Bearbeiten von „Wirtschaft zum Hanskarle

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== Das erste „Hanskarle“ ==
== Das erste „Hanskarle“ ==
Die erste „Wirtschaft zu Hanskarle“ wurde [[1843]] fertiggestellt. Es war ein einfaches zweigeschossiges Gebäude (plus Dachgeschoss), das im rechten Winkel zur ''Österbergstraße'' stand. Die Gastwirtschaft war, wie damals sehr häufig, mit eigener Brauerei verbunden, die sich im rückwärtigen Teil des Gebäudes befand.<ref name=“Zacharias“> Antje Zacharias: ''Wirtshäuser mit regem Zuspruch'' (siehe Literatur).</ref>
Die erste „Wirtschaft zu Hanskarle“ wurde [[1843]] fertiggestellt. Es war ein einfaches zweistöckiges (Erdgeschoss und ein Obergeschoss) Gebäude (plus Dachgeschoss), das im rechten Winkel zur ''Österbergstraße'' stand. Die Gastwirtschaft war, wie damals sehr häufig, mit eigener Brauerei verbunden, die sich im rückwärtigen Teil des Gebäudes befand.<ref name=“Zacharias“> Antje Zacharias: ''Wirtshäuser mit regem Zuspruch'' (siehe Literatur).</ref>


Nachdem [[Hermann Haußer]] [[1897]] Oberbürgermeister von Tübingen geworden war, wollte die Stadt viele anstehende Bauangelegenheiten ordnen. Die erste Aufgabe betraf die ''[[Mühlstraße]]'' und den Platz ''Am Lustnauer Tor''. Nachdem durch den Abriss des alten evangelischen Dekanats (1899)  und die darauf folgende Bebauung der Ostseite (bis 1903) die ''Mühlstraße'' zu einer repräsentativen Straße geworden war, wollte man den gleichen Effekt am Lustnauer Tor erreichen. Dabei war der Abriss von „Hanskarle“ unerlässlich. Das vorhandene Gebäude war nicht nur architektonisch einfach und schon alleine aus diesem Grund für die neue Konzeption des Platzes unpassend, sondern inzwischen auch in die Jahre gekommen. Der zweite, mindestens genau so wichtige Grund war der Bau der neuen Zufahrtsstraße auf den [[Österberg]], der ''Kaiserstraße'' (heute ''Doblerstraße'').<ref name=“Zacharias“/> Das Haus stand so, dass es die neue Straße fast versperrte. Die Stadt wünschte sich also, dass das alte „Hanskarle“ durch ein neues Haus ersetzt wird, das einerseits passend zum Straßenverlauf gebaut werden, andererseits auch einen repräsentativen Charakter haben sollte. Da die damaligen Besitzer des „Hanskarle“ betagt und nicht entsprechend bemittelt waren, kamen sie als Bauherren eines neuen Gebäudes nicht in Frage. Der Stadt gelang es aber recht schnell, einen passenden Bauherrn zu finden. Es war der damals expandierende Bierbrauer aus Lustnau, Louis Heinrich. Seine Brauerei war Hoflieferant des Königs von Württemberg und die leistungsstärkste Brauerei im Oberamtsbezirk.<ref name=“Zacharias“/>
Nachdem [[Hermann Haußer]] [[1897]] Oberbürgermeister von Tübingen geworden war, wollte die Stadt viele anstehende Bauangelegenheiten ordnen. Die erste Aufgabe betraf die ''[[Mühlstraße]]'' und den Platz ''Am Lustnauer Tor''. Nachdem durch den Abriss des alten evangelischen Dekanats (1899)  und die darauf folgende Bebauung der Ostseite (bis 1903) die ''Mühlstraße'' zu einer repräsentativen Straße geworden war, wollte man den gleichen Effekt am Lustnauer Tor erreichen. Dabei war der Abriss von „Hanskarle“ unerlässlich. Das vorhandene Gebäude war nicht nur architektonisch einfach und schon alleine aus diesem Grund für die neue Konzeption des Platzes unpassend, sondern inzwischen auch in Jahre gekommen. Der zweite, mindestens genau so wichtige Grund war der Bau der neuen Zufahrtsstraße auf den [[Österberg]], der ''Kaiserstraße'' (heute ''Doblerstraße'').<ref name=“Zacharias“/> Das Haus stand so, dass es die neue Straße fast versperrte. Die Stadt wünschte sich also, dass das alte „Hanskarle“ durch ein neues Haus ersetzt wird, das einerseits passend zum Straßenverlauf gebaut werden, andererseits auch einen repräsentativen Charakter haben sollte. Da die damaligen Besitzer des „Hanskarle“ betagt und nicht entsprechend bemittelt waren, kamen sie als Bauherren eines neuen Gebäudes nicht in Frage. Der Stadt gelang es aber recht schnell, einen passenden Bauherrn zu finden. Es war der damals expandierende Bierbrauer aus Lustnau, Louis Heinrich. Seine Brauerei war Hoflieferant des Königs von Württemberg und die leistungsstärkste Brauerei im Oberamtsbezirk.<ref name=“Zacharias“/>


== Das zweite „Hanskarle“ ==
== Das zweite „Hanskarle“ ==
Louis Heinrich beauftragte das Tübinger Architekturbüro Fischer & Stähle,<ref> Außer diesem Bau ist die gemeinsame Tätigkeit von Fischer & Stähle nur bei einem zweiten Gebäude belegt: Haus der [[Landsmannschaft Ulmia Tübingen|Landsmannschaft Ulmia]] (1908). Es handelt sich um [[Gustav Stähle]]. Wer Fischer war, ist nicht sicher – einiges spricht für [[Theodor Fischer]].</ref> Pläne für das neue Gebäude, das sich harmonisch in das bestehende Ensemble – man sollte dabei vor allem an das [[Deutsches Haus|Deutsche Haus]] (1901) und das [[Schimpfhaus]] (1903) denken – einfügen sollte, zu erarbeiten und den Bau zu leiten.<ref name=“Zacharias“/> Nach dem Abbruch des alten „Hanskarle“ wurde der Bau des markanten dreistöckigen Eckgebäudes mit [[Jugendstil]]-Elementen und eigenwillig-spitzem Fachwerkgiebel [[1904]]–[[1906]] durchgeführt, das Architekturbüro Fischer & Stähle zog ebenfalls in den Neubau ein.<ref name=“tagblatt1“> Hans-Joachim Lang: [https://web.archive.org/web/20140826214422/http://www.zeit-zeugnisse.de/Home/index_artikel,-Eine-Zeit-lang-gab-es-in-der-Bank-auch-Bier-_arid,132357.html ''Das Gasthaus „Zum Hanskarle“ wurde schon bald nach dem Neubau zur Zentrale der Sparkasse. Eine Zeit lang gab es in der Bank auch Bier'']. In: „Schwäbisches Tagblatt“, 27. April 2011 (web.archive.org)</ref>
Louis Heinrich beauftragte das Tübinger Architekturbüro Fischer & Stähle,<ref> Außer diesem Bau ist die Tätigkeit von Fischer & Stähle nur bei einem zweiten Gebäude belegt: Haus der [[Landsmannschaft Ulmia Tübingen|Landsmannschaft Ulmia]] (1908). Es handelt sich um [[Gustav Stähle]]. Wer Fischer war, ist nicht sicher – einiges spricht für [[Theodor Fischer]].</ref> Pläne für das neue Gebäude, das sich harmonisch in das bestehende Ensemble – man sollte dabei vor allem an das [[Deutsches Haus|Deutsche Haus]] (1901) und das [[Schimpfhaus]] (1903) denken – einfügen sollte, zu erarbeiten und den Bau zu leiten.<ref name=“Zacharias“/> Nach dem Abbruch des alten „Hanskarle“ wurde der Bau des markanten dreistöckigen Eckgebäudes mit [[Jugendstil]]-Elementen und eigenwillig-spitzem Fachwerkgiebel [[1904]]–[[1906]] durchgeführt, das Architekturbüro Fischer & Stähle zog ebenfalls in den Neubau ein.<ref name=“tagblatt1“/>  


Das neue Restaurant, zu dem der Eingang direkt von der Ecke führte, hatte den alten Namen „Hanskarle“ erhalten. Louis Heinrich wählte ihn sicherlich um der Tradition willen. Das alte „Hanskarle“ hatte offenbar einen guten Ruf, den es zu wahren galt. Das neue Restaurant verfügte über mehrere Säle. Im Erdgeschoss gab es Tageswirtschaft und Bürgerstube, wo die Gäste „beim gemütlichen Schoppen auch noch das Straßenleben am Wilhelmsplatz übersehen“ konnten. Weitere Gasträume gab es im ersten Obergeschoss und im Keller. „Das Herrenstüble lud zum ‚Plaudern, Spielen und Rauchen‘ ein. Gruppen und Vereine trafen sich in der kleinen Bierhalle oder den beiden überwölbten Wein- und Bierkneipen. Neben Tübinger Bürgern und Studenten verkehrten dort auch gerne auswärtige Besucher“ des [[Landgericht|Gerichts]] (Fertigstellung des Gerichtsgebäudes 1905). Louis Heinrich führte das Restaurant nicht selbst, sondern verpachtete es. Am längsten, 1908–1914, pachtete es Martin Lemmer. Zu seiner Zeit spielte im „Hanskarle“ die erste Damenkapelle in Tübingen.<ref name=“Zacharias“/>
Das neue Restaurant, zu dem der Eingang direkt von der Ecke führte, hatte den alten Namen „Hanskarle“ erhalten. Louis Heinrich wählte ihn sicherlich der Tradition willen. Das alte „Hanskarle“ hatte offenbar einen guten Ruf, den es zu wahren galt. Das neue Restaurant verfügte über mehrere Säle. Im Erdgeschoss gab es Tageswirtschaft und Bürgerstube, wo die Gäste „beim gemütlichen Schoppen auch noch das Straßenleben am Wilhelmsplatz übersehen“ konnten. Weitere Gasträume gab es im ersten Obergeschoss und im Keller. „Das Herrenstüble lud zum ‚Plaudern, Spielen und Rauchen‘ ein. Gruppen und Vereine trafen sich in der kleinen Bierhalle oder den beiden überwölbten Wein- und Bierkneipen. Neben Tübinger Bürgern und Studenten verkehrten dort auch gerne auswärtige Besucher“ des [[Landgericht|Gerichts]] (Fertigstellung des Gerichtsgebäudes 1905). Louis Heinrich führte das Restaurant nicht selbst, sondern verpachtete es. Am längsten, 1908–1914, pachtete es Martin Lemmer. Zu seiner Zeit spielte im „Hanskarle“ die erste Damenkapelle in Tübingen.<ref name=“Zacharias“/>


== „Hanskarle“ als Sparkasse ==
== „Hanskarle“ als Kreissparkasse ==
Nachdem die durch den Ersten Weltkrieg geschwächte Brauerei Heinrich [[1919]] geschlossen worden war, musste das Restaurant verkauft werden. [[1921]] wurde das Gebäude von der „Amtskörperschaft“ für die „Oberamtspflege“ und die [[1854]] gegründete Oberamtssparkasse gekauft, die sich damals in der ''Mühlstraße'' 18 (also in unmittelbaren Nähe) befand. Sie baute es zum Bank- und Bürogebäude um<ref>[https://www.tuebingen.de/Dateien/adressbuch1934.pdf Adressbuch Tübingen für 1934], S. XLI–XLII.</ref>: in der ehemaligen Tageswirtschaft entstand die Schalterhalle. Infolge der Umbenennung der Oberämter in Landkreise [[1934]] wurde die Oberamtssparkasse zu [[Kreissparkasse]], die mit der Vergrößerung des Landkreises Tübingen wuchs und das ganze Gebäude einnahm. Sie hatte hier bis [[2006]] ihre Hauptverwaltung. Seitdem diese ins [[Sparkassen Carré]] auf den [[Mühlbachäcker]]n umgezogen ist, befindet sich hier die Kunden-Hauptfiliale.<ref name=“tagblatt1“/>
Nachdem die durch den Ersten Weltkrieg geschwächte Brauerei Heinrich [[1919]] geschlossen worden war, musste das Restaurant verkauft werden. [[1921]] wurde das Haus an die damalige Oberamtssparkasse veräußert, die es zum Bankgebäude umbaute: in der ehemaligen Tageswirtschaft entstand die Schalterhalle. Bis [[2006]] hatte die [[Kreissparkasse]] hier ihre Hauptverwaltung. Seitdem diese ins [[Sparkassen Carré]] auf den [[Mühlbachäcker]]n umgezogen ist, befindet sich hier die Kunden-Hauptfiliale.<ref name=“tagblatt1“> [http://www.tagblatt.de/Nachrichten/Eine-Zeit-lang-gab-es-in-der-Bank-auch-Bier--231397.html ''Eine Zeit lang gab es in der Bank auch Bier'']. In: „Schwäbisches Tagblatt“, 2011 (nicht mehr online).</ref>


Noch bis in die 1940er Jahre behielt die Sparkasse die Gepflogenheit aus der Anfangszeit im Neubau bei, einmal im Jahr Bier auszuschenken. Auf diese Weise konnte sie die Gasthaus-Lizenz aufrecht erhalten.<ref name=“tagblatt1“/>
Noch bis in die 1940er Jahre behielt die Sparkasse die Gepflogenheit aus der Anfangszeit im Neubau bei, einmal im Jahr Bier auszuschenken. Auf diese Weise konnte sie die Gasthaus-Lizenz aufrecht erhalten.<ref name=“tagblatt1“/>
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