Lilli Zapf: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Lilli Zapf''' (eigentlich Anna Mathilde Zapf) (* [[5. Januar]] [[1896]] in Nördlingen; † [[12. Dezember]] [[1982]] in Tübingen) beschäftigte sich mit der Geschichte der Tübinger Juden, über die sie [[1974]] ein Buch veröffentlichte. Sie lebte ab [[1950]] in Tübingen, wo sie bis zu ihrer Pensionierung als Sekretärin am [[Institut für Tropenmedizin|Tropeninstitut]] arbeitete.
'''Lilli Zapf''' (eigentlich Anna Mathilde Zapf) * [[5. Januar]] [[1896]] in Nördlingen; † [[12. Dezember]] [[1982]] in Tübingen, war die älteste von sieben Geschwistern und besuchte nach der Elementarschule die höhere Töchterschule in Nördlingen, eine Art erweitertes Bildungsmodell für bürgerliche Töchter. Ihren Rufnamen Lilli behielt sie auch in späteren Briefen und Dokumenten bei. Sie beschäftigte sich mit der Geschichte der Tübinger Juden, über die sie [[1974]] ein Buch veröffentlichte. Sie lebte ab [[1950]] in Tübingen, wo sie bis zu ihrer Pensionierung als Sekretärin am [[Institut für Tropenmedizin|Tropeninstitut]] arbeitete.
   
   
Lilli Zapf ist am [[12. Dezember]] [[1982]] im Alter von 86 Jahren in Tübingen gestorben. Sie wurde in ihrem Geburtsort Nördlingen beigesetzt. [[2005]] wurde ihre Urne auf den Tübinger [[Stadtfriedhof]] überführt. Die [[Eberhardskirche]]ngemeinde und der Verein ''Courage'' setzten sich für die Umbettung ein - Stadt und Gemeinde übernahmen die Kosten für die Grabstätte.<ref>[http://www.rtf1.de/archiv/news-archive-11-12-2005.shtml ''Neue Ruhestätte für Lilli Zapf'', www.RTF.1.de (13.12.2005)]</ref>
Lilli Zapf ist am [[12. Dezember]] [[1982]] im Alter von 86 Jahren in Tübingen gestorben. Sie wurde zunächst in ihrem Geburtsort Nördlingen beigesetzt. [[2005]] wurde ihre Urne auf den Tübinger [[Stadtfriedhof]] überführt. Die [[Eberhardskirche]]ngemeinde und der Verein ''Courage'' setzten sich für die Umbettung ein - Stadt und Gemeinde übernahmen die Kosten für die Grabstätte.<ref>[http://www.rtf1.de/archiv/news-archive-11-12-2005.shtml ''Neue Ruhestätte für Lilli Zapf'', www.RTF.1.de (13.12.2005)]</ref>


==Würdigung==
"Ich habe nicht den Doktortitel und bin eine ganz einfache unverheiratete Frau, also Fräulein Lilli Zapf“, so ihre Selbstdarstellung. Durch ihre Verdienste und ihr Engagement zur Erforschung des Verbleibs ehemaliger jüdischer Tübinger Mitbürger wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt Tübingen ernannt.


Am [[7. Mai]] [[1982]] wurde sie mit der [[Bürgermedaille]] der Stadt Tübingen für ihr Engagement und die Forschungsarbeit über die Tübinger Juden geehrt. Schon seit Anfang der 60er Jahre knüpfte sie trotz vieler Anfeindungen persönliche Kontakte zu ehemaligen, geflüchteten jüdischen Mitbürgern. Obwohl sie in ärmlichen Lebensverhältnissen lebte, hatte sie sich als erste um die Aufarbeitung der Geschichte der Tübinger Juden verdient gemacht.
Nach ihrem Schulbesuch wechselte sie oft ihren Wohnort, bis sie schließlich zu Beginn der 1930iger Jahre nach Berlin übersiedelte. Dort betrieb sie eigenständig ein Schreibbüro, indem sie im Auftrag Schreibarbeiten erledigte und vorwiegend Dissertationen in Reinschrift abtippte. In diese Berliner Zeit fällt ein besonderer Kontakt zu dem späteren Juristen Hendrik George van Dam''',''' sie wurde zu seiner ständigen, persönlichen Sekretärin. 1935 begleitete sie ihn, ein aus großbürgerlichen Verhältnissen stammender Jude, ins niederländische Exil. Hendrik George van Dam arbeitete dort als Korrespondent für die „Basler Nachrichten“. Nach dem Krieg (von 1950 bis 1973) begleitete er das Amt eines Generalsekretärs des Zentralrats der Juden in Deutschland.


Am [[31. Januar]] [[1996]] beschloss der Tübinger [[Gemeinderat]], die neue [[Lilli-Zapf-Straße]] im [[Loretto|Lorettoareal]] der [[Südstadt]] nach ihr zu benennen. Weitere Straßen zu diesem Thema sind dort:
Ab 1953 lebte Lilli Zapf in Tübingen, wo sie 1955 im Gertrud-Bäumer-Haus in der Memminger Straße 18, eine Ein-Zimmer-Wohnung bezog. Beruflich knüpfte sie in Tübingen an ihre Vorgängertätigkeiten als Schreibkraft an. Zunächst im damaligen Tropengenesungsheim  (Paul-Lechler-Krankenhaus), dann in Folge am Universitätsklinikum. Sie war aktives Mitglied der evangelischen Eberhards-Kirchen-Gemeinde der Südstadt.


*[[Ruth-Marx-Straße]] (jüngstes Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Tübingen),
Seit den frühen 1960er Jahren arbeitete Lilli Zapf zielgerichtet auf die Veröffentlichung ihres Buches mit dem Thema über das Schicksal und Verbleib der Tübinger Juden hin. Nahezu fünfzehn Jahre lang befasste sie sich unter Einsatz ihrer körperlichen und auch finanziellen Mittel unermüdlich mit diesem Thema, das sie zum zentralen Punkt ihres Lebens machte. Als Autodidaktin, ohne eine historische oder journalistische Ausbildung, gelang es ihr eine Dokumentation zu erstellen, die das individuelle, menschliche Schicksal der einstmals jüdischen Bevölkerung Tübingens im Zentrum sah. Mit dieser Dokumentation gab sie mit den entscheidenden Anstoß, der den gesellschaftlichen Umgang mit der nationalsozialistischen  Vergangenheit langsam ab dem 1950er und 1960er Jahre ändern sollte.  
*[[Gölzstraße]] (Hildegard und Richard Gölz, [[Wankheim]]er Pfarrersleute, die Juden Schutz und Asyl vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten gewährten.)


Am [[27. Januar]] [[2002]] wurde der [[Lilli-Zapf-Jugendpreis]] zum ersten Mal verliehen. Ausgezeichnet wurden zwei Schülergruppen an der [[Hauptschule Innenstadt]], die sich gegen Rassismus und Gewalt engagieren.
Ihre zahlreiche Korrespondenz, in erster Linie mit den Menschen, die wegen  ihres jüdischen Glaubens aufgrund der NS-Rassengesetze zur Emigration aus ihrer Tübinger Heimat gezwungen wurden und mit der Flucht ihr Leben retten konnten, ist hauptsächlich im Stadtarchiv Tübingen hinterlegt. Weiterhin verfügt das Tübinger Universitätsarchiv über weitere Dokumente, die aus dem Nachlass von Lilli Zapf stammen.


'''Würdigung:'''


== Siehe auch ==
1982 wurde Lilli Zapf die Bürgermedaille der Stadt Tübingen verliehen
*[[Jugendgemeinderat]]
 
1996 beschloss der Tübinger Gemeinderat im Loretto Areal der Südstadt eine  Straße nach ihr zu benennen
 
2002 (27. Januar/Holocaust-Gedenktag) wurde der Lilli-Zapf-Jugendpreis zum ersten Mal an zwei Schülergruppen der Hauptschule Innenstadt verliehen
 
2011 Benennung des Gemeindesaals der Eberhards Gemeinde nach Lilli Zapf
 
'''Quellen:'''
 
Jaesrich, Michael: Lilli Zapf und die Tübinger Juden. Kleine Tübinger Schriften. Hrsg. Von der Universitätsstadt Tübingen, Fachbereich Kultur, Heft 40, Tübingen 2013.


Eck, Helmut: Die Tübinger Straßennamen. Vielfach umbenannt. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Tübingen, Band 7. Tübingen 2017<references /><nowiki>https://www.tuepedia.de/wiki/Lilli_Zapf</nowiki>


== Quellen ==
Siehe auch
<references/>
*[[Jugendgemeinderat]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 9. April 2024, 17:36 Uhr

Lilli Zapf (eigentlich Anna Mathilde Zapf) * 5. Januar 1896 in Nördlingen; † 12. Dezember 1982 in Tübingen, war die älteste von sieben Geschwistern und besuchte nach der Elementarschule die höhere Töchterschule in Nördlingen, eine Art erweitertes Bildungsmodell für bürgerliche Töchter. Ihren Rufnamen Lilli behielt sie auch in späteren Briefen und Dokumenten bei. Sie beschäftigte sich mit der Geschichte der Tübinger Juden, über die sie 1974 ein Buch veröffentlichte. Sie lebte ab 1950 in Tübingen, wo sie bis zu ihrer Pensionierung als Sekretärin am Tropeninstitut arbeitete.

Lilli Zapf ist am 12. Dezember 1982 im Alter von 86 Jahren in Tübingen gestorben. Sie wurde zunächst in ihrem Geburtsort Nördlingen beigesetzt. 2005 wurde ihre Urne auf den Tübinger Stadtfriedhof überführt. Die Eberhardskirchengemeinde und der Verein Courage setzten sich für die Umbettung ein - Stadt und Gemeinde übernahmen die Kosten für die Grabstätte.[1]

"Ich habe nicht den Doktortitel und bin eine ganz einfache unverheiratete Frau, also Fräulein Lilli Zapf“, so ihre Selbstdarstellung. Durch ihre Verdienste und ihr Engagement zur Erforschung des Verbleibs ehemaliger jüdischer Tübinger Mitbürger wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt Tübingen ernannt.

Nach ihrem Schulbesuch wechselte sie oft ihren Wohnort, bis sie schließlich zu Beginn der 1930iger Jahre nach Berlin übersiedelte. Dort betrieb sie eigenständig ein Schreibbüro, indem sie im Auftrag Schreibarbeiten erledigte und vorwiegend Dissertationen in Reinschrift abtippte. In diese Berliner Zeit fällt ein besonderer Kontakt zu dem späteren Juristen Hendrik George van Dam, sie wurde zu seiner ständigen, persönlichen Sekretärin. 1935 begleitete sie ihn, ein aus großbürgerlichen Verhältnissen stammender Jude, ins niederländische Exil. Hendrik George van Dam arbeitete dort als Korrespondent für die „Basler Nachrichten“. Nach dem Krieg (von 1950 bis 1973) begleitete er das Amt eines Generalsekretärs des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Ab 1953 lebte Lilli Zapf in Tübingen, wo sie 1955 im Gertrud-Bäumer-Haus in der Memminger Straße 18, eine Ein-Zimmer-Wohnung bezog. Beruflich knüpfte sie in Tübingen an ihre Vorgängertätigkeiten als Schreibkraft an. Zunächst im damaligen Tropengenesungsheim (Paul-Lechler-Krankenhaus), dann in Folge am Universitätsklinikum. Sie war aktives Mitglied der evangelischen Eberhards-Kirchen-Gemeinde der Südstadt.

Seit den frühen 1960er Jahren arbeitete Lilli Zapf zielgerichtet auf die Veröffentlichung ihres Buches mit dem Thema über das Schicksal und Verbleib der Tübinger Juden hin. Nahezu fünfzehn Jahre lang befasste sie sich unter Einsatz ihrer körperlichen und auch finanziellen Mittel unermüdlich mit diesem Thema, das sie zum zentralen Punkt ihres Lebens machte. Als Autodidaktin, ohne eine historische oder journalistische Ausbildung, gelang es ihr eine Dokumentation zu erstellen, die das individuelle, menschliche Schicksal der einstmals jüdischen Bevölkerung Tübingens im Zentrum sah. Mit dieser Dokumentation gab sie mit den entscheidenden Anstoß, der den gesellschaftlichen Umgang mit der nationalsozialistischen  Vergangenheit langsam ab dem 1950er und 1960er Jahre ändern sollte.  

Ihre zahlreiche Korrespondenz, in erster Linie mit den Menschen, die wegen  ihres jüdischen Glaubens aufgrund der NS-Rassengesetze zur Emigration aus ihrer Tübinger Heimat gezwungen wurden und mit der Flucht ihr Leben retten konnten, ist hauptsächlich im Stadtarchiv Tübingen hinterlegt. Weiterhin verfügt das Tübinger Universitätsarchiv über weitere Dokumente, die aus dem Nachlass von Lilli Zapf stammen.

Würdigung:

1982 wurde Lilli Zapf die Bürgermedaille der Stadt Tübingen verliehen

1996 beschloss der Tübinger Gemeinderat im Loretto Areal der Südstadt eine  Straße nach ihr zu benennen

2002 (27. Januar/Holocaust-Gedenktag) wurde der Lilli-Zapf-Jugendpreis zum ersten Mal an zwei Schülergruppen der Hauptschule Innenstadt verliehen

2011 Benennung des Gemeindesaals der Eberhards Gemeinde nach Lilli Zapf

Quellen:

Jaesrich, Michael: Lilli Zapf und die Tübinger Juden. Kleine Tübinger Schriften. Hrsg. Von der Universitätsstadt Tübingen, Fachbereich Kultur, Heft 40, Tübingen 2013.

Eck, Helmut: Die Tübinger Straßennamen. Vielfach umbenannt. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Tübingen, Band 7. Tübingen 2017

https://www.tuepedia.de/wiki/Lilli_Zapf

Siehe auch

Weblinks

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