Zimmereifachschule Fritz Kreß: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Zimmereifachschule Fritz Kress.jpg|thumb|right|300px|Weitere Innenansicht. Noch heute sind solche Modele in den meisten Meisterschulen üblich. Diese werden von den Meisterschülern als praktische Übung nach Angaben aufgezeichnet, die Schiftungen (komplexere Dachhölzer wie z.B. Grat- und Kehlsparren die in keinem Architektenplan in der wahren Länge und Winkel eingezeichnet werden) ausgetragen und dann auf die Hölzer übertragen und ausgearbeitet.]]
[[Datei:Zimmereifachschule Fritz Kress.jpg|mini|Weitere Innenansicht. Noch heute sind solche Modelle in den meisten Meisterschulen üblich. Diese werden von den Meisterschülern als praktische Übung nach Angaben aufgezeichnet, die Schiftungen (komplexere Dachhölzer wie z.B. Grat- und Kehlsparren, die in keinem Architektenplan in der wahren Länge und Winkel eingezeichnet werden) ausgetragen und dann auf die Hölzer übertragen und ausgearbeitet.]]


Die '''Zimmereifachschule Fritz Kreß''' in [[Lustnau]] war eine der führenden Einrichtungen für die Ausbildung zum Zimmermeister in Süd-Deutschland. [[Fritz Kreß]] (* 28. März 1884) leitete diese von Ihm gegründete Schule. Sein Name wird häufig mit Doppel-S geschrieben, da dieser auf den Büchern gerne in Großbuchstaben und damit mit einem Doppel-S an Stelle des "ß" geschrieben wird. Er selber schrieb seinen Namen mit "ß" (vgl. u.a. seine Vorwörter und Verweise auf andere Werke von ihm). Zimmermeister Kreß war außerdem der Autor bei Zimmermeistern sehr beachteten und damals durch die Einführung der Winkelfunktionen in die Berechnung der genauen Maße der Hölzer revolutionären Büchern:
Die '''Zimmereifachschule Fritz Kreß''' in [[Lustnau]] war eine der führenden Einrichtungen für die Ausbildung zum Zimmermeister in Deutschland. [[Fritz Kreß]] (* [[28. März]] [[1884]] in Tübingen-Lustnau, † [[1962]] ebenda.)<ref name="Tagblatt_2006-06-21">[[Schwäbisches Tagblatt]], Ausgabe vom [[21. Juni]] [[2006]], Seite 24, Rubrik: Tübingen.</ref> leitete diese von ihm gegründete Schule.
* ''Der praktische Zimmerpolier'' ([[1908]] lt. Vorwort von E. Maushake)
* ''Der Treppen- und Geländerbauer'' (Jahr unbekannt, 3. Auflage war 1940 jedoch laut Verweis im ''Der praktische Zimmerpolier'' aktuell)
* ''Der praktische Zimmerer'' (Sommer [[1940]]) (Ausgaben vor 1940 hießen "Der Jungzimmerer")
Der Praktische Zimmerpolier sollte laut Vorwort von Fritz Kreß der erste Band aus dem "Buches der Zimmerleute" sein. Zu weiteren Bänden ist es durch den [[2. Weltkrieg]] dann anscheinend nicht mehr gekommen.


Firtz Kreß hat außerdem einen in Deutschland (DRP.) und Ausland (AP) patentierten Rechen,- Anreiß und Schmiegegerät unter dem Namen ''Der Schiftapparat Kreß'' erfunden und vertrieben. Dieser half durch Skalen und verstellbaren Hebeln ("Schmiegen") das anzeichnen der nötigen Bearbeitungen der in Plänen noch heute grundsätzlich nie in der waren Länge und tatsächlichen Winkeln gezeichneten Dachhölzer wie Schifter sowie Grat- und Kehlsparren. Dieses Ermitteln und Anzeichnen wird in der Sprache der Zimmermänner als ''schiften'' bezeichent, was den Namen für dieses Gerät erklärt. Durch die Einführung des rechnerischen Schiftung und den seit etwa 1990 immer mehr und ab ca. 2000 allgemein üblichen Ermittlung der Maße per Computer CAD-Programmen und durch die ab Mitte der 80iger Jahre eingeführte vollautomatische Bearbeitung der Dachhölzer auf spezial Maschinen (''Abbundmaschinen'') wurde die Schiftung aus den Händen des Zimmermeisters immer mehr in die von Dienstleister und Konstrukteuren verlegt. Somit wurden neben diesem Gerät auch seine Bücher nicht mehr benötigt. Heute wird die zeichnerische oder Taschenrechner unterstütze Schiftung in der Praxis eigentlich nur noch von Auszubildenden (im Handwerk offiziell noch ''Lehrlinge'' genant) und Meisterschülern während der Ausbildung ausgeübt. Dieses führt leider auch zu einem Verlust an Know-How und zu einer eher Montage basierten Ausübung des Berufes. Der planerische Teil verlagerte sich weg vom Handwerker.
An der Meisterschule wirkten neben Kreß vor allem seine Schwiegersöhne Zimmermeister Dipl. Ing. Ewald Maushake und Dr. Kurt Löffel, sowie Zimmermeister A. Anders.


An der Meisterschule wirkten neben Kreß noch u.a. Zimmermeister Dipl. Ing. Ewald Maushake und der Eisenbaupolier (heutige Bezeichnung wäre "Stahlbetonbauer Polier") Ernst Maier.


Herr Kreß soll, nach leider hier nicht belegbaren Geschichten, seinen Schwager bei einem Streit totgeschlagen haben. Kurz danach sei die Meisterschule auch geschlossen worden sein. Diese gelegentlich zu hörende Version zum Ende der Meisterschule ist aber mangels belastbarer Quellen nicht als gesichert anzusehen und daher fragwürdig. (Wer weiß mehr?)
== Geschichte ==
Die ersten Zimmerleute wurden 1906/1907 u.a. in den oberen Sälen des Gasthauses zum Ochsen unterrichtet. Seit [[1930]] war die von Kreß erbaute Schule an der [[Bebenhäuser Straße]] und befand sich nahe der [[Adler-Kreuzung]], direkt gegenüber dem früheren "Gasthof zum Adler". Das Kreß'sche Grundstück zog sich entlang der [[Waldeckstraße]] bis zu seinem Wohnhaus, dem "Waldeck", hinauf (vgl. das Foto links oben). Büro und Arbeitsraum befanden sich im Hauptgebäude, dem sogenannten Heuhaus.<ref> Seine Geschichte ist in der "Lustnauer Chronik" dargestellt, herausg. vom Lustnauer Geschichtsverein, Ausgabe 2, Dezember 2009, S. 45.</ref> Die eigentliche Schule davor existiert jetzt nicht mehr. Wir sehen links im Vordergrund zunächst die große Werkstatt und, daran im rechten Winkel angebaut, den Unterrichtsraum. Rechts davon ist eine weitere, aber kleinere Werkstatt zum Herstellen der Holzmodelle. Daran schließen sich Holzlager an. Das schon genannte "Waldeck" im Hintergrund, ein Fachwerkhaus mit Walmdach, hat sich Kreß [[1940]] als Alterssitz erbaut. Es hat Ähnlichkeiten mit anderen Häusern am [[Denzenberg]], die ebenfalls seine Handschrift tragen ([[Denzenberghalde]] Nr. 2, Nr. 4, Nr. 6 und 8).<ref>ebd. "Lustnauer Chronik", S. 8 bis 10 </ref>. <ref> Das kleine Fachwerkhaus davor entstand 1935. Ein anderes von 1950 steht in Lustnau, Hornschuchstraße 8. Die Lustnauer Turnhalle ist ebenfalls ein Fachwerkbau von ihm (abgebildet in "Der Deutsche Zimmermeister", 1935, Heft 38, S. 452). Noch als Geselle gestaltete er das Fachwerk der Tübinger Kreissparkasse mit. ''Der Zimmerpolier'' der ersten Auflage zeigt ein Foto davon.</ref>


== Literatur ==
Die Lehrtätigkeit von Fritz Kreß begann damit, dass er für einen Privatkurs die Stube im Elternhaus ausräumte.<ref>"Tübinger Chronik", Nr. 191, 8. August 1956 „50 Jahre Zimmereifachschule Kreß“.</ref> Etwas später wählte er andere Räume, z. B. im Lustnauer Gasthaus zum Ochsen. Die ersten Kurse<ref> Kreß unterschied Privatkurse und Staatliche Unterrichtskurse. Nach dem 65. Unterrichtskurs 1914 lesen wir: "Die Teilnehmerzahl betrug in diesen 65 Unterrichtskursen 917. Die ersten Unterrichtskurse fanden statt im Jan. 1907." In: Wegweiser für das Baugewerbe, 1914, Nr. 5, S. 39.</ref> waren nicht sehr groß. Auf alten Fotografien sieht man etwa 15 Teilnehmer. Vor ihnen steht ihr jeweils angefertigtes Modell – Treppen oder Dachstühle, die sie in etwa 2 bis 3 Winterwochen nach dem theoretischen Vorlauf hergestellt haben. Mit dabei ist ein Vertreter der „Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel“ aus Stuttgart, der die „Oberleitung“ hat, wohl auch, um Kreß etwas auf die Finger zu sehen. Doch diese Verbindung war zugleich Schutzdach. Noch [[1912]] bei einem Schiftkurs in Ulm war man miteinander verknüpft. Gewiss mit Erfolg, denn in den zwanziger Jahren wurde Kreß sogar zu eintägigen Kursen dringend nach Stuttgart eingeladen.
[[Datei:Kress-Buch-Zimmerpolier.jpg|thumb|left|300px|Fritz Kreß: Der Zimmerpolier, 11. Auflage, [[1959]]]]
[[Datei:Kress-Buch-Der-Praktische-Zimmerer.jpg|thumb|left|300px|Fritz Kreß: Der praktische Zimmerer, 4. Auflage, 1940]]
* Kreß, Fritz (Hrsg.): ''Der Zimmerpolier.'' Das Buch der Zimmerleute. Ein Handbuch für alle in der Ausbildung befindlichen und vorangeschrittenen Zimmerleute und Techniker; eine Fortsetzung der früheren, in dem Werke "Der Zimmerpolier" veröffentlichten praktischen Arbeiten. Neue Wege in der Schiftkunst und Einführung in die Arbeiten des Eisenbetons, besonders der verschiedenen Schalungssysteme und deren Aufriß. Darstellung und Beschreibung der wichtigsten (veralteten und neuesten) Werkzeuge und Holzbearbeitungsmaschinen für das Zimmergewerbe, ihre Behandlung, Anwendung usw. 4° 246 S., 1 Bll. mit 956 Abbildungen. Veröffentlichung der Neuauflage am oder vor dem 27. April 1926. Danach mehrere Wiederauflagen im Otto Maier Verlag, Ravensburg, 1935, 1951 und 1959 sowie im Bruderverlag, 2001.<ref>[http://www.abebooks.de/servlet/BookDetailsPL?bi=5558990043&searchurl=an%3Dfritz%2Bkress%26sortby%3D3%26tn%3Dder%2Bzimmerpolier AbeBooks]</ref>


* Fritz Kreß: Der praktische Zimmerer. Einführung in die Arbeiten der Zimmerei und in die Eisenbeton-Schallungstechnik.Im Anhang: 2 Bogen mit 4 Tafeln und 8 Holzmodellen. Halbleinen, , 206 S. Otto Maier Verlag, Ravensburg, 4. Aufl., 1940
Aus den thematischen Schwerpunkten entwickelten sich breit gefächerte Programme, vor allem nach dem Bau der Zimmereifachschule. In der Zeitschrift ''Der Zimmermann''<ref>1935, Nr. 4, Seite 15.</ref> liest man: „Im vergangenen Winter [[1934]]/[[1935|35]] hatte die Schule einen sehr starken Besuch - den stärksten seit ihrem Bestehen - aufzuweisen. Es fanden je zwei Schift- und Abbundkurse, 1 Treppen- und Geländerkurs, 1 Polier- und Konstruktionskurs und 1 Vorbereitungskurs für die Meisterprüfung<ref>Dieser Vorbereitungskurs fand erstmalig statt.</ref>, zusammen 5 Kurse statt. Die Zahl der Schüler betrug (…) 284, darunter 245 Deutsche, 1 Danziger, 32 Schweizer, 3 Österreicher, 2 Italiener, 1 Jugoslave.“ Ein Bild zeigt die Teilnehmer des Polier-und Konstruktionskurses mit Kreß in der Mitte.
 
Die Zimmereifachschule wurde nun Modellschule, und der Reichsverband plante, weitere 4 bis 5 Zimmerei-Fachschulen nach dem Vorbild der Kreß‘schen an „verkehrstechnisch günstig gelegenen Plätzen“ zu gründen.<ref>Der Deutsche Zimmermeister, 1934, Nr. 40, S. 440.</ref> Man kann dies auch in der nun hauseigenen Zeitschrift ''Der Holzspiegel'' nachlesen<ref>1934, Nr. 8.</ref>, die zum Mitteilungsblatt für ehemalige Schüler wird und neben fachlichen Themen die Kursangebote darlegt.<ref>Sie war eine Beilage zum Fachblatt ''Der Zimmermann''.</ref>
Auf dieser Basis beruhte auch der Lehrplan nach dem Krieg. Ein erster Kurs behandelte jetzt die Grundlagen, ein zweiter bereitete auf die Meisterprüfung vor. Die Anmeldungen waren auch da größer als die Aufnahmemöglichkeit. Trotzdem musste die Schule [[1978]] schließen, weil sich unter den Nachkommen kein Nachfolger fand. 
 
 
== Lageplan von 1930 ==
[https://www.tuebingen.de/blpdoc/Bebauungsplaene/200%20LU%20FASZ%205%20LAGEPLAN%202.PDF www.tuebingen.de/blpdoc/Bebauungsplaene/200%20LU%20FASZ%205%20LAGEPLAN%202.PDF]




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[[Kategorie:Schule]]
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[[Kategorie:Gewerbe]]
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[[Kategorie:Handwerk]]
[[Kategorie:Ehemalige Gebäude]]

Aktuelle Version vom 30. November 2019, 23:42 Uhr

Außenansicht der Zimmereifachschule. Ganz rechts sieht man die Bebenhäuser Straße
Der Unterrichtsraum mit kleineren Zeichenplatten auf den Tischen und maßstabsgetreuen Modellen an der Decke.
Weitere Innenansicht. Noch heute sind solche Modelle in den meisten Meisterschulen üblich. Diese werden von den Meisterschülern als praktische Übung nach Angaben aufgezeichnet, die Schiftungen (komplexere Dachhölzer wie z.B. Grat- und Kehlsparren, die in keinem Architektenplan in der wahren Länge und Winkel eingezeichnet werden) ausgetragen und dann auf die Hölzer übertragen und ausgearbeitet.

Die Zimmereifachschule Fritz Kreß in Lustnau war eine der führenden Einrichtungen für die Ausbildung zum Zimmermeister in Deutschland. Fritz Kreß (* 28. März 1884 in Tübingen-Lustnau, † 1962 ebenda.)[1] leitete diese von ihm gegründete Schule.

An der Meisterschule wirkten neben Kreß vor allem seine Schwiegersöhne Zimmermeister Dipl. Ing. Ewald Maushake und Dr. Kurt Löffel, sowie Zimmermeister A. Anders.


Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten Zimmerleute wurden 1906/1907 u.a. in den oberen Sälen des Gasthauses zum Ochsen unterrichtet. Seit 1930 war die von Kreß erbaute Schule an der Bebenhäuser Straße und befand sich nahe der Adler-Kreuzung, direkt gegenüber dem früheren "Gasthof zum Adler". Das Kreß'sche Grundstück zog sich entlang der Waldeckstraße bis zu seinem Wohnhaus, dem "Waldeck", hinauf (vgl. das Foto links oben). Büro und Arbeitsraum befanden sich im Hauptgebäude, dem sogenannten Heuhaus.[2] Die eigentliche Schule davor existiert jetzt nicht mehr. Wir sehen links im Vordergrund zunächst die große Werkstatt und, daran im rechten Winkel angebaut, den Unterrichtsraum. Rechts davon ist eine weitere, aber kleinere Werkstatt zum Herstellen der Holzmodelle. Daran schließen sich Holzlager an. Das schon genannte "Waldeck" im Hintergrund, ein Fachwerkhaus mit Walmdach, hat sich Kreß 1940 als Alterssitz erbaut. Es hat Ähnlichkeiten mit anderen Häusern am Denzenberg, die ebenfalls seine Handschrift tragen (Denzenberghalde Nr. 2, Nr. 4, Nr. 6 und 8).[3]. [4]

Die Lehrtätigkeit von Fritz Kreß begann damit, dass er für einen Privatkurs die Stube im Elternhaus ausräumte.[5] Etwas später wählte er andere Räume, z. B. im Lustnauer Gasthaus zum Ochsen. Die ersten Kurse[6] waren nicht sehr groß. Auf alten Fotografien sieht man etwa 15 Teilnehmer. Vor ihnen steht ihr jeweils angefertigtes Modell – Treppen oder Dachstühle, die sie in etwa 2 bis 3 Winterwochen nach dem theoretischen Vorlauf hergestellt haben. Mit dabei ist ein Vertreter der „Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel“ aus Stuttgart, der die „Oberleitung“ hat, wohl auch, um Kreß etwas auf die Finger zu sehen. Doch diese Verbindung war zugleich Schutzdach. Noch 1912 bei einem Schiftkurs in Ulm war man miteinander verknüpft. Gewiss mit Erfolg, denn in den zwanziger Jahren wurde Kreß sogar zu eintägigen Kursen dringend nach Stuttgart eingeladen.

Aus den thematischen Schwerpunkten entwickelten sich breit gefächerte Programme, vor allem nach dem Bau der Zimmereifachschule. In der Zeitschrift Der Zimmermann[7] liest man: „Im vergangenen Winter 1934/35 hatte die Schule einen sehr starken Besuch - den stärksten seit ihrem Bestehen - aufzuweisen. Es fanden je zwei Schift- und Abbundkurse, 1 Treppen- und Geländerkurs, 1 Polier- und Konstruktionskurs und 1 Vorbereitungskurs für die Meisterprüfung[8], zusammen 5 Kurse statt. Die Zahl der Schüler betrug (…) 284, darunter 245 Deutsche, 1 Danziger, 32 Schweizer, 3 Österreicher, 2 Italiener, 1 Jugoslave.“ Ein Bild zeigt die Teilnehmer des Polier-und Konstruktionskurses mit Kreß in der Mitte.

Die Zimmereifachschule wurde nun Modellschule, und der Reichsverband plante, weitere 4 bis 5 Zimmerei-Fachschulen nach dem Vorbild der Kreß‘schen an „verkehrstechnisch günstig gelegenen Plätzen“ zu gründen.[9] Man kann dies auch in der nun hauseigenen Zeitschrift Der Holzspiegel nachlesen[10], die zum Mitteilungsblatt für ehemalige Schüler wird und neben fachlichen Themen die Kursangebote darlegt.[11] Auf dieser Basis beruhte auch der Lehrplan nach dem Krieg. Ein erster Kurs behandelte jetzt die Grundlagen, ein zweiter bereitete auf die Meisterprüfung vor. Die Anmeldungen waren auch da größer als die Aufnahmemöglichkeit. Trotzdem musste die Schule 1978 schließen, weil sich unter den Nachkommen kein Nachfolger fand.


Lageplan von 1930[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

www.tuebingen.de/blpdoc/Bebauungsplaene/200%20LU%20FASZ%205%20LAGEPLAN%202.PDF


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schwäbisches Tagblatt, Ausgabe vom 21. Juni 2006, Seite 24, Rubrik: Tübingen.
  2. Seine Geschichte ist in der "Lustnauer Chronik" dargestellt, herausg. vom Lustnauer Geschichtsverein, Ausgabe 2, Dezember 2009, S. 45.
  3. ebd. "Lustnauer Chronik", S. 8 bis 10
  4. Das kleine Fachwerkhaus davor entstand 1935. Ein anderes von 1950 steht in Lustnau, Hornschuchstraße 8. Die Lustnauer Turnhalle ist ebenfalls ein Fachwerkbau von ihm (abgebildet in "Der Deutsche Zimmermeister", 1935, Heft 38, S. 452). Noch als Geselle gestaltete er das Fachwerk der Tübinger Kreissparkasse mit. Der Zimmerpolier der ersten Auflage zeigt ein Foto davon.
  5. "Tübinger Chronik", Nr. 191, 8. August 1956 „50 Jahre Zimmereifachschule Kreß“.
  6. Kreß unterschied Privatkurse und Staatliche Unterrichtskurse. Nach dem 65. Unterrichtskurs 1914 lesen wir: "Die Teilnehmerzahl betrug in diesen 65 Unterrichtskursen 917. Die ersten Unterrichtskurse fanden statt im Jan. 1907." In: Wegweiser für das Baugewerbe, 1914, Nr. 5, S. 39.
  7. 1935, Nr. 4, Seite 15.
  8. Dieser Vorbereitungskurs fand erstmalig statt.
  9. Der Deutsche Zimmermeister, 1934, Nr. 40, S. 440.
  10. 1934, Nr. 8.
  11. Sie war eine Beilage zum Fachblatt Der Zimmermann.