Martinskirche

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Blick vom Österberg nach Waldhäuser-Ost und zur Martinskirche

Die evangelische Martinskirche liegt am östlichen Rand des Universitätsviertels an der Ecke Nordring und Frischlinstraße.
Der rötlich-orangefarbene Außenanstrich ist für eine Kirche ungewöhnlich. Diese Farbgebung besteht schon seit der Erbauungszeit.


Geschichte und Architektur

Aus der informativen Internetseite der Gemeinde:

Am 31. Oktober 1955 wurde die Kirche eingeweiht - nach zweijähriger Bauzeit unter Leitung des Architekten Ulrich Reinhardt (Schüler von Paul Bonatz).
Die bescheidene Bauweise und eher karge Inneneinrichtung der Kirche entspricht noch dem Lebensgefühl der unmittelbaren Nachkriegszeit, der Dankbarkeit der Menschen für das zum Leben Nötige. Auch heute kommt diese Schlichtheit dem Bedürfnis vieler Menschen entgegen.
Von weitem betrachtet ragt der Kirchturm kaum über die Nachbarhäuser am Hang hinaus. Aus der Nähe dagegen erheben sich Turm und Kirche hoch über die anliegende Straße. Wer über den grün umfriedeten Kirchplatz die breite Treppe hinaufgeht zur Eingangstür, meint in eine mittelalterliche Schutzkirche einzutreten. Dieser Eindruck wird im Innern bestätigt: die hoch angesetzten Fenster bieten einen hellen, aber hoch gemauerten und gegen außen geschützten Raum. Eine Atmosphäre wie geschaffen für die vielen Flüchtlinge und Spätheimkehrer, die sich damals der neuen Gemeinde zugehörig fühlen sollten.
Trotzdem wirkt die Kirche nach außen nicht abweisend, sondern einladend: Der fast freistehende Turm und der oktogonale Kirchenraum verbreiten durch ihre Gestalt und Farbe einen Hauch mediterraner Leichtigkeit und Wärme. Der Baustil vereint im Äußern und im Innern z. T. sehr heterogene Elemente, und so hat die Kirche trotz ihrer Schlichtheit etwas Heiter-Verspieltes. Der Kirchenraum wird ergänzt durch den im Untergeschoss befindlichen Gemeindesaal mit anschließender Küche. Dort findet während der Woche ein großer Teil des bunten Gemeindelebens statt.

Die Innenrenovierung im Jahr 2005 unter Leitung von Architekt Jürgen Braun setzte sich zum Ziel, die Vorzüge des Kirchenraums zu bewahren und seine Helligkeit und Leichtigkeit noch deutlicher hervorzuheben. Besonders an sonnigen Vormittagen ist der Altarraum nun in ein Spiel von Licht getaucht, mit dem Schatten des Kreuzes an der Altarwand. Stühle statt Bänke (mit etwa 350 Sitzplätzen) haben mehr freien Raum geschaffen und ermöglichen verschiedene Gottesdienstformen. Durch die von Architekt Braun speziell entworfenen Verbindungsstücken zwischen den Stühlen, lassen sich die Stuhlreihen im leichten Bogen stellen, die sich sehr schön dem Oval der Kirche anpassen.

Glocken

Die Glocken der Martinskirche sind verwandt mit denen der Stiftskirche: Die drei hohen Glocken der Martinskirche führen die phrygische Tonleiter, die in der Stiftskirche mit cis, d, e, fis, gis beginnt, mit den Tönen a, h, cis zu Ende. Zusammen mit der vierten, der e- Glocke, erklingt das melodische Motiv des Adventslieds: "Dein König kommt in niedern Hüllen."[1]


Sehenswürdigkeiten

Über breite Stufen und einen fast runden Kirchplatz wird der Besucher zum Kirchenportal geführt. Dessen Schmuck ist der Heilige Martin, eine Bronzearbeit von Suse Müller-Diefenbach (1911-1997) aus dem Jahre 1963. Zwei weitere Arbeiten der Tübinger Künstlerin finden sich im Inneren der Kirche: der Taufstein-Engel (Muschelkalk 1955) und das Kruzifix auf dem Altar (Bronze 1959). Beide sind Stationen der Verkündigung in der Martinskirche ebenso wie Werkbeispiele der Bildhauerin, die sich besonders von Fritz v. Graevenitz, Alberto Giacometti und Marino Marini anregen ließ.

Hingewiesen sei noch auf die neueren Paramente für die Passionszeit und die Osterzeit, die Annerose Wald (Sindelfingen) für die Martinskirche geschaffen hat. Bemerkenswert auch der "David-Stern von Günther Uecker" zur Erinnerung an das Juden zugefügte Leid durch christlichen Antijudaismus. [2]


Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Martinsgemeinde in Tübingen
  2. Kirchen Dekanat Tübingen - Stille Schätze, Kunst und Kultur, Kirchengeschichte, Ausflugstipps, Sehenswertes. Hrsg. v. Ev. Kirchenbezirk Tübingen, 2000