Tim von Winning: Unterschied zwischen den Versionen

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»Am Montag tritt Tim von Winning sein Amt als Ulmer Baubürgermeister an. Mit dem Ziel, auch dort möglichst oft die sechs Tübinger Ziele der Stadtplanung umzusetzen. In den vergangenen acht Jahren, in denen er den Fachbereich Planen, Entwickeln, Liegenschaften in Tübingen leitete, ist ihm das in den meisten Fällen gelungen.
»[...] ''Kleinteiligkeit'' steht bei den Tübinger Grundsätzen ganz oben. ''Lange, gleichmäßige Fassaden sind langweilig'' - für Fußgänger und Radfahrer. Die übrigens nicht nur morgens und abends um die Häuser sein sollen, wenn es zur Arbeit oder von dort nach Hause geht. Auch deshalb sei die Nutzungsmischung wichtig. Ein Büro, ein Laden oder eine Kita werden unter der Woche eben öfters betreten als eine Wohnung, deren Bewohner tagsüber arbeiten. Diese Flächen müssen aber auch ansprechend gestaltet werden. Wie das gesamte Haus. ''"Wir haben einen hohen architektonischen Anspruch"'', sagt von Winning. ''Kleinteiligkeit, kein Wohnen im Erdgeschoss, Nutzungsmischung, soziale Mischung, architektonische Qualität und Bürgerbeteiligung'' - alles zusammen ist optimal, "kostet aber auch Geld". Das nicht jeder Bauträger bereit ist zu zahlen. Dann ist Verhandlungsgeschick, Überzeugungsarbeit und auch Überredungskunst gefragt. Von allem hat Tim von Winning viel. In den meisten Fällen hat er sich weitgehend durchgesetzt, in den wenigsten ist er keine Kompromisse eingegangen. Ob er all diese Grundsätze in Ulm durchsetzen kann, weiß er noch nicht. Die breite Bürgerbeteiligung etwa gebe es in Ulm nicht. "Die machen das nur bei richtig großen Projekten." Und auch die Kleinteiligkeit sei kein Thema in Ulm. "Das wird ohnehin bisher nur in wenigen Städten umgesetzt." Aber von Winning kann überzeugen - die Tübinger Grundsätze werden demnächst also auch in Ulm ein Thema sein. [...]«
[...]  


Er wägt ab, will niemandem zu nahe treten und sich selbst nicht in den Vordergrund spielen. Wer einmal eine von ihm geleitete Bürgerinfo-Veranstaltung besucht hat, wird das bestätigen können. Mit einer Engelsgeduld reagiert er auf alle Fragen – auch wenn sie zum dritten Mal gestellt und beantwortet werden. Er nimmt die Leute ernst, geht auf ihre Vorschläge ein, lehnt sie mit schlüssiger Argumentation ab oder verspricht, „das mitzunehmen“. [...]
„Diese Geduld muss man lernen“, sagt er. Muss, weil Tim von Winning stets auf der Suche nach Kompromissen ist. Ein möglichst breiter Konsens ist ihm enorm wichtig – wohlwissend, dass es diesen in den meisten Fällen nicht geben kann. „Es bringt nichts, über Dissense zu streiten“, sagt er. Man könne nur herausarbeiten, wo man einen Konsens erreichen kann. Wo das nicht möglich ist, muss der Gemeinderat abwägen, wessen Interessen höher stehen. ''„Planung ist die Suche nach Lösungen bei nicht zu erwartendem Konsens“'' ist deshalb Tim von Winnings Lieblingssatz.«
[...] In der [[Westbahnhofstraße]], »an der Ecke zum [[Schleifmühleweg]], steht ein Haus, das die Tübinger Grundsätze der Stadtplanung zeigt, die Tim von Winning so wichtig sind. Zum Schleifmühleweg hin hat das Gebäude glänzende rote Balkonbrüstungen, die die Fassade auflockern. „Die haben wir nicht vorgeschrieben – hätten wir aber können“, sagt der 45-Jährige. Im Erdgeschoss des Hauses ist eine Kindertagesstätte untergebracht. Die großen Fenster, die bis hinunter zum Boden reichen, machen das Haus licht und freundlich. Eine derartige Nutzung gefällt von Winning nicht nur, sondern ist einer der Grundsätze: Kein Wohnen im Erdgeschoss.
In den beiden Häusern dahinter wurde das nicht berücksichtigt. Die Folge: Die Rollläden sind unten oder Vorhänge schützen die Bewohner vor Blicken. Das sieht abweisend aus, dicht, unfreundlich. Auch dass das Nachbarhaus exakt gleich aussieht, gefällt von Winning nicht. Zwei Häuser, sagt er, gehen ja noch, wenn aber das dritte auch noch so aussehen würde, wäre es vollends monoton. ''„Kleinteiligkeit“ steht bei den Tübinger Grundsätzen ganz oben. Lange, gleichmäßige Fassaden seien langweilig'' – für Fußgänger und Radfahrer.
Die übrigens nicht nur morgens und abends um die Häuser sein sollen, wenn es zur Arbeit oder von dort nach Hause geht. Auch deshalb sei die Nutzungsmischung wichtig. Ein Büro, ein Laden oder eine Kita werden unter der Woche eben öfters betreten als eine Wohnung, deren Bewohner tagsüber arbeiten. Diese Flächen müssen aber auch ansprechend gestaltet werden. Wie das gesamte Haus. ''„Wir haben einen hohen architektonischen Anspruch“'', sagt von Winning.
''Kleinteiligkeit, kein Wohnen im Erdgeschoss, Nutzungsmischung, soziale Mischung, architektonische Qualität und Bürgerbeteiligung'' – alles zusammen ist optimal, „kostet aber auch Geld“. Das nicht jeder Bauträger bereit ist zu zahlen. Dann ist Verhandlungsgeschick, Überzeugungsarbeit und auch Überredungskunst gefragt. Von allem hat Tim von Winning viel. In den meisten Fällen hat er sich weitgehend durchgesetzt, in den wenigsten ist er keine Kompromisse eingegangen.
Ob er all diese Grundsätze in Ulm durchsetzen kann, weiß er noch nicht. Die breite Bürgerbeteiligung etwa gebe es in Ulm nicht. „Die machen das nur bei richtig großen Projekten.“ Und auch die Kleinteiligkeit sei kein Thema in Ulm. „Das wird ohnehin bisher nur in wenigen Städten umgesetzt.“
Aber von Winning kann überzeugen – die Tübinger Grundsätze werden demnächst also auch in Ulm ein Thema sein. [...]
Allein schon die Bürgerbeteiligung bescherte ihm viele Abendtermine. „Tübingen ist gefräßig – ich habe noch nie so viel gearbeitet wie hier“, sagt er und meint damit seine 50-Stunden-Woche. „Es ging, weil die Familie gut mitgemacht hat. Und weil Tübingen eine sehr gute Struktur hat, in der Beruf und Familie vereinbart werden können.“ Anstrengend sei die Gefräßigkeit Tübingens trotzdem gewesen.«
Weitere Artikel in [https://www.tagblatt.de tagblatt.de]:  25.2. und 29.4.2015.


Weitere Artikel in [https://www.tagblatt.de tagblatt.de]:  25.2. und 29.4.2015.


==Quellen==  
==Quellen==  

Aktuelle Version vom 12. August 2020, 03:26 Uhr

Tim von Winning (*1970) ist ein deutscher Architekt und Stadtplaner. Von 2007 bis 2015 leitete er den "Fachbereich Planen Entwickeln Liegenschaften" bei der Stadtverwaltung Tübingen. Seitdem ist er Baubürgermeister in Ulm.


Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1990 - 1997: Studium der Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart
  • 1997 - 1999: Ausbildung für den höheren bautechnischen Verwaltungsdienst im Freistaat Bayern, Fachrichtung Städtebau
  • 1999 - 2001: Mitarbeit im Büro ORplan, Arbeitsgemeinschaft für Orts- und Regionalplanung, Städtebau und Architektur, Stuttgart
  • 2002 - 2005: Stadt Ulm, Leitung Sachgebiet Projektentwicklung und Projektsteuerung
  • 2005 - 2007: Stadt Erlangen, Leitung Abteilung Stadtplanung und Stadtentwicklung
  • 2007 - 2015: Universitätsstadt Tübingen, Leitung Fachbereich Planen Entwickeln Liegenschaften
  • seit Juni 2015: Bürgermeister für Stadtentwicklung, Bau und Umwelt in Ulm [1]


Von Winning über Grundsätze in Architektur und Planung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor seinem Abschied aus Tübingen gab Tim von Winning dem Schwäbischen Tagblatt am 6.6.2015 ein Interview, aus dem im folgenden auszugsweise zitiert wird. [2]


»[...] Kleinteiligkeit steht bei den Tübinger Grundsätzen ganz oben. Lange, gleichmäßige Fassaden sind langweilig - für Fußgänger und Radfahrer. Die übrigens nicht nur morgens und abends um die Häuser sein sollen, wenn es zur Arbeit oder von dort nach Hause geht. Auch deshalb sei die Nutzungsmischung wichtig. Ein Büro, ein Laden oder eine Kita werden unter der Woche eben öfters betreten als eine Wohnung, deren Bewohner tagsüber arbeiten. Diese Flächen müssen aber auch ansprechend gestaltet werden. Wie das gesamte Haus. "Wir haben einen hohen architektonischen Anspruch", sagt von Winning. Kleinteiligkeit, kein Wohnen im Erdgeschoss, Nutzungsmischung, soziale Mischung, architektonische Qualität und Bürgerbeteiligung - alles zusammen ist optimal, "kostet aber auch Geld". Das nicht jeder Bauträger bereit ist zu zahlen. Dann ist Verhandlungsgeschick, Überzeugungsarbeit und auch Überredungskunst gefragt. Von allem hat Tim von Winning viel. In den meisten Fällen hat er sich weitgehend durchgesetzt, in den wenigsten ist er keine Kompromisse eingegangen. Ob er all diese Grundsätze in Ulm durchsetzen kann, weiß er noch nicht. Die breite Bürgerbeteiligung etwa gebe es in Ulm nicht. "Die machen das nur bei richtig großen Projekten." Und auch die Kleinteiligkeit sei kein Thema in Ulm. "Das wird ohnehin bisher nur in wenigen Städten umgesetzt." Aber von Winning kann überzeugen - die Tübinger Grundsätze werden demnächst also auch in Ulm ein Thema sein. [...]« 


Weitere Artikel in tagblatt.de: 25.2. und 29.4.2015.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. www.ulm.de/rathaus/stadtpolitik...
  2. Sabine Lohr: Mit Engelsgeduld zur besten Lösung. Stadtplaner Tim von Winning will auch als Baubürgermeister in Ulm Tübinger Grundsätze realisieren. Schwäbisches Tagblatt, 6. Juni 2015