Landsmannschaft Ghibellinia Tübingen

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Landsmannschaft Ghibellinia
Ansichten der Gartenstraße in Tübingen 14.jpg
Studentenverbindung Vereinigung
AdresseGartenstraße 51
72074 Tübingen
Telefon07071.23481
Webhttp://www.ghibellinia.net
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Die Landsmannschaft Ghibellinia Tübingen ist eine Studentenverbindung an der Universität Tübingen in der Gartenstraße 51.


Anfänge und Name der Ghibellinia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anfänge der Landsmannschaft Ghibellinia liegen in den Jahren 1840 bis 1845. In dieser Zeit schlossen sich Mitglieder der aufgelösten Alemannia mit der Cameralista zusammen. Die Alemannen waren schon damals eine Verbindung mit Bier- und Paukkomment, die Cameralista dagegen ein vermutlich von der progressistischen Walhalla abgesprungenes, wissenschaftliches "Kränzchen". Diese schloss sich am 22. Februar 1845 unter dem Namen Waiblingia zusammen. Der Name Waiblingia soll an das einstige schwäbische Kaisergeschlecht, die Staufer, erinnern. Wahlspruch war der mittelalterliche Kampfruf: “Hie Welf, Hie Waibling”. Guelfen und Ghibellinen waren die großen vorderitalienischen Parteien, die im Kampf von Otto IV. und des Staufers Friedrich II. (Waiblinger genannt) um die Kaiserkrone entstanden, wobei die Guelfen Anhänger der Kirche wurden und die Ghibellinen auf der Seite des Kaisers blieben.

Ghibellinenhaus, Gartenstraße

1847 wurde der Name Waiblingia dann in Ghibellinia umgewandelt, wobei die Bezeichnung “Waiblinger” bis heute im mündlichen Gebrauch ist. Als Waffenspruch wurde dann die staufische Losung “Amor Bonorum, Terror malorum” angenommen. Auch die Farben, nämlich das Schwarz und Gold der staufischen Herzöge übernahm man aus diesem Ideenbereich und fügte als Ergänzung zum üblichen dreifarbigen Band noch das schwäbische Grün hinzu. Später wurde dann der Wahlspruch “Freundschaft, Ehre, Vaterland” übernommen.

Die politischen Ereignisse des Jahres 1848 teilten die Aktivitas in ein politisches und ein waffenstudentisches Lager. Hierbei konnte sich das letztere durchsetzen. Dies führte zu einer Austrittswelle und 1861 zur ersten Vertagung. - 1866/67 konnte man die Ghibellinia mit 16 Mitgliedern wieder aufmachen.

Gründung des „Coburger Landsmannschafter Convent“ und des „Goldenen Kartell“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den Krieg Preußen – Österreich 1866 entstand eine Nord-Süd-Spannung, die sich auch auf die Verbindungen ausdehnte. Um diese Spannungen zu überwinden, versuchte Ghibellinia Tübingen auf Anregungen von Eugen Gantter (Ghibellinia Tübingen et Teutonia Bonn) und Rittler (Teutonia Halle, war Verkehrsgast in Tübingen) freundschaftliche Beziehungen zu nördlich gelegenen Bünden aufzunehmen. Erster Kontakt entstand mit der Landsmannschaft Verdensia Göttingen. Zeitgleich wurden auch Briefe an Teutonia Halle und Teutonia Bonn versandt.

Am 1. März 1868 trafen sich dann in Kassel Vertreter von Ghibellinia Tübingen, Verdensia Göttingen, Teutonia Bonn, Teutonia Halle und Makaria Würzburg zu Vorbesprechungen, so dass am 2. Juni (Pfingsten) in Zwingenberg von den genannten Bünden ein Verband mit dem Namen Allgemeiner Landsmannschafts-Convent gegründet werden konnte. Nachdem der Verband jährlich in den verschiedenen Orten der Bünde tagte, wird ab 1873 Coburg ständiger Tagungsort und nimmt deshalb den Namen Coburger Landsmannschafter Convent an.

Im Jahre 1876 zählte dieser Verband bereits 15 Landsmannschaften. Innerhalb dieses Verbandes schloss sich Ghibellinia, Pomerania Halle-Aachen, Budissa und Makaria zum Goldenen Kartell zusammen. Die bewegte Geschichte des Coburger Conventes ist eng mit dem Werdegang der Ghibellinia verbunden, wobei zu erwähnen ist, dass von den fünf Gründungslandsmannschaften Ghibellinia die einzige ist, die niemals das landsmannschaftliche Prinzip aufgegeben hat.

Gründung der „Deutschen Landsmannschaft“ DL[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Interne Verbandsschwierigkeiten führten im Jahre 1898 zu einer großen Austrittswelle aus dem Coburger Landsmannschafter Convent. Auch Ghibellinia tritt aus dem Verband aus. Mit anderen Landsmannschaften gründet man den Arnstädter Landsmannschafter-Convent. In diesem A.L.C. bestand das Goldkartell aus Ghibellinia Tübingen, Pomerania Halle und Palaio-Silesia Berlin, welche seitdem bis zum heutigen Tage ein sehr enges freundschaftliches Band verbindet. Beide Verbände existieren bis 1906 nebeneinander. Durch die Vermittlung von Eugen Gantter (der als Ghibelline den Austritt aus dem Coburger L.C. nicht mitmachte) werden jedoch dann beide Verbände wieder zusammengefasst. Der Verband nimmt nun den Namen Deutsche Landsmannschaft (DL) an.

Der Erste Weltkrieg, an dem fast alle Waiblinger teilnahmen, bringt das Leben auf dem Haus zum Stillstand. Im Sommersemester 1918 wird das Aktivenleben wieder aufgenommen, 37 Ghibellinen sind dem Krieg zum Opfer gefallen. Im Jahre 1919 vereinigen sich die Tübinger Korporationen unter der Führung Ghibellinias zu Studentenbataillone, welche maßgeblich an der Niederschlagung des Spartakusaufstandes in Stuttgart und München beteiligt waren. Aus dieser Zeit stammt auch noch die Waffenkammer auf dem Ghibellinenhaus, wo die Waffen des Bataillons eingelagert waren.

Verbot der Ghibellinia während des "Dritten Reichs"[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die DL erfreut sich in den folgenden Jahren eines sehr großen Zulaufes und besteht weiter bis zur Zeit des Nationalsozialismus. In dieser schwierigen Zeit wird der Verband aufgelöst und verboten. Die Studenten sollen in einem zentralen NS-Verband ihre Heimat finden. Viele Verbindungen der DL machen diesen Schritt nicht mit und vertagen sich. Unter dem totalitären Anspruch des Hitler-Regimes war auch Ghibellinia 1935 zur Suspension gezwungen. Ein Teil der Mitglieder schloss sich mit Normannia Tübingen zur Kameradschaft Langemark zusammen, welche im Untergrund weiter existierte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg dachte zunächst niemand an studentische Traditionen. 1949 kam es dann zur Neugründung der Ghibellinia unter dem Tarnnamen Lustnauer Bund. 1951 wurde aus der DL und dem VC der heute bestehende Coburger Convent (CC) gegründet, in dem Ghibellinia bis heute Mitglied ist. [1]


Bau eines eigenen Verbindungshauses[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgang zum Haus

1894 wurde der Bau eines eigenen Verbindungshauses am Fuße des Österbergs beschlossen, welches 1896 eingeweiht wurde. In seiner Gestaltung mit Klinkerfarbwechsel, Türmchen, Erkern ähnelte es den Häusern in der benachbarten Olgastraße - es wurde wie diese von der Firma Clemens & Decker gebaut. Bereits 1912-14 wurde es umfassend vom Tübinger Architekten Martin Elsaesser umgebaut und vergrößert. Dabei veränderte das Haus sein Aussehen vollständig im damaligen Stil einfacherer Formen und "zurückhaltend-gediegener Noblesse". Nach zahlreichen Renovierungen und Sanierungen, zuletzt 2000, bildet es bis heute, nach mehr als 100 Jahren, den Mittelpunkt des Verbindungslebens der Ghibellinia.


Bekannte Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Heubach (1897–1978), Verwaltungsbeamter und Landrat
  • Otto Hornung (1870–1933), Landrat in Brackenheim[2]
  • Eugen Gantter (1848–1931), Journalist und Schriftsteller
  • Max Kappis (1881–1938), Mediziner und Ordinarius für Chirurgie in Würzburg
  • Georg Kükenthal (1864–1955), Theologe und Botaniker
  • Edmund Rau (1868–1953), Jurist und Staatspräsident von Württemberg
  • Hartmann Reim (* 1942), Archäologe und Konservator
  • Max Schlenker (1883–1967), Lobbyist
  • Wilhelm Stieglitz (1830–1907), Jurist und Beamter

Weitere Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung. Sigmaringen 1996 (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Bd. 44) ISBN 3-51508-022-8.
  • Reiner Haussherr: Die Zeit der Staufer. Württembergisches Landesmuseum, 1977, S. 753.
  • Heinz Kraus: Die Landsmannschaften und Turnerschaften des Coburger Convents. In: Historia Academia, 1978, S. 84.
  • Max Lindemann: Handbuch der Deutschen Landsmannschaft. 10. Aufl., Berlin 1925, S. 238–239.
  • Werner Kratsch: Das Verbindungswesen in Tübingen. Eine Dokumentation im Jahre des Universitätsjubiläums 1977. S. 44–45.
  • Wilfried Setzler: Die Universität Tübingen von 1477 bis 1977 in Bildern und Dokumenten. Attempto-Verlag, Tübingen 1977, S. 236.
  • Landsmannschaft Ghibellinia (Hrsg.): Festschrift zur Feier des 160-jährigen Bestehens der Landsmannschaft Ghibellinia im CC zu Tübingen 24. - 26. Juni 2005. Tübingen 2005:


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wikipedia über die Ghibellinia
  2. Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Redaktion: Wolfram Angerbauer. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9, S. 326.


Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]