Eberhardskirche: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Eberhardskirche.JPG|mini|Ansicht von der [[Paulinenstraße]] aus, 2012.]]
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Die evangelische '''Eberhardskirche''' in der [[Eugenstraße]] 28 ist eine [[1910]] bis [[1911]] von [[Martin Elsaesser]] erbaute Kirche hauptsächlich aus rotem Klinker. Sie ist in der Sichtachse der [[Ulrichstraße]] platziert.  
Die evangelische '''Eberhardskirche''' in der [[Eugenstraße]] 28 ist eine [[1910]] bis [[1911]] von [[Martin Elsaesser]] erbaute Kirche hauptsächlich aus rotem Klinker. Sie ist in der Sichtachse der [[Ulrichstraße]] platziert. Die Kirche wurde als schlichter "Betsaal" ohne Turm und bunte Fenster gestaltet und nach [[Graf Eberhard im Bart]] benannt.


Die Kirche wurde als schlichter "Betsaal" gestaltet und nach [[Graf Eberhard im Bart]] benannt. Erst [[1961]] kamen ein frei stehender Beton-Glockenturm und das Gemeindehaus dazu, in den 70er Jahren ein Kindergarten. Das Kirchenschiff wurde 1966-68 durch den Architekten [[Ulrich Reinhardt]], der auch die [[Martinskirche]] (1955) erbaute,  modernisiert. Dabei wurde u.a. der Chorraum erhöht und der niedrige Bogen davor durch eine hohe trapezförmige Öffnung ersetzt. Dieser Umbau wird heute teilweise kritisch gesehen, er habe den von Elsaesser erdachten Charakter des Saals zu sehr verändert. Z.B. gelten die farbigen Betonglasfenster zwar als kunstvoll, aber sie nehmen dem Innenraum auch viel vom Tageslicht. Solche Fenster waren besonders in den 1950er/60er Jahren 'in Mode' und relativ weit verbreitet. Die Umgestaltung durch Reinhardt "mit den Betonglas-Fenstern von Gisela Dreher-Richels stellte den Versuch dar, zeitgemäßen Transzendenzbedürfnissen einen gestalterischen Ausdruck zu geben – mit einem bis heute ästhetisch umstrittenen wie theologisch herausfordernden Resultat." <ref>[https://schaff-verlag.de/produkt/martin-elsaesser-bauheft-11-die-eberhardskirche-in-tuebingen/ ''Martin Elsaesser Bauheft 11: Die Eberhardskirche in Tübingen''], schaff-verlag.de, 2010</ref>


Vier Kanzelsteine aus der Entstehungszeit der Kirche symbolisieren die vier Evangelien, heute befinden sie sich im Eingangsbereich. Ein großes Kreuzigungsbild von [https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4te_Schaller-H%C3%A4rlin Käthe Schaller-Härlin] (1877-1973) ist als Altarbild heute vor der Chorapsis aufgehängt. Es war ursprünglich über dem ehemaligen Chorbogen angebracht, dessen Wand mit einem grün-grauen Flächendekor des späten [[Jugendstil]]s geschmückt war (siehe auch Abbildung im Video). Auch das Gemälde zeigt Anklänge an diesen Stil.  "Architekt Elsaesser hat Kanzel, Altar und Taufstein auf eine Linie gebracht, um deutlich zu machen: Wort und Sakrament haben das gleiche Gewicht. So wird Theologie zur Architektur. Das hat man bei der Renovierung in den 1960er Jahren schon nicht mehr verstanden und wieder geändert." (Dekanin Kling- de Lazzer, 2011 im Videoclip).
==Planungsphase==
Im Juli [[1909]] wurden die Ausführungspläne vom Dekan Karl August Elsaesser, dem Vater des Architekten Martin Elsaessers, als Vertreter der Bauherren unterschrieben.<ref name=”Elsaesser-Buch”>[https://schaff-verlag.de/produkt/martin-elsaesser-bauheft-11-die-eberhardskirche-in-tuebingen/ ''Martin Elsaesser Bauheft 11: Die Eberhardskirche in Tübingen''], Schaff-Verlag Hamburg, 2020, ISBN 978-3-944405-49-0</ref> Die Baugenehmigung wurde am [[30. November]] 1909 erteilt.<ref name=”Elsaesser-Buch”></ref>




Zum '''100jährigen Jubiläum''' [[2011]] wurde eine besondere Veranstaltungsreihe und eine Ausstellung geboten. Es erschien eine 268-seitige Festschrift ''Kirche im Jenseits - Kirche im Diesseits, 100 Jahre Eberhardskirche'', die sich ausführlich mit der Geschichte der Gemeinde und des Kirchenbaus befasst.  
==Ergänzungen und Umbauten==
Erst [[1961]] kamen ein frei stehender Beton-Glockenturm und das Gemeindehaus dazu, in den 70er Jahren ein Kindergarten. Das Kirchenschiff wurde [[1966]]-[[1968|68]] durch den Architekten [[Ulrich Reinhardt]], der auch die [[Martinskirche]] ([[1955]]) erbaute,  modernisiert. Dabei wurde u.a. der Chorraum erhöht und der niedrige Bogen davor durch eine hohe trapezförmige Öffnung ersetzt. Dieser Umbau wird heute teilweise kritisch gesehen, er habe den von Elsaesser erdachten Charakter des Saals zu sehr verändert. Z.B. gelten die farbigen Betonglasfenster zwar als kunstvoll, aber sie nehmen dem Innenraum auch viel vom Tageslicht. Solche Fenster waren besonders in den 1950er/60er Jahren 'in Mode' und relativ weit verbreitet. Die Umgestaltung durch Reinhardt "mit den Betonglas-Fenstern von Gisela Dreher-Richels stellte den Versuch dar, zeitgemäßen Transzendenzbedürfnissen einen gestalterischen Ausdruck zu geben – mit einem bis heute ästhetisch umstrittenen wie theologisch herausfordernden Resultat." <ref name=”Elsaesser-Buch”></ref>


Vier Kanzelsteine aus der Entstehungszeit der Kirche symbolisieren die vier Evangelien, heute befinden sie sich im Eingangsbereich.  Ein großes Kreuzigungsbild von [https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4te_Schaller-H%C3%A4rlin Käthe Schaller-Härlin] (1877-1973) ist als Altarbild heute vor der Chorapsis aufgehängt. Es war ursprünglich über dem ehemaligen Chorbogen angebracht, dessen Wand mit einem grün-grauen Flächendekor des späten [[Jugendstil]]s geschmückt war (siehe auch Abbildung im Video). Auch das Gemälde zeigt Anklänge an diesen Stil.  "Architekt Elsaesser hat Kanzel, Altar und Taufstein auf eine Linie gebracht, um deutlich zu machen: Wort und Sakrament haben das gleiche Gewicht. So wird Theologie zur Architektur. Das hat man bei der Renovierung in den 1960er Jahren schon nicht mehr verstanden und wieder geändert." (Dekanin Kling- de Lazzer, 2011 im Videoclip).
== 100jähriges Jubiläum==
Zum 100jährigen Jubiläum [[2011]] wurde eine besondere Veranstaltungsreihe und eine Ausstellung geboten. Es erschien eine 268-seitige Festschrift ''Kirche im Jenseits - Kirche im Diesseits, 100 Jahre Eberhardskirche'', die sich ausführlich mit der Geschichte der Gemeinde und des Kirchenbaus befasst.





Version vom 29. April 2021, 16:19 Uhr


Eberhardskirche (seit 1911-02-26)
Eberhardskirche-tuebingen.jpg
Andachtsstätte
AdresseEugenstraße 30
72072 Tübingen
Webhttps://www.eberhardskirche.de
ArchitektMartin Elsaesser
Die Eberhardskirche auf einer alten Postkarte, Südseite am Volksgarten
Ansicht von der Paulinenstraße aus, 2012.

Die evangelische Eberhardskirche in der Eugenstraße 28 ist eine 1910 bis 1911 von Martin Elsaesser erbaute Kirche hauptsächlich aus rotem Klinker. Sie ist in der Sichtachse der Ulrichstraße platziert. Die Kirche wurde als schlichter "Betsaal" ohne Turm und bunte Fenster gestaltet und nach Graf Eberhard im Bart benannt.


Planungsphase

Im Juli 1909 wurden die Ausführungspläne vom Dekan Karl August Elsaesser, dem Vater des Architekten Martin Elsaessers, als Vertreter der Bauherren unterschrieben.[1] Die Baugenehmigung wurde am 30. November 1909 erteilt.[1]


Ergänzungen und Umbauten

Erst 1961 kamen ein frei stehender Beton-Glockenturm und das Gemeindehaus dazu, in den 70er Jahren ein Kindergarten. Das Kirchenschiff wurde 1966-68 durch den Architekten Ulrich Reinhardt, der auch die Martinskirche (1955) erbaute, modernisiert. Dabei wurde u.a. der Chorraum erhöht und der niedrige Bogen davor durch eine hohe trapezförmige Öffnung ersetzt. Dieser Umbau wird heute teilweise kritisch gesehen, er habe den von Elsaesser erdachten Charakter des Saals zu sehr verändert. Z.B. gelten die farbigen Betonglasfenster zwar als kunstvoll, aber sie nehmen dem Innenraum auch viel vom Tageslicht. Solche Fenster waren besonders in den 1950er/60er Jahren 'in Mode' und relativ weit verbreitet. Die Umgestaltung durch Reinhardt "mit den Betonglas-Fenstern von Gisela Dreher-Richels stellte den Versuch dar, zeitgemäßen Transzendenzbedürfnissen einen gestalterischen Ausdruck zu geben – mit einem bis heute ästhetisch umstrittenen wie theologisch herausfordernden Resultat." [1]

Vier Kanzelsteine aus der Entstehungszeit der Kirche symbolisieren die vier Evangelien, heute befinden sie sich im Eingangsbereich. Ein großes Kreuzigungsbild von Käthe Schaller-Härlin (1877-1973) ist als Altarbild heute vor der Chorapsis aufgehängt. Es war ursprünglich über dem ehemaligen Chorbogen angebracht, dessen Wand mit einem grün-grauen Flächendekor des späten Jugendstils geschmückt war (siehe auch Abbildung im Video). Auch das Gemälde zeigt Anklänge an diesen Stil. "Architekt Elsaesser hat Kanzel, Altar und Taufstein auf eine Linie gebracht, um deutlich zu machen: Wort und Sakrament haben das gleiche Gewicht. So wird Theologie zur Architektur. Das hat man bei der Renovierung in den 1960er Jahren schon nicht mehr verstanden und wieder geändert." (Dekanin Kling- de Lazzer, 2011 im Videoclip).


100jähriges Jubiläum

Zum 100jährigen Jubiläum 2011 wurde eine besondere Veranstaltungsreihe und eine Ausstellung geboten. Es erschien eine 268-seitige Festschrift Kirche im Jenseits - Kirche im Diesseits, 100 Jahre Eberhardskirche, die sich ausführlich mit der Geschichte der Gemeinde und des Kirchenbaus befasst.


Video

Videoclip zum Jubiläumsjahr:


Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Martin Elsaesser Bauheft 11: Die Eberhardskirche in Tübingen, Schaff-Verlag Hamburg, 2020, ISBN 978-3-944405-49-0


Stimmen dazu

Besonders schön finde ich die riesige Platane vor der Kirche - bei Sonnenschein und blauem Himmel ist es einfach toll, dort hoch zu schauen - zum Beispiel von der Sitzbank aus. (Südstadtbewohner 2009, 39 Jahre)

Turm der Eberhardskirche

So sieht's der Vogel

Eberhardskirche von Osten. Man erkennt am Chor die zugemauerten Fenster und den Aufsatz mit Betonglasfenstern.
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