Boulanger: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Kneipe Collegiumsgasse Ecke Hirschgasse ca1930 (TR107).jpg|mini|Alte Ansicht von vor 1933. Damals noch [[Kemmler (Gaststätte)|Gaststätte Kemmler]]]]
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[[Datei:Tante Emilie.JPG|mini|Das Schild der ehemaligen Gaststätte ''[[Tante Emilie]]'' hängt heute in der Gaststätte ''Boulanger'']]
[[Datei:Tante Emilie.JPG|mini|Das Schild der ehemaligen Gaststätte ''[[Tante Emilie]]'' hängt heute in der Gaststätte ''Boulanger'']]
[[Datei:Boulanger-leer.jpg|mini|Die ausnahmsweise einmal leere Gaststätte Boulanger im September 2012. Hinten der Nebeneingang zur [[Hirschgasse]] der im Winter meist geschlossen wird. Das Bild von Karl Marx links an der Wand hängt vermutlich schon seit den 1980er Jahren, weil sich im Boulanger Teile der Tübinger kommunistischen Szene trafen und hat nur zufällig mit dem Nachnamen des ehemaligen Inhabers ([[1999]] - [[2019]]) Andreas Marx zu tun. Es wird aber alljährlich am [[1. Mai]] um 0.00 Uhr, unter Absingen der Internationalen, mit einer frischen roten Nelke geschmückt.<ref>Eigene Beobachtung</ref>]]
[[Datei:Boulanger-leer.jpg|mini|Die ausnahmsweise einmal leere Gaststätte Boulanger im September 2012. Hinten der Nebeneingang zur [[Hirschgasse]] der im Winter meist geschlossen wird. Das Bild von Karl Marx rechts an der Wand hängt vermutlich schon seit den 1980er Jahren, weil sich im Boulanger Teile der Tübinger kommunistischen Szene trafen und hat nur zufällig mit dem Nachnamen des ehemaligen Inhabers ([[1999]] - [[2019]]) Andreas Marx zu tun. Es wird aber alljährlich am [[1. Mai]] um 0.00 Uhr, unter Absingen der Internationalen, mit einer frischen roten Nelke geschmückt.<ref>Eigene Beobachtung</ref>]]


Die Gaststätte '''Boulanger''' (['bu:laŋɐ], ['bulaŋɐ], übliche deutsche Aussprache) ist eine urige kleine Kneipe und Tübinger Institution. Sie besteht nachweislich schon seit [[1782]] (unter verschiedenen Namen).<ref>Auskunft des damaligen langjährigen Inhabers Herrn Andreas Marx vom 14. September 2012</ref> Sie ist wohl seitdem so gut wie nicht verändert worden. Hier sollen schon [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]], [[Friedrich Schelling|Schelling]] und [[Friedrich Hölderlin|Hölderlin]] einen gemeinsamen Stammtisch gehabt haben.
Die Gaststätte '''Boulanger''' (['bu:laŋɐ], ['bulaŋɐ], übliche deutsche Aussprache) ist eine urige kleine Kneipe und Tübinger Institution. Sie besteht nachweislich schon seit [[1782]] (unter verschiedenen Namen).<ref>Auskunft des damaligen langjährigen Inhabers Herrn Andreas Marx vom 14. September 2012</ref> Sie ist wohl seitdem so gut wie nicht verändert worden. Hier sollen schon [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]], [[Friedrich Schelling|Schelling]] und [[Friedrich Hölderlin|Hölderlin]] einen gemeinsamen Stammtisch gehabt haben.


Man darf sein eigenes Vesper mitbringen und dort essen, da dort keine Speisen angeboten werden. Es gibt eine sehr umfangreiche, wohlsortierte Auswahl an vorwiegend schottischen Single Malt Whiskys. Neben ortsüblichen Bier vom Fass gibt es auch Guinness-Bier vom Fass.  
Man darf sein eigenes Vesper mitbringen und dort essen, da dort keine Speisen angeboten werden. (Seit 2021 kann man unter der neuen Leitung bis 20 Uhr Pizza und Sandwiches bestellen.) Es gibt eine sehr umfangreiche, wohlsortierte Auswahl an vorwiegend schottischen Single Malt Whiskys. Neben ortsüblichem Bier vom Fass gibt es auch Guinness-Bier vom Fass.  


Der kleine Vorraum vor der Wirtsstube und der Herrentoilette, der nur mit einem schweren Vorhang vom Treppenhause getrennt ist, war lange Zeit ein warmer und trockener Raucherplatz mit einem kleinen, sehr hoch montierten Fenster. Er wurde per Aushang als "''Fumatorium''" bezeichnet. (Ein Fumatorium ist eigentlich nach genauer Defintion "''eine luftdichte Begasungskammer, in denen chemische Dämpfe verwendet werden, um Insekten und Pilze auf Pflanzen zu zerstören ''".)<ref>[https://www.fremdwort.de/suchen/bedeutung/fumatorium# www.fremdwort.de Bedeutung von "Fumatorium"]</ref> Heute darf man nur noch draußen rauchen.
Der kleine Vorraum vor der Wirtsstube und der Herrentoilette, der nur mit einem schweren Vorhang vom Treppenhause getrennt ist, war lange Zeit ein warmer und trockener Raucherplatz mit einem kleinen, sehr hoch montierten Fenster. Er wurde per Aushang als "''Fumatorium''" bezeichnet. (Ein Fumatorium ist eigentlich nach genauer Defintion "''eine luftdichte Begasungskammer, in denen chemische Dämpfe verwendet werden, um Insekten und Pilze auf Pflanzen zu zerstören ''".)<ref>[https://www.fremdwort.de/suchen/bedeutung/fumatorium# www.fremdwort.de Bedeutung von "Fumatorium"]</ref> Heute darf man nur noch draußen rauchen.


Im Sommer 2019 wurde im [[Tagblatt]] gemeldet, dass zum Jahresende 2019 diese Traditionskneipe schließen wird.<ref name="servus">[https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Ein-Stueck-Stadtweltkulturerbe-421015.html Schwäbisches Tagblatt: ''Der Boulanger-Wirt sagt Servus'' vom 9.07.2019]</ref> Jedoch wurde ein neuer Pächter gefunden und übernahm den Betrieb von Andreas Marx, dem langjährigen Pächter, ohne sichtbare Veränderungen zum Jahreswechsel [[2019]]/[[2020]]. Andreas Marx, Karl und noch jemand bedienten aber zunächst weiterhin im Boulanger (?). Seit der Wiedereröffnung nach der [[Coronakrise|Corona]]-Lockerung 2021 scheint das nicht mehr der Fall zu sein.  
Im Sommer 2019 wurde im [[Tagblatt]] gemeldet, dass zum Jahresende 2019 diese Traditionskneipe schließen wird.<ref name="servus">[https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Ein-Stueck-Stadtweltkulturerbe-421015.html Schwäbisches Tagblatt: ''Der Boulanger-Wirt sagt Servus'' vom 9.07.2019]</ref> Jedoch wurde ein neuer Pächter gefunden, der Inhaber des [[Laf Laf]], und übernahm den Betrieb von Andreas Marx, dem langjährigen Pächter, ohne sichtbare Veränderungen zum Jahreswechsel [[2019]]/[[2020]]. Andreas Marx, Karl und noch jemand bedienten aber zunächst weiterhin im Boulanger (?). Seit der Wiedereröffnung nach der [[Coronakrise|Corona]]-Lockerung Mitte 2021 scheint das nicht mehr der Fall zu sein.  


Im kleinen Nebenraum links wurde ein Pizza-Imbiss eingerichtet (bis 18 Uhr geöffnet). Nur dort gibt es noch Heißgetränke wie Kaffee.
Im kleinen Nebenraum links wurde eine Küche für die Gaststätte eingerichtet, in der man nun Pizza, Sandwiches und Gebäck bestellen kann (12-20 h, allgemeine Öffnungszeit bis 0 Uhr).


==Geschichte==
==Geschichte==
Gesichert ist, dass im [[:Kategorie:18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] das Ehepaar Ziller hier die „Zillerei“ betrieb. Ab [[1796]] wurde die Gaststätte und Bäckerei von der Familie Kemmler (nicht zu verwechseln mit dem heutigen [[Kemmler|Baustoffhändler]]) als ''[[Kemmler (Gaststätte)|Gaststätte Kemmler]]'' geführt.   
Gesichert ist, dass im [[:Kategorie:18. Jahrhundert|18. Jahrhundert]] das Ehepaar Ziller hier die „Zillerei“ betrieb. Ab [[1796]] wurde die Gaststätte und Bäckerei von der Familie Kemmler (nicht zu verwechseln mit dem heutigen [[Kemmler|Baustoffhändler]]) als ''[[Kemmler (Gaststätte)|Gaststätte Kemmler]]'' geführt.   


Die Familie blieb bis Anfang der 1990er Jahre im Besitz des Hauses. Seit [[1972]] verpachtete Resi Kemmler den Boulanger, der danach  mehrere Wirte hatte. [[1991]] verkaufte der Sohn das Haus an die Tübinger Notärztin [[Lisa Federle]]. Sie hatte in den frühen 1980er Jahren hier als Kellnerin gejobbt. Von 1999 bis Ende 2019 war Andreas Marx der Pächter und Wirt. Wie das Lokal wurde auch er für viele zur "Institution".  
[[Datei:HirschgasseHistorisch.jpg|mini|Hirschgasse mit Blick auf Gaststätte Kemmler]]
Die Familie blieb bis Anfang der 1990er Jahre im Besitz des Hauses. Seit [[1972]] verpachtete Resi Kemmler den Boulanger, der danach  mehrere Wirte hatte. [[1991]] verkaufte der Sohn das Haus an die Tübinger Notärztin [[Lisa Federle]], in deren Besitz es bis ca. 2019 (?) blieb. Sie hatte in den frühen 1980er Jahren hier als Kellnerin gejobbt. Von 1999 bis Ende 2019 war Andreas Marx der Pächter und Wirt. Wie das Lokal wurde auch er für viele zur "Institution".  


Lange Zeit war der Name „Kemmlerei“ üblich. Der Name „Boulanger“ wird [[1934]] erstmals in den Akten gebraucht. Wie Tübingens früherer Kulturamtsleiter [[Wilfried Setzler]] bei seinen Stadtführungen erzählte, soll einer der Kemmlers in Paris gewesen sein. Als er wieder zurück kam, sei er als Franzose verspottet worden, was ihm den Namen „Boulanger“ („Bäcker“) eintrug. (Man beachte aber die hiesige deutsche Aussprache.)  
Lange Zeit war der Name „Kemmlerei“ üblich. Der Name „Boulanger“ wird [[1934]] erstmals in den Akten gebraucht. Wie Tübingens früherer Kulturamtsleiter [[Wilfried Setzler]] bei seinen Stadtführungen erzählte, soll einer der Kemmlers in Paris gewesen sein. Als er wieder zurück kam, sei er als Franzose verspottet worden, was ihm den Namen „Boulanger“ („Bäcker“) eintrug. (Man beachte aber die hiesige deutsche Aussprache.)  
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Im ersten Stock wurden drei [[Studentenverbindungen]] gegründet: [[1870]] die [[Borussia]], [[1874]] die [[Sachsenhaus Tübingen|Saxonia]] und [[1878]] die Gothland, die spätere [[Hohenstaufia]]. Aber auch [[Rhenania]] und [[Roigel]] kneipten hier.  
Im ersten Stock wurden drei [[Studentenverbindungen]] gegründet: [[1870]] die [[Borussia]], [[1874]] die [[Sachsenhaus Tübingen|Saxonia]] und [[1878]] die Gothland, die spätere [[Hohenstaufia]]. Aber auch [[Rhenania]] und [[Roigel]] kneipten hier.  
<ref>[https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Wo-Hegel-am-liebsten-sass-oder-auch-nicht-231383.html Manfred Hantke: ''Wo Hegel am liebsten saß - oder auch nicht''], zeit-zeugnisse.de 27.4.2011</ref> Seit [[2008]] ist der Boulanger offizielles [[Kneipe|Kneiplokal]] der [[Hibernia]].
<ref>[https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Wo-Hegel-am-liebsten-sass-oder-auch-nicht-231383.html Manfred Hantke: ''Wo Hegel am liebsten saß - oder auch nicht''], zeit-zeugnisse.de 27.4.2011</ref> Seit [[2008]] ist der Boulanger offizielles [[Kneipe|Kneiplokal]] der [[Hibernia]].
== Zitate ==
"Wenn ich doch nur ein bisschen mehr Esprit hätte! Ich trinke und trinke, damit ich ein wenig leichter werde – und werde doch nur schwerer... [[Hölderlin]] raucht auch zuviel. Obwohl – dafür trinke ich mehr. Rauchen und Trinken – das ist unsere Opposition, wie jämmerlich. Aber was bleibt einem sonst hier. Besser noch im Boulanger zu hocken, als im [[Evangelisches Stift|Stift]] zu beten..."<br />
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Tagebuch, 17. Juni 1792 (laut Boulanger Tübingen


==Besonderheiten==
==Besonderheiten==
Der Boulanger ist die Wahlheimat und Winterunterkunft des 1.TüDoKo 2011 e.V. (Tübinger Doppelkopf-Verein).  
Der Boulanger ist die Wahlheimat und Winterunterkunft des 1.TüDoKo 2011 e.V. (Tübinger Doppelkopf-Verein).
 


== SWR4 Bericht ==
== SWR4 Bericht ==
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==O-Ton==
==O-Ton==
[[Media:Boulanger-2014-12-22.mp3|mini|O-Ton aus dem Boulanger]]
[[Medium:Boulanger-2014-12-22.mp3|O-Ton aus dem Boulanger (drauf klicken!)]]


==Quellen==
==Quellen==

Aktuelle Version vom 31. März 2024, 19:10 Uhr



Boulanger
Boulanger-in-Tübingen-mit-Schnee.jpg
KneipeBurgerPizzeria
AdresseCollegiumsgasse 2
72070 Tübingen
ÖffnungszeitenMo–Do 15:00–01:00,  Fr 15:00–02:00,  Sa 11:00–02:00,  So, feiertags 16:00–20:00–unbekannt
Telefon07071.23345
Webhttps://www.boulanger-tuebingen.de
Rauchendraußen erlaubt
BetreiberMohammad Chlon
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Collegiumsgasse 2 mit Boulanger im Untergeschoss
Alte Ansicht von vor 1933. Damals noch Gaststätte Kemmler
Das Schild der ehemaligen Gaststätte Tante Emilie hängt heute in der Gaststätte Boulanger
Die ausnahmsweise einmal leere Gaststätte Boulanger im September 2012. Hinten der Nebeneingang zur Hirschgasse der im Winter meist geschlossen wird. Das Bild von Karl Marx rechts an der Wand hängt vermutlich schon seit den 1980er Jahren, weil sich im Boulanger Teile der Tübinger kommunistischen Szene trafen und hat nur zufällig mit dem Nachnamen des ehemaligen Inhabers (1999 - 2019) Andreas Marx zu tun. Es wird aber alljährlich am 1. Mai um 0.00 Uhr, unter Absingen der Internationalen, mit einer frischen roten Nelke geschmückt.[1]

Die Gaststätte Boulanger (['bu:laŋɐ], ['bulaŋɐ], übliche deutsche Aussprache) ist eine urige kleine Kneipe und Tübinger Institution. Sie besteht nachweislich schon seit 1782 (unter verschiedenen Namen).[2] Sie ist wohl seitdem so gut wie nicht verändert worden. Hier sollen schon Hegel, Schelling und Hölderlin einen gemeinsamen Stammtisch gehabt haben.

Man darf sein eigenes Vesper mitbringen und dort essen, da dort keine Speisen angeboten werden. (Seit 2021 kann man unter der neuen Leitung bis 20 Uhr Pizza und Sandwiches bestellen.) Es gibt eine sehr umfangreiche, wohlsortierte Auswahl an vorwiegend schottischen Single Malt Whiskys. Neben ortsüblichem Bier vom Fass gibt es auch Guinness-Bier vom Fass.

Der kleine Vorraum vor der Wirtsstube und der Herrentoilette, der nur mit einem schweren Vorhang vom Treppenhause getrennt ist, war lange Zeit ein warmer und trockener Raucherplatz mit einem kleinen, sehr hoch montierten Fenster. Er wurde per Aushang als "Fumatorium" bezeichnet. (Ein Fumatorium ist eigentlich nach genauer Defintion "eine luftdichte Begasungskammer, in denen chemische Dämpfe verwendet werden, um Insekten und Pilze auf Pflanzen zu zerstören ".)[3] Heute darf man nur noch draußen rauchen.

Im Sommer 2019 wurde im Tagblatt gemeldet, dass zum Jahresende 2019 diese Traditionskneipe schließen wird.[4] Jedoch wurde ein neuer Pächter gefunden, der Inhaber des Laf Laf, und übernahm den Betrieb von Andreas Marx, dem langjährigen Pächter, ohne sichtbare Veränderungen zum Jahreswechsel 2019/2020. Andreas Marx, Karl und noch jemand bedienten aber zunächst weiterhin im Boulanger (?). Seit der Wiedereröffnung nach der Corona-Lockerung Mitte 2021 scheint das nicht mehr der Fall zu sein.

Im kleinen Nebenraum links wurde eine Küche für die Gaststätte eingerichtet, in der man nun Pizza, Sandwiches und Gebäck bestellen kann (12-20 h, allgemeine Öffnungszeit bis 0 Uhr).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesichert ist, dass im 18. Jahrhundert das Ehepaar Ziller hier die „Zillerei“ betrieb. Ab 1796 wurde die Gaststätte und Bäckerei von der Familie Kemmler (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Baustoffhändler) als Gaststätte Kemmler geführt.

Hirschgasse mit Blick auf Gaststätte Kemmler

Die Familie blieb bis Anfang der 1990er Jahre im Besitz des Hauses. Seit 1972 verpachtete Resi Kemmler den Boulanger, der danach mehrere Wirte hatte. 1991 verkaufte der Sohn das Haus an die Tübinger Notärztin Lisa Federle, in deren Besitz es bis ca. 2019 (?) blieb. Sie hatte in den frühen 1980er Jahren hier als Kellnerin gejobbt. Von 1999 bis Ende 2019 war Andreas Marx der Pächter und Wirt. Wie das Lokal wurde auch er für viele zur "Institution".

Lange Zeit war der Name „Kemmlerei“ üblich. Der Name „Boulanger“ wird 1934 erstmals in den Akten gebraucht. Wie Tübingens früherer Kulturamtsleiter Wilfried Setzler bei seinen Stadtführungen erzählte, soll einer der Kemmlers in Paris gewesen sein. Als er wieder zurück kam, sei er als Franzose verspottet worden, was ihm den Namen „Boulanger“ („Bäcker“) eintrug. (Man beachte aber die hiesige deutsche Aussprache.)

Im ersten Stock wurden drei Studentenverbindungen gegründet: 1870 die Borussia, 1874 die Saxonia und 1878 die Gothland, die spätere Hohenstaufia. Aber auch Rhenania und Roigel kneipten hier. [5] Seit 2008 ist der Boulanger offizielles Kneiplokal der Hibernia.

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

"Wenn ich doch nur ein bisschen mehr Esprit hätte! Ich trinke und trinke, damit ich ein wenig leichter werde – und werde doch nur schwerer... Hölderlin raucht auch zuviel. Obwohl – dafür trinke ich mehr. Rauchen und Trinken – das ist unsere Opposition, wie jämmerlich. Aber was bleibt einem sonst hier. Besser noch im Boulanger zu hocken, als im Stift zu beten..."
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Tagebuch, 17. Juni 1792 (laut Boulanger Tübingen

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Boulanger ist die Wahlheimat und Winterunterkunft des 1.TüDoKo 2011 e.V. (Tübinger Doppelkopf-Verein).

SWR4 Bericht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


O-Ton[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

O-Ton aus dem Boulanger (drauf klicken!)

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eigene Beobachtung
  2. Auskunft des damaligen langjährigen Inhabers Herrn Andreas Marx vom 14. September 2012
  3. www.fremdwort.de Bedeutung von "Fumatorium"
  4. Schwäbisches Tagblatt: Der Boulanger-Wirt sagt Servus vom 9.07.2019
  5. Manfred Hantke: Wo Hegel am liebsten saß - oder auch nicht, zeit-zeugnisse.de 27.4.2011


Berichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]