Ammerhof

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Der Ammerhof liegt im Ammertal zwischen Tübingen und Unterjesingen am nördlichen Hang des Spitzbergs und leitet seinen Namen von dem Flüsschen Ammer ab.

Heute gibt es auf dem Ammerhof einen Gutsbetrieb mit Pferdepension mit 40 Pferdeboxen überwiegend mit Außenluken und einem 10km langen privatem Reitwegenetz um die dortigen Felder und Wiesen. Der denkmalgeschützte Hof bietet neben seinem einzigartigen Ambiente alles, was für Pferd und Reiter wichtig ist, inklusive Anreiten, Beritt, Koppel- und Führanlagendienst sowie Reitunterricht durch verschiedene Ausbilder für Springen und Dressur.[1]

Seit 1994 gibt es im umgebauten ehemaligen herzoglichen Schafstall außerdem die auf Pferde und Kleintiere spezialisierte Tierklinik. Die 3 Geschäftsführer Dr. Bernd Biesinger, Dr. Jan Claussen und Dr. Karl Grieshaber werden unterstützt durch 3 Tierärztinnen, 2 ausgebildete Tierarzthelferinnen, 4 Lehrlinge sowie 3 Damen i Empfang, Büro und Buchhaltung. Derzeit besteht die Klinik aus einem OP-Raum mit Aufwachbox, Behandlungsräumen, Apotheke, Labor, Isolierstation, 14 Klinikboxen mit Paddock, Kleintierpraxis mit Behandlungsräumen und OP, Büro- und Verwaltungsräumen sowie Empfang.[2]

Geschichte

Ursprünglich war der Ammerhof ein „Villa Ambra“ oder Ammern genannter Weiler, der an einer alten Ost-West-Straßenverbindung lag und spätestens seit dem Mittelalter bestand. Der Ammerhof wurde auch Ambera, Ammera und Ammir genannt. Um 1100 findet sich seine erste urkundliche Erwähnung. In einer Urkunde des Hirsauer Codex werden Wernherus de Swertissloch [Schwärzloch] und Erchinbertus de Ambera, die vermutlich Vasallen der Tübinger Pfalzgrafen waren, erwähnt. Wernherus schenkte eine Wiese in Ammern und landwirtschaftlich nutzbaren Boden an das Kloster Hirsau. Um 1150 ist ein Cunradus de Ammir Zeuge bei einer Schenkung an das Kloster Reichenbach.[3]

Die Geschichte von Ammern ist eng verknüpft mit den Pfalzgrafen von Tübingen und dem Kloster Obermarchtal. Im Jahre 1171 stifteten der Pfalzgraf Hugo II. von Tübingen und seine Gattin Elisabeth von Bregenz das Prämonstratenser-Chorherrenstift Obermarchtal und statteten es mit Gütern aus. Dazu gehörte auch „...das Gut mit dem Hof Ammern mit der dort gelegenen Kapelle, mit den Weinbergen, Zehnten und was sonst noch dazugehört.“[4]

Die Prämonstratenserchorherren konnten in Ammern Landbau, Viehzucht und Weinbau betreiben und sich der Seelsorge widmen. Im frühen 13. Jahrhundert weilte ein Laienbruder als Hofmeister auf dem Ammerhof. Weitere Güter, wie ein Weinberg am Österberg in Lustnau und ein Hof in Ammern wurden dazugekauft. Lange Jahrzehnte stritt das Stift mit der pfalzgräflichen Familie um sein Eigentum. Die pfalzgräfliche Familie beanspruchte z.B. die Weinberge immer noch für sich und ließ im Herbst die Trauben keltern. Die Konflikte um Besitztum, um Vogt- und Herrschaftsrechte dauerten bis zum Jahr 1303. Da verkaufte Graf Gottfried von Tübingen-Böblingen diese Rechte an das Stift Marchtal. Ammern wurde ganz der Herrschaft der pfalzgräflichen Familie entzogen und dem Stift einverleibt. Im Jahr 1307 wird ein Otto von Wurmlingen als Pfleger und Schirmherr für Ammern bestellt. Der Ritter Friedrich Herter von Dußlingen wurde 1351 als Lehnsmann eines Hofes in Ammern genannt.<ref name="Tierklinik/">

Ab 1500 wurde der Weiler in drei Maierhöfe aufgeteilt, die einem Pfleger unterstellt waren. Ab 1707 richtete das Stift Obermarchtal eine Statthalterei in Ammern ein, ein Chorherr weilte ständig auf einem der Höfe. Der Ammerhof lebte von der Landwirtschaft, dem Handel und der Gastwirtschaft (seit 1708). Über sechs Jahrhunderte gehörte Ammern zur Herrschaft Marchtal und kam im Jahr 1803 im Zuge der Säkularisation an den Fürsten von Thurn- und Taxis.[4]

Im Jahr 1803 wurde der Wert des Hofguts auf 50.000 fl (Gulden) geschätzt. Dem Fürsten von Thurn und Taxis war im Reichsdeputationshauptschluß das Stift Obermarchtal zugesprochen worden. Er nahm schon Ende 1802 den Ammerhof in Besitz. Das Herzogtum Württemberg zog erst die Weinberge von Ammern und ab 1806 die Landeshoheit an sich. Der Fürst von Thurn und Taxis, der ursprünglich seine ständige Residenz in Obermarchtal errichten wollte, zog nach Regensburg und verkaufte Ammern 1810 an den Hof- und Finanzrat von Spittler aus Stuttgart. 1824 erwarb der Jurist K. Fr. Eichhorn aus Göttingen das Gut, das dann im Jahr 1852 an die königliche Hofkammer kam. Das Gut ist heute im Besitz des Herzogs von Württemberg.

Die Ammerhofkapelle

Auf dem Ammerhof gab es schon seit dem Mittelalter eine Kapelle. Unter Abt Riedgasser wurde um 1600 ein Neubau errichtet, der im Dreißigjährigen Krieg beschädigt wurde. Der heutige Kapellenbau ist eine Erweiterung des Neubaus von 1733. Unter Abt Edmund II., einem der Äbte, der die großen Baumaßnahmen in Obermarchtal durchführte, wurde auch die Ammerhofkapelle im Jahre 1765 vergrößert. Sie erhielt einen neuen Chor mit Chorturm, neue Fenster, den Rokokostuck, die Fresken und das Portal. Tiberius Moosbrugger, Baumeister im Dienste des Stiftes Marchtal, zeichnet für diesen Bau verantwortlich, er gestaltete die Kapelle nach dem Vorbild der Pfarrkirche in Unterwachingen (Bau von J.C. Bagnato) um. Die Fresken schuf der Maler Veeser aus Andelfingen, der Stukkateur war Xaver Schmuzer. Beide Künstler arbeiteten auch in Obermarchtal.[4]

Über die Pfarrei auf dem Ammerhof ist wenig bekannt. Eine Zeitlang gehörte sie zum Wurmlinger Berg. 1749 wird in Ammern eine eigene Pfarrei eingerichtet, der Pater Statthalter war zugleich auch der Pfarrer. Seine Seelsorge galt den Untertanen, den Katholiken von Tübingen, fahrendem Volk und dem Militär. Die Pfarrei Ammern wurde 1807 aufgehoben und mit der im Jahre 1806 gegründeten katholischen Stadtpfarrei in Tübingen vereinigt. Die gesamte Ausstattung wie Gewänder und Gerätschaften wurde an die neue Pfarrei und an die ebenfalls neugegründete katholische Stadtpfarrei in Esslingen gegeben. Die Ammerhofkapelle wurde von nun an als Heuschober genutzt.[4]

Nach der Restaurierung in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist sie mit der Altarweihe durch Weihbischof Rieger am 17. Juni 1991 jedoch wieder zum Sakralraum geworden.

Quellen