Lustnau
Der Stadtteil Lustnau ist mit rund 10.000 Einwohnern der größte aller Stadtteile Tübingens. Lustnau verfügt wie der Stadtteil Derendingen über eine eigene Ortschaftsverfassung, einen Ortsbeirat und eine Geschäftsstelle der Stadtverwaltung.
LustnauGeo-Cache leeren | |
---|---|
|
Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lustnau ist in folgende Stadtteilviertel unterteilt:
- 021 Zentrum
- 021 Herrlesberg/Stäudach
- 022 Denzenberg
- 022 Sand (Eberhard-Wildermuth-Siedlung)
- 023 Neuhalde
- 026 Aeule
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter der heutigen Ev. Kirche befinden sich römische oder frühalemannische Baureste, dort gefundene Keramikscherben sind eindeutig römischen Ursprungs. Östlich vom Ortskern (etwa Bereich Alte Weberei/Weiherhaldenstraße) lag ein merowingisches Gräberfeld, was auf eine Siedlung aus dieser Zeit schließen lässt. Erstmals erwähnt wurde Lustnau 1090 in der Zwiefalter Chronik unter dem Name "Lustinowe". Die Kirche und Pfarrei St. Martin erscheint in den Quellen erstmalig um das Jahr 1120. Der erste Sakralbau an dieser Stelle wird aber aufgrund archäologischer Forschung wesentlich früher datiert, er entstand vermutlich, wie in Derendingen, bereits im 7. Jahrhundert. [1]
Dieser Ort gehörte den Herren von Lustnau – Ministeriale der Pfalzgrafen von Tübingen. Es wird angenommen, dass sie an der Stelle, die heute als "auf der Burg" bezeichnet wird, ihren Sitz hatten. Die Familie derer von Lustnau ist bis in das Jahr 1466 urkundlich bezeugt. Diese Familie stand in enger Verbindung mit dem Kloster Bebenhausen und übereignete ihm zusammen mit den Pfalzgrafen nach und nach fast den ganzen Ort.
Im Mittelalter wurde in Lustnau hauptsächlich Wein- und Ackerbau betrieben. Insbesondere der Weinbau nahm einen breiten Raum ein. Die Weingärten befanden sich vor allem am Herrlesberg, am Österberg und auch in der Neuhalde.
Der Lustnauer Klosterhof entstand um die Mitte des 13. Jahrhunderts als Wirtschaftshof des Klosters Bebenhausen. Nach der Einführung der Reformation um 1540 verlagerte der Klostervogt von Bebenhausen seinen Dienstsitz in den Klosterhof von Lustnau. Durch die Auflösung des Klosteramtes 1807/08 kam Lustnau später zum Oberamt Tübingen.
Der Weinbau ging in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark zurück und wurde durch Hopfenanbau ersetzt. Während des ersten Weltkrieges wurde der Hopfenanbau gänzlich eingestellt. Die landwirtschaftlichen Flächen und ehemaligen Weinberge wurden im 20. Jahrhundert immer mehr bebaut.
1934 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt Tübingen, zu diesem Zeitpunkt hatte Lustnau rund 3.500 Einwohner. [2]
Neues Viertel Alte Weberei (Lustnau-Süd)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Auf dem Areal der früheren Firma Egeria sowie angrenzenden Gebieten (12,8 ha) im Süden Lustnaus entstand 2011-15 ein neues Stadtquartier mit Wohnraum für 1000 Menschen und 150 Arbeitsplätzen. Ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb führte im Januar 2010 zur Vergabe von zwei zweiten und zwei vierten Preisen. Im April gab eine Jury dem Tübinger Büro Hähnig & Gemmeke den Zuschlag, das auch schon im Mühlenviertel und Zentralcampus-Wettbewerb zum Zuge kam (Zweitplatzierter ist das Berliner Büro des Tübinger Architekten Andreas Huhn).
Ein Namenswettbewerb für das neue Viertel, an dem sich die Bevölkerung beteiligen konnte, ergab den Namen "Alte Weberei".
Mit dem Abriss der Fabrikgebäude wurde im März 2010 begonnen, bereits 2011 startete die Vermarktung der neugewonnenen Bauflächen. 2015 war das Viertel weitgehend fertiggestellt. - Eine Bebauung der Brachfläche der ehemaligen Zementfabrik Queck südwestlich der Ammer steht noch aus.
Zu dem Thema eine Linksammlung:
- Historische Ansichten
- competitionline.de: Wettbewerb Lustnau-Süd
- tagblatt.de: Mehrere Artikel des Schwäbischen Tagblatts zum Thema
- Offizielle Webpräsenz des Bauprojektes Alte Weberei
- Satzung über die förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes „Lustnau Süd“
Denzenberg-Viertel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Südhang des Denzenbergs (zwischen heutigem Nordring, der Bebenhäuser Straße und der östlichen Wilhelmstraße, früher Lustnauer Allee) wurde im Wesentlichen ab ca. 1910 bebaut, von da bis etwa 1940 entstand die "Villenkolonie Denzenberg" mit teilweise architektonisch interessanten Villen und Landhäusern. Dazu fand im November 2009 und Februar 2010 eine Ausstellung des Lustnauer Geschichtsvereins statt. Deren Informationen und Bilder sind auch in Ausgabe 2 der "Lustnauer Chronik" enthalten: Villenkolonie Denzenberg - Geschichten, Häuser und Bewohner, Architekten, 1.Aufl. 2009, 2.Aufl. 2010, Tübingen-Hagelloch: Hepper Printmedien.
Herrlesberg / Stäudach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Siedlungsgebiet wurde ab Ende der 1980er Jahre neu erschlossen und als reines Wohngebiet gebaut. Es liegt auf der Hochfläche nordöstlich der Lustnauer Ortsmitte und hat ca. 2100 Einwohner. Hier sind das städtische Kinderhaus Herrlesberg auf www.tuebingen.de und seit 2009 das genossenschaftlich organisierte Geschäft Unser Herrlesbergladen für Artikel des täglichen Bedarfs.
Kirchen, Friedhof[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Ev. Kirche Lustnau
- St.-Petrus-Kirche (kath.)
- Ev.-methodistische Kirche Lustnau
- Friedhof Lustnau
Wandern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Geologischer Lehrpfad Kirnberg, 1977 angelegt, 2017 erneuert und erweitert (5 km)
- Wanderweg von Lustnau nach Pfrondorf außerhalb der Bebauung (4 km)
- Rundweg durch Lustnau: Alte Weberei - Herrlesberg - Berghof - Lustnau, von Arndt Spieth, Tagblatt-Anzeiger 2020 (6 km)
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hier sind alle Artikel der TÜpedia (Orte, Straßen, Ereignisse...) mit direktem Bezug zu Lustnau aufgeführt: Kategorie:Lustnau
Neues Quartier Pfrondorfer Straße / Kirchgraben (im Bau 2019-21)
Einkaufszentrum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Lustnauer Zentrum (LZ) an der unteren Dorfackerstraße ist ein 1983 erbautes Geschäftshaus mit:
- REWE Supermarkt
- Ina Apotheke (bis Anf. 2014 Adams)
- Skribo Walter Papier und Spiel - Schreibwaren, Zeitschriften, Tabak, Spielwaren u.a. (www.skribo-walter.de)
- Bäckerei Mayer (Lustnau)
- Metzgerei Raiser
- Arztpraxen, Wohnungen
Ein Parkplatz befindet sich direkt gegenüber.
Gastronomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Rose Lustnau: seit 2020 Kohenoor, indisches Restaurant
- Lustnauer Mühle, italienisches Restaurant
- Café Lama, neu 2020 (hinter der Mühle), seit 2022 nur Events und Catering
- Hotel Restaurant Alte Krone, deutsche und Balkan-Küche
- Basilikum, gehobene italienische Küche (früher "Sonne")
- Liki Burger/Liki Lounge (?), vormals kurzzeitig Burger-Eckle und Schnitzelfabrik (2022), davor ebenfalls kurzzeitig Rokoko Hookah Lounge und Mario's Pizza, 2020-21 (davor Hendl Burg bzw. HendlHouse im ehemaligen Wienerwald, mit Straßenverkauf, noch früher "Zum Adler")
- Almas Lounge Hookah Cocktail und Sports Bar, davor 2021-22 Esperanto Lounge Shisha-Bar, davor 2020-21 Penalty Sports Bar, davor 2016-20 Alpha & Omega, im Adler-Gebäude
- Nachbarskind Bar/Bistro, Dorfstraße 1, neu 2020 (früher Rokoko, Vesuvio)
- Waldhorn (Lustnau), seit 2019 griechisches Restaurant, Dorfstraße 88
- Samphat Thai Restaurant seit 2021, davor 2015-21 Trattoria Egeria (gehobenes italienisches Restaurant), Alte Weberei (Egeriaplatz)
- Juegos de Bochas, mexikanische Küche und Burger seit 2022, davor Belvedere, Da Walter - Osteria-Pizzeria und Ristorante Pizzeria Bocciabahn
- Viertel Vor, "Projekt, Laden, Café" (mit Minibäckerei Kräft), Egeriaplatz, seit 2015
- Bella Vista, italienisches Restaurant, Stäudach 31 (Herrlesberg)
- Goldersbachklause
- Backstein Bistro & Café, Dorfackerstraße 24, neu 2017 (ehem. Café Luca — Lustnauer Cafébar)
- Pizzeria Da Giovanni (Da Gigi), Alberstraße
- Roma Pizza Service (italienisch, indisch, mexikanisch, thailändisch u.a.), Pfrondorfer Straße 2
- Bäckerei Gehr mit Sitzcafé, auch außerhalb, Pfrondorfer Straße 2
- Bäckerei Mayer, mit kleinem Sitzcafé, im Lustnauer Zentrum Dorfackerstraße
- Metzgerei Raiser, auch kleiner Imbiss, im Lustnauer Zentrum
- Lustnauer Imbiss, neu 2019, Wilhelmstraße 150: Döner, Pizza
Hotels, Pensionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Hotel Restaurant Alte Krone
- Hotel Venezia
- Hotel Garni Sand
- Pension Tübingen-Lustnau (www.pension-tuebingen-lustnau.de)
- Hotel Barbarina (noch zu Lustnau)
Ehemalige Gastronomie, Geschäfte und Betriebe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Textilfabrik von Emil Max Jope, 1911-20, daraus entstand die Firma Egeria, bis 1990er Jahre
- Textilfabrik von Max Jope (jr.), 1921-77, Adler-Kreuzung
- Brauerei und Gasthaus Zum Ochsen, 1810-1922, Dorfackerstraße
- Zum Adler, Hotel und Gaststätte, 1774-1980/2007
- Gasthaus zum Hirsch, Pfrondorfer Straße 2; das Gebäude von 1665 wurde 1983 abgerissen - im Nachfolgebau war 1993-2015 das China-Restaurant Kowloon, seitdem eine Filiale der Bäckerei Gehr
- Gaststätte Sonne (seit den 1980er Jahren Restaurant "Basilikum")
- Gastwirtschaft Bierkeller Lustnau, an der oberen Pfrondorfer Straße mit Biergarten, bestand 1831 bis mindestens 1950er Jahre
- Zimmereifachschule Fritz Kreß, bis 1978
- Was Ihr Wollt, Laden, um 2009
- Vesuvio - Der Schnitzelmeister, 2017-18, davor Pizzeria Vesuvio
- Ja Mas, griechisches Restaurant, 2019-20 (vormalige Rose)
Historische Fotos ehemaliger Lustnauer Geschäfte gibt es auf der Webseite des Lustnauer Geschichtsvereins und im Tagblatt-Anzeiger:
- Fritz Maurer, Bäckerei, Kreuzstraße 26
- Heinrich Maurer, Lebensmittel, Kreuzstraße 28
- Kolonialwarengeschäft von Friedrich Hirn in der Weinbergstraße 1.
Museum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Heimatmuseum Lustnau, Dorfstraße 7 (geschlossen)
Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Lustnauer Geschichtsverein e.V. (www.lustnauer-geschichtsverein.de), 2007 gegründet, 2018 aufgelöst
- TSV Turn- und Sportverein Lustnau 1888 e.V. (www.tsvlustnau.de)
- Musikverein Tübingen-Lustnau e.V. (www.mv-lustnau.eu)
- Liederkranz Lustnau e.V. (www.liederkranz-lustnau.de)
- Schwäbischer Albverein, Ortsgruppe Lustnau (www.schwaebischer-albverein.de/lustnau), Ortsgruppe hat sich aufgelöst
- Etopia e.V. (Wohnprojekt etopia-lustnow) (www.etopia-lustnow.de)
- Förderverein der Dorfacker- und Köstlinschule Lustnau e. V. (www.dorfackerschule.de)
- Reit- und Fahrverein Lustnau e.V.
- Stadtteilbauernhof Lustnau e.V.
Jahrhunderthochwasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 8. Juli 1987 wurde Lustnau nach 1955 und 1978 erneut von einem „Jahrhunderthochwasser“ getroffen.[3][4]
Seit 2005 ist ein Vorwarnsystem mit drei Regenschreibern im Schönbuch und zwei Pegelmessanlagen am Goldersbach installiert. Die automatisch registrierten Niederschlags- und Abflussmengen werden von der Landesanstalt für Umwelt in Karlsruhe abgerufen.[5]
Erst 2008 wurden die städtischen Pläne, im Goldersbachtal einen Damm und zwei Rückhaltbecken anzulegen durch das Landratsamt genehmigt. Zwischen Bebenhausen und Lustnau sollen bei Hochwasser gezielt Flächen überflutet werden. Die Kosten für das Bauvorhaben wurden auf 3,7 Millionen Euro geschätzt.[6]
24 Jahre nach dem letzten Hochwasser wurden die Pläne am 11. Mai 2011 durch den historischen Baggerbiss (Oberbürgermeister Boris Palmer und Regierungspräsidiums-Chef Hermann Strampfer) umgesetzt. Der 4,20 Meter hohe und am Fuß bis zu 40 Meter breite Lustnauer Damm befindet sich ca. 50 Meter vor dem Lustnauer Klosterhof an der Ortsausfahrt Richtung Bebenhausen und erstreckt sich in einer Breite von 200 Metern. An der Bebenhäuser Straße (L 1208) wird der Damm bei Hochwasser von der Feuerwehr mit einem 4 Meter hohen und 16,50 Meter breiten Schiebetor abgeriegelt.
Die Gesamtkosten für den Hochwasserschutz beliefen sich inzwischen auf geschätzte fünf Millionen Euro.[7]
Vom Österberg und aus der Luft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ 1496-1996, 500 Jahre Kirche Lustnau. Tübingen 1996, S. 81, 89 ff.
- ↑ Seite zur Geschichte auf tuebingen.de
- ↑ Seite der Stadtverwaltung zum Hochwasserschutz
- ↑ Kommentar der Grün- alternativen Liste (16. Juli 2003)
- ↑ Diverse Pegelkarten und Hochwasserfrühwarnung für Einzugsgebiete < 200km²
- ↑ Landratsamt genehmig Planung (31.12.2008)
- ↑ Lustnau wird vor Goldersbach geschützt (12.05.2011)
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Die deutsche Wikipedia über Lustnau
- www.tuebingen.de/lustnau
- Gemeindeblatt Lustnau-Aktuell Online der Arbeitsgemeinschaft Lustnauer Vereine (arge-lustnau)
- "Leben in Lustnau", Portrait des Stadtteils
- Einwohnerzahlen der Stadt Tübingen
- Private Webseite über Lustnau mit vielen Informationen und Bildern
- Presseartikel zur Jubiläumsveranstaltung 75 Jahre Eingemeindung (2009)
- Lustnauer Geschichtsverein e.V.