Stubensandstein: Unterschied zwischen den Versionen

Aus TUEpedia
Wechseln zu:Navigation, Suche
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:StubensandsteinSchoenbuch.jpg|miniatur|Stubensandstein im Kirnbachtal]]
[[Datei:StubensandsteinSchoenbuch.jpg|miniatur|300px|Stubensandstein im Kirnbachtal]]


Der '''Stubensandstein''' bedeckt etwa 35% der Fläche des [[Schönbuch]]s. Das Sediment stammt aus der Keuperzeit vor 210 bis 200 Millionen Jahren und ist laut dem Tübinger Geologen Prof. [[Thomas Aigner]] ein Überbleibsel großflächiger Überschwemmungen. Die urzeitliche Mischung aus Sand, Dreck und Geröll ist relativ unsortiert und grob, zusammengehalten durch toniges Material. Die widerstandsfähigen, bis 60 Meter mächtigen Felsbänke bilden im Westen und Südwesten des Schönbuchs den auffälligen und steilen Trauf. Vor allem für den Westteil des Schönbuchs ist der Stubensandstein landschaftsbestimmend. Die sich aus diesem Stein bildenden Sandböden sind trocken, kalkfrei und mineralstoffarm und daher für die Landwirtschaft ungeeignet. Deshalb wurden diese Flächen kaum gerodet und stellen heute einen großen Teil des Waldbodens des Schönbuchs dar.<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6nbuch#Stubensandstein Stubensandstein im Schönbuch] auf Wikipedia.</ref>
'''Stubensandstein''' bedeckt etwa 35% der Fläche des [[Schönbuch]]s. Das Sediment stammt aus der Keuperzeit vor 210 bis 200 Millionen Jahren und ist laut dem Tübinger Geologen Prof. [[Thomas Aigner]] ein Überbleibsel großflächiger Überschwemmungen. Die urzeitliche Mischung aus Sand, Dreck und Geröll ist relativ unsortiert und grob, zusammengehalten durch toniges Material. Wie bröckelig der Stubensandstein ist, lässt sich mit eigener Hand erspüren: An so manchem verwitterten Sandstein-Mäuerchen bröselt der angelöste Sand ab, wenn man mit der Hand darüber fährt. Früher holten sich die Leute den Sand, der sich am Fuß von bröckeligen Felswänden ansammelte, um damit die Stube auszufegen. Daher kommt der Name.


Der Stubenstandstein wurde bereits seit der Römerzeit als Baustein verwendet und auch im Schönbuch abgebaut. Derartige Steinbrüche finden sich beispielsweise in [[Lustnau]], [[Kayh]], [[Dettenhausen]] oder am Betzenberg. Aus dem Stubensandstein des Schönbuchs wurden die unterschiedlichsten Gebäude errichtet, wie beispielsweise das [[Bebenhausen|Kloster Bebenhausen]], die [[Neckarbrücke]] in [[Tübingen]], die Esslinger Frauenkirche, die [[Reutlingen|Reutlinger]] Marienkirche] und auch das Ulmer Münster. Der Stubensandstein aus dem Schönbuch hatte sogar überregionale Bedeutung, und wurde bei den Weltausstellungen in London und Paris in der Mitte des 19. Jahrhunderts <!-- die in Buck2000 angegebenen Jahreszahlen 1896 und 1900 sind falsch, im Schönbuchmuseum Dettenhausen werden die Zahlen 1851 und 1867 genannt --> der „Werkstein vom Betzenberg“ als „bestgeeignet“ ausgezeichnet und war seinerzeit wohl der beliebteste in Europa. Auch am Kölner Dom, dem Münchner Rathaus und dem Schloss Neuschwanstein wurde Stubensandstein aus dem Schönbuch verbaut.<ref name="Buck2000">Dieter Buck: ''Das große Buch vom Schönbuch'', Seite 10–21, siehe Literatur</ref>  
Die bis zu 60 Meter mächtigen Felsbänke aus Stubensanstein bilden im Westen und Südwesten des Schönbuchs den auffälligen und steilen Trauf. Vor allem für den Westteil des Schönbuchs ist der Stubensandstein landschaftsbestimmend. Die sich aus diesem Stein bildenden Sandböden sind trocken, kalkfrei und mineralstoffarm und daher für die Landwirtschaft ungeeignet. Deshalb wurden diese Flächen kaum gerodet und stellen heute einen großen Teil des Waldbodens des Schönbuchs dar.<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6nbuch#Stubensandstein Stubensandstein im Schönbuch] auf Wikipedia.</ref>


Stubensandstein aus dem Schönbuchgebiet haben allerdings den Nachteil, dass sie nicht sonderlich witterungsbeständig sind. So muss der am Kölner Dom verbaute Sandstein aus [[Schlaitdorf]] größtenteils ersetzt werden.<ref>[http://217.160.164.18/typo3-dom/index.php?id=gesteine Homepage des Kölner Dom, Gesteine]</ref>
Stubenstandstein wurde bereits seit der Römerzeit als Baustein verwendet und auch im Schönbuch abgebaut. Derartige Steinbrüche finden sich beispielsweise in [[Lustnau]], [[Kayh]] und [[Dettenhausen]]. Aus dem Stubensandstein des Schönbuchs wurden die unterschiedlichsten Gebäude errichtet, wie beispielsweise das [[Bebenhausen|Kloster Bebenhausen]], die [[Neckarbrücke]] in [[Tübingen]], die Esslinger Frauenkirche, die [[Reutlingen|Reutlinger]] Marienkirche und auch das Ulmer Münster. Der Stubensandstein aus dem Schönbuch hatte sogar überregionale Bedeutung, und wurde bei den Weltausstellungen in London und Paris in der Mitte des 19. Jahrhunderts als „bestgeeignet“ ausgezeichnet. Auch für das Münchner Rathaus und das Schloss Neuschwanstein wurde Stubensandstein aus dem Schönbuch verbaut.<ref name="Buck2000">Dieter Buck: ''Das große Buch vom Schönbuch'', Seite 10–21, siehe Literatur</ref>  


Das helle und in seinen Farbschattierungen warm wirkende Gestein wurde früher gern als Baumaterial verwendet. Steinmetze wussten zu schätzen, dass der Stubensandstein relativ weich ist und sich gut bearbeiten lässt. Genau da liegt aber auch das Problem: Das Material ist nicht sehr widerständig, weiß Aigner. Beobachten lässt sich das am Kölner Dom, der aus Stubensandstein gebaut ist. Das eh schon weiche Material löst sich unter dem Einfluss von Ruß-Partikeln und saurem Regen auf. Die Dom-Bausteine stammen übrigens aus dem Schönbuch, wie Aigner berichtet. Das lässt sich anhand von Bau-Dokumenten feststellen. Wenngleich das Rätsel aufgibt: Warum die Bauherren den Stein die weite Strecke transportieren ließen und nicht aus lokalen Brüchen holten, ist bis heute nicht geklärt.
Das helle und in seinen Farbschattierungen warm wirkende Gestein wurde früher gern als Baumaterial für gotische Kirchen und andere Gebäude verwendet. Steinmetze wussten zu schätzen, dass der Stubensandstein relativ weich ist und sich gut bearbeiten lässt. Stubensandstein aus dem Schönbuchgebiet hat allerdings den Nachteil, dass er nicht sonderlich witterungsbeständig ist. So muss der am Kölner Dom verbaute Sandstein größtenteils ersetzt werden.<ref>[http://217.160.164.18/typo3-dom/index.php?id=gesteine Homepage des Kölner Dom, Gesteine]</ref> Das weiche Material am Kölner Dom löst sich unter dem Einfluss von Ruß-Partikeln und saurem Regen auf. Dass die Steine aus dem Schönbuch stammen, lässt sich anhand von Bau-Dokumenten feststellen. Wenngleich das Rätsel aufgibt: Warum die Bauherren den Stein die weite Strecke transportieren ließen und nicht aus lokalen Brüchen holten, ist bis heute nicht geklärt.
 
Wie bröckelig der Stubensandstein ist, lässt sich mit eigener Hand erspüren: An so manchem verwitterten Sandstein-Mäuerchen bröselt der angelöste Sand ab, wenn man mit der Hand darüber fährt. Früher holten sich die Leute den Sand, der sich am Fuß von bröckeligen Felswänden ansammelte, um damit die Stube auszufegen. Daher kommt der Name.


== Quellen ==
== Quellen ==
<references />
<references />

Version vom 14. September 2011, 21:58 Uhr

Stubensandstein im Kirnbachtal

Stubensandstein bedeckt etwa 35% der Fläche des Schönbuchs. Das Sediment stammt aus der Keuperzeit vor 210 bis 200 Millionen Jahren und ist laut dem Tübinger Geologen Prof. Thomas Aigner ein Überbleibsel großflächiger Überschwemmungen. Die urzeitliche Mischung aus Sand, Dreck und Geröll ist relativ unsortiert und grob, zusammengehalten durch toniges Material. Wie bröckelig der Stubensandstein ist, lässt sich mit eigener Hand erspüren: An so manchem verwitterten Sandstein-Mäuerchen bröselt der angelöste Sand ab, wenn man mit der Hand darüber fährt. Früher holten sich die Leute den Sand, der sich am Fuß von bröckeligen Felswänden ansammelte, um damit die Stube auszufegen. Daher kommt der Name.

Die bis zu 60 Meter mächtigen Felsbänke aus Stubensanstein bilden im Westen und Südwesten des Schönbuchs den auffälligen und steilen Trauf. Vor allem für den Westteil des Schönbuchs ist der Stubensandstein landschaftsbestimmend. Die sich aus diesem Stein bildenden Sandböden sind trocken, kalkfrei und mineralstoffarm und daher für die Landwirtschaft ungeeignet. Deshalb wurden diese Flächen kaum gerodet und stellen heute einen großen Teil des Waldbodens des Schönbuchs dar.[1]

Stubenstandstein wurde bereits seit der Römerzeit als Baustein verwendet und auch im Schönbuch abgebaut. Derartige Steinbrüche finden sich beispielsweise in Lustnau, Kayh und Dettenhausen. Aus dem Stubensandstein des Schönbuchs wurden die unterschiedlichsten Gebäude errichtet, wie beispielsweise das Kloster Bebenhausen, die Neckarbrücke in Tübingen, die Esslinger Frauenkirche, die Reutlinger Marienkirche und auch das Ulmer Münster. Der Stubensandstein aus dem Schönbuch hatte sogar überregionale Bedeutung, und wurde bei den Weltausstellungen in London und Paris in der Mitte des 19. Jahrhunderts als „bestgeeignet“ ausgezeichnet. Auch für das Münchner Rathaus und das Schloss Neuschwanstein wurde Stubensandstein aus dem Schönbuch verbaut.[2]

Das helle und in seinen Farbschattierungen warm wirkende Gestein wurde früher gern als Baumaterial für gotische Kirchen und andere Gebäude verwendet. Steinmetze wussten zu schätzen, dass der Stubensandstein relativ weich ist und sich gut bearbeiten lässt. Stubensandstein aus dem Schönbuchgebiet hat allerdings den Nachteil, dass er nicht sonderlich witterungsbeständig ist. So muss der am Kölner Dom verbaute Sandstein größtenteils ersetzt werden.[3] Das weiche Material am Kölner Dom löst sich unter dem Einfluss von Ruß-Partikeln und saurem Regen auf. Dass die Steine aus dem Schönbuch stammen, lässt sich anhand von Bau-Dokumenten feststellen. Wenngleich das Rätsel aufgibt: Warum die Bauherren den Stein die weite Strecke transportieren ließen und nicht aus lokalen Brüchen holten, ist bis heute nicht geklärt.

Quellen

  1. Stubensandstein im Schönbuch auf Wikipedia.
  2. Dieter Buck: Das große Buch vom Schönbuch, Seite 10–21, siehe Literatur
  3. Homepage des Kölner Dom, Gesteine