Bergfriedhof

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Bergfriedhof
Blick auf Bergfriedhof mit Einsegnungshalle
Inschrift von Ugge Bärtle bei den Kriegsgräbern auf dem Tübinger Bergfriedhof: "Den Toten zur Ehr - Uns zur Mahnung"
Urnengemeinschaftsgrabstätte "Fluss der Zeit"
Kindergemeinschaftsgrab "Schmetterling"
Grab des Philosophen Ernst Bloch
Herbert Rösler wartet ... auf eine "neue Welt"
Luftaufnahme des Bergfriedhof im Herbst 2018

Der Bergfriedhof liegt auf der Höhe des Galgenbergs im Tübinger Süden - über die Galgenbergstraße oder die Sudetenstraße kommt man hin. Er ist mit der Buslinie 8 und 34 (SAM) zu erreichen. Mit einer Ausdehnung von ca. 700 x 200 m ist er recht weitläufig und der größte Friedhof in Tübingen.
Etwas anders als beim alten Stadtfriedhof ist es wegen der Siedlungsferne sehr ruhig. Der größte Teil ist mit hohen Bäumen bewaldet. Da es hier keine Raumnot gibt - es besteht auch Platz für eine spätere Erweiterung des Areals - sind die Grabstellen nicht sehr eng verteilt, es gibt größere Freiflächen. Der Friedhof hat den Charakter eines Waldparks.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits nach dem Ersten Weltkrieg gab es die Überlegung, am Galgenberg einen neuen städtischen Friedhof zu errichten, was aus finaziellen Gründen jedoch zunächst nicht verwirklicht wurde. Auch in den 1930er Jahren wurde seitens der Stadt versucht, entsprechende Grundstücke auf dem Galgenberg zu erwerben. Während des Zweiten Weltkriegs diente der Galgenberg als Soldatenfriedhof, auf dem ab 1944 circa 400 Gefallene beerdigt wurden. Am 26. April 1948 beschloss der Gemeinderat, dass der Ehrenfriedhof etappenweise zum zivilen Friedhof umgestaltet werden sollte. Bereits am 19. Juni 1950, etwa ein Monat vor der offiziellen Einweihung, fand die erste zivile Beerdigung statt. Am 16. Juli 1950 wurde der Friedhof eingeweiht und somit zum Nachfolger des zu eng gewordenen Stadtfriedhofs.[1] Nach der kleinen Waldkapelle von 1950 wurde 1969 die große Friedhofskapelle Bergfriedhof gebaut.

Gräber von bekannten Verstorbenen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theresia Albus; als Mammele bekannte Wirtin am Zwingel bei der Neckargasse.
  • Ugge Bärtle (1909-1990); Bildhauer - bestattet im Abschnitt 006/5.
  • Karl Betz (1883-1963); Kunstmaler
  • Willi Karl Birn (1907-2000); Regierungspräsident von Südwürttemberg-Hohenzollern. Träger der Baden-Württembergischen Verdienstmedaille.
  • Emma Brunner-Traut (1911-2008); Ägyptologin.
  • Ernst Bloch (1885-1977) - im Abschnitt 5 (in der Nähe der Waldkapelle); marxistischer Philosoph.
  • Karola Bloch geb. Piotrowska (1905-1994)- im Abschnitt 5 (in der Nähe der Waldkapelle); Architektin, Publizistin, Kommunistin und Aktivistin in Frauen- und Antiatomkraftbewegung.
  • Eberhard Braun (1941-2006); Philosoph, marxistischer Theoretiker und Professor für Philosophie an der Universität Tübingen.
  • Helmut Calgéer (1922-2010); Musiker und Chorleiter.
  • Lew Druskin (1921-1990); russischer Lyriker.
  • Manfred Eggstein (1927-1993); Internist.
  • Theodor Eimer (1843-1898); Zoologe. Nach ihm wurden die sogenannten Eimerschen Organe von Maulwürfen benannt. Das Grab wurde entweder hierhin umgebettet oder es ist eine Gedenkstätte nach aufgelöstem Grab.
  • Theodor Eschenburg (1904-1999); Politikwissenschaftler, Staatsrechtler und erster Lehrstuhlinhaber für Politikwissenschaften in Deutschland.
  • Gerhard Flaadt (1937-2001) war Realschullehrer sowie Dirigent und Chorleiter des Liederkranz 1837 Schwenningen e.V..
  • Konrad Gaiser (1929-1988); Platon-Interpret und Ordinarius für Klassische Philologie.
  • Helmuth von Glasenapp (1891-1963); Indologe und Religionswissenschaftler.
  • Hermann Grees (1925-2009); Professor für Geografie an der Universität Tübingen.
  • Hartmut Gründler (1930-1977); Tübinger Lehrer, der sich aus Protest gegen „Falschinformationen“ in der Atompolitik selbst verbrannte.
  • Wolf-Dietrich Hardung († 2009); Dekan des Kirchenbezirks Bad Cannstatt und Mitbegründer der Friedensorganisation „Ohne Rüstung leben".
  • Martin Hengel (1926-2009); evangelischer Theologe.
  • Willi Hennig (1913-1976); Biologe.
  • Otto Kehr († 2009); Gründer der Evangelischen Telefonseelsorge Stuttgart und Gesamtleiter der Evangelischen Gesellschaft.
  • Friedrich Lang (1913-2004); Pfarrer und Theologe sowie 1956-1970 Ephorus des Tübinger Stiftes.
  • Rüdiger Lutz († 2006); Architekt, Publizist, Zukunftsforscher und Futurologe.
  • Herbert Rösler (1924-2006); Tübinger Allroundkünstler und Gründer der Gruppe 91. Seine Werke werden im G91-Bau und in der "Kleinen Galerie Herbert Rösler und Li" ausgestellt.
  • Hans Rothfels (1891-1976); deutsch-amerikanischer Historiker.
  • Emilie Sauer (1874-1959); Wirtin der nach ihr Tante Emilie benannten Gaststätte in der Hirschgasse und später in der Neckargasse 20.
  • Wolfgang Schadewaldt (1900-1974): Literaturwissenschaftler, Altphilologe, Übersetzer und Ordinarius für Klassische Philologie.
  • Ursula Schröder (1916-2009); Tübinger Friedensaktivistin [2]
  • Martin Thust (1892-1960); von 1947 bis 1960 Pfarrer in Holzgerlingen.
  • Johannes Winkler († 1958); Missionsarzt mit ethnologischem Interesse an der Kultur der Toba-Batak auf Sumatra.
  • ... bitte fortführen ...

Die Glocke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 400 kg schwere historische b-Glocke der Aussegnungshalle des Bergfriedhofs wurde 2008 im Glockenschweißwerk Lachenmeyer in Nördlingen ausgebessert, um den ursprünglichen Klang wiederherzustellen, indem die ausgeschlagenen Stellen der Glocke instandgesetzt wurden. Bevor die Glocke 1969 auf den Bergfriedhof gebracht wurde, läutete sie im Geläut der evangelischen St. Peterskirche in Dußlingen, die im Dezember 1960 neue Glocken bekommen hatte. Die Glocke aus der Werkstatt eines bekannten Rokoko-Meisters trägt die Inschrift: „CHRISTIAN LUDWIG NEUBERT GOSS MICH IN LUDWIGSBURG ANNO 1763“ und ist mit Girlanden aus Früchten und Fruchtgehängen verziert. Ihr Durchmesser beträgt 86 cm, ihre Höhe 67 cm. Seit 2008 kann die Friedhofsglocke auch von der Waldkapelle aus über eine Funkfernsteuerung geläutet werden. In der Gießerei von Herrn Neubert soll sich auch Friedrich Schiller die Anregungen für sein Lied von der Glocke geholt haben.[3]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Udo Rauch und Antje Zacharias: "Sieben Jahre Landeshauptstadt", 2002, S. 169f.
  2. Zum Tod der vielfältigen Tübinger Aktivistin Ursula Schröder
  3. Glocke des Bergfriedhofes wird restauriert, Universitätsstadt Tübingen, 11. September 2008.


So sieht's der Vogel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]