Justizvollzugsanstalt Rottenburg (ehemaliges Schloss Rottenburg)
Landesgefängnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Heute ist die Justizvollzugsanstalt Rottenburg die drittgrößte in Baden-Württemberg und war bis zum Ende des Jahres 2004 eine Kurzstrafenanstalt, in der in Form des offenen und des geschlossenen Vollzuges Freiheitsstrafen bis zu 1 Jahr und 3 Monaten vollzogen wurde. Dabei bestand eine Schwerpunktzuständigkeit für ausländische Gefangene. Darüber hinaus wurden durch Entscheidung der Einweisungskommission in Stuttgart Gefangene mit Freiheitsstrafen von bis zu 4 Jahren hierher eingewiesen. Heute werden bis zu lebenslängliche Freiheitsstrafen an männlichen erwachsenen Gefangenen aus bestimmten Gerichtsbezirken des Landes in der JVA Rottenburg vollzogen.
Es gibt neben der Hauptstelle Rottenburg die Außenstelle Tübingen und die Außenstelle Maßhalderbuch. [1] Die Hauptstelle hat noch heute die Hausadresse "Schloss 1".
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am Standort des heutigen Schlosses befand sich bereits zu Zeiten der alten Römerstadt Sumelocenna (vor etwa 2000 Jahren) das Kapitol der Römer mit seinen Tempeln. Nachdem die Alemannen im 3. Jahrhundert n.Chr. den Limes überwunden hatten und sich die Römer zurückzogen, verfiel das römische Rottenburg. Erst knapp 1000 Jahre später entstand das heutige Rottenburg. 1280 war den Grafen von Hohenberg, Bewohner der Weilerburg (auch Rotenburg), ihr Wohnsitz zu klein geworden und sie errichteten nördlich des Neckars ein neues Stadtschloss mitsamt entsprechender Stadt. Ab 1787 diente das Schloss einem Schweizer Unternehmer als Florettseidenfabrik. Aufgrund Rottenburgs Zugehörigkeit zu Vorderösterreich war es möglich, zollfreie Rohseide aus Italien zu importieren und die fertigen Produkte – ebenfalls zollfrei – nach Wien zu exportieren. Als die Österreicher 1806 im Zuge des Pressburger Friedens zahlreiche Gebiete abtreten mussten fiel Rottenburg an das Königreich Württemberg, die Zollvorteile erloschen und die Fabrik musste schließen. Drei Jahre später, 1809, richtete der württembergische Staat ein Zwangsarbeiterhaus ein, welches 1824 in ein Landesgefängnis umgewandelt wurde. Noch heute beherbergt das historische Gebäude die - mittlerweile als Justizvollzugsanstalt bezeichnete - Einrichtung. [2]
1841 wurde das heutige Verwaltungsgebäude nebst Zellen - und Gewerbebau fertig gestellt. Ab 1884 wurde die Anstalt fortlaufend ergänzt und erweitert, sodass in der Anstalt mit ihren heute rund 20 Gebäuden die verschiedenen Baustile des 19. und 20. Jahrhunderts vertreten sind.
Das Hafthaus 1 wurde um 1880 im Neo-Renaissance- / Neo-Klassizismus-Stil erbaut, das Hafthaus 2 wurde im Jahr 1905 im Stil des Neo-Klassizismus fertiggestellt. 1975 wurde Hafthaus 3 in Plattenbauweise für den sog. Wohngruppenvollzug erstellt. 1879 kam der Landwirtschaftliche Betrieb in die JVA Rottenburg. Mittlerweile ist der Hofbetrieb eine nach Bioland-Richtlinien betriebene Landwirtschaft. Freitags von 14:30 Uhr-17:30 Uhr bietet ein Marktstand vor der Justizvollzugsanstalt die Möglichkeit Bio-Produkte aus eigenem Anbau einzukaufen. [3]