayr-301326.html Schwäbisches Tagblatt vom 31.08.2016 "Für Unwissende kaum zu finden, stehen tief im Schönbuch Findlinge von Steinmetz Albert Mayr"]</ref>) einem ehemaligen Steinmetz, Aktionskünstler und Total-Wehrdienstverweigerer geschaffen. Er steht nun an der Ecke [[Wankheimer Täle]] / [[Mirabeauweg]] im [[Französisches Viertel|Französischen Viertel]].
[[Datei:Gedenkstein zur Erinnerung an den Unbekannten Kriegsdienstverweigerer Tübingen.jpg|mini|Hinweisschild zum Denkmal vom Sommer 2019]]
Der '''Gedenkstein für den unbekannten Kriegsdienstverweigerer''' wurde von [[Albert Mayr]] (* [[1956]] in Kempten<ref>[http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Fuer-Unwissende-kaum-zu-finden-stehen-tief-im-Schoenbuch-Findlinge-von-Steinmetz-Albert-Mayr-301326.html Schwäbisches Tagblatt vom 31.08.2016 "Für Unwissende kaum zu finden, stehen tief im [[Schönbuch]] Findlinge von Steinmetz Albert Mayr"]</ref>) einem ehemaligen Steinmetz, Aktionskünstler und Wehrdienst-Totalverweigerer geschaffen. Er steht nun an der Ecke [[Wankheimer Täle]] / [[Mirabeauweg]] im [[Französisches Viertel|Französischen Viertel]].


Auf dem Stein steht unter zwei Händen die sich an Gitterstäben festhalten die Widmung:<br>
Auf dem Stein steht unter zwei Händen,die sich an Gitterstäben festhalten, die Widmung:<br>
:''Dem unbekannten Kriegsdienstverweigerer, 8. Mai 1985''
:''Dem unbekannten Kriegsdienstverweigerer, [[8. Mai]] [[1985]]''




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Der Gedenkstein zeigt mit den beiden Händen an den Gitterstäben offensichtlich seinen Gefängnisaufenthalt symbolisch.<br>
Der Gedenkstein zeigt mit den beiden Händen an den Gitterstäben offensichtlich seinen Gefängnisaufenthalt symbolisch.<br>
Für das Datum "8. Mai 1985" ist keine Begründung in Erfahrung zu bringen.
Für das Datum "8. Mai 1985" ist keine explizite Begründung in Erfahrung zu bringen, der historische Bezug auf den 40. Jahrestag der Kapitulation des deutschen Reiches und damit das Kriegsende des zweiten Weltkrieges in Deutschland  spricht jedoch für sich.




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Der Gedenkstein wurde vom Albert Mayr selber geschaffen und heimlich am Vorabend vor der Einweihung der [[Dietrich-Bonhoeffer-Kirche]] am [[21. April]] [[1985]] dort einbetoniert. Bereits am [[1. Mai]] musste er selber den Stein wieder demontieren.
Der Gedenkstein wurde vom Albert Mayr selber geschaffen und heimlich am Vorabend vor der Einweihung der [[Dietrich-Bonhoeffer-Kirche]] am [[21. April]] [[1985]] dort einbetoniert. Bereits am [[1. Mai]] musste er selber den Stein wieder demontieren.


Nach einigen Diskussionen wurde der Stein dann Mitte Juni 1985 vor dem Jugendhaus der Gemeinde versetzt und mit einer kleinen Stele und erklärendem Text ergänzt. Als [[1990]] wurde der Gedenkstein wegen des Neubaus des Gemeindezentrums demontiert und im Keller der Kindergartens eingelagert. Ein Studentenpfarrer der in [[Rottenburg]] eine Pfarrstelle antrat wurde auf Beschluss des Kirchengemeinderates der Stein zur Aufstellung überlassen, da man diesen Stein in der Gemeinde nicht mehr aufstellen wollte.
Nach einigen Diskussionen wurde der Stein dann Mitte Juni 1985 vor dem Jugendhaus der Gemeinde versetzt und mit einer kleinen Stele und erklärendem Text ergänzt. Als [[1990]] wurde der Gedenkstein wegen des Neubaus des Gemeindezentrums demontiert und im Keller der Kindergartens eingelagert. Ein Studentenpfarrer, der in [[Rottenburg]] eine Pfarrstelle antrat, wurde auf Beschluss des Kirchengemeinderates der Stein zur Aufstellung überlassen, da man diesen in der Gemeinde nicht mehr aufstellen wollte.


Im Pfarrgarten in Rottenburg wurde der Stein mit der erklärenden Stele aufgestellt. Jedoch im Zuge von Renovierungsarbeiten kam der Stein zum Bauschutt. Der jetzige Pfarrer rettete den Stein und lagerte ihn in seinem Garten.
Im Pfarrgarten in Rottenburg wurde der Gedenkstein mit der erklärenden Stele aufgestellt. Jedoch kam er im Zuge von Renovierungsarbeiten zum Bauschutt. Der jetzige Pfarrer rettete den Stein und lagerte ihn in seinem Garten.


Das [[Schwäbisches Tagblatt|Schwäbische Tagblatt]] berichtete im September und Oktober<ref>[http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Unangemessen-249687.html Schwäbisches Tagblatt vom 16.10.2015 "Unangemessen"]</ref> [[2015]] im Rottenburger Teil über den mittlerweile vergessenen Gedenkstein. Es wurde von drei Bürgern schriftlich an den Tübinger [[:Kategorie: Oberbürgermeister|Oberbürgermeister]] [[Boris Palmer]] die Bitte angetragen, diesen Stein im [[Französisches Viertel|Französischen Viertel]] beim [[Platz des unbekannten Deserteurs]] wieder aufzustellen. Alternativ wurde auch die während der Friedensbewegung der 80iger Jahre genutzte Umgebung der [[Jakobuskirche]] als alternativer Standort ins Gespräch gebracht.
Das [[Schwäbisches Tagblatt|Schwäbische Tagblatt]] berichtete im September und Oktober<ref>[http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Unangemessen-249687.html Schwäbisches Tagblatt vom 16.10.2015 "Unangemessen"]</ref> [[2015]] im Rottenburger Teil über den mittlerweile vergessenen Gedenkstein. Es wurde von drei Bürgern schriftlich an den Tübinger [[:Kategorie: Oberbürgermeister|Oberbürgermeister]] [[Boris Palmer]] die Bitte angetragen, diesen Stein im [[Französisches Viertel|Französischen Viertel]] beim [[Platz des unbekannten Deserteurs]] wieder aufzustellen. Alternativ wurde auch die während der Friedensbewegung der 80iger Jahre genutzte Umgebung der [[Jakobuskirche]] als alternativer Standort ins Gespräch gebracht.
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Die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde und die Jakobuskirche waren der Idee zugetan und favorisierten die Aufstellung am Platz des unbekannten Deserteurs.
Die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde und die Jakobuskirche waren der Idee zugetan und favorisierten die Aufstellung am Platz des unbekannten Deserteurs.


Der Künstler und Urheber wurde kontaktiert und man bekam von ihm seine Zustimmung. Am [[20. Januar]] 2016 wurde die Aufstellung beschlossen.
Der Künstler und Urheber wurde kontaktiert und gab seine Zustimmung. Am [[20. Januar]] [[2016]] wurde die Aufstellung beschlossen. Nach kurzen Vorarbeiten an einem Betonfundament wurde der Stein dann im [[23. September]] 2016 aufgestellt. Das Foto oben im Infokasten zeigt ihn am Tag nach der Aufstellung.


Nach kurzen Vorarbeiten an einem Betonfundament wurde der Stein dann im 23. September 2016 aufgestellt.
Im Sommer [[2019]] wurde an der in der Nähe stehenden Laterne ein Hinweisschild montiert, dass dieses Denkmal nun vor Ort wie folgt erklärt:
{{Zitat|'''Gedenkstein zur Erinnerung an den Unbekannten Kriegsdienstverweigerer'''
 
Mit diesem Stein aus dem Jahr 1985 erinnert der Steinmetz und Aktionskünstler Albert Mayr an die pazifistische Haltung der Kriegsdienstverweigerer in der Bundesrepublik. Nicht weit von hier wurden kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges "Wehrkraftzersetzer" und Desserteure erschossen. Auch daran erinnert der Stein.
 
[http://www.tuebingen.de/geschichtspfad www.tuebingen.de/geschichtspfad]|Hinweisschild an der Laterne neben dem Gedenkstein}}


==Quellen==
==Quellen==
<references />
<references />
* [https://www.tuebingen.de/gemeinderat/vo0050.php?__kvonr=6558 Gemeinderatsvorlagen für den Ausschuss für Kultur, Bildung und Soziales am 20. Januar 2016]
* [https://www.tuebingen.de/gemeinderat/vo0050.php?__kvonr=6558 Gemeinderatsvorlagen für den Ausschuss für Kultur, Bildung und Soziales am 20. Januar 2016]
* Schwäbisches Tagblatt vom 3. Februar 2016 "Der Denkstein kehrt zurück"
* Schwäbisches Tagblatt vom 3. Februar 2016: "Der Denkstein kehrt zurück"




[[Kategorie:Französisches Viertel]]
[[Kategorie:Französisches Viertel]]
[[Kategorie:Denkmal]]
[[Kategorie:Denkmal]]

Aktuelle Version vom 25. Januar 2021, 09:43 Uhr


Gedenkstein für den unbekannten Kriegsdienstverweigerer
Gedenkstein für den Unbekannten Kriegsdienstverweigerer in Tübingen.jpg
MaterialNaturstein
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Hinweisschild zum Denkmal vom Sommer 2019

Der Gedenkstein für den unbekannten Kriegsdienstverweigerer wurde von Albert Mayr (* 1956 in Kempten[1]) einem ehemaligen Steinmetz, Aktionskünstler und Wehrdienst-Totalverweigerer geschaffen. Er steht nun an der Ecke Wankheimer Täle / Mirabeauweg im Französischen Viertel.

Auf dem Stein steht unter zwei Händen,die sich an Gitterstäben festhalten, die Widmung:

Dem unbekannten Kriegsdienstverweigerer, 8. Mai 1985


Albert Mayr wurde bei Verhandlungen 1977 in Kempten und 1979 in Augsburg nicht als Wehrdienstverweiger zum Ersatzdienst zugelassen. Er verweigerte den Wehrdienst und wurde am 19. Mai 1980 vom Amtsgericht Bruchsal dafür zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt[2]. Sein Fall wurde von Amnesty International Deutschland im Jahresbericht 1981 erwähnt [1].

Der Gedenkstein zeigt mit den beiden Händen an den Gitterstäben offensichtlich seinen Gefängnisaufenthalt symbolisch.
Für das Datum "8. Mai 1985" ist keine explizite Begründung in Erfahrung zu bringen, der historische Bezug auf den 40. Jahrestag der Kapitulation des deutschen Reiches und damit das Kriegsende des zweiten Weltkrieges in Deutschland spricht jedoch für sich.


Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gedenkstein wurde vom Albert Mayr selber geschaffen und heimlich am Vorabend vor der Einweihung der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche am 21. April 1985 dort einbetoniert. Bereits am 1. Mai musste er selber den Stein wieder demontieren.

Nach einigen Diskussionen wurde der Stein dann Mitte Juni 1985 vor dem Jugendhaus der Gemeinde versetzt und mit einer kleinen Stele und erklärendem Text ergänzt. Als 1990 wurde der Gedenkstein wegen des Neubaus des Gemeindezentrums demontiert und im Keller der Kindergartens eingelagert. Ein Studentenpfarrer, der in Rottenburg eine Pfarrstelle antrat, wurde auf Beschluss des Kirchengemeinderates der Stein zur Aufstellung überlassen, da man diesen in der Gemeinde nicht mehr aufstellen wollte.

Im Pfarrgarten in Rottenburg wurde der Gedenkstein mit der erklärenden Stele aufgestellt. Jedoch kam er im Zuge von Renovierungsarbeiten zum Bauschutt. Der jetzige Pfarrer rettete den Stein und lagerte ihn in seinem Garten.

Das Schwäbische Tagblatt berichtete im September und Oktober[3] 2015 im Rottenburger Teil über den mittlerweile vergessenen Gedenkstein. Es wurde von drei Bürgern schriftlich an den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer die Bitte angetragen, diesen Stein im Französischen Viertel beim Platz des unbekannten Deserteurs wieder aufzustellen. Alternativ wurde auch die während der Friedensbewegung der 80iger Jahre genutzte Umgebung der Jakobuskirche als alternativer Standort ins Gespräch gebracht.

Die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde und die Jakobuskirche waren der Idee zugetan und favorisierten die Aufstellung am Platz des unbekannten Deserteurs.

Der Künstler und Urheber wurde kontaktiert und gab seine Zustimmung. Am 20. Januar 2016 wurde die Aufstellung beschlossen. Nach kurzen Vorarbeiten an einem Betonfundament wurde der Stein dann im 23. September 2016 aufgestellt. Das Foto oben im Infokasten zeigt ihn am Tag nach der Aufstellung.

Im Sommer 2019 wurde an der in der Nähe stehenden Laterne ein Hinweisschild montiert, dass dieses Denkmal nun vor Ort wie folgt erklärt:


Gedenkstein zur Erinnerung an den Unbekannten Kriegsdienstverweigerer

Mit diesem Stein aus dem Jahr 1985 erinnert der Steinmetz und Aktionskünstler Albert Mayr an die pazifistische Haltung der Kriegsdienstverweigerer in der Bundesrepublik. Nicht weit von hier wurden kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges "Wehrkraftzersetzer" und Desserteure erschossen. Auch daran erinnert der Stein.

www.tuebingen.de/geschichtspfad

Hinweisschild an der Laterne neben dem Gedenkstein


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]