Tübinger Königsgesellschaft Roigel: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Sinner-Tübingen-Garten der Schlossküferei-1867.jpg|mini|Der Garten der [[Schlossküferei]] um [[1867]]]]
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Burschenschaftlich gesinnte Stiftsstudenten gründeten die '''Tübinger Königsgesellschaft Roigel''' am 28. Oktober [[1838]]. Der Wahlspruch ist "Circulus fratrum regis vivat!" und die Farben sind ''schwarz-gold-rot'' der burschenschaftlichen Bewegung, deren Ziele die Verbindung ursprünglich verfolgte. Die Verbindung hat ein eigenes Haus, das sogenannte Roigel-Haus in der [[Burgsteige]] 20.
Burschenschaftlich gesinnte Stiftsstudenten gründeten die '''Tübinger Königsgesellschaft Roigel''' am 28. Oktober [[1838]]. Der Wahlspruch ist "Circulus fratrum regis vivat!" und die Farben sind ''schwarz-gold-rot'' der burschenschaftlichen Bewegung, deren Ziele die Verbindung ursprünglich verfolgte. Die Verbindung hat ein eigenes Haus, das sogenannte Roigel-Haus in der [[Burgsteige]] 20.
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==Name==
==Name==


Der Name „Königsgesellschaft“ leitet sich von dem Gründungslokal ab, dem „Gasthaus zum König“, an dessen Stelle heute das [[Parkhaus König]] steht. Aus der satirisch gebrauchten französischen Bezeichnung „Société Royale“ entstand schließlich der schwäbische Spitzname „Roigel“, der in den 1840er Jahren als Bestandteil des Namens angenommen wurde.
Der Name „Königsgesellschaft“ leitet sich von dem Gründungslokal ab, dem [[Gasthof zum König]], an dessen Stelle heute das [[Parkhaus König]] steht. Aus der satirisch gebrauchten französischen Bezeichnung „Société Royale“ entstand schließlich der schwäbische Spitzname „Roigel“, der in den 1840er Jahren als Bestandteil des Namens angenommen wurde.


==Ziele==
==Ziele==
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==Haus==
==Haus==


''Das 1904 von den Architekten [[Paul Schmohl]] und [[Georg Stähelin]] errichtete Roigelhaus ist eines der bekanntesten [[Verbindungshäuser]] Tübingens, nicht zuletzt wegen seiner Lage in der [[Burgsteige]] 20 unmittelbar vor dem [[Schloss Hohentübingen|Schlossportal]]. Es gehört der „Königsgesellschaft“, einer [[1838]] von Studenten des Tübinger [[Evangelisches Stift|Evangelischen Stift]]s gegründeten, nicht schlagenden Verbindung, deren Name auf ihr ursprüngliches Versammlungslokal, das „Gasthaus zum [[Parkhaus König#Geschichte|König]]“, hinweist. An der Stelle des Neubaus hatte seit dem ausgehenden Mittelalter die „[[Schlossküferei]]“ gestanden, deren weithin sichtbares, mächtiges Krüppelwalmdach das Tübinger Stadtbild mit prägte und auf den berühmten Stadtansichten des [[17. Jahrhundert]]s von Pfister, Ramsler und Merian deutlich zu sehen ist.''  (Quelle: [https://www.bauforschung-bw.de/Objekt/341211359429/Roigel_-_Haus/72070/Tuebingen/Burgsteige/20/Roigel_-_Haus.html Bauforschung zum Roigel-Haus])  
''Das 1904 von den Architekten [[Schmohl & Stähelin|Paul Schmohl und Georg Stähelin]] errichtete Roigelhaus ist eines der bekanntesten [[Verbindungshäuser]] Tübingens, nicht zuletzt wegen seiner Lage in der [[Burgsteige]] 20 unmittelbar vor dem [[Schloss Hohentübingen|Schlossportal]]. Es gehört der „Königsgesellschaft“, einer [[1838]] von Studenten des Tübinger [[Evangelisches Stift|Evangelischen Stift]]s gegründeten, nicht schlagenden Verbindung, deren Name auf ihr ursprüngliches Versammlungslokal, den „[[Gasthof zum König]]“, hinweist. An der Stelle des Neubaus hatte seit dem ausgehenden Mittelalter die „[[Schlossküferei]]“ gestanden, deren weithin sichtbares, mächtiges Krüppelwalmdach das Tübinger Stadtbild mit prägte und auf den berühmten Stadtansichten des [[17. Jahrhundert]]s von Pfister, Ramsler und Merian deutlich zu sehen ist.''  (Quelle: [https://www.bauforschung-bw.de/Objekt/341211359429/Roigel_-_Haus/72070/Tuebingen/Burgsteige/20/Roigel_-_Haus.html Bauforschung zum Roigel-Haus]) <br>
Das Gebäude ist außen wie innen weitgehend original erhalten. Der große Kneipsaal hat als einziger in einem Tübinger Verbindungshaus Fenster sowohl zum Neckar- als auch zum Ammertal.


==Garten und Kegelbahn==
==Garten und Kegelbahn==  


Über den Garten mit der Kegelbahn hat [[Eduard Mörike]] ein treffliches Gedicht verfasst:
Die einzigartige historische [[Kegeln|Kegelbahn]] mit Fachwerküberbau stammt von (gesichert) [[1789]] und ist noch original erhalten. Eine Kegelbahn (möglicherweise ein Vorgänger) wurde jedoch bereits 1643 und 1680 erwähnt. Sie gilt als die älteste Freiluft-Kegelbahn im süddeutschen Raum und wurde 2015 saniert. Auch die alte mechanische Technik ist noch funktionstüchtig. Erst in den 1970er Jahren kam eine einfache Elektrik hinzu.<ref>Führung am 22.10.2016</ref> Der kleine Kneipraum über der Bahn, in dem u.a. auch Eduard Mörike eine Zeitlang wohnte, wird „Rattenkull“ genannt.<ref>„Rattenkull“: benannt nach einem früheren Studenten namens Kull, der hier (um 1910) auch einmal gewohnt hatte und sich dort in einem Traum von Ratten verfolgt sah... (Führung 22.10.16)</ref> Die Kegelbahn ist nur bei besonderen Führungen öffentlich zu besichtigen.


Eduard Mörike <br>
Über den Garten mit der Kegelbahn hat der 23-jährige [[Eduard Mörike]] ein treffliches Gedicht verfasst (1827):
'''Des Schloßküpers Geister zu Tübingen'''  <br>
''Ballade, beim Weine zu singen''  <br>


Ins alten Schloßwirts Garten <br>
{{Zitat|
Da klingt schon viele Jahr kein Glas; <br>
<poem>Ins alten Schloßwirts Garten
Kein Kegel fällt, keine Karten, <br>
Da klingt schon viele Jahr kein Glas;
Wächst aber schön lang Gras. <br>
Kein Kegel fällt, keine Karten,
Wächst aber schön lang Gras.


Ich mutterseelalleine  <br>
Ich mutterseelalleine   
Setzt mich an einen langen Tisch;  <br>
Setzt mich an einen langen Tisch;   
Der Schloßwirt regt die Beine,  <br>
Der Schloßwirt regt die Beine,   
Vom Roten bringt er frisch.  <br>
Vom Roten bringt er frisch.   


Und läßt sich zu mir nieder;  <br>
Und läßt sich zu mir nieder;   
Von alten Zeiten redt man viel,  <br>
Von alten Zeiten redt man viel,   
Man seufzet hin und wieder;  <br>
Man seufzet hin und wieder;   
Der Schöpplein wird kein Ziel.  <br>
Der Schöpplein wird kein Ziel.   


Da nun der Tag gegangen,  <br>
Da nun der Tag gegangen,   
Der Schloßwirt sagt kein Wörtlein mehr;  <br>
Der Schloßwirt sagt kein Wörtlein mehr;   
Neun Lichter tät er langen,  <br>
Neun Lichter tät er langen,   
Neun Stühle setzt er her.  <br>
Neun Stühle setzt er her.   


Als wie zum größten Feste  <br>
Als wie zum größten Feste   
Auftischt er, daß die Tafel kracht:  <br>
Auftischt er, daß die Tafel kracht:   
Was kämen noch für Gäste?  <br>
Was kämen noch für Gäste?   
Ist doch schier Mitternacht!  <br>
Ist doch schier Mitternacht!   


Der Narr, was kann er wollen?  <br>
Der Narr, was kann er wollen?   
Er macht sich an die Kugelbahn,  <br>
Er macht sich an die Kugelbahn,   
Läßt eine Kugel rollen,  <br>
Läßt eine Kugel rollen,   
Ein Höllenlärm geht an.  <br>
Ein Höllenlärm geht an.   


Es fahren gar behende  <br>
Es fahren gar behende   
Acht Kegel hinterm Brett herauf,  <br>
Acht Kegel hinterm Brett herauf,   
Schrein: »Hagel und kein Ende!  <br>
Schrein: »Hagel und kein Ende!   
Wer Teufel weckt uns auf?«  <br>
Wer Teufel weckt uns auf?«   


Und waren acht Studiosen,  <br>
Und waren acht Studiosen,   
Wohl aus der Zopf- und Puderzeit:  <br>
Wohl aus der Zopf- und Puderzeit:   
Rote Röcklein, kurze Hosen,  <br>
Rote Röcklein, kurze Hosen,   
Und ganz charmante Leut.  <br>
Und ganz charmante Leut.   


Die sehen mit Ergetzen  <br>
Die sehen mit Ergetzen   
Den edelen Karfunkelwein;  <br>
Den edelen Karfunkelwein;   
Gleich täten sie sich letzen  <br>
Gleich täten sie sich letzen   
Und zechen und juchhein.  <br>
Und zechen und juchhein.   


Den Wirt erbaut das wenig;  <br>
Den Wirt erbaut das wenig;   
Er sprach: »Ihr Herren, wollt verzeihn:  <br>
Er sprach: »Ihr Herren, wollt verzeihn:   
Wo ist der Schoppenkönig?  <br>
Wo ist der Schoppenkönig?   
Wann seid ihr denn zu neun?«  <br>
Wann seid ihr denn zu neun?«   


»Ach Küper, lieber Küper,  <br>
»Ach Küper, lieber Küper,   
Wie machest uns das Herze schwer!  <br>
Wie machest uns das Herze schwer!   
Wohl funfzig Jahr und drüber  <br>
Wohl funfzig Jahr und drüber   
Begraben lieget er.  <br>
Begraben lieget er.   


Gott hab den Herren selig  <br>
Gott hab den Herren selig   
Mit seiner roten Habichtsnas!  <br>
Mit seiner roten Habichtsnas!   
Regierete so fröhlich,  <br>
Regierete so fröhlich,   
Kam tags auf sieben Maß.  <br>
Kam tags auf sieben Maß.   


Einst tät er uns bescheiden,  <br>
Einst tät er uns bescheiden,   
Sprach: ›Männiglich kennt mein Gebot,  <br>
Sprach: ›Männiglich kennt mein Gebot,   
Den Gerstensaft zu meiden;  <br>
Den Gerstensaft zu meiden;   
Man büßet's mit dem Tod.  <br>
Man büßet's mit dem Tod.   


Mit ein paar lausigen Dichtern  <br>
Mit ein paar lausigen Dichtern   
Traf man beim sauren Bier euch an,  <br>
Traf man beim sauren Bier euch an,   
Versteht sich, nudelnüchtern,  <br>
Versteht sich, nudelnüchtern,   
Wohl auf der Kugelbahn.  <br>
Wohl auf der Kugelbahn.   


Kommt also her, ihr Lümmel!‹ –  <br>
Kommt also her, ihr Lümmel!‹ –   
Er zog sein' Zauberstab herfür –  <br>
Er zog sein' Zauberstab herfür –   
Wir stürzten wie vom Himmel –  <br>
Wir stürzten wie vom Himmel –   
Acht Kegel waren wir!  <br>
Acht Kegel waren wir!   


Jetzt ging es an ein Hudeln,  <br>
Jetzt ging es an ein Hudeln,   
Ein' hölzern' König man uns gab,  <br>
Ein' hölzern' König man uns gab,   
Doch schoß man nichts wie Pudel,  <br>
Doch schoß man nichts wie Pudel,   
Da schafften sie uns ab.  <br>
Da schafften sie uns ab.   


Nun dauert es nicht lange,  <br>
Nun dauert es nicht lange,   
So zieht das Burschenvolk einmal <br>
So zieht das Burschenvolk einmal  
Aufs Schloß, mit wildem Sange,  <br>
Aufs Schloß, mit wildem Sange,   
Zum König in den Saal:  <br>
Zum König in den Saal:   


›Wir wolln dich Lands verweisen,  <br>
›Wir wolln dich Lands verweisen,   
So du nicht schwörest ab den Wein;  <br>
So du nicht schwörest ab den Wein;   
Bierkönig sollt du heißen!‹  <br>
Bierkönig sollt du heißen!‹   
– Er aber saget: ›Nein;  <br>
– Er aber saget: ›Nein;   


Da habt ihr meine Krone!  <br>
Da habt ihr meine Krone!   
An mir ist Hopfen und Malz verlorn.‹ –  <br>
An mir ist Hopfen und Malz verlorn.‹ –   
So stieg er von dem Throne  <br>
So stieg er von dem Throne   
In seinem edlen Zorn.  <br>
In seinem edlen Zorn.   


Für Kummer und für Grämen  <br>
Für Kummer und für Grämen   
Der Herre wurde krank und alt,  <br>
Der Herre wurde krank und alt,   
Zerfiele wie ein Scheinen  <br>
Zerfiele wie ein Scheinen   
Und holt der Tod ihn bald,  <br>
Und holt der Tod ihn bald,   


Mit Purpur ward gezieret  <br>
Mit Purpur ward gezieret   
Sein Leichnam als ein König groß;  <br>
Sein Leichnam als ein König groß;   
Ein tief Gewölb man führet  <br>
Ein tief Gewölb man führet   
Zu Tübingen im Schloß.  <br>
Zu Tübingen im Schloß.   


Vier schwarze Edelknaben  <br>
Vier schwarze Edelknaben   
Sein' Becher trugen vor der Bahr;  <br>
Sein' Becher trugen vor der Bahr;   
Der ist mit ihm begraben,  <br>
Der ist mit ihm begraben,   
War doch von Golde gar,  <br>
War doch von Golde gar,   


Damals ward prophezeiet,  <br>
Damals ward prophezeiet,   
Wenn nur erst hundert Jahr herum,  <br>
Wenn nur erst hundert Jahr herum,   
Da würde der Thron erneuet  <br>
Da würde der Thron erneuet   
Vom alten Königtum.  <br>


So müssen wir halt warten,  <br>
Vom alten Königtum.   
Bis daß die Zeit erfüllet was;  <br>
Und in des Schloßwirts Garten  <br>
Derweil wächst langes Gras<br>


Ach Küper, lieber Küper,  <br>
So müssen wir halt warten, 
Jetzt geige du uns wieder heim!  <br>
Bis daß die Zeit erfüllet was; 
Die Nacht ist schier vorüber:  <br>
Und in des Schloßwirts Garten 
Acht Kegel müssen wir sein.«  <br>
Derweil wächst langes Gras. 
 
Ach Küper, lieber Küper,   
Jetzt geige du uns wieder heim!   
Die Nacht ist schier vorüber:   
Acht Kegel müssen wir sein.«   
 
Der Schloßwirt nimmt die Geigen 
Und streicht ein Deo Gloria, 
Sie tanzen einen Reigen – 
Und keiner ist mehr da.</poem>
|'''Des Schloßküpers Geister zu Tübingen''', ''Ballade, beim Weine zu singen'', Eduard Mörike}}
 
== Weitere Bilder ==
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Datei:Vor dem Roigelhaus an selbiger Stelle.JPG|Gemälde der alten Schlossküferei
Datei:Tübingen-Nachtwächter.jpg|Wetterfahne mit Nachtwächter auf dem Roigelhaus
Datei:0663 Albert Kallee.jpg|Albert Kallee
Datei:Gasthof zum König.jpg|[[Gasthof zum König]]
Datei:Karl Kolb.JPG|[[Karl Kolb]], 1868
Datei:Schiler, Königsgesellschaft Roigel, Tübingen, WS1886-87.JPG|
Datei:JW Hornung - Erich Schairer, Königsgesellschaft Roigel (SS 1906).jpg|
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== Bekannte Mitglieder (Auswahl) ==
* Karl Barth (1886–1968), Theologe, Mitbegründer der Bekennenden Kirche, „Kirchenvater des 20. Jahrhunderts“
* [[Josef Eberle]], Herausgeber der Stuttgarter Zeitung, Ehrenroigel
* Erich Ehrlinger, Jurist, SS-Obersturmbannführer, Massenmörder
* [[Robert-Gradmann-Weg|Robert Gradmann]], Pfarrer, Geograph, Botaniker und Landeskundler
* [[Fritz Haussmann]], Verwaltungswissenschaftler, nach dem Zweiten Weltkrieg Oberbürgermeister von Tübingen
* Ferdinand Ritter von Hochstetter, Geograph und Geologe, Teilnehmer der Novara-Expedition und Erforscher von Neuseeland
* [[Eugen Nägele]], Naturschützer, Gründungsmitglied des Deutschen Jugendherbergswerks und des [[Schwäbischer Albverein|Schwäbischen Albvereins]]
* [[Payerstraße|Friedrich von Payer]], Reichstagsabgeordneter und Vizekanzler
* [[Gustav Pressel]], Komponist (Weserlied)
* [[Christoph von Sigwart]], Theologe und Philosoph in Tübingen
* [[Bernward Vesper]] (1938-71), Schriftsteller (1962 ausgetreten), Lebensgefährte von [[Gudrun Ensslin]]
 
== Literatur ==
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Biastoch Martin Biastoch]: ''Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung''. Contubernium - Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Bd. 44. Sigmaringen 1996 ISBN 3-51508-022-8


Der Schloßwirt nimmt die Geigen  <br>
Und streicht ein Deo Gloria,  <br>
Sie tanzen einen Reigen –  <br>
Und keiner ist mehr da.  <br>
==Weblinks==
==Weblinks==
*[http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCbinger_K%C3%B6nigsgesellschaft_Roigel Königsgesellschaft Roigel auf Wikipedia]
*[http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCbinger_K%C3%B6nigsgesellschaft_Roigel Königsgesellschaft Roigel auf Wikipedia]
*[http://www.roigel.com/ Website der Königsgesellschaft Roigel]
*[http://www.roigel.com/ Website der Königsgesellschaft Roigel]  
*[http://www.tradition-mit-zukunft.de/community/couleurinfo/ort,T%FCbingen.html Tradition mit Zukunft: Tübingen]
*[http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Die-Denkmalstiftung-bezuschusst-die-Instandsetzung-228604.html ''Die Denkmalstiftung bezuschusst die Instandsetzung'', Tagblatt-Artikel über die Kegelbahn, 13.7.2015]


==Quellen==
==Quellen, Anmerkungen==
<references />
<references />


[[Kategorie:Verbindung]] [[Kategorie:Studentenverbindung]] [[Kategorie:Gebäude]] [[Kategorie:Verbindungshaus]] [[Kategorie:Architektur]] [[Kategorie:Altstadt]] [[Kategorie:Schlossberg]]
[[Kategorie:Studentenverbindung]] [[Kategorie:Gebäude]] [[Kategorie:Verbindungshaus]] [[Kategorie:Architektur]] [[Kategorie:Altstadt]] [[Kategorie:Schlossberg]] [[Kategorie:Gedicht]]

Aktuelle Version vom 9. August 2023, 23:57 Uhr



Roigel
Roigelhaus Tübingen.jpg
Studentenverbindung Vereinigung
AdresseBurgsteige 20
72070 Tübingen
Webhttps://www.roigel.com/
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Detail am Fachwerk des Roigel-Hauses
Kegelbahn mit "Villa Rattenkull" am Roigelhaus
Die Kegelbahn, restauriert und voll funktionsfähig 2017
Glasfenster im Treppenhaus
Im großen Saal
Garten des Roigelhauses mit Kegelbahn auf einer alten Postkarte
Der Vorgängerbau des Roigelhauses: die mittelalterliche Schlossküferei, Foto von 1874
Der Garten der Schlossküferei um 1867
Roigelhaus - Der König sei's Panier

Burschenschaftlich gesinnte Stiftsstudenten gründeten die Tübinger Königsgesellschaft Roigel am 28. Oktober 1838. Der Wahlspruch ist "Circulus fratrum regis vivat!" und die Farben sind schwarz-gold-rot der burschenschaftlichen Bewegung, deren Ziele die Verbindung ursprünglich verfolgte. Die Verbindung hat ein eigenes Haus, das sogenannte Roigel-Haus in der Burgsteige 20.

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name „Königsgesellschaft“ leitet sich von dem Gründungslokal ab, dem Gasthof zum König, an dessen Stelle heute das Parkhaus König steht. Aus der satirisch gebrauchten französischen Bezeichnung „Société Royale“ entstand schließlich der schwäbische Spitzname „Roigel“, der in den 1840er Jahren als Bestandteil des Namens angenommen wurde.

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nicht-schlagende Verbindung pflegt die Freundschaft untereinander und die Verbundenheit zum Schwabenland. Wichtige Ziele sind der Kneiphumor und die witzige Unterhaltung, besonders in "Gazetten", d.h. selbst verfassten Gedichten und Karikaturen bei den Kneipen und Spuzen.[1]

Haus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 1904 von den Architekten Paul Schmohl und Georg Stähelin errichtete Roigelhaus ist eines der bekanntesten Verbindungshäuser Tübingens, nicht zuletzt wegen seiner Lage in der Burgsteige 20 unmittelbar vor dem Schlossportal. Es gehört der „Königsgesellschaft“, einer 1838 von Studenten des Tübinger Evangelischen Stifts gegründeten, nicht schlagenden Verbindung, deren Name auf ihr ursprüngliches Versammlungslokal, den „Gasthof zum König“, hinweist. An der Stelle des Neubaus hatte seit dem ausgehenden Mittelalter die „Schlossküferei“ gestanden, deren weithin sichtbares, mächtiges Krüppelwalmdach das Tübinger Stadtbild mit prägte und auf den berühmten Stadtansichten des 17. Jahrhunderts von Pfister, Ramsler und Merian deutlich zu sehen ist. (Quelle: Bauforschung zum Roigel-Haus)
Das Gebäude ist außen wie innen weitgehend original erhalten. Der große Kneipsaal hat als einziger in einem Tübinger Verbindungshaus Fenster sowohl zum Neckar- als auch zum Ammertal.

Garten und Kegelbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die einzigartige historische Kegelbahn mit Fachwerküberbau stammt von (gesichert) 1789 und ist noch original erhalten. Eine Kegelbahn (möglicherweise ein Vorgänger) wurde jedoch bereits 1643 und 1680 erwähnt. Sie gilt als die älteste Freiluft-Kegelbahn im süddeutschen Raum und wurde 2015 saniert. Auch die alte mechanische Technik ist noch funktionstüchtig. Erst in den 1970er Jahren kam eine einfache Elektrik hinzu.[2] Der kleine Kneipraum über der Bahn, in dem u.a. auch Eduard Mörike eine Zeitlang wohnte, wird „Rattenkull“ genannt.[3] Die Kegelbahn ist nur bei besonderen Führungen öffentlich zu besichtigen.

Über den Garten mit der Kegelbahn hat der 23-jährige Eduard Mörike ein treffliches Gedicht verfasst (1827):


Ins alten Schloßwirts Garten
Da klingt schon viele Jahr kein Glas;
Kein Kegel fällt, keine Karten,
Wächst aber schön lang Gras.

Ich mutterseelalleine
Setzt mich an einen langen Tisch;
Der Schloßwirt regt die Beine,
Vom Roten bringt er frisch.

Und läßt sich zu mir nieder;
Von alten Zeiten redt man viel,
Man seufzet hin und wieder;
Der Schöpplein wird kein Ziel.

Da nun der Tag gegangen,
Der Schloßwirt sagt kein Wörtlein mehr;
Neun Lichter tät er langen,
Neun Stühle setzt er her.

Als wie zum größten Feste
Auftischt er, daß die Tafel kracht:
Was kämen noch für Gäste?
Ist doch schier Mitternacht!

Der Narr, was kann er wollen?
Er macht sich an die Kugelbahn,
Läßt eine Kugel rollen,
Ein Höllenlärm geht an.

Es fahren gar behende
Acht Kegel hinterm Brett herauf,
Schrein: »Hagel und kein Ende!
Wer Teufel weckt uns auf?« 

Und waren acht Studiosen,
Wohl aus der Zopf- und Puderzeit:
Rote Röcklein, kurze Hosen,
Und ganz charmante Leut.

Die sehen mit Ergetzen
Den edelen Karfunkelwein;
Gleich täten sie sich letzen
Und zechen und juchhein.

Den Wirt erbaut das wenig;
Er sprach: »Ihr Herren, wollt verzeihn:
Wo ist der Schoppenkönig?
Wann seid ihr denn zu neun?« 

»Ach Küper, lieber Küper,
Wie machest uns das Herze schwer!
Wohl funfzig Jahr und drüber
Begraben lieget er.

Gott hab den Herren selig
Mit seiner roten Habichtsnas!
Regierete so fröhlich,
Kam tags auf sieben Maß.

Einst tät er uns bescheiden,
Sprach: ›Männiglich kennt mein Gebot,
Den Gerstensaft zu meiden;
Man büßet's mit dem Tod.

Mit ein paar lausigen Dichtern
Traf man beim sauren Bier euch an,
Versteht sich, nudelnüchtern,
Wohl auf der Kugelbahn.

Kommt also her, ihr Lümmel!‹ –
Er zog sein' Zauberstab herfür –
Wir stürzten wie vom Himmel –
Acht Kegel waren wir!

Jetzt ging es an ein Hudeln,
Ein' hölzern' König man uns gab,
Doch schoß man nichts wie Pudel,
Da schafften sie uns ab.

Nun dauert es nicht lange,
So zieht das Burschenvolk einmal
Aufs Schloß, mit wildem Sange,
Zum König in den Saal:

›Wir wolln dich Lands verweisen,
So du nicht schwörest ab den Wein;
Bierkönig sollt du heißen!‹ 
– Er aber saget: ›Nein;

Da habt ihr meine Krone!
An mir ist Hopfen und Malz verlorn.‹ –
So stieg er von dem Throne
In seinem edlen Zorn.

Für Kummer und für Grämen
Der Herre wurde krank und alt,
Zerfiele wie ein Scheinen
Und holt der Tod ihn bald,

Mit Purpur ward gezieret
Sein Leichnam als ein König groß;
Ein tief Gewölb man führet
Zu Tübingen im Schloß.

Vier schwarze Edelknaben
Sein' Becher trugen vor der Bahr;
Der ist mit ihm begraben,
War doch von Golde gar,

Damals ward prophezeiet,
Wenn nur erst hundert Jahr herum,
Da würde der Thron erneuet

Vom alten Königtum.

So müssen wir halt warten,
Bis daß die Zeit erfüllet was;
Und in des Schloßwirts Garten
Derweil wächst langes Gras.

Ach Küper, lieber Küper,
Jetzt geige du uns wieder heim!
Die Nacht ist schier vorüber:
Acht Kegel müssen wir sein.« 

Der Schloßwirt nimmt die Geigen
Und streicht ein Deo Gloria,
Sie tanzen einen Reigen –
Und keiner ist mehr da.

Des Schloßküpers Geister zu Tübingen, Ballade, beim Weine zu singen, Eduard Mörike


Weitere Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Bekannte Mitglieder (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Barth (1886–1968), Theologe, Mitbegründer der Bekennenden Kirche, „Kirchenvater des 20. Jahrhunderts“
  • Josef Eberle, Herausgeber der Stuttgarter Zeitung, Ehrenroigel
  • Erich Ehrlinger, Jurist, SS-Obersturmbannführer, Massenmörder
  • Robert Gradmann, Pfarrer, Geograph, Botaniker und Landeskundler
  • Fritz Haussmann, Verwaltungswissenschaftler, nach dem Zweiten Weltkrieg Oberbürgermeister von Tübingen
  • Ferdinand Ritter von Hochstetter, Geograph und Geologe, Teilnehmer der Novara-Expedition und Erforscher von Neuseeland
  • Eugen Nägele, Naturschützer, Gründungsmitglied des Deutschen Jugendherbergswerks und des Schwäbischen Albvereins
  • Friedrich von Payer, Reichstagsabgeordneter und Vizekanzler
  • Gustav Pressel, Komponist (Weserlied)
  • Christoph von Sigwart, Theologe und Philosoph in Tübingen
  • Bernward Vesper (1938-71), Schriftsteller (1962 ausgetreten), Lebensgefährte von Gudrun Ensslin

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung. Contubernium - Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Bd. 44. Sigmaringen 1996 ISBN 3-51508-022-8

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen, Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Werner Kratsch: Das Verbindungswesen in Tübingen. Eine Dokumentation im Jahre des Universitätsjubiläums 1977. Herausgegeben im Auftrag der Altherrenschaften der Tübinger Verbindungen von Werner Kratsch. Gulde Druck, Tübingen, 1977.
  2. Führung am 22.10.2016
  3. „Rattenkull“: benannt nach einem früheren Studenten namens Kull, der hier (um 1910) auch einmal gewohnt hatte und sich dort in einem Traum von Ratten verfolgt sah... (Führung 22.10.16)