Leonhart Fuchs
]Leonhart Fuchs (* 17. Januar 1501 in Wemding (Bayern); † 10. Mai 1566 in Tübingen) war ab 1535 Professor für Medizin und Botanik an der Tübinger Universität.
Kindheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sein Vater war Hans Fuchs, der damalige Bürgermeister von Wemding. Seine Mutter war Anna, geborene Dentener, die ebenfalls einer Ratsherrenfamilie entstammte.
Fuchs hatte drei Geschwister: Anna und Barbara waren mit Wemdinger Bürgern verheiratet, der Bruder Hans wurde Priester.[1]
Der Vater starb bereits 1506. Seine Mutter schickte ihn 1511, im Alter von zehn Jahren, an eine Lateinschule in der damaligen Reichsstadt Heilbronn,[2] ein Jahr später auf die Marienschule nach Erfurt.[3]
Studium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach der Schulzeit in Wemding, Heilbronn und Erfurt immatrikulierte sich Leonhart Fuchs, noch nicht zwölfjährig, an der Universität Erfurt, wo er an der Artistenfakultät den Grad eines "Baccalaureus artium" erlangte.
Für kurze Zeit kehrte er nach Wemding zurück und betrieb dort für etwa ca. 1,5 Jahre eine Lateinschule.[4]
1519 setzte er sein Studium an der Universität Ingolstadt fort, wo er sich unter anderem bei Johannes Reuchlin den klassischen Sprachen Griechisch, Latein und Hebräisch widmete.
1521 erwarb er den Magister Artium. Gleichzeitig begann er in Ingolstadt das Medizinstudium. Eingeschrieben war er als "Leonhard Fuxlein ex Wending".[1] 1524 schloss er das Studium mit der Promotion zum Doktor der Medizin ab.
Berufliche Stationen im Spannungsfeld der Konfessionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach seiner Promotion praktizierte Fuchs zunächst in München, wurde aber 1526 als Professor der Medizin nach Ingolstadt berufen, wo er in den Unterlagen als "Leonhard Füchsel" erschien.[1]
Da die die Universität streng katholisch geprägt war und er als inzwischen übergetretener Protestant dort auf Widerstände stieß, folgte er bereits 1528 dem Ruf des Markgrafen Georg von Brandenburg-Ansbach, der ihn als Leibarzt an seinen protestantischen Hof holte. Fuchs hoffte dort auf den Aufbau einer protestantischen Universität. Dort veröffentlichte er 1531 eine medizinische Einführungsschrift, die wohl für den Unterricht gedacht war.[1]
Da sich seine Erwartungen nicht erfüllten und sein Gehalt von 50 Gulden, welches er als Leibarzt erhielt, nicht angemessen war,[5] nahm er 1533 erneut einen Ruf nach Ingolstadt an - diesmal auf Betreiben des bayerischen Kanzlers Leonhard von Eck, obwohl dieser ansonsten ein Gegner der Reformation war.[5]
Angesichts der anhaltenden religiösen Spannungen kehrte er umgehend nach Ansbach zurück. Als dort die Pest ausbrach, wich er mit der markgräflichen Familie nach Kulmbach aus, bevor er nach Abklingen der Seuche wieder nach Ansbach zurückkehrte.[1]
Wirken in Tübingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1535 erhielt Fuchs durch die Berufung von Herzog Ulrich von Württemberg den Lehrstuhl für Medizin an der Universität Tübingen.[6] Dort begann er am 13. August desselben Jahres seine Tätigkeit. Er wurde siebenmal zum Rektor der Universität gewählt und trug wesentlich zur ihrer Modernisierung bei.[5]
Fuchs wohnte in dem von ihm 1535 gekauften Nonnenhaus. Hier legte er den vermutlich ersten botanischen Garten in Europa an. Er sprach sich für die Verwendung von Einzelkräutern aus, im Gegensatz zu den oft schädlichen Mischungen der mittelalterlichen Verschreibungen und erkannte zugleich die Bedeutung praktischer Erfahrung: Er bot seinen Studierenden botanische Exkursionen an, bei denen die Heilpflanzen direkt vor Ort demonstriert wurden.[6]
Er blieb bis zu seinem Tod in Tübingen; mehrere internationale "Abwerbeversuche" wies er zurück.[7]
Von Kaiser Karl V. wurde er später in den Adelsstand erhoben.
Fuchs' Kräuterbuch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Er schrieb im Nonnenhaus sein eigenes botanisches Werk, das "New Kreütterbuch":
Das 1542 in lateinischer Sprache erschienenem Werk historia stirpium commentarii insignes richtete sich zunächst an die ärztliche Praxis: Es enthielt 511 Holzschnitte. Fuchs stelle darin alle Entwicklungsstadien einer Pflanze dar. Es veränderte die Darstellung sowie Nutzung von Heilpflanzen nachhaltig.[8] Viele der rund 400 Wildpflanzen sowie der über 100 Nutz- und Zierpflanzen wurden hier erstmals systematisch beschrieben und dargestellt, wobei Fuchs besonders detailliert auf "Krafft und Würckung" einging.[9]
Ein Jahr später, 1543, überarbeitete Fuchs sein Buch für ein breiteres Publikum: Er strich viele wissenschaftliche Details, übersetzte den Text ins Deutsche und legte den Fokus auf das Erkennen und Auffinden der Pflanzen. Für die Abbildungen nutzte er die Holzschnitte der ersten Ausgabe, erweiterte sie um einige neue Motive und ließ echte Pflanzen aus seinem Garten zeichnen. Die Vorlagen wurden aquarelliert und von einem Formschneider in Holztafeln übertragen, sodass sie im Hochdruckverfahren vervielfältigt werden konnten.[8]
Er wählte bewusst Darstellungen, die realistisch, aber zugleich idealisiert waren: Jede Abbildung zeigt alle Stadien von Knospen, Blüte und Fruchtbildung in einem Holzschnitt.[10] Als Humanist wollte er zudem der arabischen Vorherrschaft in der Medizin entgegenwirken und orientierte sich an antiken Botanikern.[10]
Das Werk umfasst 346 Kapitel, die jeweils eine Pflanzengattung mit mehreren "Geschlechtern“ behandeln. Jedes Kapitel folgt einem festen Schema: Zunächst werden deutsche, lateinische und griechische Namen genannt, dann Arten innerhalb des "Geschlechts" beschrieben. Es folgen Angaben zu Gestalt, Standort, Blütezeit sowie zu Merkmalen und medizinischer Verwendung.[11]
Medizinische Lehrbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Er gab 1551 ein erstes anatomisches Lehrbuch in Tübingen heraus, mit dem Titel "De corporis humani fabrica" in Anlehnung an Vesals 1543 gedrucktes, berühmtes, gleichnamiges Werk.
Sein Buch Alle Kranckheyt der Augen wurde zum Standardwerk zu dieser Zeit.[12]
Insgesamt schrieb Fuchs mehr als 50 Bücher.
Wissenschaftliches und öffentliches Erbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach seinem Tod ist das Wirken von Leonhart Fuchs in der Gegenwart weiterhin nachweisbar und sichtbar geblieben:
- Nach ihm ist die Fuchsie benannt.
- "Zur Würdigung der wissenschaftlichen Verdienste von Fuchs hatte der französische Botaniker Charles Plumier (1646-1704) bereits 1703 die damals nur aus Südamerika bekannten Arten einer nicht benannten Nachtkerzen-Gattung als Fuchsia beschrieben. Auf der Insel Santo Domingo entdeckte er 1695 eine neue Pflanze, die er mit nach Europa brachte und ihr den Namen Fuchsia triphylla flore coccinea gab." [13]
- Fuchs gilt heute, zusammen mit Otto Brunfels (1488-1534), der 1530 Herbarum vivae eicones herausgab und Hieronymus Bock (1498-1554), der 1539 sein New Kreutterbuch veröffentlichte, als einer der "Väter der Botanik".[14]
- In Tübingen ist die Fuchsstraße nach ihm benannt.
- Am Nonnenhaus gibt es als Denkmal ein Steinbuch mit einer ihm gewidmeten Inschrift im Pflaster davor.
Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Leonhart Fuchs heiratete im Jahr 1524 während seiner Zeit in München[15] Anna Catherina Friedberger (* 1500), die Tochter eines Stadt- und Ratsherrn. Aus dieser Ehe gingen vier Söhne und sechs Töchter hervor, von denen zwei bereits im Kindesalter verstarben.[12]
Nach dem Tod seiner ersten Frau Anna im Februar 1563 heiratete Fuchs 1564 die Witwe des Pfarrers Michael Gretherus aus Schwäbisch Hall.
Im Alter von 66 Jahren erkrankte er unerwartet und verstarb am 10. Mai 1566.
Sein Sohn Friedrich (1532–1604) war Stadtarzt in Ulm.[6]
Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sein Geburtshaus steht heute noch am Marktplatz in Wemding. Wegen seiner geringen Breite wird es auch "Zwergenhäuschen"[5] oder auch "Fuchshäuschen" genannt. Es ist zwei Stockwerke hoch, eineinhalb Meter breit und neun Meter lang.[4]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Das "New Kreütterbuch" online
- Register des Kräuterbuches mit lateinischen und heutigen deutschen Namen
- Infos und Bilder aus seiner Geburtsstadt Wemding
- Ausführlicher Lebenslauf, geschrieben von von Prof. Dr. Heinrich Marzell (1938)
Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 https://vergil.uni-tuebingen.de/publikationen/FuchsKraeuter/capitel/lebenslauf.html (abgerufen am 20. August 2025)
- ↑ https://stadtarchiv.heilbronn.de/stadtgeschichte/geschichte-a-z/f/fuchs-leonhart.html (abgerufen am 20. August 2025)
- ↑ https://galileo.library.rice.edu/Catalog/NewFiles/fuchs.html (abgerufen am 20. August 2025)
- ↑ 4,0 4,1 https://www.wemding.de/sehenswertes/leonhart_fuchs_1501-1566-10770/ (abgerufen am 20. August 2025)
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 https://www.ingolstadt.de/Kultur/Geschichte-Brauchtum/Stadtgeschichte/Historische-Bl%C3%A4tter/Leonhart-Fuchs-und-Johannes-Vischer-Die-Wemdinger-und-ein-500-Geburtstag.php?object=tx,2789.5&ModID=7&FID=3052.20078.1&NavID=3052.609&La=1 (abgerufen am 20. August 2025)
- ↑ 6,0 6,1 6,2 https://de.wikipedia.org/wiki/Leonhart_Fuchs (abgerufen am 20. August 2025)
- ↑ vgl. https://vergil.uni-tuebingen.de/publikationen/FuchsKraeuter/capitel/lebenslauf.html (abgerufen am 20. August 2025)
- ↑ 8,0 8,1 https://uni-tuebingen.de/einrichtungen/universitaetsbibliothek/ueber-uns/veranstaltungen-ausstellungen/objekt-des-monats/2020/leonhart-fuchs/ (abgerufen am 20. August 2025)
- ↑ https://stadtarchiv.heilbronn.de/stadtgeschichte/geschichte-a-z/f/fuchs-leonhart.html (abgerufen am 20. August)
- ↑ 10,0 10,1 https://www.lindahall.org/about/news/scientist-of-the-day/leonhart-fuchs-2/ (abgerufen am 20. August 2025)
- ↑ https://www.mmbm.ch/fuchs.html (abgerufen am 20. August 2025)
- ↑ 12,0 12,1 https://en.wikipedia.org/wiki/Leonhart_Fuchs (abgerufen am 20. August 2025)
- ↑ Kurze Geschichte der Botanischen Gärten Tübingen, dr-franz.oberwinkler.de
- ↑ https://dr-franz.oberwinkler.de/botanischer-garten-tuebingen/tuebg-uebersicht-1974-2008/kurze-geschichte-der-botanischen-gaerten-tuebingen (abgerufen am 20. August 2025)
- ↑ https://www.encyclopedia.com/science/dictionaries-thesauruses-pictures-and-press-releases/fuchs-leonhart (abgerufen am 20. August 2025)