Bearbeiten von „Wilhelm Waiblinger

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Waiblinger wurde 1804 in Heilbronn geboren. In der Familie wurde er Fritz gerufen und nannte sich selbst erst ab 1824 Wilhelm<ref>Waiblinger, Wilhelm: Erzählungen und Briefe. Eingel. und hrsg. von Monique Cantre. Klöpfer&Meyer 2011, S. 11 </ref>. 1806 kam er mit seiner Familie nach [[Stuttgart]], 1817 nach [[Reutlingen]]. Im November 1819 wurde er Hilfsschreiber am Uracher Oberamtsgericht und besuchte Vorlesungen des benachbarten niederen theologischen Seminars. Im Sommer 1820 kehrte er nach Stuttgart zurück und besuchte dort das Obere Gymnasium. In dieser Zeit entstanden erste Dichtungen, die dem damals noch Minderjährigen erste Bekanntheit verschafften.
Waiblinger wurde 1804 in Heilbronn geboren. In der Familie wurde er Fritz gerufen und nannte sich selbst erst ab 1824 Wilhelm<ref>Waiblinger, Wilhelm: Erzählungen und Briefe. Eingel. und hrsg. von Monique Cantre. Klöpfer&Meyer 2011, S. 11 </ref>. 1806 kam er mit seiner Familie nach [[Stuttgart]], 1817 nach [[Reutlingen]]. Im November 1819 wurde er Hilfsschreiber am Uracher Oberamtsgericht und besuchte Vorlesungen des benachbarten niederen theologischen Seminars. Im Sommer 1820 kehrte er nach Stuttgart zurück und besuchte dort das Obere Gymnasium. In dieser Zeit entstanden erste Dichtungen, die dem damals noch Minderjährigen erste Bekanntheit verschafften.


Ab 1822 studierte er Theologie am [[Ev. Stift|Tübinger Stift]], um damit im Nebenfach auch Philologie studieren zu können. Am 3. Juli 1822 traf Waiblinger erstmals den damals bereits seit anderthalb Jahrzehnten als wahnsinnig geltenden Dichter [[Friedrich Hölderlin]] im [[Hölderlinturm]] zu Tübingen, bei dem er während seiner gesamten Studienzeit häufiger Gast war. Diese Begegnungen verarbeitete er zunächst in seinem Roman ''Phaeton'' (1823), der ihm unter den Studenten enorm viel Bewunderung einbrachte; zudem war auch sein Gedicht-Zyklus „Lieder der Griechen“ in den Handel gekommen. Später porträtierte er Hölderlin in seinem Essay ''Friedrich Hölderlin’s Leben, Dichtung und Wahnsinn'', der als Beginn der Hölderlin-Forschung gilt.
Ab 1822 studierte er Theologie am [[Ev. Stift|Tübinger Stift]], um damit im Nebenfach auch Philologie studieren zu können. Am 3. Juli 1822 traf Waiblinger erstmals den damals bereits seit anderthalb Jahrzehnten als wahnsinnig geltenden Dichter [[Friedrich Hölderlin]] im [[Hölderlinturm]] zu Tübingen, bei dem er während seiner gesamten Studienzeit häufiger Gast war. Diese Begegnungen verarbeitete er zunächst in seinem Roman ''Phaeton'' (1823), der ihm unter den Studenten enorm viel Bewunderung einbrachte; zudem war auch sein Gedicht-Zyklus „Lieder der Griechen“ in den Handel gekommen. Später porträtierte er Hölderlin in seinem Essay''Friedrich Hölderlin’s Leben, Dichtung und Wahnsinn'', der als Beginn der Hölderlin-Forschung gilt.


Nach einem für damalige Verhältnisse skandalösen Verhältnis mit der fünf Jahre älteren Julie Michaelis, Schwester des Tübinger Juristen Adolph Michaelis, das 1824 öffentlich wurde anlässlich eines Prozesses wegen einer Brandstiftung, deren Leidtragender Julies der Beziehung entgegenstehender Onkel Salomo Michaelis war, verzichtete Waiblinger auf den christlich-moralischen Anschein, den er sich wegen des Theologiestudiums hatte geben müssen, und gab sich Ausschweifungen hin, die auch in seinen Werken Niederschlag fanden. In der Folgezeit entstanden seine ''Lieder der Verirrung'' und ''Drei Tage in der Unterwelt''. Nach Veröffentlichung dieser Werke wurde er durch die Stiftsleitung, die den Hochbegabten nach der skandalösen Beziehung noch zu schützen versucht hatte, am 25. September 1826 vom weiteren Studium ausgeschlossen.  
Nach einem für damalige Verhältnisse skandalösen Verhältnis mit der fünf Jahre älteren Julie Michaelis, Schwester des Tübinger Juristen Adolph Michaelis, das 1824 öffentlich wurde anlässlich eines Prozesses wegen einer Brandstiftung, deren Leidtragender Julies der Beziehung entgegenstehender Onkel Salomo Michaelis war, verzichtete Waiblinger auf den christlich-moralischen Anschein, den er sich wegen des Theologiestudiums hatte geben müssen, und gab sich Ausschweifungen hin, die auch in seinen Werken Niederschlag fanden. In der Folgezeit entstanden seine ''Lieder der Verirrung'' und ''Drei Tage in der Unterwelt''. Nach Veröffentlichung dieser Werke wurde er durch die Stiftsleitung, die den Hochbegabten nach der skandalösen Beziehung noch zu schützen versucht hatte, am 25. September 1826 vom weiteren Studium ausgeschlossen.  
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==Literatur (Auswahl)==  
==Literatur (Auswahl)==  
*[[Peter Härtling]]: ''Waiblingers Augen'', Darmstadt: Luchterhand 1987, ISBN 3-472-86657-8  
*[[Peter Härtling]]: ''Waiblingers Augen'', Darmstadt: Luchterhand 1987, ISBN 3-472-86657-8  
*[[Hermann Hesse]]: ''Im [[Pressels Gartenhaus|Presselschen Gartenhaus]]. Eine Erzählung aus dem alten Tübingen'', zuerst 1914 (Westermanns Monatshefte). – Eine Novelle aus den Studentenjahren Waiblingers über einen Besuch, zusammen mit Mörike, beim kranken Hölderlin.  
*[[Hermann Hesse]]: ''Im Presselschen Gartenhaus. Eine Erzählung aus dem alten Tübingen'', zuerst 1914 (Westermanns Monatshefte). – Eine Erzählung aus den Studentenjahren Waiblingers über einen Besuch, zusammen mit Mörike, beim kranken Hölderlin im später sog. Hölderlinturm.  


===Auszug aus einer Besprechung von Härtlings Roman über Waiblinger===  
===Auszug aus einer Besprechung von Härtlings Roman über Waiblinger===  
''... Der junge Mann, der schon als Dreizehnjähriger Hilfsschreiber am Uracher Oberamtsgericht war, war als Theologiestudent provisorisch im Tübinger Stift aufgenommen. In dieser Zeit, als 19-Jähriger, veröffentlichte Waiblinger seine gefeierte autobiografische Erzählung um den Dichter Phaeton. 1822 besuchte er erstmals den seit langem geistig umnachteten Hölderlin in seinem Turm, mit dem er von nun an immer wieder Gespräche führte. Sein viel beachteter Aufsatz "Friedrich Hölderlins Leben. Dichtung und Wahnsinn" ist das Ergebnis dieser Begegnungen.''  
''... Der junge Mann, der schon als Dreizehnjähriger Hilfsschreiber am Uracher Oberamtsgericht war, war als Theologiestudent provisorisch im Tübinger Stift aufgenommen. In dieser Zeit, als 19-Jähriger, veröffentlichte Waiblinger seine gefeierte autobiografische Erzählung um den Dichter Phaeton. 1822 besuchter er erstmals den seit langem geistig umnachteten Hölderlin in seinem Turm, mit dem er von nun an immer wieder Gespräche führte. Sein viel beachteter Aufsatz "Friedrich Hölderlins Leben. Dichtung und Wahnsinn" ist das Ergebnis dieser Begegnungen.''  


''Ebenfalls historisch belegt ist das Verhältnis Waiblingers mit der fünf Jahre älteren Julie Michaelis, der Schwester des jüdischen Tübinger Juristen Adolph Michaelis, das aktenkundig wurde, weil das Haus der Familie nach Brandstiftung in Flammen aufging. Auf die Veröffentlichung seiner Bücher "Lieder der Verirrung" und "Drei Tage in der Unterwelt" hin wurde Waiblinger aus dem Stift ausgeschlossen. 1826 reiste er nach Italien, wo er bis zu seinem Tod lebte.''  
''Ebenfalls historisch belegt ist das Verhältnis Waiblingers mit der fünf Jahre älteren Julie Michaelis, der Schwester des jüdischen Tübinger Juristen Adolph Michaelis, das aktenkundig wurde, weil das Haus der Familie nach Brandstiftung in Flammen aufging. Auf die Veröffentlichung seiner Bücher "Lieder der Verirrung" und "Drei Tage in der Unterwelt" hin wurde Waiblinger aus dem Stift ausgeschlossen. 1826 reiste er nach Italien, wo er bis zu seinem Tod lebte.''  
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''Für Härtling ist dieses Leben die Grundlage für das Porträt eines überschäumenden Gefühlsmenschen, der in seinen immer weiter gesteigerten Emotionen verglüht. "Verspätetes Kraftgenie" war der Ausdruck, den Hermann Hesse für Waiblinger fand.''  
''Für Härtling ist dieses Leben die Grundlage für das Porträt eines überschäumenden Gefühlsmenschen, der in seinen immer weiter gesteigerten Emotionen verglüht. "Verspätetes Kraftgenie" war der Ausdruck, den Hermann Hesse für Waiblinger fand.''  


''Bei Härtling ist Waiblinger ein durch und durch poetisches Wesen, ein Lord Byron, ein Don Giovanni, dem die biedere Realität bei Weitem nicht genügt. Dass die Straßen Tübingens nicht auch verwüstet sind, wenn sein Inneres zerrütet ist, macht ihn fassungslos. Die undurchsichtige (...) Erzählweise dieses Romans macht mitunter schwer zu unterscheiden, was Teil der erlebten Wirklichkeit und was Teil des in Waiblingers Kopf wuchernden, energiestrotzenden Romans. ...'' <ref>[http://lobhudeleien.blogspot.com/2016/04/peter-hartling-waiblingers-augen.html Rezension von Bernhard Hampp zu Peter Härtling: ''Waiblingers Augen''], blogspot.com, 2016</ref>
''Bei Härtling ist Waiblinger ein durch und durch poetisches Wesen, ein Lord Byron, ein Don Giovanni, dem die biedere Realität bei Weitem nicht genügt. Dass die Straßen Tübingens nicht auch verwüstet sind, wenn sein Inneres zerrütet ist, macht ihn fassungslos. Die undurchsichtige (...) Erzählweise dieses Romans macht mitunter schwer zu unterscheiden, was Teil der erlebten Wirklichkeit und was Teil des in Waiblingers Kopf wuchernden, energiestrotzenden Romans. ...'' <ref>[http://lobhudeleien.blogspot.com/2016/04/peter-hartling-waiblingers-augen.html Rezension von Bernhard Hampp zu Peter Härtling: ''Waiblingers Augen''], blogspot.com, 2016</ref>  
 


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.zgedichte.de/dichter_197.html Die Gedichte von W.F. Waiblinger]
* [http://www.zgedichte.de/dichter_197.html Die Gedichte von W.F. Waiblinger]
* [https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/waibling.html Werke von Wilhelm Waiblinger] im Projekt Gutenberg-DE  
* [https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/waibling.html Werke von Wilhelm Waiblinger] im Projekt Gutenberg-DE  
==Quellen==
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Waiblinger Wilhelm Waiblinger]], Wikipedia


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />  
<references />  
==Quellen, Weblinks==
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Waiblinger Wilhelm Waiblinger], Wikipedia
*[https://www.deutsche-biographie.de/sfz84286.html Waiblinger, Wilhelm Friedrich] in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 597-599
*[https://www.schwaebischealb.de/alb-geschichten/wilhelm-waiblinger Wilhelm Waiblinger], schwaebischealb.de/alb-geschichten
*[http://www.goethezeitportal.de/wissen/projektepool/goethe-italien/italienlyrik/wilhelm-friedrich-waiblinger.html Wilhelm Friedrich Waiblinger], Kurzbiografie mit Einordnung von Gunter Grimm, Wiedergabe vieler Italien-Gedichte, goethezeitportal.de




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