Neuordnung Zentralcampus der Universität
Schon lange gibt es das Vorhaben, den Universitäts-Bereich an der Wilhelmstraße zu einem Zentralcampus umzugestalten. In die Planungen ist Anfang 2025 wieder Bewegung gekommen. Siehe unten.
Städtebaulicher Ideenwettbewerb 2008[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Einen offenen städtebaulichen Ideenwettbewerb für die Neuordnung des Zentralcampus der Universität hatte das Land Baden-Württemberg über das Amt für Vermögen und Bau im Juni des Jahres 2008 ausgeschrieben. Architekten und Stadtplaner sollten ganz frei Ideen hierzu entwickeln. Hintergrund des Wettbewerbs war das Konzept des Rektorats für einen "Campus der Zukunft" vom Beginn des Jahres. Rektor Bernd Engler sieht die Notwendigkeit, den strategischen Umbau der Universität mit einer baulichen Neuorientierung aller Campusbereiche zu verbinden. Oberstes Ziel müsse es sein, die räumliche Zergliederung vieler Forschungsbereiche und die sogenannte "Zerhäuselung" der Gesamtuniversität, die in Tübingen mit einer großen Zahl von Universitätsgebäuden und Anmietungen (rund 180 Gebäude) besonders drastisch ist, zurückzuführen. Beispielsweise verteilt sich das Asien-Orient-Institut, das in Forschung und Lehre eine Einheit bilden soll, auf neun Gebäude, die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät auf fünf Gebäude. Im diesem Konzept will die Uni die Zahl der Gebäude erheblich reduzieren, die Geisteswissenschaften sowie die Serviceeinrichtungen auf einem Zentralcampus im Talbereich, die Naturwissenschaften im Bereich Morgenstelle und die Medizin auf dem Schnarrenberg räumlich konzentrieren.
36 Büros von Architekten und Stadtplanern beteiligten sich an dem Wettbewerb, unter deren Entwürfen eine Jury im September 2008 auszuwählen hatte. Den ersten Preis gewannen die Tübinger Architekten Mathias Hähnig und Martin Gemmeke. Die "einprägsame und verständliche Figur" dieses Entwurfs habe die Jury überzeugt, so deren Vorsitzender, ein Architekturprofessor in Darmstadt.
Zentrale Idee des Entwurfs ist ein Universitätsplatz anstelle der Gmelinstraße zwischen Kupferbau und Bonatzbau der Unibibliothek. Die klassizistischen Gebäude von Alter Archäologie und Alter Physik sollen als "Zitate" erhalten bleiben, ohne ihre Anbauten und Seitenflügel. Ein neues studentisches Servicezentrum und der Neubau der Mensa sollen der Neuen Aula an diesem Platz gegenüberstehen. Die Wilhelmstraße bildet im rechten Winkel zu diesem Platz eine Achse für bestehende Unigebäude und Neubauten. Abgeschlossen würde das Campusviertel durch einen weiteren Platz anstelle des heutigen Lothar-Meyer-Baus. [1] [2]
Die Entscheidung für diesen Entwurf war jedoch nicht bindend, es könnten auch Ideen der anderen Wettbewerbsbeiträge sowie weitere Vorschläge einbezogen werden.
- Würde der Entwurf eins zu eins umgesetzt, müssten folgende (z.T. erhaltenswerte) Gebäude beseitigt werden: Mensa Wilhelmstraße, Clubhaus mit Garten, Uni-Kasse etc. (Wilhelmstr. 26), Alte Archäologie: Nordflügel (Wilhelmstr. 9), Studentensekretariat / ehem. Kanzlerhaus (Wilhelmstr. 11), Alte Physik: Hörsaalanbau (Gmelinstr. 6) , ehemals Uniradio (Gmelinstr. 6a), Techn. Betriebsamt (Baracke Nauklerstraße), Zoologische Schausammlung (Sigwartstr. 3), Wirtshaus Unckel (Wilhelmstr. 17), Technisches Rathaus (Brunnenstr. 3), Hegelbau, Lothar-Meyer-Bau und andere.
Siehe auch: Universität, "Neuordnung Zentralcampus"
Kritik und Alternativen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Planungen riefen von verschiedenen Seiten zunehmend Einwände hervor. Vor allem der geplante massive Eingriff in die vorhandene Bausubstanz stand und steht in der Kritik. Zentrale Forderungen sind ein schonender Umgang mit einem gewachsenen Viertel und mehr Transparenz. Anwohner, Architekten, Kunsthistoriker, Mitglieder des Schwäbischen Heimatbundes und Studierende fühlten sich von den Visionen der Universität ausgeschlossen. Darum gründeten sie 2009 die Bürgerintiative Wilhelmvorstadt-Universitätsviertel (siehe auch Weblinks). Sie bündelt Informationen und arbeitet an Alternativen. Die reichen Denkmalbestände sollen unangetastet bleiben. Das gilt auch für Clubhaus und Mensa Wilhelmstraße als Beispiele der Nachkriegsmoderne.[3]
Ihre ersten Alternativ-Vorschläge präsentierte die Initiative Ende 2009.
Zwischenzeitlich wurde 2015 beschlossen, die Mensa Wilhelmstraße zu erhalten, auch als Mensa. Sie wurde nach einer umfänglichen Renovierung 2024 wiedereröffnet. Ebenso erhalten bleibt das Haus Wilhelmstraße 26 (u.a. Unikasse). Das Kanzlerhaus könnte bestehen bleiben und in ein neues Servicezentrum integriert werden.
Weitere Entwicklung ab 2025[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bis zum großen Universitäts-Jubiläum 2027 will das Land nun einen neuen Campus-Platz zwischen Mensa und Kupferbau, Neuer Aula und Paläontologie bauen, also zwischen Wilhelm-, Hölderlin-, Gmelin- und Sigwartstraße. Es soll ein zentraler Platz "mit hoher Aufenthaltsqualität" entstehen, der "die Identität der Universität widerspiegelt und gleichzeitig als Quartiersplatz die Verbindung von Universität und Stadt herstellen soll." Die Alte Physik inklusive Hörsaal-Anbau bleibt erhalten, die Baracken des Technischen Betriebsamts verschwinden. Das bisher abgeschirmte stille Gärtchen hinter der hohen Hecke an der Wilhelmstraße wird vermutlich zu einem Bestandteil des neuen großen Platzes und entfallen. Für die jetzt noch stark befahrene Naukler- und Sigwartstraße soll eine verkehrsberuhigende Lösung gefunden werden. Das Projekt wird am 20. Februar 2025 im Planungsausschuss der Stadt vorgestellt. [4][5]
Bitte ergänzen, aktualisieren...
Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Quellen, Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Tübinger Universitätsnachrichten, 24.11.2008
- ↑ idw.online.de, 2.9.2009
- ↑ Lokalmagazin Wüste Welle, 26.10.2009
- ↑ Das Land schenkt einen Platz, Schwäbisches Tagblatt 14.2.2025
- ↑ Ulrich Janßen: Übrigens - Es geht auch miteinander, Schwäbisches Tagblatt 14.2.2025