Hans Entringer

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Hans Entringer war ein Tübinger Soldat, der 1546 im stolzen Alter von 103 Jahren starb. Über ihn ist folgender Vorfall durch ein Buch von 1849 überliefert:

"Die Stimmung in Beziehung auf Herzog Ulrich hatte sich in den letzten Jahren merklich verändert. Wie im ganzen Lande die Zeichen zu seinen Gunsten sich häuften, so geschah es besonders auch in Tübingen, wo sich noch mehr als irgendwo Anhänglichkeit an sein Haus und ihn erhalten hatte. Zwar ist es begreiflich, wenn der Vogt der Stadt, Hans Breuning, des hingewürgten Conrads Sohn, in Wuth gegen den Herzog kochte, und wenn ein der nächsten Kundschaft huldigender kaimegießender Bartscheerer Wolfangel, einer von den Kneipenheroen, wie sie Tübingen allezeit besessen hat, öffentlich, wo er konnte, gegen den „rothen Bösewicht" sich ausließ.

Allein eine ergötzliche Anekdote, welche eine Handschrift aus jener Zeit bewahrt hat, bildet das Gegenstück und läßt vermuthen, wie das niederere Volk gestimmt gewesen ist. Da war, wird erzählt, ein gutherziger würtembergischer Diener zu Tübingen, Hans Entringer genannt, welcher viel Jahr Soldat auf Hohentübingen gewesen, aber nachdem Herzog Ulrich seines Landes vertrieben worden, hat man ihm den Feierabend gegeben. Nichts desto weniger hat gemeldter Hans Entringer sein Hofkleid, mit Herzog Ulrichs Hoffarb auf dem Ermel gemacht, „mit Freuden hindurch" geführt und sie nit herabthun wölken. Auf eine Zeit hat gemeldter Soldat zu Tübingen ein Zech gethan, und als er hat wollen wieder heimgehn, hat er aus dem Markt ein Jauchzer gelassen, und geschrien: „hie gut würtembergisch Grund und Boden."

Solches ist dem Bürgermeister von Tübingen Hans Breuning angezeigt worden, der hat gemeldten Soldaten beschickt, ihn hart angeredet: „Mendle, Mendle, was hast du gestern für ein Geschrei uf dem Markt gehabt?" Der gut alt Soldat hat sich verantwortt so gut er könnt, er hab einen guten Trunk gehabt und an sein alten Herrn gedacht, der ihm viel Guts gethan wegen seiner langwierigen Dienst, bittet um Verzeihung mit dem Versprechen: es müß nit mehr geschehen. Der Vogt gab ihm den Bescheid: „Mendle, Mendle, magst jetzt wohl heimziehen wann ich deines Alters nit verschonte, (denn er zur selbigen Zeit 91 Jahr war), müstest du neben dem Kopf hergehen; wo er aber solche Reden mehr von ihm hörte, wollte er seiner nit schonen.

Aber dieser alte Soldat hat erlebt, daß Herzog Ulrich Tübingen wieder erobert, hat gelebt bis anno 1546, als er hundert und drei Jahr alt worden; dem auch Herzog Ulrich wegen seiner Redlichkeit ein Leibgeding und alle Jahr ein Hoskleid geben mit der Hoffarb „mit Freuden hindurch," welches er bis in sein End getragen, wie sein Conterfeit ausweist, welches sein Sohn Niclas Entringer, Prior zu Weingarten hat malen lassen."[1]


Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl Klüpfel, Max Eifert: Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universität Tübingen. Band 1, L.F. Fues, 1849. Seite 119.