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Aus einstmals besetzten Kasernen-teilen - neben der ehemaligen [[Thiepval-Kaserne]] - in der [[Schellingstraße]] hervorgegangenes Wohnprojekt für Studenten und Nicht-Studenten. Nach längeren Verhandlungen haben die Bewohner des Hauses Ihr Haus gekauft und nun durch die Einrichtung des [[Mietshäuser Syndikat]] eine nachhaltige Rechts- und Wohn-Form gefunden, die irgendwo auf dem langen Weg zwischen Besetzung und Eigentum anzusiedeln ist.  
Das '''Wohnprojekt Schellingstrasse''' ist ein auf dem Gelände der [[Thiepval-Kaserne]] angesiedeltes Wohn- und Kulturprojekt in der [[Schellingstraße]], in dessen drei Häusern rund 100 Menschen gemeinschaftlich leben. Das Projekt ist Teil des [[Mietshäuser Syndikat]].
 
==Geschichte==
Das Hauptgebäude des Wohnprojektes wurde zu Beginn des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 als Stabsquartier der "Alten Kaserne" (wie das Thiepval-Areal damals hieß) errichtet. Nachdem das Garnisonslazarett der Kaserne (im heutigen Finanzamt) aus allen Nähten platzte, wurde im heutigen Garten des Wohnprojekes hilfsweise einige Baracken errichtet. In der Zeit der Weimaer Republik beherbergte das Gebäude zunächst die aus den Soldatenwehren und Sicherheitstruppen hervorgegangene Polizeiwehr (später "staatliche Ortspolizei"). Nach dem Umzug der Polizei nach Reutlingen im Jahre 1926 bezog die Standortverwaltung der Reichswehr Büros in dem Haus mit der damaligen Adresse "Militärstrasse 6". Außerdem war die Heeresfachschulen für Verwaltung und Wirtschaft sowie Landwirtschaft dort untergebracht. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde auch in Tübingen aufgerüstet: In die Kaserne zogen unter anderem Teile der 135. Infanteriedivision ein. Nach Kriegsende bezogen die Franzosen dort Quartier und blieben bis zum Jahre 1977. Das Gebäuse fiel zunächst in die Hände des Verteidigingsministeriums. Im Angesicht der katastrophalen Wohnraumsituation besetzten am 18. Juni 1980 die "Tübinger Stadtmusikanten" das Gebäude, um dort ein gemischtes Wohnprojekt für Studentlnnen, Berufstätige, Arbeitslose, SchülerInnen und Lehrlinge" zu entwickeln. Einige Monate später wurde das Haus entsprechend der [[Tübinger Linie]] vom Studentenwerk gepachtet, das dort bis zum Jahre 2004 ein zumindest offiziell ein Wohnheim betrieb. Tatsächlich waren aber stets nur ein Teil der BewohnerInnen Studierende gewesen. In den Jahren 1984 und 1985 errichtete das Studentenwerk noch zwei weitere Gebäude auf dem Grundstück. Im Jahr 1999 gab der Bund bekannt, das Areal verkaufen zu wollen. Nach einer längeren Auseinandersetzung kauften die damaligen BewohnerInnen die drei Gebäude am 18. August 2004 mit Hilfe des [[Mietshäuser Syndikat]]. Im Jahr 2005 wurden die Häuser renoviert.
 
==Architektur==
Das Hauptgebäude des Wohnprojektes steht unter strengem Denkmalschutz. Im Gegensatz zu dem mächtig anmutenden Gebäudekomplex des benachbarten Infrantriegebäudes wirkt das ehemalige Stabsgebäude eher wie ein Landschlösschen. Stilistisch ist das Gebäude dem rationalistischen Stil der Vormoderne zuzuordnen. Die beiden Flügel sind streng von Ost nach West ausgerichtet. Typisch ist ein halbrunde Treppenerker, der in Richtung des Tübingen Schlosses ausgerichtet ist, sowie ein deutlich hervortretender Mittelrisalit. Eher untypisch für seine Zeit ist der Bau der Geschossdecken mit Stahlbeton.
 
==Quellen==
Möller, Matthias (Hrsg.): Stillgestanden - die Geschichte einer Tübingen Kaserne (unveröffentlichtes Manuskript, erscheint im Mai 2009)
Denkmalstiftung Baden-Württemberg, Publikation 4/2007
 
==Weblinks==
[http://www.schellingstrasse.de Webseite des Wohnprojekt Schellingstrasse]


[[Kategorie:Südstadt]]
[[Kategorie:Südstadt]]

Version vom 28. November 2008, 23:05 Uhr

Das Wohnprojekt Schellingstrasse ist ein auf dem Gelände der Thiepval-Kaserne angesiedeltes Wohn- und Kulturprojekt in der Schellingstraße, in dessen drei Häusern rund 100 Menschen gemeinschaftlich leben. Das Projekt ist Teil des Mietshäuser Syndikat.

Geschichte

Das Hauptgebäude des Wohnprojektes wurde zu Beginn des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 als Stabsquartier der "Alten Kaserne" (wie das Thiepval-Areal damals hieß) errichtet. Nachdem das Garnisonslazarett der Kaserne (im heutigen Finanzamt) aus allen Nähten platzte, wurde im heutigen Garten des Wohnprojekes hilfsweise einige Baracken errichtet. In der Zeit der Weimaer Republik beherbergte das Gebäude zunächst die aus den Soldatenwehren und Sicherheitstruppen hervorgegangene Polizeiwehr (später "staatliche Ortspolizei"). Nach dem Umzug der Polizei nach Reutlingen im Jahre 1926 bezog die Standortverwaltung der Reichswehr Büros in dem Haus mit der damaligen Adresse "Militärstrasse 6". Außerdem war die Heeresfachschulen für Verwaltung und Wirtschaft sowie Landwirtschaft dort untergebracht. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde auch in Tübingen aufgerüstet: In die Kaserne zogen unter anderem Teile der 135. Infanteriedivision ein. Nach Kriegsende bezogen die Franzosen dort Quartier und blieben bis zum Jahre 1977. Das Gebäuse fiel zunächst in die Hände des Verteidigingsministeriums. Im Angesicht der katastrophalen Wohnraumsituation besetzten am 18. Juni 1980 die "Tübinger Stadtmusikanten" das Gebäude, um dort ein gemischtes Wohnprojekt für Studentlnnen, Berufstätige, Arbeitslose, SchülerInnen und Lehrlinge" zu entwickeln. Einige Monate später wurde das Haus entsprechend der Tübinger Linie vom Studentenwerk gepachtet, das dort bis zum Jahre 2004 ein zumindest offiziell ein Wohnheim betrieb. Tatsächlich waren aber stets nur ein Teil der BewohnerInnen Studierende gewesen. In den Jahren 1984 und 1985 errichtete das Studentenwerk noch zwei weitere Gebäude auf dem Grundstück. Im Jahr 1999 gab der Bund bekannt, das Areal verkaufen zu wollen. Nach einer längeren Auseinandersetzung kauften die damaligen BewohnerInnen die drei Gebäude am 18. August 2004 mit Hilfe des Mietshäuser Syndikat. Im Jahr 2005 wurden die Häuser renoviert.

Architektur

Das Hauptgebäude des Wohnprojektes steht unter strengem Denkmalschutz. Im Gegensatz zu dem mächtig anmutenden Gebäudekomplex des benachbarten Infrantriegebäudes wirkt das ehemalige Stabsgebäude eher wie ein Landschlösschen. Stilistisch ist das Gebäude dem rationalistischen Stil der Vormoderne zuzuordnen. Die beiden Flügel sind streng von Ost nach West ausgerichtet. Typisch ist ein halbrunde Treppenerker, der in Richtung des Tübingen Schlosses ausgerichtet ist, sowie ein deutlich hervortretender Mittelrisalit. Eher untypisch für seine Zeit ist der Bau der Geschossdecken mit Stahlbeton.

Quellen

Möller, Matthias (Hrsg.): Stillgestanden - die Geschichte einer Tübingen Kaserne (unveröffentlichtes Manuskript, erscheint im Mai 2009) Denkmalstiftung Baden-Württemberg, Publikation 4/2007

Weblinks

Webseite des Wohnprojekt Schellingstrasse