Nikomedeskirche Weilheim: Unterschied zwischen den Versionen

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Die evangelische '''Nikomedeskirche''' liegt im Ortsteil [[Weilheim]].  
Die evangelische '''Nikomedeskirche''' liegt im Ortsteil [[Weilheim]].  
[[Datei:Nikomedeskirche Tübingen Weilheim.JPG|thumb|300px|Nikomedeskirche Weilheim ]]  
[[Datei:Weilheim-Nikomedeskirche-2013.jpg|mini|Nikomedeskirche Weilheim mit Tor zum Kirchhof]]
[[Datei:Weilheim- Nikomedeskirche und Gärten am Scheuernweg.jpg|mini|Kirche und Gärten am [[Scheunenweg]]]]
[[Datei:Weilheim Kirche und Pfarrhaus.jpg|mini|Kirchturm und Pfarrhaus]]  


Die Kirchengemeinde in Weilheim hat ungefähr 800 Mitglieder. Zusammen mit der [[Christuskirche Hirschau|Ev. Gemeinde Hirschau]] bildete sie lange eine Doppelkirchengemeinde. Seit [[2023]] gehören Weilheim, Hirschau und Kilchberg-Bühl zur [[Ev. Verbundkirchengemeinde Tübinger Neckartal]] mit dem geschäftsführenden Pfarramt in Weilheim.


Die Kirchengemeinde in Weilheim hat ungefähr 800 Mitglieder. Zusammen mit der Ev. Gemeinde Hirschau  bildet sie eine Gesamtkirchengemeinde.


==Baugeschichte==


==Baugeschichte==
Die Kirche wurde auf den Fundamenten einer Vorgängerin in den Jahren [[1499]]-[[1521]] erbaut, womöglich als Kirche des Tübinger Spitals. Man geht von drei Vorgängerkirchen aus. Gefundene angebrannte Holzreste und ausgeglühte Steine lassen vermuten, dass der unmittelbare Vorgängerbau abgebrannt war. [[1499]] wurde mit dem Bau des Chors begonnen, [[1514]] war das Kirchenschiff vollendet, und [[1521]] stand der Turm. Es handelt sich um eine spätgotische Hallenkirche mit einem 5/8 Chor und einem massiven Satteldach. Sie war früher auch eine Wehrkirche, deren Hofmauer etwa doppelt so hoch war wie heute (ca. 5 m). Während das Kirchenschiff noch gotische Spitzbogenfenster hat, weist der Turm bereits die Rundbögen der Renaissance auf.
 
Verschiedene Emporen wurden im Lauf der Jahrhunderte eingebaut, der älteste Teil ist von [[1682]]. [[1714]] wurde die erste Orgel installiert, die [[1855]] durch eine der ersten Kegelladenorgeln ersetzt wurde. Sie befindet sich jetzt in der Sülchenkapelle in [[Rottenburg]]. Die älteste der drei Glocken stammt aus dem Jahr [[1702]]. Die Turmuhr ist seit [[1692]] nachweisbar.


Die Kirche wurde auf den Fundamenten einer Vorgängerin in den Jahren [[1499]]-[[1521]] erbaut, womöglich als Kirche des Tübinger Spitals. [[1499]] wurde mit dem Bau des Chors begonnen, [[1514]] war das Kirchenschiff vollendet, und [[1521]] stand der Turm. Es handelt sich um eine spätgotische Hallenkirche mit einem 5/8 Chor und einem massiven Satteldach. Sie war früher auch eine Wehrkirche, deren Kirchhofmauer etwa doppelt so hoch war wie heute (ca. 5 m).  
Die direkt gegenüberliegende Zehntscheuer konnte [[1980]] erworben und zum heutigen Gemeindehaus umgebaut werden.  


Verschiedene Emporen wurden im Lauf der Jahrhunderte eingebaut. [[1714]] wurde die erste Orgel installiert, die [[1855]] durch eine der ersten Kegelladenorgeln ersetzt wurde. Sie befindet sich jetzt in der Sülchenkapelle in [[Rottenburg]]. Die älteste der drei Glocken stammt aus dem Jahr [[1702]].  
Zwischen [[1986]] und [[1988]] wurde die Kirche im Innern auf der Grundlage der Erneuerung von [[1743]] renoviert. [[1989]] wurde die jetzige Tzschöckel-Orgel eingeweiht.  


Zwischen [[1986]] und [[1988]] wurde die Kirche im Innern auf der Grundlage der Erneuerung von [[1743]] renoviert. [[1989]] wurde die jetzige Tzschöckel-Orgel eingeweiht.
Rudolf Kost würdigt in der Festschrift von 1999: „Bei der letzten Renovierung ist es gelungen, die Bedürfnisse der Gemeinde mit den Belangen des Denkmalschutzes in Einklang zu bringen und eine Kirche zu schaffen, in der sich spätgotische Architektur und barocke Ausgestaltung auf glücklichste vereinen. Wir haben eine Kirche, die hell, freundlich und leicht wirkt, aber trotzdem ihren Charakter als einfache, protestantische Kirche gewahrt hat.“<ref>''500 Jahre Nikomeskirche Weilheim 1499-1999'', Tübingen 1999, S. 20f.</ref>


==Sehenswürdigkeiten==  
==Sehenswürdigkeiten==  


Zur Betrachtung im Inneren laden ein
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*das feingliedrige Netzgewölbe in Chor und Sakristei,
*das feingliedrige Netzgewölbe in Chor und Sakristei, Bögen in hellen Pastellfarben abgesetzt, in Sakristei mit Flammenmalerei
*die Schluss-Steine im Chorgewölbe,
*die Schluss-Steine im Chorgewölbe  
*in der Mitte der Holzkassettendecke eine Abbildung von Christus als Weltenrichter mit der Jahreszahl 1530,  
*in der Mitte der Holzkassettendecke eine Abbildung von Christus als Weltenrichter mit der Jahreszahl [[1530]]. In den Schnittpunkten der diagonalen Deckenstreben Rosetten, in der vordersten Reihe ergänzt durch Wappen (Arm mit einem Brotlaib = Spital von Tübingen, Geweihstangen = Württemberg, Taube = Heiliger Geist, Dreilatzige Pfalzgrafenfahne = Stadt Tübingen). 
*die Bemalung der Wände aus verschiedenen Zeiten,  
*die Bemalung der Wände aus verschiedenen Zeiten - auch barock ([[1743]]), was für eine protestantische Kirche ungewöhnlich ist. Bandelwerk mit Akanthusmalerei (württembergisches Herzogswappen, darunter die Namen der Ortsoberhäupter 1743), ältere Diamantmalerei an den Konsolen der Westempore. Die Innenwände waren [[1834]] ganz überstrichen worden, bis zur Restaurierung [[1986]].
*der zwölfeckige Taufstein aus der Erbauungszeit der Kirche,
*der zwölfeckige Taufstein aus der Erbauungszeit der Kirche  
*verschiedene Epitaphien,
*verschiedene Epitaphien  
*die 12 Weihekreuze im Chorraum aus der Erbauungszeit, die bei der ersten Kirchweihe vom Bischof mit Wasser besprengt wurden,
*die 12 Weihe- oder Apostelkreuze im Chorraum aus der Erbauungszeit in Originalfarben, die bei der ersten Kirchweihe vom Bischof mit Weihwasser besprengt wurden. Die Hand Gottes hält das Kreuz. 
*die Bemalung der Emporenbrüstung (die vier Evangelisten, der Apostel Paulus, der Erzengel Gabriel, Johannes der Täufer, Maria und Jesus),
*die Bemalung der Emporenbrüstung (die vier Evangelisten, der Apostel Paulus, der Erzengel Gabriel, Johannes der Täufer, Maria und Jesus)
*das Chorgestühl aus dem [[:Kategorie:15. Jahrhundert|15. Jahrhundert]].
*das Chorgestühl aus dem [[:Kategorie:15. Jahrhundert|15. Jahrhundert]]  
 
Eine nähere Beschreibung liegt in der Kirche aus.


==Name==  
==Name==  


Der Namenspatron Nikomedes ist in Württemberg eine Besonderheit. Nur noch Hildrizhausen im Schönbuch hat eine Kirche dieses Namens. Wer gemeint ist, ist unsicher. Entweder war Nikomedes ein Märtyrer, der im ersten Jahrhundert in Rom zu Tode kam, oder er war Bischof in Nikomedia (in Kleinasien), der bei einer Christenverfolgung im Jahr 303 ums Leben kam.
Der Namenspatron Nikomedes ist in Deutschland eine Besonderheit. In [[Württemberg]] hat nur noch Hildrizhausen im Schönbuch eine Kirche dieses Namens. Wer gemeint ist, ist unsicher.<ref>''Kirchen im Dekanat Tübingen...'', a.a.O.</ref> Wahrscheinlich ist es der Heilige Nikomedes, ein Märtyrer, der um 100 n. Chr. in Rom zu Tode kam (''siehe Quellen a''). Infrage kommt aber auch ein Bischof in Nikomedia (in Kleinasien), der bei der diokletianischen Christenverfolgung im Jahr 303 ums Leben kam (''laut Quellen b zwei Namen möglich'').


==Weiteres==  
==Weiteres==  


[[Paul Schneider]], der „Prediger von Buchenwald“, wohnte 1920 als Theologiestudent im Weilheimer Pfarrhaus. Dort lernte er die Tochter des damaligen Pfarrers Dieterich kennen und lieben. 1926 wurde in der Weilheimer Kirche ihre kirchlichen Trauung gefeiert.   
[[Paul Schneider]], der „Prediger von Buchenwald“, ein mutiger und kompromissloser Gegner des NS-Regimes (1939 im KZ ermordet), wohnte 1920 als Theologiestudent im Weilheimer Pfarrhaus. Dort lernte er die Tochter des damaligen Pfarrers Dieterich kennen und lieben. 1926 wurde in der Nikomedeskirche ihre kirchliche Trauung gefeiert.  Nach ihm wurde 2002 die an der Kirche abzweigende [[Paul-Schneider-Straße|Straße]] umbenannt.
 


==Gottesdienste==  
==Gottesdienste==  
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Regelmäßig an jedem Sonntag und an den kirchlichen Fest- und Feiertagen.  
Regelmäßig an jedem Sonntag und an den kirchlichen Fest- und Feiertagen.  


Dabei wechselt sich die Weilheimer Gemeinde mit der Gemeinde Hirschau ab oder man feiert einen gemeinsamen Gottesdienst in Hirschau oder Weilheim.  
Dabei wechselt sich die Weilheimer Gemeinde mit der [[Christuskirche Hirschau|Christuskirchen-Gemeinde Hirschau]] ab oder man feiert einen gemeinsamen Gottesdienst in Hirschau oder Weilheim.  


Am 1. und 2. Sonntag im Monat beginnt der Gottesdienst um 9:00 Uhr, <br>  
Am 1. und 2. Sonntag im Monat beginnt der Gottesdienst um 9:00 Uhr, <br>  
am 3. und 4. Sonntag um 10:00 Uhr.  
 
Am 3. und 4. Sonntag um 10:00 Uhr.  


Die Kirche ist sonntags geöffnet.  
Die Kirche ist sonntags geöffnet.  
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*''Kirchen im Dekanat Tübingen - Stille Schätze, Kunst und Kultur, Kirchengeschichte, Ausflugstipps, Sehenswertes''. Hrsg. v. Ev. Kirchenbezirk Tübingen, 2000, Seite 92 f.  
*''Kirchen im Dekanat Tübingen - Stille Schätze, Kunst und Kultur, Kirchengeschichte, Ausflugstipps, Sehenswertes''. Hrsg. v. Ev. Kirchenbezirk Tübingen, 2000, Seite 92 f.  
*[http://www.gemeinde.weilheim-tue.elk-wue.de/ Webseite der Ev. Gemeinde Weilheim ]  
*[https://www.evangelisch-tuebinger-neckartal.de/ evangelisch-tuebinger-neckartal], Webseite der Ev. Verbundgemeinde 
*[http://www.strassenkatalog.de/panoramio/weilheim_kirche_und_gaerten_am_scheuernweg,15384940.html Foto: Kirche und Gärten am Scheuernweg ]  
*[http://www.ev-kirche-weilheim-hirschau.de/unsere-kirchengemeinden/kirchengemeinde-weilheim/radwegekirche/ Radwegekirche (seit Pfingsten 2017)]  
*[http://prometheus.uni-koeln.de/pandora/image/show/Image-heidicon_kb-759b46569e3ed3b83e7f9f846890196225842cf8 Foto von Kirchhof und Mauer bei (prometheus.uni-koeln.de) ]  
*[https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Zwei-Experten-erklaeren-wie-man-sich-und-sein-Haus-bei-Blitz-und-Donner-am-besten-schuetzt-343363.html ''Blitze über der Weilheimer Kirche''], ungewöhnliches Foto in einem Tagblatt-Artikel vom 21. 8. 2017
 
*[http://prometheus.uni-koeln.de/pandora/de/search?search_value Fotos der Nikomedeskirche (prometheus.uni-koeln.de)], in Suchfeld eingeben: Nikomedeskirche Weilheim (nur nach Anmeldung)


'''Zum Namenspatron:''' <br>
====zum Namenspatron:==== 
a)  
''a)''
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Nikomedes_%28Heiliger%29  Nikomedes, Heiliger (wikipedia.de) ]   
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Nikomedes_%28Heiliger%29  Nikomedes, Heiliger (wikipedia.de) ]   
*[http://www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikomedes.htm Nicomedes (heiligenlexikon.de) ]  
*[http://www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikomedes.htm Nicomedes (heiligenlexikon.de) ]  
b)  
''b)''
*[http://www.heiligenlexikon.de/BiographienA/Anthimos2.html Anthimos, Bischof von Nikomedia (heiligenlexikon.de)]  
*[http://www.heiligenlexikon.de/BiographienA/Anthimos2.html Anthimos, Bischof von Nikomedia (heiligenlexikon.de)]  
*[http://www.russische-kirche-l.de/kalender/2011heilige-seite/jan18theopemptos.htm  Theopemptos, Bischof von Nikomedia (russische-kirche-l.de) ]  
*[http://www.russische-kirche-l.de/kalender/2011heilige-seite/jan18theopemptos.htm  Theopemptos, Bischof von Nikomedia (russische-kirche-l.de) ]  


*[http://de.wikipedia.org/wiki/Nikomedien  Nikomedia, antiker Ort in Kleinasien, Hauptstadt von Bithynien (wikipedia.de)]


*[http://de.wikipedia.org/wiki/Nikomedien  Nikomedia, antiker Ort in Kleinasien (wikipedia.de)]


==Einzelnachweise==
<references/>


==Literatur== 
*[https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/DOKUMENT/wlbblb_labi/1489104/500+Jahre+Nikomedeskirche+Weilheim++1499-1999+%3B+%5BFestschrift+zum+500j%C3%A4hrigen+Jubil%C3%A4um+der+Nikomedeskirche+in+Weilheim+Ju  ''500 Jahre Nikomedeskirche Weilheim: 1499 – 1999'', Festschrift zum 500jährigen Jubiläum der Nikomedeskirche in Weilheim, Juli 1999, Ev. Kirchengemeinde Tübingen-Weilheim, Verlag Hepper, 1999,  72 Seiten]
*[http://books.google.de/books?id=eYixPgAACAAJ&dq=inauthor:%22Evangelische+Kirchengemeinde.+T%C3%BCbingen-Weilheim%22&hl=de&sa=X&ei=QoAdT9blB4iF-wbvpuSrCg&ved=0CDsQ6AEwAQ  ''Die Nikodemeskirche in Weilheim: Innenerneuerung 1986-1988'', Ev. Kirchengemeinde Tübingen-Weilheim,  Hrsg.: Robert Schütz, Verlag Ev. Kirchengemeinde Tübingen-Weilheim, 1988,  44 Seiten]






==Literatur== 
{{Bilder fehlen|Innenraum}}
*[http://books.google.de/books?id=wNYgYAAACAAJ&dq=inauthor:%22Evangelische+Kirchengemeinde.+T%C3%BCbingen-Weilheim%22&hl=de&sa=X&ei=QoAdT9blB4iF-wbvpuSrCg&ved=0CDYQ6AEwAA  ''500 Jahre Nikomedeskirche Weilheim: 1499 – 1999'', Festschrift zum 500jährigen Jubiläum der Nikomedeskirche in Weilheim, Juli 1999, Ev. Kirchengemeinde. Tübingen-Weilheim, Verlag Hepper, 1999,  72 Seiten]
*[http://books.google.de/books?id=eYixPgAACAAJ&dq=inauthor:%22Evangelische+Kirchengemeinde.+T%C3%BCbingen-Weilheim%22&hl=de&sa=X&ei=QoAdT9blB4iF-wbvpuSrCg&ved=0CDsQ6AEwAQ  ''Die Nikodemeskirche in Weilheim: Innenerneuerung 1986-1988'', Ev. Kirchengemeinde Tübingen-Weilheim,  Hrsg.: Robert Schütz, Verlag Ev.  Kirchengemeinde Tübingen-Weilheim, 1988,  44 Seiten]








[[Kategorie:Kirchen]] [[Kategorie:Gebäude]] [[Kategorie:Architektur]] [[Kategorie:Sehenswürdigkeiten]] [[Kategorie:Weilheim]]
[[Kategorie:Kirchen]] [[Kategorie:Andachtsstätte]] [[Kategorie:Gebäude]] [[Kategorie:Architektur]] [[Kategorie:Sehenswürdigkeiten]] [[Kategorie:Geschichte]] [[Kategorie:Mittelalter]] [[Kategorie:16. Jahrhundert]] [[Kategorie:Weilheim]]

Aktuelle Version vom 8. März 2024, 21:39 Uhr



Nikomedeskirche
Andachtsstätte
AdressePaul-Schneider-Straße 2
72072 Tübingen

Die evangelische Nikomedeskirche liegt im Ortsteil Weilheim.

Nikomedeskirche Weilheim mit Tor zum Kirchhof
Kirche und Gärten am Scheunenweg
Kirchturm und Pfarrhaus

Die Kirchengemeinde in Weilheim hat ungefähr 800 Mitglieder. Zusammen mit der Ev. Gemeinde Hirschau bildete sie lange eine Doppelkirchengemeinde. Seit 2023 gehören Weilheim, Hirschau und Kilchberg-Bühl zur Ev. Verbundkirchengemeinde Tübinger Neckartal mit dem geschäftsführenden Pfarramt in Weilheim.


Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche wurde auf den Fundamenten einer Vorgängerin in den Jahren 1499-1521 erbaut, womöglich als Kirche des Tübinger Spitals. Man geht von drei Vorgängerkirchen aus. Gefundene angebrannte Holzreste und ausgeglühte Steine lassen vermuten, dass der unmittelbare Vorgängerbau abgebrannt war. 1499 wurde mit dem Bau des Chors begonnen, 1514 war das Kirchenschiff vollendet, und 1521 stand der Turm. Es handelt sich um eine spätgotische Hallenkirche mit einem 5/8 Chor und einem massiven Satteldach. Sie war früher auch eine Wehrkirche, deren Hofmauer etwa doppelt so hoch war wie heute (ca. 5 m). Während das Kirchenschiff noch gotische Spitzbogenfenster hat, weist der Turm bereits die Rundbögen der Renaissance auf.

Verschiedene Emporen wurden im Lauf der Jahrhunderte eingebaut, der älteste Teil ist von 1682. 1714 wurde die erste Orgel installiert, die 1855 durch eine der ersten Kegelladenorgeln ersetzt wurde. Sie befindet sich jetzt in der Sülchenkapelle in Rottenburg. Die älteste der drei Glocken stammt aus dem Jahr 1702. Die Turmuhr ist seit 1692 nachweisbar.

Die direkt gegenüberliegende Zehntscheuer konnte 1980 erworben und zum heutigen Gemeindehaus umgebaut werden.

Zwischen 1986 und 1988 wurde die Kirche im Innern auf der Grundlage der Erneuerung von 1743 renoviert. 1989 wurde die jetzige Tzschöckel-Orgel eingeweiht.

Rudolf Kost würdigt in der Festschrift von 1999: „Bei der letzten Renovierung ist es gelungen, die Bedürfnisse der Gemeinde mit den Belangen des Denkmalschutzes in Einklang zu bringen und eine Kirche zu schaffen, in der sich spätgotische Architektur und barocke Ausgestaltung auf glücklichste vereinen. Wir haben eine Kirche, die hell, freundlich und leicht wirkt, aber trotzdem ihren Charakter als einfache, protestantische Kirche gewahrt hat.“[1]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Betrachtung im Inneren laden ein

  • das feingliedrige Netzgewölbe in Chor und Sakristei, Bögen in hellen Pastellfarben abgesetzt, in Sakristei mit Flammenmalerei
  • die Schluss-Steine im Chorgewölbe
  • in der Mitte der Holzkassettendecke eine Abbildung von Christus als Weltenrichter mit der Jahreszahl 1530. In den Schnittpunkten der diagonalen Deckenstreben Rosetten, in der vordersten Reihe ergänzt durch Wappen (Arm mit einem Brotlaib = Spital von Tübingen, Geweihstangen = Württemberg, Taube = Heiliger Geist, Dreilatzige Pfalzgrafenfahne = Stadt Tübingen).
  • die Bemalung der Wände aus verschiedenen Zeiten - auch barock (1743), was für eine protestantische Kirche ungewöhnlich ist. Bandelwerk mit Akanthusmalerei (württembergisches Herzogswappen, darunter die Namen der Ortsoberhäupter 1743), ältere Diamantmalerei an den Konsolen der Westempore. Die Innenwände waren 1834 ganz überstrichen worden, bis zur Restaurierung 1986.
  • der zwölfeckige Taufstein aus der Erbauungszeit der Kirche
  • verschiedene Epitaphien
  • die 12 Weihe- oder Apostelkreuze im Chorraum aus der Erbauungszeit in Originalfarben, die bei der ersten Kirchweihe vom Bischof mit Weihwasser besprengt wurden. Die Hand Gottes hält das Kreuz.
  • die Bemalung der Emporenbrüstung (die vier Evangelisten, der Apostel Paulus, der Erzengel Gabriel, Johannes der Täufer, Maria und Jesus)
  • das Chorgestühl aus dem 15. Jahrhundert

Eine nähere Beschreibung liegt in der Kirche aus.

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Namenspatron Nikomedes ist in Deutschland eine Besonderheit. In Württemberg hat nur noch Hildrizhausen im Schönbuch eine Kirche dieses Namens. Wer gemeint ist, ist unsicher.[2] Wahrscheinlich ist es der Heilige Nikomedes, ein Märtyrer, der um 100 n. Chr. in Rom zu Tode kam (siehe Quellen a). Infrage kommt aber auch ein Bischof in Nikomedia (in Kleinasien), der bei der diokletianischen Christenverfolgung im Jahr 303 ums Leben kam (laut Quellen b zwei Namen möglich).

Weiteres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paul Schneider, der „Prediger von Buchenwald“, ein mutiger und kompromissloser Gegner des NS-Regimes (1939 im KZ ermordet), wohnte 1920 als Theologiestudent im Weilheimer Pfarrhaus. Dort lernte er die Tochter des damaligen Pfarrers Dieterich kennen und lieben. 1926 wurde in der Nikomedeskirche ihre kirchliche Trauung gefeiert. Nach ihm wurde 2002 die an der Kirche abzweigende Straße umbenannt.

Gottesdienste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regelmäßig an jedem Sonntag und an den kirchlichen Fest- und Feiertagen.

Dabei wechselt sich die Weilheimer Gemeinde mit der Christuskirchen-Gemeinde Hirschau ab oder man feiert einen gemeinsamen Gottesdienst in Hirschau oder Weilheim.

Am 1. und 2. Sonntag im Monat beginnt der Gottesdienst um 9:00 Uhr,

Am 3. und 4. Sonntag um 10:00 Uhr.

Die Kirche ist sonntags geöffnet.


Quellen, Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

zum Namenspatron:[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

a)

b)


Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 500 Jahre Nikomeskirche Weilheim 1499-1999, Tübingen 1999, S. 20f.
  2. Kirchen im Dekanat Tübingen..., a.a.O.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]



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