Lützelbrunnen
Der Lützelbrunnen befand sich seit langer Zeit an der Gartenstraße (neben Haus Nr. 33) und wurde von der oberhalb gelegenen Brunnenstube am Fuß des Österbergs gespeist. Er besteht praktisch noch heute, aber als ein Gedenkbrunnen innerhalb des 2000 neu geschaffenen Denkmals Synagogenplatz. Er steht in einem Stahlkubus, wo er durch kleine Löcher zu sehen ist und das Wasser für das Denkmal spendet. Sein Steinbecken wurde 1978 mit einer ersten Gedenkinschrift zur ehemaligen Synagoge versehen.
Früher bewässerte er über eine längere Leitung auch den Nymphenbrunnen vor dem Neckartor und der Neckarmüllerei. Das Wasser dieser Quelle soll von sehr hoher Qualität sein (siehe Nachweis 3).
Quantitative Analyse gelöster Bestandteile von 1812
Lützelbrunnen rund 3 Liter (100 Unzen) Wasser enthielten: | |
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Kalziumkarbonat („kohlensaure Kalkerde“) | 7,386 Gran (entspr. 1,6 ppm§) |
Magnesiumkarbonat („kohlensaure Bittererde“) | 4,545 Gran (0,98 ppm) |
Kaliumsulfat („schwefelsaures Kali“) mit Natriumkarbonat („kohlensaurem Natrum“) |
3,976 Gran (0,86 ppm) |
Natriumchlorid („salzsaures Natrum“) mit Magnesiumchlorid („salzsaurer Bittererde“) |
2,273 Gran (0,49 ppm) |
Siliziumoxid („Kieselerde“) | 0,566 Gran (0,12 ppm) |
gesamt | 18,745 Gran (4,06 ppm) |
§wenn 1 Unze = 30 g und 1 Gran = 65 mg}} |
Untersuchte Brunnen und Gewässer |
Gelöste Stoffe in rund 3 Liter (100 Unzen) Wasser | |||
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Gelöste Stoffe insgesamt | Kalziumkarbonat | |||
Gran | ppm§ | Gran | ppm | |
Lützelbrunnen | 18,7 | 4,06 | 7,3 | 1,6 |
Georgenbrunnen | 21,5 | 4,66 | 14,2 | 3,08 |
Schloßbrunnen | 26,4 | 5,72 | 19,0 | 4,12 |
Marktbrunnen | 29,9 | 6,48 | 17,6 | 3,81 |
Hospitalbrunnen | 38,4 | 8,32 | 23,2 | 5,03 |
Neckar | 37,5 | 8,13 | 20,8 | 4,51 |
Ammer | 69,7 | 15,10 | 22,1 | 4,79 |
Steinlach | 17,4 | 3,77 | 13,6 | 2,95 |
Im Oktober 1812 wurde das Wasser von fünf Tübinger Brunnen sowie des Neckars und zweier in Tübingen einmündener Nebenflüsse auf seine Bestandteile hin analysiert. Unter den methodischen Betrachtungen wurde 1822 in einem von Heinrich Ferdinand Eisenbach herausgegebenen Gemeinschaftswerk mit dem Titel Beschreibung und Geschichte der Stadt und Universitæt Tübingen festgehalten, dass die Probenentnahme „bei heiterer trockner Witterung“ stattgefunden habe, „nachdem es mehrere Wochen nur sehr wenig geregnet hatte“. Das Wasser „wurde vor dem Abdampfen filtrirt und war vollkommen klar, so daß es nicht durch mechanisch beigemengte Erden[1] verunreinigt war, sondern diese wirklich chemisch aufgelöst enthielt, wie dieses in Quellwasser gewöhnlich der Fall ist.“[2]
Wie der Lützelbrunnen „enthalten alle etwas freie Kohlensäure mehr oder weniger erdige Bestandtheile mit einigen Salzen; unter diesen Bestandtheilen ist bei allen diesen Quellen kohlensaure Kalkerde[3] der vorherrschende Bestandtheil.“[2] Beim Wasser des Lützelbrunnens entfielen mehr als ein Drittel des Gesamtanteils gelöster mineralischer Substanz auf Kalziumkarbonat.
Nachweise
- 1) "...Der Lützelbrunnen ist es ja, der in der Gartenstraße beim Felsenkeller entspringt und seit langer Zeit hier auf dem freien Platz vor dem Neckartor einen Brunnen speist, der allerdings seine Stelle schon öfters gewechselt hat..." (Tübinger Blätter Nr. 12, 1909/10, Seite 21)
- 2) Denkmal: "...Ein Stahlkubus umschließt den aus dem früheren Lützelbrunnen entstandenen Gedenkbrunnen..." (bonhoeffer-gemeinde.de Denkmal Synagogenplatz
- 3) tuebingen.de Beschlussvorlage zur Sanierung der Brunnenstube Lützelbrunnen, 2007
- ↑ mechanisch beigemengte Erden: unscharfer Sammelbegriff für diverse chemische Verbindungen, meist Oxide
- ↑ 2,0 2,1 Eisenbach: Beschreibung und Geschichte der Stadt und Universitæt Tübingen. 1822. …
- ↑ kohlensaure Kalkerde, d. h. Kalziumkarbonat CaCO3