Marquardtei

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Die Marquardtei in der Herrenberger Straße 34 heißt seit einigen Jahren Schnitzelakademie zur Marquardtei. Sie wurde davor mehrere Jahre direkt vom Tübinger Studentenwerk betrieben, wird aber inzwischen an die Familie Uibel verpachtet.[1] Seit 2009 existiert in der Gaststätte ein kostenfreier WLAN-Hotspot.

Marquardtei, Eingang mit Schriftzug Kgl. Hoflieferant
Gastraum der Marquardtei
Brauerei Marquardt um 1920. Man sieht hier auch die beiden ehemaligen Biergärten: der untere vorn an der Straße und der obere links oben hinter dem Schornstein, teilweise überdacht. - Das noch erhaltene Gasthaus ist vorn rechts.
Gaststätte Marquardtei, 1913


Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gaststätte Marquardtei war früher die Brauereigaststätte der Brauerei G. Marquardt. Das Gebäude wurde 1910 von dem Tübinger Architekten Franz Bärtle erbaut und ist außen wie innen weitgehend original erhalten geblieben. Auffällig an der Architektur sind geschwungene Linien und Rundungen an Fassade und Innenräumen.

Die Vorgeschichte reicht bis ca. 1818 zurück, als der Büchsenmacher Karl Nisch aus Tirol an der Herrenberger Straße ein Gartenhaus kaufte. Gegen behördliche Widerstände baute er es zum Wohnhaus um. Bald kam eine kleine Wirtschaft hinzu, die vom Volksmund den Namen Büchsenkneipe erhielt. Sie wurde auch Stammlokal korporierter Studenten, die sich "Bixiers" nannten, was von Büchsenkeipe abgeleitet ist. (Die Französierung des Namens entsprach einer damaligen Gepflogenheit, vor allem in Studentenkreisen.) Noch heute nennen sich die Mitglieder der Burschenschaft Germania Bixiers.

Bereits 1823 verkaufte Nisch sein Gartenhaus an den Bierwirt Johann Friedrich Schnaith, der daneben ein zweistöckiges Wohnhaus und einige Jahre später noch ein Brauhaus errichtete. In den 1840er Jahren wurde die Brauerei von einem Herrn Reiß geführt. Zwischen 1860 und 1874 wurde auf dem Gelände ein Sommertheater veranstaltet. Die Brauerei wurde 1887 von Georg Marquardt übernommen, der sie zur Brauerei G. Marquardt ausbaute, um 1900 die größte in Tübingen. Der Name des Bieres war Tübinger Hofbräu. Wegen der vielen Pferde-Fuhrwerke, die hier Station machten, erhielt die Gaststätte in dieser Zeit vom Volksmund den Beinamen "Bahnhof von Hagelloch".

Einige Jahre nach Marquardts Tod wurde die Brauerei 1925 von der Stuttgarter Hofbräu AG (oder St. Lutzen Hechingen) gekauft. Es ist nicht bekannt, ob und bis wann danach hier noch Bier gebraut wurde. Die Gastwirtschaft Marquardtei exisitierte aber weiter, bis heute. Sie wurde jahrzehntelang (bis 1945) von Eugenie Lenz geführt, die 1903 zunächst als Bedienstete begann und dann lange als Wirtin und Inhaberin die "Seele" des Betriebs war.

Nach einer Nutzung durch die Franzosen war von 1949 bis 1970 Hermann Lindenschmid aus Lustnau der Wirt. 1970 wurden die Brauereigebäude abgerissen. Auch zwei schöne Biergärten, die sehr beliebt waren, wurden beseitigt, was viele Ältere noch heute bedauern. Auf dem Gelände wurde ein großes "rendite-maximiertes" Wohn- und Geschäftszentrum errichtet. Nach einem griechischen Wirt wurde das Lokal 1979 an das Tübinger Studentenwerk verpachtet, das es bald kaufte. Besonders beliebt in dieser Zeit waren die vielen Kartoffelvariationen. 2005 übernahm das Ehepaar Uibel die Gaststätte. [2] [3] [4] [5]

Kunstraum H. Fischer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Erdgeschoss des Marquardtei-Gebäudes (früher Klavier-Vögele) gibt es einen Heinrich Fischer gewidmeten Kunstraum, in dem Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeit haben, sich durch die Präsentation ihrer Werke und Fähigkeiten der Öffentlichkeit vorzustellen. Er hatte von 1976 bis zu seinem Tode Ende Juli 2005 in der Marquardtei gewohnt und gearbeitet.[6]


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tübinger Studentenwerk e.V.
  2. Artikel im Schwäbischen Tagblatt, 21. Oktober 2006 (ausgehängt im Gastraum der Marquardtei)
  3. Udo Rauch: Aus der Geschichte der Weststadt, in: Bürgerinitiative Weststadt... (PDF), S. 2 ff.
  4. eine Führung des Schwäbischen Heimatbunds am 22. Juli 2017
  5. Paul Löffler: Die alte Marquardtei, in: Tübinger Chronik, 4. Februar 1926
  6. Heinrich Fischer

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


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(Außen-Gesamtaufnahme bei Sonnenlicht)