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Sie nannte sich, wie früher in Tübingen häufig der Fall, nach ihrem Wirt, Johann Jakob Bez.  
Sie nannte sich, wie früher in Tübingen häufig der Fall, nach ihrem Wirt, Johann Jakob Bez.  


[[File:Betzei the meeting place of the Corps Rhenania Tuebingen.jpg|mini|Die Betzei rechts vom [[Hölderlinturm]]]]
[[Datei:Reuchlinscher Löwe - Bursagasse 4.jpg|mini|[[Reuchlin]]scher Löwe in der Bursagasse 4]]


[[Kategorie:Ehemalige Gastronomie]] [[Kategorie:Altstadt]]
Dort traf sich das [[Corps Rhenania]] von [[1862]] bis [[1886]].<ref>[https://web.archive.org/web/20140714230714/http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten_artikel,-Das-waren-noch-Zeiten-_arid,78975.html ''Das waren noch Zeiten ... als die Hälfte der Tübinger Studenten Theologie studierten, in etwa zu gleichen Teilen katholische und evangelische.'']</ref>
 
==Bruno Wille: Glasberg - Der Fuirlesreiter==
 
[https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Wille Bruno Wille] schrieb in seinem Buch ''Glasberg'' folgendes über die Bewohner der Bezei:
 
:"Gassenmaier war nicht mehr Müllergesell, sondern Diener des Korps »Rhenania«, das in der Betzei kneipte. In diesem Hause mit seiner Mutter wohnhaft, hatte Gassenmaier zunächst als Aushilfe bei den Kneipereien bedient und durch Unterwürfigkeit die Gunst der Studenten gewonnen. Bald darauf trug er, fest angestellt, die bunte Dienermütze, führte vormit tags die Korpshunde spazieren und war ein Faktotum, das den Vergnügungstaumel der wohlhabenden Burschen mitmachte. Plötzlich aber verlor er seine Stelle, weil er verdächtig war, einen betrunkenen Studenten bestohlen zu haben. Indessen beschäftigte ihn der Brauer Betz, dem er das Projekt eingeredet hatte, das Hölderlin-Haus vom Nachbar Spengler zu kaufen und umgebaut mit der Betzei zu vereinigen. Neben dem Turm sollte eine Veranda für die Studenten sein – das werde, wie Gassenmaier in Aussicht stellte, der Brauerei zum Aufschwung verhelfen. Recht ärgerlich war's nun für Gassenmaier wie für den Brauer Betz, daß Spengler sich weigerte, zu verkaufen.
 
:Da brach eines Nachts Feuer im Hölderlin-Turm aus – der Dachstuhl brannte ab – ein Student, der oben wohnte, entging den Flammen, indem er am Blitzableiter abwärts rutschte, daß ihm die Hände bluteten. Auf diese [[:Kategorie:Brände|Feuersbrunst]] folgten andere im [[Ammer]]tal und wieder andere hier und dort – eine Epidemie von Brandstiftung schien zu grassieren, und die Stadt war derart besorgt vor neuen Einäscherungen, daß freiwillige Wachtposten, Studenten wie Bürger, nachts durch die Gassen patrouillierten. Plötzlich hieß es, man habe den Brandstifter – Gassenmaier sei es. Schon beim Brande des Hölderlin-Turms war er verdächtig gewesen, und Frau Spengler hatte, während die Lohe zum Himmel sprühte, vor den Nachbarn ge rufen: »'s Louile hat's tan – mei Häusle will er für den Betz!«<!--Das Gerede über Gassenmaier wollte nicht zur Ruhe kommen, und nun war er verhaftet. Es kam aber nichts weiter heraus, als daß Gassenmaier drohend zu Spengler gesagt hatte: »Wart no! Dir werd i den Hölderlin tanze lasse!« Verdächtig waren diese Worte, insofern sie irgendein Vorhaben in bezug auf den Hölderlin-Turm andeuteten.
 
:»Den Hölderlin wollten Sie tanzen lassen? Wie stellen Sie sich das vor?« fragte der untersuchende Beamte. Und Gassenmaier redete sich heraus: Er hab gemeint, früher oder später werd's Hölderlin-Haus halt in e Kneip umgewandelt werden, wo Studenten ihre Luschtbarkeit hänt. Obwohl diese Deutung etwas Gewundenes hatte, war sie nicht zu widerlegen.
 
:Daß die Redensart vom tanzenden Hölderlin den rotbemützten Kobold der Brandstiftung meine, konnte niemand wissen als Enzio und ich, die wir mit Gassenmaier über den Anlaß zur [[Fuirlesreiter|Feuerreiter]]-Ballade geredet hatten. Meine Mutter, der ich alles gestand, erwiderte darauf: »Hiernach möcht' ich schwören: Gassenmaier hat das Feuer angelegt. Schon seine ertrunkene Braut läßt darauf schließen, daß er eine Verbrechernatur ist. Den Hölderlin-Turm hat er beseitigen wollen, aus Rache an Spengler, auch weil er sich Vorteil versprach von der vergrößerten Kneipe. Mit dieser Brandstiftung ist ihm der Appetit auf dergleichen gekommen. Daß er schuld an all den Bränden ist, geht auch aus Jahns Brief hervor – da heißt es: Seit Gassenmaier in Amerika ist, hat die Brandseuche aufgehört. Also! Da siehst du, wie recht ich hatte, vor dem Kerl zu warnen. Hinfort sei vorsichtig in der Wahl deines Umgangs! Und an Jahn schreibe lieber nichts! Du wirst sonst in die Sache verwickelt.« – Immerhin – wandte ich ein – sei's von Wert, den Schuldigen herauszubringen. Doch in den Hintergrund meiner Interessen geriet diese Angelegenheit, so daß ich nichts darin tat.-->"<ref>Bruno Wille: [http://www.zeno.org/Literatur/M/Wille,+Bruno/Romane/Glasberg/Erstes+Buch/Der+Fuirlesreiter Glasberg - Der Fuirlesreiter].</ref>
 
==Siehe auch==
 
* [[Fuirlesreiter]]
 
==Quellen==
<references />
 
[[Kategorie:Ehemalige Gastronomie]]
[[Kategorie:Brände]]
[[Kategorie:Brauereien]]
[[Kategorie:Bruno Wille]]
[[Kategorie:Altstadt]]

Version vom 1. März 2020, 22:40 Uhr

"Bezei" etwa 1910. Hausbesitzer: Georg Seitzer.
Datei:Bezei neben dem Hölderlinturm ca.1870 (Wwm016).jpg
Bezei neben dem Hölderlinturm. Der Eingang zur Wirtschaft war ausschließlich von der Bursagasse. Der auf dem Foto sichtbare Schuppen hinter dem Gebäude diente dem Brauer Johann Jakob Bez als Kühlhaus. Foto um 1870.

Die Bezei war um 1900 ein Wirtshaus in der Bursagasse 4, in dem später die Gaststätte zum Hölderlinturm war und heute das Ristorante La Cantinella ist.

Sie nannte sich, wie früher in Tübingen häufig der Fall, nach ihrem Wirt, Johann Jakob Bez.

Die Betzei rechts vom Hölderlinturm
Reuchlinscher Löwe in der Bursagasse 4

Dort traf sich das Corps Rhenania von 1862 bis 1886.[1]

Bruno Wille: Glasberg - Der Fuirlesreiter

Bruno Wille schrieb in seinem Buch Glasberg folgendes über die Bewohner der Bezei:

"Gassenmaier war nicht mehr Müllergesell, sondern Diener des Korps »Rhenania«, das in der Betzei kneipte. In diesem Hause mit seiner Mutter wohnhaft, hatte Gassenmaier zunächst als Aushilfe bei den Kneipereien bedient und durch Unterwürfigkeit die Gunst der Studenten gewonnen. Bald darauf trug er, fest angestellt, die bunte Dienermütze, führte vormit tags die Korpshunde spazieren und war ein Faktotum, das den Vergnügungstaumel der wohlhabenden Burschen mitmachte. Plötzlich aber verlor er seine Stelle, weil er verdächtig war, einen betrunkenen Studenten bestohlen zu haben. Indessen beschäftigte ihn der Brauer Betz, dem er das Projekt eingeredet hatte, das Hölderlin-Haus vom Nachbar Spengler zu kaufen und umgebaut mit der Betzei zu vereinigen. Neben dem Turm sollte eine Veranda für die Studenten sein – das werde, wie Gassenmaier in Aussicht stellte, der Brauerei zum Aufschwung verhelfen. Recht ärgerlich war's nun für Gassenmaier wie für den Brauer Betz, daß Spengler sich weigerte, zu verkaufen.
Da brach eines Nachts Feuer im Hölderlin-Turm aus – der Dachstuhl brannte ab – ein Student, der oben wohnte, entging den Flammen, indem er am Blitzableiter abwärts rutschte, daß ihm die Hände bluteten. Auf diese Feuersbrunst folgten andere im Ammertal und wieder andere hier und dort – eine Epidemie von Brandstiftung schien zu grassieren, und die Stadt war derart besorgt vor neuen Einäscherungen, daß freiwillige Wachtposten, Studenten wie Bürger, nachts durch die Gassen patrouillierten. Plötzlich hieß es, man habe den Brandstifter – Gassenmaier sei es. Schon beim Brande des Hölderlin-Turms war er verdächtig gewesen, und Frau Spengler hatte, während die Lohe zum Himmel sprühte, vor den Nachbarn ge rufen: »'s Louile hat's tan – mei Häusle will er für den Betz!«"[2]

Siehe auch

Quellen