Bearbeiten von „Via Rheni (Rheinstraße)“
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Die '''Via Rheni''' (deutsch: '''Rheinstraße''') war eine wichtige Fernstraße in Nordwest-Südost-Richtung vom Rhein bei Speyer über die [[Schwäbische Alb]] nach Ulm und Augsburg. Im weiteren Verlauf führte sie über die Alpen nach Italien. Sie ist als ''Via Rheni'' [[1191]] urkundlich belegt und ihr Verlauf durch den [[Schönbuch]] durch Geländespuren und Wegebezeichnungen gesichert. Anders als der lateinische Name vermuten ließe, handelt es sich hierbei nicht um eine der bekannten [[Römerstraße]]n, wenngleich große Abschnitte wahrscheinlich schon von den Römern und möglicherweise auch in vorrömischer Zeit genutzt wurden. Im Bereich des zentralen Abschnittes dieser Straße, in den [[Landkreis]]en [[Landkreis Tübingen|Tübingen]] und [[Landkreis Böblingen|Böblingen]] sowie dem früheren Landkreis Leonberg, ist diese Straße heute noch bekannt und auf einigen Karten unter den Bezeichnungen ''Rheinstraße'', ''Rheinsträßle'' oder auch ''Heerstraße'' zu finden. Sie ist in vielen Abschnitten noch immer als Feld- oder Waldweg bzw. als Straße in Gebrauch. Sie hat an sich jedoch ihre ursprüngliche Bedeutung mit dem aufkommenden Straßen- und Wegebau im 18. Jahrhundert verloren und ist deshalb in der heutigen Landschaft kaum noch als diese ehemals bedeutende Fernstraße wahrnehmbar. | Die '''Via Rheni''' (deutsch: '''Rheinstraße''') war eine wichtige Fernstraße in Nordwest-Südost-Richtung vom Rhein bei Speyer über die [[Schwäbische Alb]] nach Ulm und Augsburg. Im weiteren Verlauf führte sie über die Alpen nach Italien. Sie ist als ''Via Rheni'' [[1191]] urkundlich belegt und ihr Verlauf durch den [[Schönbuch]] durch Geländespuren und Wegebezeichnungen gesichert. Anders als der lateinische Name vermuten ließe, handelt es sich hierbei nicht um eine der bekannten [[Römerstraße]]n, wenngleich große Abschnitte wahrscheinlich schon von den Römern und möglicherweise auch in vorrömischer Zeit genutzt wurden. Im Bereich des zentralen Abschnittes dieser Straße, in den [[Landkreis]]en [[Landkreis Tübingen|Tübingen]] und [[Landkreis Böblingen|Böblingen]] sowie dem früheren Landkreis Leonberg, ist diese Straße heute noch bekannt und auf einigen Karten unter den Bezeichnungen ''Rheinstraße'', ''Rheinsträßle'' oder auch ''Heerstraße'' zu finden. Sie ist in vielen Abschnitten noch immer als Feld- oder Waldweg bzw. als Straße in Gebrauch. Sie hat an sich jedoch ihre ursprüngliche Bedeutung mit dem aufkommenden Straßen- und Wegebau im 18. Jahrhundert verloren und ist deshalb in der heutigen Landschaft kaum noch als diese ehemals bedeutende Fernstraße wahrnehmbar. | ||
Sie kreuzte auf Tübinger Gebiet, d.h. bei [[Lustnau]], die [[Römerstraße Neckar-Alb-Aare]]<ref>[https://www.roemerstrasse.net/files/roemerstrasse/source/finden/service_info/roemerstrasse_faltkarte17_ansicht.pdf roemerstrasse.net Faltkarte (pdf)]</ref> von Köngen über [[Rottenburg]] (''[[Sumelocenna]]'') nach Rottweil (''Arae Flaviae''), die in Nordost-Südwest-Richtung verlief. | Sie kreuzte auf Tübinger Gebiet, d.h. bei [[Lustnau]], die große [[Römerstraße Neckar-Alb-Aare]]<ref>[https://www.roemerstrasse.net/files/roemerstrasse/source/finden/service_info/roemerstrasse_faltkarte17_ansicht.pdf roemerstrasse.net Faltkarte (pdf)]</ref> von Köngen über [[Rottenburg]] (''[[Sumelocenna]]'') nach Rottweil (''Arae Flaviae''), die in Nordost-Südwest-Richtung verlief. | ||
Urkundlich erwähnt wird die Rheinstraße unter der Bezeichnung ''Via Rheni'' in Urkunden des [[Kloster Bebenhausen|Klosters Bebenhausen]] aus den Jahren 1191 und 1193, die in lateinischer Sprache verfasst sind. | Urkundlich erwähnt wird die Rheinstraße unter der Bezeichnung ''Via Rheni'' in Urkunden des [[Kloster Bebenhausen|Klosters Bebenhausen]] aus den Jahren 1191 und 1193, die in lateinischer Sprache verfasst sind. Die Straße führt auch heute noch zwischen dem inneren und äußeren Ring der Klosterummauerung über das Klostergelände. | ||
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Der Verlauf ist oft nicht eindeutig. Da die Straße nur in einigen Abschnitten mehr oder weniger gut befestigt war, ist sie heute in den zahlreichen nicht befestigten Abschnitten nur noch indirekt, nämlich durch die Folgen des Verkehrs nachweisbar. Damit sind vor allem [[Hohlweg]]e gemeint, die sich durch die Nutzung durch Viehtrieb und Wagen langsam in den Boden eingegraben und durch Erosion weiter vertieft haben. An zahlreichen Stellen sind diese heute noch einigermaßen erhalten und lassen dadurch den Verlauf der Rheinstraße besser lokalisieren. Wo allerdings nicht Wald die Hohlwege geradezu konserviert hat, sind durch intensive Landwirtschaft die meisten Spuren verschwunden. | Der Verlauf ist oft nicht eindeutig. Da die Straße nur in einigen Abschnitten mehr oder weniger gut befestigt war, ist sie heute in den zahlreichen nicht befestigten Abschnitten nur noch indirekt, nämlich durch die Folgen des Verkehrs nachweisbar. Damit sind vor allem [[Hohlweg]]e gemeint, die sich durch die Nutzung durch Viehtrieb und Wagen langsam in den Boden eingegraben und durch Erosion weiter vertieft haben. An zahlreichen Stellen sind diese heute noch einigermaßen erhalten und lassen dadurch den Verlauf der Rheinstraße besser lokalisieren. Wo allerdings nicht Wald die Hohlwege geradezu konserviert hat, sind durch intensive Landwirtschaft die meisten Spuren verschwunden. | ||
Die Via Rheni verläuft aus Richtung Ulm kommend über die [[Schwäbische Alb]] hinab nach [[Reutlingen]] und weiter bis [[Kirchentellinsfurt]] und durchquert dort den [[Neckar]]. Bei [[Lustnau]] (heutige [[Adler-Kreuzung]]) zweigt sie | Die Via Rheni verläuft aus Richtung Ulm kommend über die [[Schwäbische Alb]] hinab nach [[Reutlingen]] und weiter bis [[Kirchentellinsfurt]] und durchquert dort den [[Neckar]]. Bei [[Lustnau]] (heutige [[Adler-Kreuzung]]) zweigt sie in den [[Schönbuch]] ab. Der heutige schnurgerade Verlauf des Abschnitts Lustnau – Bebenhausen durchs [[Goldersbachtal]] ist vermutlich römischen Ursprungs<ref>Dorothee Ade-Rademacher: ''Frühmittelalterliche Verkehrswege im Oberen Gäu.'' In: ''Leben mit Vergangenheit. Jahrbuch des Heimatgeschichtsvereins Schönbuch und Gäu e.V. 2002.'' S. 14.</ref>. Im felsigen Untergrund der 450 m langen ''[[Weihersteige]]'' mit einer Steigung von 13 % nördlich des ehemaligen [[Kloster Bebenhausen|Klosters Bebenhausen]] sind heute noch die im Lauf der Zeit eingegrabenen Spuren der Wagenräder zu erkennen. Auf dem ebenfalls fast geradlinigen [[Altdorfer Sträßle]], heute ein Waldweg, durchquert die Strecke den Schönbuch in nordwestlicher Richtung, westlich am ''Schaichhof'' vorbei, über Altdorf und östlich an Mauren vorbei bis [[Böblingen]]-Dagersheim.<ref name="Rundbrief" /> | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Die Rheinstraße ist Teil der Königsstraße von Italien und von Augsburg und Ulm nach Worms und Speyer. Auf dem zentralen Stück dieser Route verlief zeitweilig auch die Handelsstraße von der Ostschweiz, dem [[Bodensee]], Zürich und den Städten im Oberland (z. B. Rottweil, Villingen) zur Frankfurter Messe. Diese letztere Route verlief über [[Herrenberg]], Weil der Stadt und Pforzheim und wurde für eine Zeitlang (zumindest in einer Kernzeit von 1466 bis 1510) über Ehningen, Dagersheim, Leonberg und Vaihingen an der Enz umgelenkt.<ref>''Oberamtsbeschreibung Leonberg II.'' (1930), S. 380.</ref> | Die Rheinstraße ist Teil der Königsstraße von Italien und von Augsburg und Ulm nach Worms und Speyer. Auf dem zentralen Stück dieser Route verlief zeitweilig auch die Handelsstraße von der Ostschweiz, dem [[Bodensee]], Zürich und den Städten im Oberland (z. B. Rottweil, Villingen) zur Frankfurter Messe. Diese letztere Route verlief über [[Herrenberg]], Weil der Stadt und Pforzheim und wurde für eine Zeitlang (zumindest in einer Kernzeit von 1466 bis 1510) über Ehningen, Dagersheim, Leonberg und Vaihingen an der Enz umgelenkt.<ref>''Oberamtsbeschreibung Leonberg II.'' (1930), S. 380.</ref> | ||
Der Name „Rheinstraße“ betont die Wichtigkeit dieser Straße für den Bereich der oben genannten Landkreise. Teile dieser Region gehörten damals zum Bistum Speyer (= am Rhein).<ref>''Oberamtsbeschreibung Tübingen (1867)'', S. 341.</ref><ref>''Oberamtsbeschreibung Böblingen (1850)'', S. 85.</ref><ref>''Oberamtsbeschreibung Leonberg I.'', S. 73</ref> | Der Name „Rheinstraße“ betont die Wichtigkeit dieser Straße für den Bereich der oben genannten Landkreise. Teile dieser Region gehörten damals zum Bistum Speyer (= am Rhein).<ref>''Oberamtsbeschreibung Tübingen (1867)'', S. 341.</ref><ref>''Oberamtsbeschreibung Böblingen (1850)'', S. 85.</ref><ref>''Oberamtsbeschreibung Leonberg I.'', S. 73, s:Beschreibung des Oberamts Leonberg/Kapitel B 1|S. 103</ref> | ||
Als Königsstraße war die Rheinstraße Geleitstraße. Das Recht über den Geleitschutz und die Einnahme von Zöllen fiel auf der Via Rheni unter die Regalien und stand somit dem König zu beziehungsweise konnte von diesem weiterverliehen werden. | Als Königsstraße war die Rheinstraße Geleitstraße. Das Recht über den Geleitschutz und die Einnahme von Zöllen fiel auf der Via Rheni unter die Regalien und stand somit dem König zu beziehungsweise konnte von diesem weiterverliehen werden. | ||
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<references /> | <references /> | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* [http://www.via-rheni.de/ ''Via Rheni''] | |||
* [http://www.via-rheni.de/ | * [https://www.rheinstrasse-viarheni.com/ ''www.rheinstrasse-viarheni.com''] | ||
* [https:// | * [http://www.heimsheim.de/ ''Heimsheim''] | ||
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== Quellen == | == Quellen == | ||
*Schautafel | *Schautafel im Parlatorium von Kloster Bebenhausen | ||
*[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Via_Rheni&action=edit Via Rheni] (Wikipedia) | *[https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Via_Rheni&action=edit Via Rheni] (Wikipedia) | ||
[[Kategorie:Straßen]] [[Kategorie:Geschichte]] [[Kategorie:Römerzeit]] [[Kategorie:Mittelalter | [[Kategorie:Straßen]] [[Kategorie:Geschichte]] [[Kategorie:Römerzeit]] [[Kategorie:Mittelalter]] |