Bearbeiten von „Vor- und Frühgeschichte von Tübingen

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Die '''Vor- und Frühgeschichte von Tübingen''' kann aufgrund von Funden materieller menschlicher Hinterlassenschaften in der Region [[Tübingen]] ab dem Ende der Altsteinzeit beschrieben werden. Seit dieser Zeit finden Spuren menschlicher Besiedlung, mit mehr oder weniger lange andauernden Unterbrechungen, durch nahezu alle prähistorischen Zeitabschnitte hindurch ihren Niederschlag. Eine große Funddichte liefert hierbei der [[Burg Kräheneck#Urgeschichte|Kirchberg]] bei [[Reusten]].
Die '''Vorgeschichte der Stadt Tübingen''' kann aufgrund von Funden materieller menschlicher Hinterlassenschaften in der Region [[Tübingen]] ab dem Ende der [[Altsteinzeit]] fassbar gemacht werden. Seit dieser Zeit finden Spuren menschlicher Besiedlung, mit mehr oder weniger lange andauernden Unterbrechungen, durch nahezu alle [[Urgeschichte|prähistorischen]] Zeitabschnitte hindurch ihren Niederschlag. Eine große Funddichte liefert hierbei der Kirchberg bei [[Reusten]].


== Paläolithikum ==
== Paläolithikum ==
Die Anwesenheit altsteinzeitlicher Jäger und Sammler im heutigen [[Landkreis Tübingen]] ist mit lediglich einer gesicherten Fundstelle im [[Katzenbachtal]] in der Nähe von [[Rottenburg]] belegt, von wo unter einem Felsüberhang (Abri) Funde aus dem Magdalénien, dem jüngsten Zeitabschnitt des Jungpaläolithikums, überliefert sind. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Artefakte aus Knochen (Spitze mit einfachem Strichornament am Rand), zwei durchlochte Gagatperlen, einer aus dem Mittelmeerraum stammenden, durchlochten Muschel sowie Werkzeuge aus Silex, wie etwa Klingen oder Bohrer.  
Die Anwesenheit altsteinzeitlicher Jäger und Sammler im heutigen [[Landkreis Tübingen]] ist mit lediglich einer gesicherten Fundstelle im Katzenbachtal in der Nähe von [[Rottenburg am Neckar|Rottenburg]] belegt, von wo unter einem Felsüberhang ([[Abri]]) Funde aus dem [[Magdalénien]], dem jüngsten Zeitabschnitt des [[Jungpaläolithikum]]s, überliefert sind. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um [[Artefakt (Archäologie)|Artefakte]] aus Knochen (Spitze mit einfachem Strichornament am Rand), zwei durchlochte [[Gagat]]perlen, einer aus dem Mittelmeerraum stammenden, durchlochten Muscheln sowie Werkzeuge aus [[Feuerstein|Silex]], wie etwa Klingen oder Bohrer. Auf dem eigentlichen hutigen Stadtgebiet Tübingens wurden Reste [[Pleistozän|diluvialer]] Großsäuger, welche zu den Hauptjagdtieren eiszeitlicher Jäger zählten, gefunden, z. B. Säugetierreste aus dem Käsenbachtal oder ein Mammutzahn aus der Mühlstraße<ref>Der Landkreis Tübingen. Amtliche Kreisbeschreibung. Hrsg. von der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Landkreis Tübingen (Stuttgart 1967) S. 157 f.</ref>.
 
Auf dem eigentlichen heutigen Stadtgebiet Tübingens wurden Reste diluvialer Großsäuger, welche zu den Hauptjagdtieren eiszeitlicher Jäger zählten, gefunden, z. B. Säugetierreste aus dem [[Käsenbach]]tal oder ein Mammutzahn aus der [[Mühlstraße]].<ref name="Landkreis"> Der Landkreis Tübingen. Amtliche Kreisbeschreibung. Hrsg. von der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Landkreis Tübingen (Stuttgart 1967) S. 157-160, S. 164, S. 168 und S. 174.</ref>


== Mesolithikum ==
== Mesolithikum ==
Das darauf folgende Mesolithikum, das mit dem Beginn des Holozäns einher ging, brachte eine völlig neuartige Flora in Form einer umfangreichen Wiederbewaldung Mitteleuropas mit sich, in der vor allem [[Kiefer]] und [[Birke]] dominierten, und später dann mit [[Hasel]] und anderen Laubbäumen durchsetzt wurden. Den Herden eiszeitlicher Kaltsteppentiere, wie zum Beispiel [[Wildpferd]], [[Rentier]] oder [[Mammut]], wurde aufgrund des neuen Klimas das Habitat entzogen, was eine gänzliche Verdrängung dieser Arten zur Folge hatte. An ihre Stelle traten nun immer mehr Waldtiere wie [[Rothirsch]], [[Reh]] und [[Wildschwein]]. Die Subsistenz jener nacheiszeitlichen Menschen basierte nach wie vor auf Jagen und Sammeln, doch wurde wohl auch dem zumindest saisonal betriebenen [[Fischfang]] größere Bedeutung zugemessen<ref>''H. Müller-Beck (Hrsg.)'', Urgeschichte in Baden-Württemberg. (Stuttgart 1983) S. 363 f.</ref> Archäologisch betrachtet gilt dieser Zeitabschnitt als die Blütezeit so genannter Mikrolithen, kleiner, knapp 1 cm breiter und bis zu 3 cm langer Abschläge aus Feuerstein oder Quarz. Beispiele solcher Artefakte sind vom [[Spitzberg]], westlich von Tübingen, oder auch vom Hof [[Einsiedel]] bei [[Pfrondorf]], bekannt.<ref name="Landkreis" />  
Das darauf folgende [[Mittelsteinzeit|Mesolithikum]], das mit dem Beginn des [[Holozän]]s einher ging, brachte eine völlig neuartige Flora in Form einer umfangreichen Wiederbewaldung Mitteleuropas mit sich, in der vor allem [[Kiefern|Kiefer]] und [[Birke]] dominierten, und später dann mit [[Hasel (Botanik)|Hasel]] und anderen Laubbäumen durchsetzt wurden. Den Herden eiszeitlicher Kaltsteppentiere, wie zum Beispiel [[Wildpferd]], [[Ren]]tier oder [[Mammuts|Mammut]], wurde aufgrund des neuen Klimas das [[Habitat]] entzogen, was eine gänzliche Verdrängung dieser Arten zur Folge hatte. An ihre Stelle traten nun immer mehr Waldtiere wie [[Rothirsch]], [[Reh]] und [[Wildschwein]]. Die [[Subsistenz]] jener nacheiszeitlichen Menschen basierte nach wie vor auf Jagen und Sammeln, doch wurde wohl auch dem zumindest saisonal betriebenem [[Fischerei|Fischfang]] größere Bedeutung zugemessen<ref>''H. Müller-Beck (Hrsg.)'', Urgeschichte in Baden-Württemberg. (Stuttgart 1983) S. 363 f.</ref> Archäologisch betrachtet gilt dieser Zeitabschnitt als die Blütezeit so genannter [[Mikrolith]]en, kleiner, knapp 1 cm breiter und bis zu 3 cm langer [[Abschlag (Archäologie)|Abschläge]] aus Feuerstein oder Quarz. Beispiele solcher Artefakte sind vom [[Spitzberg (Tübingen)|Spitzberg]], westlich von Tübingen, oder auch vom Hof Einsiedel bei Pfrondorf, bekannt<ref>wie Anm. 1, S. 158.</ref>.


== Neolithikum ==
== Neolithikum ==
Das kennzeichnende Merkmal neolithischer Kulturen ist der Wandel von den umherziehenden jägerischen Kulturen, hin zu sesshaften Bauern, welcher sich, ausgehend vom Vorderen Orient, in Süddeutschland ab 5500 v. Chr. bemerkbar macht. Einhergehend mit der bäuerlichen Wirtschaftsform finden sich nun die ersten gebrannten Tongefäße und erstmals auch geschliffene Steingeräte. Im Tübinger Kreisgebiet treten vor allem Siedlungsreste, welche sich auf die Lösslehmflächen im Westen des Landkreises konzentrieren, in den Vordergrund, doch existieren auch Gräber, wie eines der typischen Hockerbestattungen bei [[Reusten]]. Auf Tübinger Stadtgebiet kamen westlich der Stadt neolithische Werkzeuge (z. B. ein rechteckiges Steinbeil oder auch ein Breitschaber aus rotem Radiolarit) zum Vorschein. Des Weiteren wurden bei Bahnarbeiten in den 1930er Jahren bandkeramische Siedlungsgruben angeschnitten. Im Folgenden lässt sich durch nahezu alle neolithischen Zeitstufen hindurch die Anwesenheit von Menschen in Form von Werkzeugfunden, Bestattungen, Hausgrundrissen oder Siedlungsresten, z. B. die der Rössener, der Schnurkeramischen oder auch der Großgartacher Kultur, nachweisen.<ref name="Landkreis" /> Die Verwendung des neuen Rohstoffes Kupfer - in Mitteleuropa ab ca. 4000 v. Chr. belegt - dient gleichsam als Indikator der nun einsetzenden Kupferzeit, eine Epoche, welche dem Neolithikum und der darauf folgenden Bronzezeit zwischengeschaltet ist. Im Tübinger Kreisgebiet scheint auf dem Kirchberg bei Reusten eine Siedlung jener „Übergangszeit“ bestanden zu haben.<ref name="Landkreis" /> Im [[Ammertal]] werden an zwei weiteren Stellen Siedlungsreste des Neolithikums erforscht, bei [[Entringen]] und [[Pfäffingen]]. Bei Pfäffingen wurde [[2019]] das Grab der "[[Perlen-Frau von Ammerbuch (archäologischer Fund)|Perlen-Frau von Ammerbuch]]" entdeckt.  
Das kennzeichnende Merkmal [[Jungsteinzeit|neolithischer]] Kulturen ist der Wandel von den umherziehenden jägerischen Kulturen, hin zu sesshaften Bauern, welcher sich, ausgehend vom Vorderen Orient, in Süddeutschland ab 5500 v. Chr. bemerkbar macht. Einhergehend mit der bäuerlichen Wirtschaftsform finden sich nun die ersten gebrannten Tongefäße und erstmals auch geschliffene Steingeräte. Im Tübinger Kreisgebiet treten vor allem Siedlungsreste, welche sich auf die [[Löss]]lehmflächen im Westen des Landkreises konzentrieren, in den Vordergrund, doch existieren auch Gräber, wie eines der typischen Hockerbestattungen bei [[Reusten]]. Auf Tübinger Stadtgebiet kamen westlich der Stadt neolithische Werkzeuge (z. B. ein rechteckiges Steinbeil oder auch ein Breitschaber aus rotem Radiolarit) zum Vorschein. Des Weiteren wurden bei Bahnarbeiten in den 1930er Jahren [[Bandkeramische Kultur|bandkeramische]] Siedlungsgruben angeschnitten. Im Folgenden lässt sich durch nahezu alle neolithischen Zeitstufen hindurch die Anwesenheit von Menschen in Form von Werkzeugfunden, Bestattungen, Hausgrundrissen oder Siedlungsresten, z. B. die der [[Rössener Kultur|Rössener]], der [[Schnurkeramik|Schnurkeramischen]] oder auch der [[Großgartacher Kultur|Großgartacher Kultur]], nachweisen<ref>wie Anm. 1, S. 160 f.</ref>. Die Verwendung des neuen Rohstoffes [[Kupfer]] - in Mitteleuropa ab ca. 4000 v. Chr. belegt - dient gleichsam als Indikator der nun einsetzenden [[Kupfersteinzeit|Kupferzeit]], eine Epoche, welche dem Neolithikum und der darauf folgenden Bronzezeit zwischengeschaltet ist. Im Tübinger Kreisgebiet scheint auf dem Kirchberg bei Reusten eine Siedlung jener „Überganszeit“ bestanden zu haben<ref>wie Anm. 1, S. 160 f.</ref>.  


== Bronzezeit ==
== Bronzezeit ==
Das Zeitalter der Bronzezeit verdankt seinen Namen einer Legierung aus Kupfer und beispielsweise Zinn im Verhältnis 9 zu 1. Dieser kostbare Werkstoff bot ein bis dahin ungeahntes Spektrum an neuen Möglichkeiten, Schmuck oder Waffen herzustellen, was jedoch keineswegs ein Ende der Steingerätindustrie zur Folge hatte. Einhergehend mit der Bronze treten in Süddeutschland erste Belege für die Verarbeitung von Gold auf, welches in Form von Grabbeigaben auch im Landkreis Tübingen Niederschlag findet. Dennoch scheint mit dem Beginn der Bronzezeit die Siedlungsaktivität im Tübinger Umfeld abzunehmen, was im Kontrast zu einer wohl dichteren Besiedlung der [[Schwäbische Alb|Schwäbischen Alb]] steht.<ref name="Landkreis" />
Das Zeitalter der [[Bronzezeit]] verdankt seinen Namen einer Legierung aus Kupfer und beispielsweise Zinn im Verhältnis 9 zu 1. Dieser kostbare Werkstoff bot ein bis dahin ungeahntes Spektrum an neuen Möglichkeiten, Schmuck oder Waffen herzustellen, was jedoch keineswegs ein Ende der Steingerätindustrie zur Folge hatte. Einhergehend mit der Bronze treten in Süddeutschland erste Belege für die Verarbeitung von Gold auf, welches in Form von Grabbeigaben auch im Landkreis Tübingen Niederschlag findet. Dennoch scheint mit dem Beginn der Bronzezeit die Siedlungsaktivität im Tübinger Umfeld abzunehmen, was im Kontrast zu einer wohl dichteren Besiedlung der Schwäbischen Alb steht<ref>wie Anm. 1, S. 164 ff.</ref>.
   
   
=== Frühe Bronzezeit ===
=== Frühe Bronzezeit ===
[[Datei:Weilheimer Menhir 2008.jpg|mini|Kopie des sogenannten ''[[Menhir von Weilheim|Menhirs von Weilheim]]'' nahe des Fundortes]]
[[Datei:Weilheimer Menhir 2008.jpg|thumb|Kopie des sogenannten ''Menhirs von Weilheim'' nahe des Fundortes]]
Im Jahre [[1985]] wurde im Zuge von Kanalisationsarbeiten im Tübinger Stadtteil [[Weilheim]], ein etwa 4,5 m hoher, beidseitig verzierter Pfeiler aus Stubensandstein, der so genannte [[Menhir von Weilheim]] gefunden. Auf der ursprünglich nach Westen hin ausgerichteten Seite sind unter anderen fünf übereinander angeordnete Stabdolche in Form eines flachen Reliefs abgebildet. Aufgrund dieser Waffendarstellungen ist es möglich, die Stele in ein fortgeschrittenes Stadium der Frühen Bronzezeit zu datieren<ref>''H. Reim'', Der frühbronzezeitliche Menhir von Weilheim, Stadt Tübingen. In: ''J. Reischmann (Hrsg.), 900 Jahre Weilheim. Ein Heimatbuch'' (1991) 55 ff.</ref>, was durch die Funde eines alpinen Vollgriffdolchs aus Reutlingen<ref>''R. Krause'', Ein alter Grabfund der jüngeren Frühbronzezeit von Reutlingen. Anmerkungen zur Frühbronzezeit Südwestdeutschlands. Fundber. aus Baden-Württemberg 13, 1988, 199 ff.</ref> und vor allem einer Dolchklinge vom Typ Rottenburg aus dem frühbronzezeitlichen Depotfund von Rottenburg am Neckar, unterstrichen wird<ref>''M. Lenerz-de Wilde'', Überlegungen zur Funktion der frühbronzezeitlichen Stabdolche. Germania 69, 1991, 25 ff.</ref>. Die nächsten Parallelen hierzu finden sich vornehmlich im Gebiet der Südwestschweiz und können in diesem Falle als ein Indiz für den Kontakt zwischen dem Tübinger und dem Südtiroler Raum betrachtet werden.
Im Jahre 1985 wurde im Zuge von Kanalisationsarbeiten im Tübinger Stadtteil [[Weilheim (Tübingen)|Weilheim]], ein etwa 4,5 m hoher, beidseitig verzierter Pfeiler aus [[Löwenstein-Formation|Stubensandstein]], der so genannte ''Menhir von Weilheim'' gefunden. Auf der ursprünglich nach Westen hin ausgerichteten Seite sind unter anderen fünf übereinander angeordnete [[Stabdolch]]e in Form eines flachen Reliefs abgebildet. Aufgrund dieser Waffendarstellungen ist es möglich, die [[Stele]] in ein fortgeschrittenes Stadium der Frühen Bronzezeit zu datieren<ref>''H. Reim'', Der frühbronzezeitliche Menhir von Weilheim, Stadt Tübingen. In: ''J. Reischmann (Hrsg.), 900 Jahre Weilheim. Ein Heimatbuch'' (1991) 55 ff.</ref>, was durch die Funde eines alpinen Vollgriffdolchs aus Reutlingen<ref>''R. Krause'', Ein alter Grabfund der jüngeren Frühbronzezeit von Reutlingen. Anmerkungen zur Frühbronzezeit Südwestdeutschlands. Fundber. aus Baden-Württemberg 13, 1988, 199 ff.</ref> und vor allem einer Dolchklinge vom Typ Rottenburg aus dem frühbronzezeitlichen Depotfund von Rottenburg am Neckar, unterstrichen wird<ref>''M. Lenerz-de Wilde'', Überlegungen zur Funktion der frühbronzezeitlichen Stabdolche. Germania 69, 1991, 25 ff.</ref>. Die nächsten Parallelen hierzu finden sich vornehmlich im Gebiet der Südwestschweiz und können in diesem Falle als ein Indiz für den Kontakt zwischen dem Tübinger und dem Südtiroler Raum betrachtet werden.


=== Mittlere Bronzezeit ===
=== Mittlere Bronzezeit ===
Der mittlere Abschnitt der Bronzezeit wird auch Hügelgräberbronzezeit genannt und ist im Kreisgebiet mit zwei bisher bekannten Fundplätzen in Form von Grabhügeln, und einem Fundort in Form einer Höhensiedlung auf dem [[Burg Kräheneck#Urgeschichte|Kirchberg]] bei [[Reusten]] fassbar. Vom Stadtgebiet selbst sind zwei Einzelfunde – ein Randleistenbeil unterhalb des Tübinger [[Stauwehr]]s, sowie ein Trachtbestandteil – überliefert,<ref name="Landkreis" />
Der mittlere Abschnitt der Bronzezeit wird auch [[Mittlere Bronzezeit|Hügelgräberbronzezeit]] genannt und ist im Kreisgebiet mit zwei bisher bekannten Fundplätzen in Form von [[Hügelgrab|Grabhügeln]], und einem Fundort in Form einer Höhensiedlung auf dem Kirchberg bei Reusten, fassbar. Vom Stadtgebiet selbst sind zwei Einzelfunde – ein Randleistenbeil unterhalb des Tübinger Stauwehrs, sowie ein Trachtbestandteil – überliefert<ref>wie Anm. 1, S. 164 ff.</ref>.


=== Späte Bronzezeit ===
=== Späte Bronzezeit ===
Im jüngsten Abschnitt der Bronzezeit, der in Süddeutschland so genannten Urnenfelderzeit, ist eine Veränderung des Bestattungsmodus, hin zur Totenverbrennung mit anschließender Beisetzung des Leichenbrandes in Urnen zu verzeichnen. Funde kamen bislang im Kreisgebiet sowohl aus Siedlungen, wie z. B. von der Gemarkung Hailfingen, als auch aus Gräbern, z. B. aus der eigentlich eisenzeitlichen Nekropole [[Im Geigerle]] in Tübingen zutage. Den Hauptanteil des Fundmaterials stellt hierbei Tonware (Keramik) dar, aber auch Einzelfunde in Form von Metall, wie etwa ein Auvernier-Schwert aus einer Kiesgrube in [[Kirchentellinsfurt]] sind belegt<ref>http://www.vml.de/d/inhalt.php?ISBN=978-3-89646-565-8&print=1.</ref>.
Im jüngsten Abschnitt der Bronzezeit, der in Süddeutschland so genannten [[Urnenfelderzeit]], ist eine Veränderung des Bestattungsmodus, hin zur [[Feuerbestattung|Totenverbrennung]] mit anschließender Beisetzung des [[Leichenbrand]]es in [[Bestattungsurne|Urnen]] zu verzeichnen. Funde kamen bislang im Kreisgebiet sowohl aus Siedlungen, wie z. B. von der Gemarkung Hailfingen, als auch aus Gräbern, z. B. aus der eigentlich [[Eisenzeit|eisenzeitlichen]] Nekropole im „Geigerle“ in Tübingen zutage. Den Hauptanteil des Fundmaterials stellt hierbei Tonware ([[Keramik]]) dar, aber auch Einzelfunde in Form von Metall, wie etwa ein Auvernier-Schwert aus einer Kiesgrube in [[Kirchentellinsfurt]] sind belegt<ref>http://www.vml.de/d/inhalt.php?ISBN=978-3-89646-565-8&print=1.</ref>.


== Eisenzeit ==
== Eisenzeit ==
Der Übergang zur älteren Eisenzeit, der [[Hallstattzeit]] ist sehr fließend und stellt womöglich keinen unmittelbar spürbaren kulturellen Einschnitt dar. Die bereits zum Ende Bronzezeit einsetzende Verwendung von [[Eisen]] tritt allmählich in den Vordergrund doch lässt sich auch hier eine Weiterverwendung konventioneller Rohstoffe, wie etwa der Bronze verzeichnen. Gräber stellen im Allgemeinen die wichtigsten [[Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quellen]] zur Interpretation des gefundenen Materials dar. In der Auswahl der Bestattungsplätze wird sich oft an Standorten von urnenfelderzeitlichen [[Nekropole]]n orientiert, wie u. a. am Beispiel des bereits erwähnten Hallstatt C-zeitlichen Tübinger Fundortes im „Geigerle“ zu sehen ist<ref>wie Anm. 1, S. 168 ff.</ref>. Auch die Grabform erfährt nur eine stufenweise Veränderung und so dominiert nach wie vor für diese Zeit vor allem die Brandbestattung unter teilweise mächtigen Grabhügeln.
=== Hallstattzeit ===
=== Hallstattzeit ===
 
Der in den 1960er Jahren vollständig untersuchte Grabhügel von [[Kilchberg (Tübingen)|Tübingen-Kilchberg]] weist sowohl Brand-, als auch Körperbestattungen – in Form von Nachbestattungen – auf. [[Datei:Grabhügel.jpg|thumb|Der hallstattzeitliche Grabhügel von Tübingen-Kilchberg]] Erstere lag im Zentrum des Hügels und konnte anhand der Keramik in die Stufe Ha C/D1 datiert werden, während die Nachbestattung die Stufe Ha D2 repräsentiert. Interessant sind in diesem Zusammenhang anthropomorphe Steinstelen, welche mit den Grablegungen in Verbindung gebracht werden<ref>''J. Hald'', Die Eisenzeit im Oberen Gäu: Studien zur hallstatt- und latènezeitlichen Besiedlungsgeschichte (Stuttgart 2009) S. 169 f.</ref>. Geradezu charakteristisch für Beisetzungen einer sozialen Oberschicht des Hallstatt C ist die Wiederaufnahme der Beigabensitte in Form von [[Schwert]], bzw. [[Geschirr (Zugtier)|Pferdegeschirr]] und [[Wagen]]. Das Vorhandensein von Wagenbestandteilen ist in zwei Grabhügeln der ehemaligen Nekropole auf der Waldhäuser Höhe belegt<ref>wie Anm. 1, S. 168 ff.</ref>. Ansiedlungen einer hallstattzeitlichen Bevölkerung lassen sich im Landkreis Tübingen oft nur indirekt, anhand der Begräbnisstätten nachweisen. [[Datei:Kappellenberg zu Wurmlingen.jpg|thumb|Der Wurmlinger Kapellenberg]] Spuren der eigentlichen Niederlassungen liegen in vergleichsweise geringer Anzahl vor. Bei [[Entringen]] wurde der Grundriss eines zweiräumigen Wohnhauses freigelegt<ref>wie Anm. 1, S. 168 ff.</ref>. Außerdem finden sich in den Übergang von Hallstatt- und Frühlatènezeit datierte Siedlungsspuren auf der Gemarkung [[Wurmlingen (Rottenburg)|Wurmlingen]] u. a. vom Wurmlinger [[Kapellenberg (Wurmlingen)|Kapellenberg]]<ref>wie Anm. 13, S. 143 ff.</ref>, einem markanten topographischen Punkt. Siedlungsfunde vom Stadtgebiet sind u. a. vom [[Spitzberg (Tübingen)|Spitzberg]] und den Randbereichen des [[ Rammert (Wald)|Rammert]]s bekannt<ref>''Ch. Morrisey, D. Müller'', Vor- und frühgeschichtliche Befestigungen 12. Die Wallanlagen im Landkreis Tübingen. Atlas archäologischer Geländedenkmäler in Baden-Württemberg (Stuttgart 2002).</ref>.
Der Übergang zur älteren Eisenzeit, der Hallstattzeit ist sehr fließend und stellt womöglich keinen unmittelbar spürbaren kulturellen Einschnitt dar. Die bereits zum Ende der Bronzezeit einsetzende Verwendung von Eisen tritt allmählich in den Vordergrund, doch lässt sich auch hier eine Weiterverwendung konventioneller Rohstoffe, wie etwa der Bronze verzeichnen. Gräber stellen im Allgemeinen die wichtigsten Quellen zur Interpretation des gefundenen Materials dar. In der Auswahl der Bestattungsplätze wird sich oft an Standorten von urnenfelderzeitlichen Nekropolen orientiert, wie u. a. am Beispiel des bereits erwähnten Hallstatt C-zeitlichen Tübinger Fundortes [[Im Geigerle]] in der Nähe der nach ihm benannten [[Hallstattstraße]] für diese Zeit vor allem die Brandbestattung unter teilweise mächtigen Grabhügeln.
 
[[Datei:Grabhügel.jpg|mini|Der hallstattzeitliche Grabhügel von Tübingen-Kilchberg ([[Keltengrab]])]]
 
Der in den 1960er Jahren vollständig untersuchte Grabhügel ([[Keltengrab]]) von [[Kilchberg]] weist sowohl Brand-, als auch Körperbestattungen – in Form von Nachbestattungen – auf. Erstere lag im Zentrum des Hügels und konnte anhand der Keramik in die Stufe Ha C/D1 datiert werden, während die Nachbestattung die Stufe Ha D2 repräsentiert. Interessant sind in diesem Zusammenhang anthropomorphe Steinstelen, welche mit den Grablegungen in Verbindung gebracht werden.<ref name="hald">J. Hald, Die Eisenzeit im Oberen Gäu: Studien zur hallstatt- und latènezeitlichen Besiedlungsgeschichte (Stuttgart 2009) S. 65ff, S. 143ff, S. 156f und S. 169f.  
</ref> Geradezu charakteristisch für Beisetzungen einer sozialen Oberschicht des Hallstatt C ist die Wiederaufnahme der Beigabensitte in Form von Schwert, bzw. Pferdegeschirr und Wagen. Das Vorhandensein von Wagenbestandteilen ist in zwei Grabhügeln der ehemaligen Nekropole auf der Waldhäuser Höhe belegt. <ref name="Landkreis" /> Dort sind an der Straße mit dem irreführenden Namen ''[[Bei den Römergräbern]]'' noch 2 Grabhügel erhalten, und es wird angenommen, dass es dort früher etwa 45 Gräber gab. Es wurden bei Grabungen 45 goldene Ohrringe und metallische Radnabenbüchsen gefunden, die von als Grabbeigaben mitbestatteten vierrädrigen Wagen stammen. Auf einem der Hügel soll früher ein ein roher Steinpfeiler gestanden haben. Weitere Gruppen von hallstattzeitlichen Grabhügeln wurden im Gewann ''[[Salzgarten]]'' und im Gewann ''[[Schindhau]]'' gefunden, die mit einer [[Wallburg im Burgholz|Wallanlage im Burgholz]] in Verbindung gebracht werden. Bei [[Lustnau]] gibt es Grabhügel aus der Hallstattzeit im Gewann ''[[Im Hägnach|Neubruch im Hägnach]]'' und am südöstlichen Rand des ''[[Kirnberg]]s'' sowie am ''[[Buß]]'' bei [[Hirschau]]. Einzelfunde sind aus der [[Hölderlinstraße]] und der Nähe des [[Ammerhof]]es bekannt.<ref>Jürgen Sydow:[http://books.google.de/books?id=seeyKFRNEfMC&printsec=frontcover&hl=en#v=onepage&q&f=false Geschichte der Stadt Tübingen,] Band 1, Mohr Siebeck, 1974, Tubingen. Seite 3.</ref>  
 
Ansiedlungen einer hallstattzeitlichen Bevölkerung lassen sich im Landkreis Tübingen oft nur indirekt, anhand der Begräbnisstätten nachweisen. [[Datei:Kappellenberg zu Wurmlingen.jpg|mini|Der Wurmlinger Kapellenberg]] Spuren der eigentlichen Niederlassungen liegen in vergleichsweise geringer Anzahl vor. Bei [[Entringen]] wurde der Grundriss eines zweiräumigen Wohnhauses freigelegt.<ref name="Landkreis" /> Außerdem finden sich in den Übergang von Hallstatt- und Frühlatènezeit datierte Siedlungsspuren auf der Gemarkung [[Wurmlingen]] u. a. vom Wurmlinger [[Kapellenberg]],<ref name="hald" /> einem markanten topographischen Punkt. Siedlungsfunde vom Stadtgebiet sind u. a. vom [[Spitzberg]] und den Randbereichen des [[Rammert]]s bekannt<ref>''Ch. Morrisey, D. Müller'', Vor- und frühgeschichtliche Befestigungen 12. Die Wallanlagen im Landkreis Tübingen. Atlas archäologischer Geländedenkmäler in Baden-Württemberg (Stuttgart 2002).</ref>.


=== Latènezeit ===
=== Latènezeit ===
Die Besiedlungsgebiete des Landkreises blieben auch während der Latènezeit weitestgehend die gleichen. Die bereits während der Hallstattzeit einsetzende Sitte, die Toten in Form von Körperbestattungen unter Grabhügeln beizusetzen, findet auch während der frühen Latènezeit ihre Fortführung, wie z. B. zwei Grabhügel mit Perlen, Eisenschwert und Bronzeringen der Frühlatènezeit aus [[Dußlingen]] oder etwa einem Körpergrab der Frühphase der Latènezeit aus [[Derendingen]] beziehungsweise mehrere, bis in die mittlere Latènezeit hineinreichende Beisetzungen aus [[Pfäffingen]].<ref name="Landkreis" /> Aus dem Bereich der Siedlungen kommt vor allem der großflächig untersuchten späthallstatt-/frühlatènezeitlichen Siedlung von Rottenburg-[[Siebenlinden]] eine größere Bedeutung zu. Die noch während der Späthallstattzeit (Ha D2/3) gegründete Niederlassung bestand wohl über eine Dauer von etwa 150 Jahren, und endete frühestens im Verlauf der Stufe LT B1.<ref name="hald" /> In dieselbe Zeit fallen mehrere Lesefunde vom weiter oben erwähnten Spitzberg, westlich von Tübingen. Der für Süddeutschland allgemeinen Tendenz folgend, treten offene Flachlandsiedlungen der Mittel- bis Spätlatènezeit im Landkreis Tübingen stark in den Hintergrund. Aus der unmittelbaren Umgebung der Kreisstadt sind Siedlungsfunde in Form von Keramik der Stufe LT D1 aus Tübingen-Kilchberg nachgewiesen. Die zeitliche Einordnung ist jedoch nicht absolut gesichert, da gewisse Stilelemente noch auf Keramikfragmenten aus frührömischen Militärlagern und Siedlungen des 1. Jahrhundert n. Chr. vorkommt. Dasselbe gilt auch für ein vergleichbares Gefäßbruchstück aus Tübingen-[[Unterjesingen]].<ref name="hald" /> [[Datei:Pfrondorf111.jpg|mini|Die westliche Ecke der spätkeltischen Viereckschanze beim Hof Einsiedel bei Pfrondorf]] Als weiteren Siedlungsnachweis der jüngeren Latènezeit sind die Wall-Graben-Anlagen sogenannter spätkeltischer Viereckschanzen anzusprechen, welche ihren zeitlichen Schwerpunkt in der ausgehenden Mittellatènezeit (LT C2) bis zur Spätlatènezeit (LT D) haben. Neuere Untersuchungen an etlichen Viereckschanzen innerhalb Süddeutschlands lassen die Interpretation solcher Anlagen als Kultplätze als nicht mehr haltbar erscheinen und schlagen stattdessen eine Funktion als „Zentren des ländlichen Siedlungsgefüges“ vor,<ref name="Wieland"> ''G. Wieland (Hrsg.)'' Keltische Viereckschanzen: einem Rätsel auf der Spur (Stuttgart 1999). S. 119 und 174.</ref>. Eine spätkeltische Viereckschanze ist über den [[Geschichtlicher Lehrpfad Einsiedel|Geschichtlichen Lehrpfad Einsiedel]] in der Nähe vom Hof [[Einsiedel]], etwa 8 km östlich von Tübingen zugänglich. Die rechteckige Anlage (Flächeninhalt von 1,205 ha) besitzt im Südwesten eine kleine Erweiterung (Annex) und wurde in den Jahren 1911/12 untersucht. Hervorzuheben sind zwei Ringperlen aus Glas, sowie Keramikfragmente der Spätlatènezeit; aber auch römische Keramik des 2. nachchristlichen Jahrhunderts.<ref name="Wieland" /> Abschließend sind noch die Funde von insgesamt vier keltischen Goldmünzen, sogenannter Regenbogenschüsselchen aus dem Landkreis Tübingen zu erwähnen, wovon eine im Jahre [[1853]] auf dem Tübinger Stadtgebiet, der genaue Ort ist jedoch unbekannt, entdeckt wurde. Sie spiegeln den Beginn einer Geldwirtschaft nördlich der Alpen wieder.<ref name="Landkreis" />
Die Besiedlungsgebiete des Landkreises blieben auch während der [[Latènezeit]] weitestgehend die gleichen. Die bereits während der Hallstattzeit einsetzende Sitte, die Toten in Form von Körperbestattungen unter Grabhügeln beizusetzen, findet auch während der frühen Latènezeit ihre Fortführung, wie z. B. zwei Grabhügel mit Perlen, Eisenschwert und Bronzeringen der Frühlatènezeit aus [[Dußlingen]] oder etwa einem Körpergrab der Frühphase der Latènezeit aus [[Derendingen (Tübingen)|Derendingen]] beziehungsweise mehrere, bis in die mittlere Latènezeit hineinreichende Beisetzungen aus [[Pfäffingen]]<ref>wie Anm. 1, S. 174.</ref>. Aus dem Bereich der Siedlungen kommt vor allem der großflächig untersuchten späthallstatt-/frühlatènezeitlichen Siedlung von Rottenburg „Siebenlinden“ eine größere Bedeutung zu. Die noch während der Späthallstattzeit (Ha D2/3) gegründete Niederlassung bestand wohl über eine Dauer von etwa 150 Jahren, und endete frühestens im Verlauf der Stufe LT B1<ref>wie Anm. 13, S. 65 ff.</ref>. In dieselbe Zeit fallen mehrere Lesefunde vom weiter oben erwähnten Spitzberg, westlich von Tübingen. Der für Süddeutschland allgemeinen Tendenz folgend, treten offene Flachlandsiedlungen der Mittel- bis Spätlatènezeit im Landkreis Tübingen stark in den Hintergrund. Aus der unmittelbaren Umgebung der Kreisstadt sind Siedlungsfunde in Form von Keramik der Stufe LT D1 aus Tübingen-Kilchberg nachgewiesen. Die zeitliche Einordnung ist jedoch nicht absolut gesichert, da gewisse Stilelemente noch auf Keramikfragmenten aus frührömischen Militärlagern und Siedlungen des 1. Jahrhundert n. Chr. vorkommt. Dasselbe gilt auch für ein vergleichbares Gefäßbruchstück aus Tübingen-Unterjesingen<ref>wie Anm. 13, S. 156 f.</ref>. [[Datei:Pfrondorf111.jpg|thumb|Die westliche Ecke der spätkeltischen Viereckschanze beim Hof Einsiedel bei Pfrondorf]] Als weiteren Siedlungsnachweis der jüngeren Latènezeit sind die Wall-Graben-Anlagen sogenannter [[Viereckschanze|spätkeltischer Viereckschanzen]] anzusprechen, welche ihren zeitlichen Schwerpunkt in der ausgehenden Mittellatènezeit (LT C2) bis zur Spätlatènezeit (LT D) haben. Neuere Untersuchungen an etlichen Viereckschanzen innerhalb Süddeutschlands lassen die Interpretation solcher Anlagen als Kultplätze als nicht mehr haltbar erscheinen und schlagen stattdessen eine Funktion als „Zentren des ländlichen Siedlungsgefüges“ vor<ref>''G. Wieland (Hrsg.)'', Keltische Viereckschanzen: einem Rätsel auf der Spur (Stuttgart 1999) S. 119.</ref>. Eine spätkeltische Viereckschanze ist in der Nähe vom Hof ''Einsiedel'', etwa 8 km östlich von Tübingen verortet. Die rechteckige Anlage (Flächeninhalt von 1,205 ha) besitzt im Südwesten eine kleine Erweiterung (Annex) und wurde in den Jahren 1911/12 untersucht. Hervorzuheben sind zwei Ringperlen aus Glas, sowie Keramikfragmente der Spätlatènezeit; aber auch römische Keramik des 2. nachchristlichen Jahrhunderts<ref>wie Anm. 21, S. 129.</ref> Abschließend sind noch die Funde von insgesamt vier keltischen Goldmünzen, sogenannter [[Regenbogenschüsselchen]] aus dem Landkreis Tübingen zu erwähnen, wovon eine im Jahre 1853 auf dem Tübinger Stadtgebiet, der genaue Ort ist jedoch unbekannt, entdeckt wurde. Sie spiegeln den Beginn einer Geldwirtschaft nördlich der Alpen wieder<ref>wie Anm. 1, S. 174.</ref>.
 
== Weblinks ==
 
* [http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/LXV198_12_1909_1910_1/0038 Alemannische Wohn- und Grabstätte bei der neuen Gasfabrik] in Tübinger Blätter Nr. 12, 1909/10, Seite 35-37.
 
* [http://www.hirntumor.de/forum/index.php?topic=594.0 Wie Tübinger Forscher herausgefunden haben, ist der berühmte ''Homo sapiens steinheimensis'' nicht erschlagen worden, sondern er starb an einem Schädeltumor]
 
* [http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/pd/pd2003/pd-2003-01.html Knochen, die wertvoller sind als Mondgestein - Die zweite Entdeckung des ersten Neandertalers bringt die Menschheitsgeschichte voran]
 
== Quelle ==
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Vorgeschichte_der_Stadt_T%C3%BCbingen Vorgeschichte der Stadt Tübingen] auf Wikipedia.


== Literatur ==
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<references />
<references />


[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Geschichte (Tübingen)|!]]
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[[Kategorie:Steinzeit]]
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