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[[Datei:800px-Tübingen-Schwärzloch05 de Wikipedia.jpg|thumb|right|300px|Gartenwirtschaft des Schwärzlocher Hofs mit der bei Studenten beliebten Mostbowle]]
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'''Schwärzloch''' mit dem '''Schwärzlocher Hof'''[http://www.hofgut-schwaerzloch.de] ist ein beliebtes, traditionsreiches Ausflugslokal in Tübingen. Bereits im Mittelalter (ca. 1085) wurde es erstmals erwähnt und gehört damit zu den ältesten Wohnplätzen auf Tübinger Stadtgemarkung.
'''Schwärzloch''' oder '''Schwärzlocher Hof''' ist ein beliebtes, traditionsreiches Ausflugslokal in Tübingen. Bereits im [[:Kategorie:Mittelalter|Mittelalter]] (ca. 1085) wurde es erstmals erwähnt und gehört damit zu den ältesten Wohnplätzen auf Tübinger Stadtgemarkung. Der Weg dorthin aus der Innenstadt führt am direktesten über die [[Schwärzlocher Straße]].


== Lage ==
== Lage ==


Schwärzloch liegt etwa eine Viertelstunde zu Fuß westlich von Tübingen. Es liegt auf der halben Höhe eines nördlichen Ausläufers des Spitzberges, auf einem wohlgerundeten Vorhügel. Der Hof Schwärzloch bietet einen guten Blick auf den Ammerhof und auf Tübingen.
Schwärzloch liegt etwa eine Viertelstunde zu Fuß westlich von Tübingen. Es liegt auf der halben Höhe eines nördlichen Ausläufers des [[Spitzberg]]es, auf einem wohlgerundeten Vorhügel. Der Hof Schwärzloch bietet einen guten Blick ins [[Ammertal]] und zum [[Schönbuch]]-Trauf.  


== Gebäude ==
== Gebäude ==


Die Gebäude sind durch eine Mauer verbunden und bestehen aus der heutzutage zu einem Gasthaus umgbauten Kapelle und zwei Ökonomiegebäuden. Von der romanischen Kapelle sind noch wesentliche Teile erhalten. Ihr ursprünglich flachgedecktes Schiff ist innen ganz als Gastraum eingerichtet und zeigt außen noch ringsum den alten Sockel. Früher waren an der Nordseite auch die alten schmalen Rundbogenfensterchen erhalten. An der Südseite zieht sich noch unter dem Dachgesims ein Rundbogenfries hin, in dessen Feldern verschiedene merkwürdige Flachskulpturen zu finden sind. Es sind teils Pflanzengebilde: Palmen, Lilien, Rosen, Klee- und Eichenblätter, teils figürliche Darstellungen: [[Drache]]n, Fuchs und [[Bären|Bär]], eine Schlange, ein fressender Adler, das Brustbild eines Mannes, der nach antiker Weise mit aufgehobenen Händen betet. Gerade über dem neuen Eingang wird der Rundbogenfries durch einen großen ungeflügelten Drachen unterbrochen. Links von der Türe gibt es einen Löwen und einen geflügelten Drachen mit einem in einen Pfeil endigenden Schweif, die gegen einander springen, eingemauert.<ref name="Schwärzloch">[http://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_T%C3%BCbingen/Kapitel_B_1#c Beschreibung des Oberamts Tübingen von 1867]</ref>  
Schwärzloch kommt schon [[1085]] unter den an das Kloster Blaubeuren geschenkten Stiftungsgütern vor. Das Kirchlein war dem heiligen Nikolaus geweiht,<ref name="Schwärzloch" /> dem Patron des Wassers, dessen Wahl erklärlich ist, wenn man bedenkt, daß in früheren Zeiten das ganze obere [[Ammertal]] vom Schwärzlocher Hügel bis zu den Unterjesinger Bergen ein Sumpf oder See gewesen sein soll.<ref>[http://books.google.de/books?id=tcQRAAAAYAAJ&hl=de&hl=de&pg=PA61&img=1&zoom=3&sig=ACfU3U2cvElw_GZIvSzn6SRZJWjs-hX7MQ&ci=91%2C917%2C771%2C416&edge=0 Nikolauskapelle] in Karl Klüpfel und Max Eifert: [http://books.google.de/books?id=tcQRAAAAYAAJ&dq=%22Ausf%C3%BChrliche%20Merkw%C3%BCrdigkeiten%20der%20Universit%C3%A4t%20und%20Stadt%20T%C3%BCbingen%22&hl=de&pg=PA61#v=onepage&q&f=true Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universität Tübingen, Band 1, 1849, Seite 61.]</ref>
 
Die Gebäude sind durch eine Mauer verbunden und bestehen aus der heutzutage zu einem Gasthaus umgbauten Kapelle und zwei Ökonomiegebäuden. Von der romanischen Kapelle sind noch wesentliche Teile erhalten. Ihr ursprünglich flachgedecktes Schiff ist innen ganz als Gastraum eingerichtet und zeigt außen noch ringsum den alten Sockel. Früher waren an der Nordseite auch die alten schmalen Rundbogenfensterchen erhalten.  
 
== Biergarten ==
Der Biergarten bietet einen guten Blick in das Ammertal und wird von der Abendsonne durch die Hanglage besonders schön mit Licht und Wärme geflutet. Auf dem Gelände laufen Pfauen frei herum.
{{Panorama|Schwärzloch bei Tübingen 02.jpg|Blick vom Biergarten in das Ammertal}}
[[Bild:Pfau in Schwärzloch bei Tübingen 19.jpg|mini|Freilaufender Pfau in Schwärzloch]]
 
== Figurenfries ==
[[File:Schwaerzloch-panorama.jpg|mini|Panorama von Schwärzloch Blickrichtung Norden]]
[[Datei:800px-Tübingen-Schwärzloch05 de Wikipedia.jpg|mini|Gartenwirtschaft des Schwärzlocher Hofs mit der bei Studenten beliebten Mostbowle]]
[[File:Schwärzloch bei Tübingen 05.jpg|mini|Biergarten (Juni 2020)]]
[[Datei:Schwärzlocher Hof Tübingen.jpg|mini|Ansicht vom [[Steinenbergturm]] (2020)]]
 
 
An der Südseite zieht sich noch unter dem Dachgesims ein Rundbogenfries hin, in dessen Feldern verschiedene merkwürdige Flachskulpturen zu finden sind. Es sind teils Pflanzengebilde: Palmen, Lilien, Rosen, Klee- und Eichenblätter, teils figürliche Darstellungen: [[Drache]]n, [[Fuchs]] und [[Bären|Bär]], eine [[Schlangen|Schlange]], ein fressender [[Adler]], das Brustbild eines Mannes, der nach antiker Weise mit aufgehobenen Händen betet.  
 
Gerade über dem neuen Eingang wird der Rundbogenfries durch einen großen ungeflügelten Drachen unterbrochen. Links von der Türe gibt es einen [[Löwen]] und einen geflügelten Drachen mit einem in einen Pfeil endigenden Schweif, die gegen einander springen, eingemauert.<ref name="Schwärzloch">[http://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_T%C3%BCbingen/Kapitel_B_1#c Beschreibung des Oberamts Tübingen von 1867]</ref>  


Darüber steht eine Säule, an der ein langgeflügelter Engel in halber Lebensgröße steht, mit der rechten Hand segnend, mit der linken ein Buch haltend. Das untere Stück einer entsprechenden Figur, in Priestertracht und ein Buch haltend, ist jetzt in der Scheune eingemauert. Beide waren an den Pfosten des alten Eingangs angebracht. Der höchst primitive Stil aller dieser Skulpturen deutet auf die frühromanische Zeit. Die noch ganz erhaltenen östlichen Teile der Kapelle, der jetzt als Kellerchen benützte quadratische Chor samt seiner halbrunden Apsis, sind dagegen entschieden spätromanisch.<ref name="Schwärzloch" />
Darüber steht eine Säule, an der ein langgeflügelter Engel in halber Lebensgröße steht, mit der rechten Hand segnend, mit der linken ein Buch haltend. Das untere Stück einer entsprechenden Figur, in Priestertracht und ein Buch haltend, ist jetzt in der Scheune eingemauert. Beide waren an den Pfosten des alten Eingangs angebracht. Der höchst primitive Stil aller dieser Skulpturen deutet auf die frühromanische Zeit. Die noch ganz erhaltenen östlichen Teile der Kapelle, der jetzt als Kellerchen benützte quadratische Chor samt seiner halbrunden Apsis, sind dagegen entschieden spätromanisch.<ref name="Schwärzloch" />


Schwärzloch kommt schon [[1085]] unter den an das Kloster Blaubeuren geschenkten Stiftungsgütern vor. Das Kirchlein war dem heiligen Nikolaus geweiht,<ref name="Schwärzloch" /> dem Patron des Wassers, dessen Wahl erklärlich ist, wenn man bedenkt, daß in früheren Zeiten das ganze obere Ammertal vom Schwärzlocher Hügel bis zu den Unterjesinger Bergen ein Sumpf oder See gewesen sein soll.<ref>[http://books.google.de/books?id=tcQRAAAAYAAJ&hl=de&hl=de&pg=PA61&img=1&zoom=3&sig=ACfU3U2cvElw_GZIvSzn6SRZJWjs-hX7MQ&ci=91%2C917%2C771%2C416&edge=0 Nikolauskapelle] in Karl Klüpfel und Max Eifert: [http://books.google.de/books?id=tcQRAAAAYAAJ&dq=%22Ausf%C3%BChrliche%20Merkw%C3%BCrdigkeiten%20der%20Universit%C3%A4t%20und%20Stadt%20T%C3%BCbingen%22&hl=de&pg=PA61#v=onepage&q&f=true Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universität Tübingen, Band 1, 1849, Seite 61.]</ref>
Nach einer anderen Interpretation bezieht sich die als Gurt am Fries entlang laufende Reihe von roh gearbeiteten Darstellungen auf eine [[Drache|Lindwurmsage]]: Eine weibliche Figur mit angstvoll erhobenen Armen wird vom Rachen eines auf zwei Felder verteilten Ungeheuers mit gewundenem Schwanz bedroht. Allerdings wird dieses Ungeheuer von zwei Hunden angefallen, neben denen kurzfüßige Wasservögel und Lilien erscheinen. Der heilige Nikolaus wird häufig in Verbindung mit einem Wasser-Ungeheuer dargestellt, auf dem er siegreich steht, während es sich gegen ihn aufbäumt. Wahrscheinlich ist dann das Ungeheuer Symbol des vom Heiligen Nikolaus bewältigten Elementes, und so könnten die Bilder an der Nikolauskapelle sich auf die Nikolauslegende beziehen.<ref name="Wurm">[http://books.google.de/books?id=tcQRAAAAYAAJ&hl=de&hl=de&pg=PA62&img=1&zoom=3&sig=ACfU3U3cumOQIaznaYglH-50AK-DykADuA&ci=117%2C185%2C850%2C1063&edge=0 Schwärzlocher Hof] in Karl Klüpfel und Max Eifert: [http://books.google.de/books?id=tcQRAAAAYAAJ&dq=%22Ausf%C3%BChrliche%20Merkw%C3%BCrdigkeiten%20der%20Universit%C3%A4t%20und%20Stadt%20T%C3%BCbingen%22&hl=de&pg=PA62#v=onepage&q&f=true Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universität Tübingen, Band 1, 1849, Seite 62.]</ref>
 
Wenn man sich die Reihe von Bildern aber ergänzt denkt, so scheint hinter den Hunden der rettende Ritter St. Georg aus der Lindwurmsage folgen zu müssen, dessen Verehrung in Tübingen so sehr zu Hause ist, daß ihm nicht bloß die Stiftskirche geweiht wurde, an der sein Bild als Lindwurmtöter wiederholt dargestellt ist, sondern daß nach einer Volkssage die Tübinger Gegend als Hauptplatz seiner Legende beschrieben wird.<ref name="Wurm" />
 
Vom Lindwurm, den der fromme Ritter zur Rettung der Königstochter erschlug, könnte der Wurmlinger Berg seinen Namen erhalten haben. Darüber hinaus haben die Ritter von Wurmlingen in ihrem Wappen einen Lindwurm. Bei der Stiftskirche kommen Georg und Nikolaus nebeneinander vor. So wäre es möglich, daß sie auch in Schwärzloch nebeneinander verehrt worden sind, und während der Altar dem Nikolaus geweiht war, sollten die Friesverzierungen an St Georg, den anderen Ungeheuertöter, erinnern.<ref name="Wurm" />


Der Chor ist schmäler als die Kapelle und hat in den vier Ecken Säulen, die auf keilförmigen Kapitellen ein hohes Rippenkreuzgewölbe tragen. Der Triumphbogen, der vom Schiff in den Chor führt, ist spitzbogig, die schmalen Fensterchen sind noch halbrund, die Gewölberippen von birnförmigem Querschnitt. An der Ostwand des Chores befindet sich über dem Halbkreisbogen der Apsis ein Relief, das ein Einhorn darstellt, ein anderes daneben wurde herausgebrochen. Durch die Tünche der Wände und des Gewölbes schimmern noch Spuren von Fresken.<ref name="Schwärzloch" />  
Der Chor ist schmäler als die Kapelle und hat in den vier Ecken Säulen, die auf keilförmigen Kapitellen ein hohes Rippenkreuzgewölbe tragen. Der Triumphbogen, der vom Schiff in den Chor führt, ist spitzbogig, die schmalen Fensterchen sind noch halbrund, die Gewölberippen von birnförmigem Querschnitt. An der Ostwand des Chores befindet sich über dem Halbkreisbogen der Apsis ein Relief, das ein Einhorn darstellt, ein anderes daneben wurde herausgebrochen. Durch die Tünche der Wände und des Gewölbes schimmern noch Spuren von Fresken.<ref name="Schwärzloch" />  


Außen gibt die von Lisenen, Rundbogen- und Zahnschnittfries belebte Chorpartie, die ganz an den grünen Abhang vortritt, ein sehr anmuthiges Bild. Starke über Eck stehende Strebepfeiler von spätromanischer Form stützen die freien Ecken des Chores; ein quadratisches, von romanischer Vierblattrosette erfülltes Fenster durchbricht seinen Ostgiebel. Der alte höhere Steingiebel des Schiffes wird von dem hölzernen des jetzigen Daches überragt, auf ihm sitzen, in den hölzernen Giebel eingebaut, noch die Reste des alten steinernen Glockengiebels, daran ein Steinmetzzeichen.<ref name="Schwärzloch" />
Außen gibt die von Lisenen, Rundbogen- und Zahnschnittfries belebte Chorpartie, die ganz an den grünen Abhang vortritt, ein sehr anmuthiges Bild. Starke über Eck stehende Strebepfeiler von spätromanischer Form stützen die freien Ecken des Chores; ein quadratisches, von romanischer Vierblattrosette erfülltes Fenster durchbricht seinen Ostgiebel. Der alte höhere Steingiebel des Schiffes wird von dem hölzernen des jetzigen Daches überragt, auf ihm sitzen, in den hölzernen Giebel eingebaut, noch die Reste des alten steinernen Glockengiebels, daran ein Steinmetzzeichen.<ref name="Schwärzloch" />
 
== Weitere Bilder ==
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File:Schwärzloch. Apsis (2020).jpg|Apsis, 2020
File:Schwärzloch. Ansicht von Norden (2020).jpg|Ansicht von Norden, 2020
File:Schwärzloch (AK Gebr. Metz 1910 TPk194).jpg|Foto-Ansichtskarte, Gebr. Metz vor 1910
File:„Gruss aus Schwärzloch“ (AK H Metz 1898 TPk195).jpg|Gezeichnete Postkarte, H. Metz 1896 (ganz hinten wahrscheinlich Turm auf dem [[Buß]])
File:728px-Schwäzloch romanische Apsis Commons Wikimedia.jpg|Historische Ansicht der romanischen Apsis von Schwärzloch des Fotografen [[Paul Sinner]] (1838 - 1925)<ref name="Sinner">Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben; Kunst, Land und Leute in Aufnahmen der ersten Tübinger Lichtbildner und des Fotografen Paul Sinner (1838 - 1925); Verlag Gebr. Metz, Tübingen, 1989.</ref>
File:800px-Schwärzloch romanische Details Commons Wikimedia.jpg|Reste romanischer Bauskulptur an der ehemaligen Kapelle von Schwärzloch. Fotograf: Paul Sinner (1838 - 1925)<ref name="Sinner" />
File:Christoph Friedrich Dörr (1782–1841) Bildnis einer Unbekannten.jpg|Christoph Friedrich Dörr: ''Bildnis einer Unbekannten'', im Hintergrund der Schwärzlocher Hof (Öl auf Leinwand, um 1807-1810)
File:Schwärzloch (AK U.104.5 H Sting).jpg|Schwärzloch um [[1920]]
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== Quellen ==
== Siehe auch ==
{{Commonscat|Schwärzloch}}
{{Commonscat|Pfauen in Schwärzloch}}


== Quellen ==
<references />
<references />


== Weblinks ==
*[https://www.hofgut-schwaerzloch.de Webseite Hofgut Schwärzloch]


[[Kategorie:Landwirtschaft]]
[[Kategorie:Landwirtschaft]]
[[Kategorie:Gastronomie]]
[[Kategorie:Gastronomie]]
[[Kategorie:Restaurant]]
[[Kategorie:Schwäbische Küche]]  
[[Kategorie:Biergarten]]
[[Kategorie:Biergarten]]
[[Kategorie:Gebäude]]
[[Kategorie:Gebäude]]
[[Kategorie:Architektur]]
[[Kategorie:Architektur]]
[[Kategorie:Kirchen]]
[[Kategorie:Kirchen]]
[[Kategorie:Mittelalter]]
[[Kategorie:Sehenswürdigkeiten]]  
[[Kategorie:Weststadt]]
[[Kategorie:Weststadt]]
[[Kategorie:Ausflugsziele]]
[[Kategorie:Ausflugsziele]]

Aktuelle Version vom 9. Oktober 2023, 10:45 Uhr



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Schwärzloch von oben

Schwärzloch oder Schwärzlocher Hof ist ein beliebtes, traditionsreiches Ausflugslokal in Tübingen. Bereits im Mittelalter (ca. 1085) wurde es erstmals erwähnt und gehört damit zu den ältesten Wohnplätzen auf Tübinger Stadtgemarkung. Der Weg dorthin aus der Innenstadt führt am direktesten über die Schwärzlocher Straße.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwärzloch liegt etwa eine Viertelstunde zu Fuß westlich von Tübingen. Es liegt auf der halben Höhe eines nördlichen Ausläufers des Spitzberges, auf einem wohlgerundeten Vorhügel. Der Hof Schwärzloch bietet einen guten Blick ins Ammertal und zum Schönbuch-Trauf.

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwärzloch kommt schon 1085 unter den an das Kloster Blaubeuren geschenkten Stiftungsgütern vor. Das Kirchlein war dem heiligen Nikolaus geweiht,[1] dem Patron des Wassers, dessen Wahl erklärlich ist, wenn man bedenkt, daß in früheren Zeiten das ganze obere Ammertal vom Schwärzlocher Hügel bis zu den Unterjesinger Bergen ein Sumpf oder See gewesen sein soll.[2]

Die Gebäude sind durch eine Mauer verbunden und bestehen aus der heutzutage zu einem Gasthaus umgbauten Kapelle und zwei Ökonomiegebäuden. Von der romanischen Kapelle sind noch wesentliche Teile erhalten. Ihr ursprünglich flachgedecktes Schiff ist innen ganz als Gastraum eingerichtet und zeigt außen noch ringsum den alten Sockel. Früher waren an der Nordseite auch die alten schmalen Rundbogenfensterchen erhalten.

Biergarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Biergarten bietet einen guten Blick in das Ammertal und wird von der Abendsonne durch die Hanglage besonders schön mit Licht und Wärme geflutet. Auf dem Gelände laufen Pfauen frei herum.


Schwärzloch bei Tübingen 02.jpg
Blick vom Biergarten in das Ammertal

Freilaufender Pfau in Schwärzloch

Figurenfries[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Panorama von Schwärzloch Blickrichtung Norden
Gartenwirtschaft des Schwärzlocher Hofs mit der bei Studenten beliebten Mostbowle
Biergarten (Juni 2020)
Ansicht vom Steinenbergturm (2020)


An der Südseite zieht sich noch unter dem Dachgesims ein Rundbogenfries hin, in dessen Feldern verschiedene merkwürdige Flachskulpturen zu finden sind. Es sind teils Pflanzengebilde: Palmen, Lilien, Rosen, Klee- und Eichenblätter, teils figürliche Darstellungen: Drachen, Fuchs und Bär, eine Schlange, ein fressender Adler, das Brustbild eines Mannes, der nach antiker Weise mit aufgehobenen Händen betet.

Gerade über dem neuen Eingang wird der Rundbogenfries durch einen großen ungeflügelten Drachen unterbrochen. Links von der Türe gibt es einen Löwen und einen geflügelten Drachen mit einem in einen Pfeil endigenden Schweif, die gegen einander springen, eingemauert.[1]

Darüber steht eine Säule, an der ein langgeflügelter Engel in halber Lebensgröße steht, mit der rechten Hand segnend, mit der linken ein Buch haltend. Das untere Stück einer entsprechenden Figur, in Priestertracht und ein Buch haltend, ist jetzt in der Scheune eingemauert. Beide waren an den Pfosten des alten Eingangs angebracht. Der höchst primitive Stil aller dieser Skulpturen deutet auf die frühromanische Zeit. Die noch ganz erhaltenen östlichen Teile der Kapelle, der jetzt als Kellerchen benützte quadratische Chor samt seiner halbrunden Apsis, sind dagegen entschieden spätromanisch.[1]

Nach einer anderen Interpretation bezieht sich die als Gurt am Fries entlang laufende Reihe von roh gearbeiteten Darstellungen auf eine Lindwurmsage: Eine weibliche Figur mit angstvoll erhobenen Armen wird vom Rachen eines auf zwei Felder verteilten Ungeheuers mit gewundenem Schwanz bedroht. Allerdings wird dieses Ungeheuer von zwei Hunden angefallen, neben denen kurzfüßige Wasservögel und Lilien erscheinen. Der heilige Nikolaus wird häufig in Verbindung mit einem Wasser-Ungeheuer dargestellt, auf dem er siegreich steht, während es sich gegen ihn aufbäumt. Wahrscheinlich ist dann das Ungeheuer Symbol des vom Heiligen Nikolaus bewältigten Elementes, und so könnten die Bilder an der Nikolauskapelle sich auf die Nikolauslegende beziehen.[3]

Wenn man sich die Reihe von Bildern aber ergänzt denkt, so scheint hinter den Hunden der rettende Ritter St. Georg aus der Lindwurmsage folgen zu müssen, dessen Verehrung in Tübingen so sehr zu Hause ist, daß ihm nicht bloß die Stiftskirche geweiht wurde, an der sein Bild als Lindwurmtöter wiederholt dargestellt ist, sondern daß nach einer Volkssage die Tübinger Gegend als Hauptplatz seiner Legende beschrieben wird.[3]

Vom Lindwurm, den der fromme Ritter zur Rettung der Königstochter erschlug, könnte der Wurmlinger Berg seinen Namen erhalten haben. Darüber hinaus haben die Ritter von Wurmlingen in ihrem Wappen einen Lindwurm. Bei der Stiftskirche kommen Georg und Nikolaus nebeneinander vor. So wäre es möglich, daß sie auch in Schwärzloch nebeneinander verehrt worden sind, und während der Altar dem Nikolaus geweiht war, sollten die Friesverzierungen an St Georg, den anderen Ungeheuertöter, erinnern.[3]

Der Chor ist schmäler als die Kapelle und hat in den vier Ecken Säulen, die auf keilförmigen Kapitellen ein hohes Rippenkreuzgewölbe tragen. Der Triumphbogen, der vom Schiff in den Chor führt, ist spitzbogig, die schmalen Fensterchen sind noch halbrund, die Gewölberippen von birnförmigem Querschnitt. An der Ostwand des Chores befindet sich über dem Halbkreisbogen der Apsis ein Relief, das ein Einhorn darstellt, ein anderes daneben wurde herausgebrochen. Durch die Tünche der Wände und des Gewölbes schimmern noch Spuren von Fresken.[1]

Außen gibt die von Lisenen, Rundbogen- und Zahnschnittfries belebte Chorpartie, die ganz an den grünen Abhang vortritt, ein sehr anmuthiges Bild. Starke über Eck stehende Strebepfeiler von spätromanischer Form stützen die freien Ecken des Chores; ein quadratisches, von romanischer Vierblattrosette erfülltes Fenster durchbricht seinen Ostgiebel. Der alte höhere Steingiebel des Schiffes wird von dem hölzernen des jetzigen Daches überragt, auf ihm sitzen, in den hölzernen Giebel eingebaut, noch die Reste des alten steinernen Glockengiebels, daran ein Steinmetzzeichen.[1]

Weitere Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Schwärzloch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Pfauen in Schwärzloch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Beschreibung des Oberamts Tübingen von 1867
  2. Nikolauskapelle in Karl Klüpfel und Max Eifert: Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universität Tübingen, Band 1, 1849, Seite 61.
  3. 3,0 3,1 3,2 Schwärzlocher Hof in Karl Klüpfel und Max Eifert: Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universität Tübingen, Band 1, 1849, Seite 62.
  4. 4,0 4,1 Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben; Kunst, Land und Leute in Aufnahmen der ersten Tübinger Lichtbildner und des Fotografen Paul Sinner (1838 - 1925); Verlag Gebr. Metz, Tübingen, 1989.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]