Eduard-Haber-Straße: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Eduard-Haber-Straße''' liegt im [[Stadtteile|Stadtteil]] [[Lustnau]] und verläuft am [[Denzenberg]] zwischen [[Stiffurtstraße]] und [[Waldhausstraße]].  
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[[Datei:Eduard-Haber-Straße Tübingen.jpg|mini|Blick von der Stiffurtstraße in die Straße]]
[[Datei:Eduard-Haber-Straße.JPG|mini|Straßenschild Eduard-Haber-Straße]]
 
Die '''Eduard-Haber-Straße''' liegt im [[Stadtteile|Stadtteil]] [[Lustnau]] und verläuft am [[Denzenberg]] zwischen [[Stiffurtstraße]] und [[Waldeckstraße]].  


== Namensgebung ==
== Namensgebung ==
Die Straße wurde [[1936]] nach dem letzen (kommissarischen) Gouverneur der deutschen Kolonie ''Deutsch-Neuguinea'',  Johann Karl Emil Eduard Haber benannt, mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass damit ein "Vorkämpfer für die nationale Erhebung" geehrt werde. <br>Haber, war hoher SA-Führer und Lehrbeauftragter für internationale Kolonialwissenschaft und Rohstoffwirtschaft an der [[Universität|Universität Tübingen]] und wurde 1936 zum Ehrensenator ernannt. Sein Antrag auf den Doktortitel h.c. wurde abgelehnt. <br>Im Alter von 80 Jahren verstarb Haber am [[14. Januar]] [[1947]] in [[Lustnau]].<ref>[http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/kommentar_artikel,-Wie-lange-noch-Karl-Adam-Strasse-_arid,114007.html ''Wie lange noch Karl-Adam-Straße?'' (08.10.2010) Schwäbisches Tagblatt]</ref>
Die Straße wurde [[1936]] nach dem letzen (kommissarischen) Gouverneur der deutschen Kolonie ''Deutsch-Neuguinea'',  Johann Karl Emil Eduard Haber benannt, mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass damit ein "Vorkämpfer für die nationale Erhebung" geehrt werde. Haber schlug [[1901]] eine Karriere im Kolonialdienst ein und stieg innerhalb kurzer Zeit zum Ersten Referenten des Gouvernements in Deutsch-Ostafrika auf. Während seiner Tätigkeit in der dortigen Kolonialverwaltung wurde der sogenannte Maji-Maji-Aufstand durch die deutsche ,Schutztruppe‘ unter Mithilfe einheimischer Hilfstruppen niedergeschlagen. Dabei wurde versucht, den Aufständischen durch Plünderung und die Vernichtung landwirtschaftlicher Produktionsflächen ihre wirtschaftliche Basis zu entziehen. Heute geht man von bis zu 300.000 Opfern durch Kriegshandlungen und Hunger aus.<br>
Ab [[1907]] arbeitete Haber als Vortragender Rat im Berliner Reichskolonialamt. Im [[Januar]] [[1914]] erfolgte seine Ernennung zum Stellvertreter des Gouverneurs von Deutsch-Neuguinea, wo er die Amtsgeschäfte des erkrankten Gouverneurs Albert Hahl übernahm. Im [[Dezember]] [[1917]] wurde er dann offiziell zum Gouverneur von Deutsch-Neuguinea ernannt.<br>
Nach Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] war er vorübergehend Oberbefehlshaber eines Freikorps in Berlin. Später war er als Lehrer und Dozent tätig, ab [[1929]] als Lehrbeauftragter in Tübingen. Er engagierte sich nicht nur als Kolonialrevisionist, sondern schon vor der Machtergreifung der Nazis als öffentlicher Fürsprecher Hitlers und der NS-Bewegung. Zudem war er Mitglied in mehreren nationalsozialistischen Verbänden und Gliederungen.<ref name=tuebingen>https://www.tuebingen.de/35727.html#/35941/35954</ref><br>
Haber war von 1930 - 45 "Beauftragter Dozent für internationale Kolonialpolitik, Kolonialrecht und internationale Rohstoffwirtschaft" an der [[Universität|Universität Tübingen]] und wurde 1936 zum Ehrensenator ernannt. Sein Antrag auf den Doktortitel h.c. wurde abgelehnt. Haber war Mitunterzeichner des Aufrufs: "Deutsche Hochschullehrer für Hitler..." vom November 1932. Ab 1933 gehörte er verschiedenen NS-Organisationen an und war ab 1937 Mitglied der NSDAP. Sein hohes Alter verhinderte nach dem Zweiten Weltkrieg Maßnahmen der französischen Besatzungsmacht gegen ihn.<ref>[http://books.google.de/books?id=ir9gHK0z018C&pg=PA70&lpg=PA70&dq=eduard+haber+Deutsch-Neuguinea&source=bl&ots=jYbbpaVDiv&sig=63Mq4vvXSK_0S4mXwIiAw4nNqLk&hl=de&ei=RYTzTeaeFYPcsgbjsLWtBg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CC0Q6AEwAzgK#v=onepage&q=eduard%20haber%20Deutsch-Neuguinea&f=false |200 Jahre Wirtschafts- und Staatswissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen Leben und Werk der Professoren (Seite 70) Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Tübingen und ihre Vorgänger (1817–2002) Helmut Marcon (Hrsg.), Heinrich Strecker (Hrsg.)]</ref>
<br>Im Alter von 80 Jahren verstarb Haber am [[14. Januar]] [[1947]] in [[Lustnau]].<ref>[http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/kommentar_artikel,-Wie-lange-noch-Karl-Adam-Strasse-_arid,114007.html ''Wie lange noch Karl-Adam-Straße?'' (08.10.2010) Schwäbisches Tagblatt]</ref>
 
Bereits in den späten 1980er Jahren wurde eine Umbenennung der Straße diskutiert, was bei den Anwohnern jedoch auf Gegenwehr stieß. Der [[Gemeinderat]] lehnte die Umbenennung mit der Begründung ab, dass Haber später aus der NSDAP ausgetreten sei. Nach eigenen im Entnazifizierungsverfahren gemachten Angaben blieb Haber bis zum Kriegsende Parteimitglied.<ref name=tuebingen></ref> 
 
Der im [[Januar]] [[2023]] vorgelegte Abschlussbericht der ''Kommission zur Überprüfung der Tübinger Straßennamen'' empfiehlt, die Eduard-Haber-Straße als eine von sechs Tübinger Straßen umzubenennen.<ref name=tuebingen></ref>
 
==Umbenennung in [[Felicia-Langer-Straße]] beschlossen==
Im Dezember 2023 beschloss der Gemeinderat der Stadt Tübingen die Umbenennung der Eduard-Haber-Straße.<ref>https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Es-wird-nun-doch-die-Felicia-Langer-Strasse-613825.html</ref>
 
== Wer hier lebte ==
*[[Elisabeth Käsemann]],[http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Käsemann] Tochter des Tübinger Theologen und Hochschullehrers [[Ernst Käsemann]],[http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_K%C3%A4semann] lebte seit 1971 in Buenos Aires und arbeitete nach ihren Studium der Soziologie und Politologie in Berlin als Entwicklungshelferin in den Armenvierteln der Hauptstadt Argentiniens. In der Nacht vom 8. auf den 9. März 1977 wurde sie als vermeintliche Widerstandskämpferin von Angehörigen argentinischer Sicherheitskräfte der Militärdiktatur verhaftet, gefoltert und schließlich am 24. Mai 1977 durch Erschießung hingerichtet. Die Obduktion am [[12. Juni]] [[1977]] im medizinisch-forensischen Institut der Universität Tübingen ergab, dass Elisabeth Käsemann 4 Schüsse aus unmittelbarer Nähe in Genick und Rücken erhalten hat. Ihre Beisetzung erfolgte am 16. Juni 1977 in [[Lustnau]].<ref>[http://mission-einewelt.org/uploads/media/kleinAusstellung-E_Kaesemann.pdf Ausstellungsbroschüre, Koalition gegen Straflosigkeit, Nürnberg, Mai 2007] </ref>  Trotz eindringlicher Appelle ihrer Angehörigen an deutsche Behörden unternahmen diese zu wenig, um Käsemanns Freilassung zu erwirken.<ref>[http://www.focus.de/panorama/reportage/reportage-der-tod-und-das-maedchen_aid_202012.html ''Der Tod und das Mädchen'' Focus Magazin (02.02.2004)]</ref> Gegen die Täter bestehen erst seit 2003 internationale Haftbefehle. Die Bundesregierung hat die Auslieferung der Verantwortlichen beantragt. Nach ihr wurde die [[Elisabeth-Käsemann-Straße]] in dem Neubaugebiet [[Alte Weberei]] benannt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
*[[Nazi-Zeit#Universit.C3.A4t_und_NSDStB|Universität im Dritten Reich]]
*[[Nazi-Zeit#Universit.C3.A4t_und_NSDStB|Universität im Dritten Reich]]
*[[Karl-Adam-Straße]]
*[[Karl-Adam-Straße]]
== Wer hier lebte ==
*[[Elisabeth Käsemann]], [http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Käsemann] Tochter des Tübinger Theologen und Hochschullehrers [[Ernst Käsemann]][http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_K%C3%A4semann] lebte seit 1971 in Buenos Aires und arbeitete nach ihren Studium der Soziologie und Politologie in Berlin als Entwicklungshelferin in den Armenvierteln der Hauptstadt Argentiniens. 1977 wurde sie als vermeintliche Widerstandskämpferin von Angehörigen argentinischer Sicherheitskräfte der Militärdiktatur verhaftet und in der Nacht vom 8. auf den 9. März 1977 verhaftet, gefoltert und schließlich am 24. Mai 1977 durch Erschießung hingerichtet. Die Obduktion am 12. Juni 1977 im medizinisch-forensischen Institut der Universität Tübingen ergab, dass Elisabeth Käsemann 4 Treffer aus unmittelbarer Nähe in Genick und Rücken erhalten hat. Ihre Beisetzung erfolgte am 16. Juni 1977 in [[Lustnau]].<ref>[http://mission-einewelt.org/uploads/media/kleinAusstellung-E_Kaesemann.pdf Ausstellungsbroschüre, Koalition gegen Straflosigkeit, Nürnberg, Mai 2007] </ref>  Trotz eindringlicher Appelle ihrer Angehörigen an deutsche Behörden unternahmen diese zu wenig, um Käsemanns Freilassung zu erwirken.<ref>[http://www.focus.de/panorama/reportage/reportage-der-tod-und-das-maedchen_aid_202012.html ''Der Tod und das Mädchen'' Focus Magazin (02.02.2004)]</ref> Gegen die Täter bestehen erst seit 2003 internationale Haftbefehle. Die Bundesregierung hat die Auslieferung der Verantwortlichen beantragt.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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== Lage der Straße ==
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[[Kategorie:Straßen]]
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[[Kategorie:Lustnau]]
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Aktuelle Version vom 11. Januar 2024, 18:21 Uhr

Eduard-Haber-StraßeGeo-Cache leeren
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Anliegerstraße
OberflächeAsphalt
Höchstgeschwindigkeit30 km/h
Beleuchtetja
Bürgersteigeinseitig
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Blick von der Stiffurtstraße in die Straße
Straßenschild Eduard-Haber-Straße

Die Eduard-Haber-Straße liegt im Stadtteil Lustnau und verläuft am Denzenberg zwischen Stiffurtstraße und Waldeckstraße.

Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Straße wurde 1936 nach dem letzen (kommissarischen) Gouverneur der deutschen Kolonie Deutsch-Neuguinea, Johann Karl Emil Eduard Haber benannt, mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass damit ein "Vorkämpfer für die nationale Erhebung" geehrt werde. Haber schlug 1901 eine Karriere im Kolonialdienst ein und stieg innerhalb kurzer Zeit zum Ersten Referenten des Gouvernements in Deutsch-Ostafrika auf. Während seiner Tätigkeit in der dortigen Kolonialverwaltung wurde der sogenannte Maji-Maji-Aufstand durch die deutsche ,Schutztruppe‘ unter Mithilfe einheimischer Hilfstruppen niedergeschlagen. Dabei wurde versucht, den Aufständischen durch Plünderung und die Vernichtung landwirtschaftlicher Produktionsflächen ihre wirtschaftliche Basis zu entziehen. Heute geht man von bis zu 300.000 Opfern durch Kriegshandlungen und Hunger aus.
Ab 1907 arbeitete Haber als Vortragender Rat im Berliner Reichskolonialamt. Im Januar 1914 erfolgte seine Ernennung zum Stellvertreter des Gouverneurs von Deutsch-Neuguinea, wo er die Amtsgeschäfte des erkrankten Gouverneurs Albert Hahl übernahm. Im Dezember 1917 wurde er dann offiziell zum Gouverneur von Deutsch-Neuguinea ernannt.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs war er vorübergehend Oberbefehlshaber eines Freikorps in Berlin. Später war er als Lehrer und Dozent tätig, ab 1929 als Lehrbeauftragter in Tübingen. Er engagierte sich nicht nur als Kolonialrevisionist, sondern schon vor der Machtergreifung der Nazis als öffentlicher Fürsprecher Hitlers und der NS-Bewegung. Zudem war er Mitglied in mehreren nationalsozialistischen Verbänden und Gliederungen.[1]
Haber war von 1930 - 45 "Beauftragter Dozent für internationale Kolonialpolitik, Kolonialrecht und internationale Rohstoffwirtschaft" an der Universität Tübingen und wurde 1936 zum Ehrensenator ernannt. Sein Antrag auf den Doktortitel h.c. wurde abgelehnt. Haber war Mitunterzeichner des Aufrufs: "Deutsche Hochschullehrer für Hitler..." vom November 1932. Ab 1933 gehörte er verschiedenen NS-Organisationen an und war ab 1937 Mitglied der NSDAP. Sein hohes Alter verhinderte nach dem Zweiten Weltkrieg Maßnahmen der französischen Besatzungsmacht gegen ihn.[2]
Im Alter von 80 Jahren verstarb Haber am 14. Januar 1947 in Lustnau.[3]

Bereits in den späten 1980er Jahren wurde eine Umbenennung der Straße diskutiert, was bei den Anwohnern jedoch auf Gegenwehr stieß. Der Gemeinderat lehnte die Umbenennung mit der Begründung ab, dass Haber später aus der NSDAP ausgetreten sei. Nach eigenen im Entnazifizierungsverfahren gemachten Angaben blieb Haber bis zum Kriegsende Parteimitglied.[1]

Der im Januar 2023 vorgelegte Abschlussbericht der Kommission zur Überprüfung der Tübinger Straßennamen empfiehlt, die Eduard-Haber-Straße als eine von sechs Tübinger Straßen umzubenennen.[1]

Umbenennung in Felicia-Langer-Straße beschlossen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember 2023 beschloss der Gemeinderat der Stadt Tübingen die Umbenennung der Eduard-Haber-Straße.[4]

Wer hier lebte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elisabeth Käsemann,[1] Tochter des Tübinger Theologen und Hochschullehrers Ernst Käsemann,[2] lebte seit 1971 in Buenos Aires und arbeitete nach ihren Studium der Soziologie und Politologie in Berlin als Entwicklungshelferin in den Armenvierteln der Hauptstadt Argentiniens. In der Nacht vom 8. auf den 9. März 1977 wurde sie als vermeintliche Widerstandskämpferin von Angehörigen argentinischer Sicherheitskräfte der Militärdiktatur verhaftet, gefoltert und schließlich am 24. Mai 1977 durch Erschießung hingerichtet. Die Obduktion am 12. Juni 1977 im medizinisch-forensischen Institut der Universität Tübingen ergab, dass Elisabeth Käsemann 4 Schüsse aus unmittelbarer Nähe in Genick und Rücken erhalten hat. Ihre Beisetzung erfolgte am 16. Juni 1977 in Lustnau.[5] Trotz eindringlicher Appelle ihrer Angehörigen an deutsche Behörden unternahmen diese zu wenig, um Käsemanns Freilassung zu erwirken.[6] Gegen die Täter bestehen erst seit 2003 internationale Haftbefehle. Die Bundesregierung hat die Auslieferung der Verantwortlichen beantragt. Nach ihr wurde die Elisabeth-Käsemann-Straße in dem Neubaugebiet Alte Weberei benannt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage der Straße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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