Mahnwache für Raif Badawi: Unterschied zwischen den Versionen

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Am 11. März 2022 wurde Raif Badawi nach zehnjähriger Haft aus dem Gefängnis entlassen. Er darf aber nicht zu seiner Familie nach Kanada ausreisen. Deshalb wurde die Mahnwache („Let him fly“) für ihn und seinen inhaftierten Anwalt Abu al-Khair noch fortgesetzt.
Am 11. März 2022 wurde Raif Badawi nach zehnjähriger Haft aus dem Gefängnis entlassen. Er darf aber nicht zu seiner Familie nach Kanada ausreisen. Deshalb wurde die Mahnwache („Let him fly“) für ihn und seinen inhaftierten Anwalt Abu al-Khair noch fortgesetzt.


Zusätzlich wird inzwischen auch auf das Schicksal von Narges Mohammadi und den iranischen Widerstand aufmerksam gemacht.
==Zur Motivation des Initiators Max Steinacher und dem Stand Anfang 2024==
{{Zitat| [....] Und wenn jemand sagte, das Herumstehen im fernen Tübingen werde die Saudis wohl kaum interessieren, dann fragte Max Steinacher zurück: „Was würden Sie als Alternative empfehlen?“ In einem ist er sich sicher: „Nichts zu machen, bringt noch weniger.“
{{Zitat| [....] Und wenn jemand sagte, das Herumstehen im fernen Tübingen werde die Saudis wohl kaum interessieren, dann fragte Max Steinacher zurück: „Was würden Sie als Alternative empfehlen?“ In einem ist er sich sicher: „Nichts zu machen, bringt noch weniger.“


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Oder wie eine Letzte Generation der 68er Art. Diejenigen aus der Kerngruppe sind meist über 70 Jahre alt, manche haben schon die 80 erreicht. „Es könnte seinen Zenit überschritten haben“, merkt Max Steinacher, auch schon 76. „Ich denke manchmal schon: Wenn man das in jüngere Hände geben könnte – aber die sehe ich nicht.“
Oder wie eine Letzte Generation der 68er Art. Diejenigen aus der Kerngruppe sind meist über 70 Jahre alt, manche haben schon die 80 erreicht. „Es könnte seinen Zenit überschritten haben“, merkt Max Steinacher, auch schon 76. „Ich denke manchmal schon: Wenn man das in jüngere Hände geben könnte – aber die sehe ich nicht.“


So holen er und seine Gruppe weiterhin Samstag für Samstag das Transparent aus einem Abstellraum, stellen den Plakatständer auf, legen Infoblätter und Unterschriftenliste aus, halten das Foto der Narges Mohammadi und den Slogan des iranischen Widerstands den Passanten entgegen, weisen orientierungslosen Touristen den Weg, wechseln ein paar Worte mit den Polizisten, die zur Kontrolle der Auflagen und zum Schutz vorbeifahren.|{{Tagblatt|Tübingen-Portrait: Max Steinacher und seine Mahnwachen: Auf die Straße|https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Auf-die-Strasse-620103.html |20.02.2024|€}}
So holen er und seine Gruppe weiterhin Samstag für Samstag das Transparent aus einem Abstellraum, stellen den Plakatständer auf, legen Infoblätter und Unterschriftenliste aus, halten das Foto der Narges Mohammadi und den Slogan des iranischen Widerstands den Passanten entgegen, weisen orientierungslosen Touristen den Weg, wechseln ein paar Worte mit den Polizisten, die zur Kontrolle der Auflagen und zum Schutz vorbeifahren.|{{Tagblatt|Tübingen-Portrait: Max Steinacher und seine Mahnwachen: Auf die Straße|https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Auf-die-Strasse-620103.html |20.02.2024|€}}}}


[[Kategorie:Bürgerinitiative]]
[[Kategorie:Bürgerinitiative]]

Aktuelle Version vom 25. März 2024, 13:34 Uhr


Neues Transparent seit Herbst 2023
Mahnwache am 19.12.2015 auf Holzmarkt vor der Stiftskirche mit Dieter Baumann in der Bildmitte
Mahnwache am 20. März 2020

Der 1984 geborene arabische Journalist und Menschenrechtler Raif Badawi wurde 2012 wegen „Beleidigung des Islam“ und der Gründung eines liberalen Online-Forums zu 1000 Peitschenhieben, 10 jähriger Haft und 10 jährigem Ausreiseverbot verurteilt. Nachdem im Januar 2015 die ersten 50 Peitschenhiebe ausgeführt wurden, fand am 23. Januar 2015 die erste Tübinger Mahnwache für Raif Badawi auf dem Holzmarkt statt. Knapp 40 Tübinger/innen protestierten gegen die Auspeitschung des saudischen Bloggers. In einem Leserbrief hatte der pensionierte Lehrer Max Steinacher zu der Aktion aufgerufen. Bald danach schloss sich die von Christopher Gohl initiierte Gruppe „Schlagt uns statt Raif“der Mahnwache an. Seither protestiert die Tübinger Mahnwache jeden Samstag von 11 – 12 Uhr am Beispiel Raif Badawis gegen die Missachtung der Menschenrechte in Saudi-Arabien.

Am 8. Januar 2016 forderte die Mahnwache gemeinsam mit Amnesty International[1] vor der saudischen Botschaft in Berlin die Freilassung Badawis.

In den Jahren danach haben Delegationen der Mahnwache auch in Straßburg (Verleihung des Sacharow-Preises im Europa-Parlament), Brüssel, Frankfurt und Wien für Raif Badawi demonstriert.

Im Juni 2017 kam Ensaf Haidar, die Ehefrau Raifs, aus dem kanadischen Exil nach Tübingen. Am 17. Juni sprach sie vor über 250 Menschen auf dem Holzmarkt und forderte den saudischen König auf, ihren Mann freizulassen. Sie wurde im Rathaus empfangen und nahm an einer Podiumsdiskussion über Pressefreiheit mit dem türkischen Journalisten Can Dündar teil. Am 11. Juni 2018 erhielt die Mahnwache für ihre Arbeit den Tübinger Menschenrechtspreis in der Neuen Aula. Die Festrede hielt Roland Jahn, damals Bundesbeauftragter für Stasiunterlagen.

Bis zum Ausbruch von Corona lasen einmal monatlich prominente Vorleser/innen während der Mahnwache ein Kapitel aus Raif Badawis Textsammlung „1000 Peitschenhiebe - weil ich sage, was ich denke“.

Den Anfang machte Dieter Baumann am 19. Dezember 2015. Später lasen Constantin Schreiber, Herta Däubler-Gmelin, Peter Prange und fast 50 weitere regional und überregional bekannte Persönlichkeiten.

Der damalige Börsenverein-Vorsteher Heinrich Riethmüller machte in seiner Eröffnungsrede zur Frankfurter Buchmesse 2020 die Tübinger Mahnwache und Greta Thunberg zu Hauptmotiven seiner Rede. In Zeiten von Corona stieg die Mahnwache auf Videos (circa 65 Videos bei you tube „Tübinger Mahnwache für Raif Badawi“) um, um die wöchentliche Kontinuität zu gewährleisten. Außerdem wurde im Internet die Facebook-Seite „Tübinger Mahnwache für Raif Badawi@tuebingen4badawi" eingerichtet.

Zahlreiche Unterschriftenlisten mit der Forderung Badawi freizulassen, wurden an die saudische Botschaft nach Berlin geschickt (weit über 14 000 Unterschriften).

Am 11. März 2022 wurde Raif Badawi nach zehnjähriger Haft aus dem Gefängnis entlassen. Er darf aber nicht zu seiner Familie nach Kanada ausreisen. Deshalb wurde die Mahnwache („Let him fly“) für ihn und seinen inhaftierten Anwalt Abu al-Khair noch fortgesetzt.

Zusätzlich wird inzwischen auch auf das Schicksal von Narges Mohammadi und den iranischen Widerstand aufmerksam gemacht.

Zur Motivation des Initiators Max Steinacher und dem Stand Anfang 2024[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

[....] Und wenn jemand sagte, das Herumstehen im fernen Tübingen werde die Saudis wohl kaum interessieren, dann fragte Max Steinacher zurück: „Was würden Sie als Alternative empfehlen?“ In einem ist er sich sicher: „Nichts zu machen, bringt noch weniger.“

Zumal die Gruppe auf Badawis Frau verweisen konnte. Ensar Haidar kam aus dem kanadischen Exil einmal nach Tübingen und berichtete, wie wichtig die emotionale Unterstützung sei. Und der weltweite Protest, an dem die Tübinger sich unter anderem in Berlin, Brüssel und Straßburg anschlossen, hatte vielleicht doch gewirkt: Raif Badawi wurde nicht weiter ausgepeitscht. Nach zehn Jahren Haft wurde er aus dem Gefängnis entlassen, darf aber das Land weitere zehn Jahre nicht verlassen.

Für die Gruppe begann eine längere Diskussion. War nicht das Ziel der Mahnwache erreicht? Aber: Wirklich frei ist Raif Badawi ja immer noch nicht, auch sitzt sein Anwalt weiter im Gefängnis. Weitermachen, hat daher die Gruppe entschieden: „Es ist ja nicht falsch, was wir machen.“ Und sie hat ein weiteres theokratisches Regime in den Blick genommen und solidarisiert sich zudem mit der inhaftierten iranischen Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi.

Max Steinacher bewundert ihren Mut: „Was wir machen, ist doch risikolos. Es müsste eigentlich noch mehr passieren. Die im Iran Kopf und Kragen riskieren, die sind für mich die Helden dieser Zeit.“ Dagegen verblassen dann die eigenen Anfechtungen. „Von außen betrachtet stehen wir herum wie die Zeugen Jehovas.“

Oder wie eine Letzte Generation der 68er Art. Diejenigen aus der Kerngruppe sind meist über 70 Jahre alt, manche haben schon die 80 erreicht. „Es könnte seinen Zenit überschritten haben“, merkt Max Steinacher, auch schon 76. „Ich denke manchmal schon: Wenn man das in jüngere Hände geben könnte – aber die sehe ich nicht.“

So holen er und seine Gruppe weiterhin Samstag für Samstag das Transparent aus einem Abstellraum, stellen den Plakatständer auf, legen Infoblätter und Unterschriftenliste aus, halten das Foto der Narges Mohammadi und den Slogan des iranischen Widerstands den Passanten entgegen, weisen orientierungslosen Touristen den Weg, wechseln ein paar Worte mit den Polizisten, die zur Kontrolle der Auflagen und zum Schutz vorbeifahren.