Conradin Walther
Conradin Walther, auch Konradin (11. Mai 1846 in Schwäbisch Hall; † 20. Mai 1910 in Nürnberg) war ein Architekt und Professor an der Kunstgewerbeschule Nürnberg.
Daten
- 1864–1868 Studium am Polytechnikum in Stuttgart, u. a. bei Christian Friedrich Leins und W. Bäumer
- 1869–1871 Tätigkeit bei Leins
- ab 1873 Baubüro des Stadtbaurats Wolf in Nürnberg
- 1874 Ernennung zum Professor für Architektur an der königlichen Kunstgewerbeschule in Nürnberg
Tätigkeiten
Konradin Ferdinand Arnold Walther besuchte in Stuttgart das Gymnasium, die Oberrealschule und bis 1868 das Polytechnikum. 1869 – 71 war er im Atelier von Leins tätig und beteiligte sich bei dessen Johanniskirche am Feuersee. 1871 – 73 machte er Studienreisen nach Italien, Wien und Mitteldeutschland und wurde 1873 Professor der Architektur an der Kunstgewerbschule in Nürnberg, wo er zahlreiche Privat- und Fabrikgebäude zum Teil in monumentaler Ausführung errichtete und viele kunstgewerbliche Entwürfe machte. Bei mehreren Konkurrenzen erhielt er Preise. [1] [2]
Er setzte sich sehr für den "Nürnberger Stil" ein,[3] der in Nürnberg in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entwickelt wurde und auf Formen der Spätgotik und Frührenaissance zurückgriff und sie verfeinerte.
Gebäude dieses Stils finden sich hauptsächlich in Nürnberg, doch wurde er stellenweise auch exportiert. In Tübingen wünschte man sich für die Mühlstraße gestalterisch anspruchsvolle Bauten und engagierte dafür Conradin Walther und andere Architekten, die in den Jahren 1900 bis 1903 eine Häuserzeile von 7 Gebäuden errichteten. Den oberen Abschluss dieser Reihe bildet das "Deutsche Haus" an der Ecke zum Lustnauer Tor mit einem Treppengiebel, das von Walther selbst konzipiert wurde. Er hatte die Oberaufsicht über die anderen Häuser und brachte einige Korrekturen ein, ein weiteres davon (Nr. 18) entwarf er wiederum selbst.
Aber schon viel früher war Walther in Tübingen tätig geworden: 1873 baute er das sechs Jahre zuvor in der Neckarhalde 46 entstandene Wohnhaus des Professors Karl Haug um.[4]
1899 erfolgte der Neubau des fünfstöckigen „Berghaus Hügel“, Neckarhalde 64. Der stolze Fachwerkbau mit prachtvollem Erker im Stil der Neorenaissance war das Heim des Landgerichtsdirektors Freiherr Karl von Hügel, der hier mit seiner Gattin über dem Neckar thronte. Der Heimatforscher Eugen Nägele begeisterte sich in seinen Tübinger Blättern vor allem über den unverkennbaren „rein altdeutschen Stil“ der Villa im Gegensatz zum sonstigen Stilmischmasch in der Umgebung. 1978 wurde die „Hügelei“ zum Karmeliterkloster für Kölner Nonnen. Die Gemächer der Adelsfamilie wurden bescheidene Schwesternzellen und im Erdgeschoss fand sich Platz für eine Kapelle. Nach kurzer Blütezeit, in der das Kloster vor allem durch die Schwester und Buchautorin Waltraud Herbstrith überregional bekannt wurde, musste es 2011 wegen Nachwuchsmangels wieder schließen. [5]
Weitere Bilder
Mühlstraße vom Schulbergweg aus, Gebäude im Nürnberger Stil 2019
Quellen
- ↑ archinform.net Conradin Walther
- ↑ kalliope-verbund.info
- ↑ baukunst-nuernberg.de/epoche...Künstlerverzeichnis
- ↑ Tübingen - Außerhalb der Altstadt (Galerie)
- ↑ Arndt Spieth: Wandern in Tübingen: Über den Schlossberg zur Tübinger Riviera und die Neckarinsel. In: Wanderwerkstatt. 10. Januar 2018. (online)
Weblinks
- Nürnberger Stil, Wikipedia
- Google Bildersuche zu Conradin Walther
- Conradin Walther bei schloss-ratibor.de
- Portrait Conradin Walther 1906, br.de, mit Video
Literatur
- Die Mühlstraße in Tübingen. Zierde der Stadt? Materialien einer Ausstellung, bearbeitet von Bernhard Sterra. Kulturamt Tübingen, 1990