Bearbeiten von „Kriegsende“
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Ein Artikel aus der Tübinger Stadtarchiv-Internetseite, gefunden am 23.5.2008 unter [ | Ein Artikel aus der Tübinger Stadtarchiv-Internetseite, gefunden am 23.5.2008 unter [http://www.tuebingen.de/25_12202.html]. Danke an die Stadt für das Übernehmenlassen mit Verlinkungs-Möglichkeit. Bitte den Artikel nicht ändern, höchstens ergänzen, Bilder und Überschriften einfügen. | ||
== Tübingen bei Kriegsende 1945 - Artikel von Stadtarchivar [[Udo Rauch]] == | == Tübingen bei Kriegsende 1945 - Artikel von Stadtarchivar [[Udo Rauch]] == | ||
Am [[19. April]] [[1945]] morgens ab sieben Uhr ging in Tübingen der Krieg zu Ende. Die Besetzung der Universitätsstadt dauerte kaum eineinhalb Stunden und erfolgte kampflos. Ein Zeitzeuge berichtet: "Der [[Marktplatz]] war voller Menschen, wie an einem Jahrmarkt, als die ersten Panzer dort einrollten". Schon um 8.30 Uhr empfing der stellvertretende [[Oberbürgermeister]] [[Fritz Haussmann]] die [[Franzosen]] auf dem [[Rathaus]] und übergab die Stadt in die Hände der neuen Besatzungsmacht. Bald darauf beobachtete eine Tübingerin die Franzosen beim Feiern: "Sie sitzen vor der [[ | Am [[19. April]] [[1945]] morgens ab sieben Uhr ging in Tübingen der Krieg zu Ende. Die Besetzung der Universitätsstadt dauerte kaum eineinhalb Stunden und erfolgte kampflos. Ein Zeitzeuge berichtet: "Der [[Marktplatz]] war voller Menschen, wie an einem Jahrmarkt, als die ersten Panzer dort einrollten". Schon um 8.30 Uhr empfing der stellvertretende [[Oberbürgermeister]] [[Fritz Haussmann]] die [[Franzosen]] auf dem [[Rathaus]] und übergab die Stadt in die Hände der neuen Besatzungsmacht. Bald darauf beobachtete eine Tübingerin die Franzosen beim Feiern: "Sie sitzen vor der [[Gasthaus Krone|Krone]] im Sonnenschein und trinken Sekt aus Wassergläsern". | ||
=== Brückensprengung === | === Brückensprengung === | ||
Die alten Machthaber hatten sich unterdessen samt und sonders abgesetzt, zuvor allerdings noch die Sprengung fast aller [[ | Die alten Machthaber hatten sich unterdessen samt und sonders abgesetzt, zuvor allerdings noch die Sprengung fast aller [[Neckarbrücken]] ins Werk gesetzt. Nur die zentrale [[Eberhardsbrücke]] blieb wie durch ein Wunder verschont. Der letzte Zerstörungsakt der Nazis sollte sich bald zum großen Versorgungsproblem für die Bevölkerung entwickeln. | ||
Über die Frage, wem der Hauptverdienst bei der unblutigen Übergabe der Stadt und bei der Rettung der wichtigen [[Neckarbrücke]] gebührte, entbrannte nach dem [[2. Weltkrieg|Krieg]] ein lange währender Streit, bei dem immer wieder neue, kaum mehr nachprüfbare Versionen aufkamen. | Über die Frage, wem der Hauptverdienst bei der unblutigen Übergabe der Stadt und bei der Rettung der wichtigen [[Neckarbrücke]] gebührte, entbrannte nach dem [[2. Weltkrieg|Krieg]] ein lange währender Streit, bei dem immer wieder neue, kaum mehr nachprüfbare Versionen aufkamen. | ||
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=== Stadtverwaltung & die Franzosen ordnen das öffentliche Leben === | === Stadtverwaltung & die Franzosen ordnen das öffentliche Leben === | ||
Schon nach wenigen Tagen kam wieder Ordnung ins öffentliche Leben. Gestützt durch die französische Autorität war nun die [[Stadtverwaltung]] für alles zuständig. Der [[Oberbürgermeister]] (ab Juni [[1945]] [[Viktor Renner]]) wurde zum unmittelbaren Empfehlsempfänger des französischen Ortskommandanten und zum maßgeblichen Organ der Exekutive. Die Anordnungen erfolgten durch primitive Maueranschläge. Es existierten weder eine [[Tageszeitung]] noch ein [[Amtsblatt]], die [[Post]] war lahmgelegt, die [[ | Schon nach wenigen Tagen kam wieder Ordnung ins öffentliche Leben. Gestützt durch die französische Autorität war nun die [[Stadtverwaltung]] für alles zuständig. Der [[Oberbürgermeister]] (ab Juni [[1945]] [[Viktor Renner]]) wurde zum unmittelbaren Empfehlsempfänger des französischen Ortskommandanten und zum maßgeblichen Organ der Exekutive. Die Anordnungen erfolgten durch primitive Maueranschläge. Es existierten weder eine [[Tageszeitung]] noch ein [[Amtsblatt]], die [[Post]] war lahmgelegt, die [[Bahnlinien]] an vielen Stellen unterbrochen und die [[Stromversorgung]] vorerst eingestellt. In diesen schwierigen Monaten schlug die Stunde des damals jüngsten und zugleich modernsten Kommunikationsmittels: des Telefons. Schon bald garantierte ein Notbetrieb wieder eine sichere Nachrichtenübermittlung im ganzen Land. | ||
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=== Zonenhauptstadt und Staatssekretariat === | === Zonenhauptstadt und Staatssekretariat === | ||
Bei [[Kriegsende]] hatte es eine zeitlang so ausgesehen, als ob das von den [[Franzosen]] eroberte [[Stuttgart]] auch [[Französische Zonenhauptstadt]] würde. Doch bald darauf setzten die Amerikaner ihre Ansprüche auf Nordwürttemberg durch. Die Franzosen mussten abziehen und wandten sich deshalb im Juli dem unzerstörten Tübingen zu, das mit seiner intakten [[Universität]] eine weitere Attraktion zu bieten hatte. | Bei [[Kriegsende]] hatte es eine zeitlang so ausgesehen, als ob das von den [[Franzosen]] eroberte [[Stuttgart]] auch [[Französische Zonenhauptstadt]] würde. Doch bald darauf setzten die Amerikaner ihre Ansprüche auf Nordwürttemberg durch. Die [[Franzosen]] mussten abziehen und wandten sich deshalb im Juli dem unzerstörten Tübingen zu, das mit seiner intakten [[Universität]] eine weitere Attraktion zu bieten hatte. | ||
<br> Auf die Etablierung der französischen Militärregierung im Juli folgte die Einrichtung einer ersten deutschen Landesverwaltung: Am [[16. Oktober]] 1945 wurde das "Staatssekretariat für das französisch besetzte Gebiet von Württemberg und Hohenzollern" eingesetzt. Dessen führender Kopf war der Landesdirektor [[Carlo Schmid]]. Die merkwürdige Bezeichnung "[[Staatssekretariat]]" sollte die Abhängigkeit der Tübinger Behörde von der | <br> Auf die Etablierung der französischen Militärregierung im Juli folgte die Einrichtung einer ersten deutschen Landesverwaltung: Am [[16. Oktober]] 1945 wurde das "Staatssekretariat für das französisch besetzte Gebiet von Württemberg und Hohenzollern" eingesetzt. Dessen führender Kopf war der Landesdirektor [[Carlo Schmid]]. Die merkwürdige Bezeichnung "[[Staatssekretariat]]" sollte die Abhängigkeit der Tübinger Behörde von der Stuttgarter Regierung zum Ausdruck bringen. Doch stellte sich bald heraus, dass eine gemeinsame Verwaltung über die bestehende [[Zonengrenze]] hinweg nicht möglich war. | ||
<br> Mit dem Umzug der [[Militärregierung]] und der Errichtung des Staatssekretariats war das neue Land "[[Württemberg-Hohenzollern]]" de facto ins Leben getreten und Tübingen unversehens zur [[Landeshauptstadt]] geworden. | <br> Mit dem Umzug der [[Militärregierung]] und der Errichtung des Staatssekretariats war das neue Land "[[Württemberg-Hohenzollern]]" de facto ins Leben getreten und Tübingen unversehens zur [[Landeshauptstadt]] geworden. | ||
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Zumindest anfangs führten die Franzosen ein strenges Regiment. Arbeitseinsätze und Verhaftungen waren an der Tagesordnung. Fabriken und Maschinen wurden demontiert, Briefe und [[Presse]] zensiert und überall die Telefone abgehört. Wer wollte auch diesen Deutschen noch trauen, die gerade halb Europa zu Grunde gerichtet hatten. | Zumindest anfangs führten die Franzosen ein strenges Regiment. Arbeitseinsätze und Verhaftungen waren an der Tagesordnung. Fabriken und Maschinen wurden demontiert, Briefe und [[Presse]] zensiert und überall die Telefone abgehört. Wer wollte auch diesen Deutschen noch trauen, die gerade halb Europa zu Grunde gerichtet hatten. | ||
Von einer Souveränität der Landesregierung konnte deshalb zunächst keine Rede sein. Die maßgebliche Autorität lag bei der französischen Militärregierung, die sich in Halbhöhenlage im [[Landgericht|Justizgebäude]] an der [[Doblerstraße]] eingerichtet hatte. Über allem thronte ein französischer Gouverneur auf dem [[Österberg]]. Wie ein kleiner Fürst residierte er im prächtig hergerichteten [[Verbindungshäuser|Verbindungshaus]] der [[Rhenania|Rhenanen]]. Die Möbel hatte er sich aus den Schlössern des Landes kommen lassen. Die Polizeibeamten waren angewiesen "die Straßen freizumachen, wenn der Herr [[Gouverneur]] in seinem Wagen, dem gewöhnlich Motorradfahrer vorausfahren, durch die Stadt oder den Kreis fährt. Wenn der Herr Gouverneur zu Fuß geht, haben ihm die Passanten ehrerbietig Platz zu machen". Wenn es ihm danach war, ging er zu Pferde im [[Schönbuch]] auf die [[Jagd]]. Seinen Hunden ließ er ein großes, weithin sichtbares W ins Fell brennen: W für Widmer - [[Guillaume Widmer]]. | Von einer Souveränität der Landesregierung konnte deshalb zunächst keine Rede sein. Die maßgebliche Autorität lag bei der französischen [[Militärregierung]], die sich in Halbhöhenlage im [[Landgericht|Justizgebäude]] an der [[Doblerstraße]] eingerichtet hatte. Über allem thronte ein französischer Gouverneur auf dem [[Österberg]]. Wie ein kleiner Fürst residierte er im prächtig hergerichteten [[Verbindungshäuser|Verbindungshaus]] der [[Rhenania|Rhenanen]]. Die Möbel hatte er sich aus den Schlössern des Landes kommen lassen. Die Polizeibeamten waren angewiesen "die Straßen freizumachen, wenn der Herr [[Gouverneur]] in seinem Wagen, dem gewöhnlich Motorradfahrer vorausfahren, durch die Stadt oder den Kreis fährt. Wenn der Herr [[Gouverneur]] zu Fuß geht, haben ihm die Passanten ehrerbietig Platz zu machen". Wenn es ihm danach war, ging er zu Pferde im [[Schönbuch]] auf die [[Jagd]]. Seinen Hunden ließ er ein großes, weithin sichtbares W ins Fell brennen: W für Widmer - [[Guillaume Widmer]]. | ||
Der französische [[ | Der französische [[Schriftsteller]] [[Michel Tournier]], der ab 1946 in Tübingen studierte, beschrieb Widmer als "Souverän" und "wahren König von Württemberg", der in einem "Schlösschen auf dem [[Österberg]], hoch über der Stadt" ([[Rhenania|Rhenanenhaus]]) logierte. "Er lebte in großem Stil, flankiert von einer Art Kammerherr, einem Haushofmeister, der für Zeremoniell, Bälle, Jagden, Reitturnier und sonstige Lustbarkeiten zu sorgen hatte.“ | ||
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[[Datei:Franzosen in Tübingen.jpg|mini|Französische Soldaten auf dem [[Marktplatz]]]] | [[Datei:Franzosen in Tübingen.jpg|mini|Französische Soldaten auf dem [[Marktplatz]]]] | ||
Die [[Französische Militärregierung]] legte größten Wert darauf, ihre Zonenhauptstadt zu einem kulturellen Mittelpunkt zu machen. Ihre geschickte Kulturpolitik bescherte Tübingen eine Reihe von bedeutenden hauptstädtischen Errungenschaften. Noch im Oktober 1945 eröffnete ein Schauspielhaus seine Tore (heute [[LTT|Landestheater Tübingen]]). Berühmte Schauspieler aus Berlin wie Theodor Loos oder Elisabeth Flickenschild verliehen der jungen Bühne einen besonderen Glanz. Zahlreiche Theaterkarrieren nahmen hier ihren Ausgang. Zu den jungen Mimen zählte in den Nachkriegsjahren Hannes Messemer, Horst Tappert, Gustl Bayrhammer oder Johanna von Koczian. Die Bedenken der | Die [[Französische Militärregierung]] legte größten Wert darauf, ihre Zonenhauptstadt zu einem kulturellen Mittelpunkt zu machen. Ihre geschickte Kulturpolitik bescherte Tübingen eine Reihe von bedeutenden hauptstädtischen Errungenschaften. Noch im Oktober 1945 eröffnete ein Schauspielhaus seine Tore (heute [[LTT|Landestheater Tübingen]]). Berühmte Schauspieler aus Berlin wie Theodor Loos oder Elisabeth Flickenschild verliehen der jungen Bühne einen besonderen Glanz. Zahlreiche Theaterkarrieren nahmen hier ihren Ausgang. Zu den jungen Mimen zählte in den Nachkriegsjahren Hannes Messemer, Horst Tappert, Gustl Bayrhammer oder Johanna von Koczian. Die Bedenken der Stadtverwaltung, ob und womit das Theater in den harten Zeiten zu finanzieren sei, wischten die [[Franzosen]] leichthändig beiseite. Günther Gube, ein Schauspieler der ersten Stunde erinnert sich: "Das Publikum verfolgte mit großer Begeisterung die Vorstellungen und ließ sich auch nicht abschrecken, als es zur Beheizung des Saales Holzscheite mitbringen musste und in Mänteln und Decken gehüllt die Aufführungen verfolgte. Über allem lag eine Aufbruchstimmung, die Schrecken waren vorüber." Auch für Hannes Messemer war nicht sein ausbezahlter Lohn das entscheidende: "Wir bekamen zwar nur 150 Reichsmark Gage – aber die [[Franzosen]] gaben uns eine zweite Lebensmittelmarke und noch dazu durften wir im [[Casino am Neckar| Offizierskasino]] essen, mit drei Gängen, Wein und sogar Zigaretten." | ||
<br> Ohne die Franzosenzeit gäbe es in Tübingen vermutlich bis heute kein [[LTT|Landestheater]], keinen [[SWR|Rundfunk (SWR)]] und kein [[ICFA|Deutsch-französisches Kulturinstitut]]. Auch die [[Stadtbücherei]] wurde in jenen Jahren gegründet und die [[Volkshochschule]] aus der Taufe gehoben. So viele Anfänge wie damals gab es nie zuvor in der | <br> Ohne die Franzosenzeit gäbe es in Tübingen vermutlich bis heute kein [[LTT|Landestheater]], keinen [[SWR|Rundfunk (SWR)]] und kein [[ICFA|Deutsch-französisches Kulturinstitut]]. Auch die [[Stadtbücherei]] wurde in jenen Jahren gegründet und die [[Volkshochschule]] aus der Taufe gehoben. So viele Anfänge wie damals gab es nie zuvor in der Stadtgeschichte. | ||
<br> Einige kulturelle Einrichtungen sind allerdings auch bald wieder eingegangen. Etwa das | <br> Einige kulturelle Einrichtungen sind allerdings auch bald wieder eingegangen. Etwa das Kunstgebäude, das zunächst fulminante Ausstellungen zeigte und einen Besucherrekord nach dem anderen aufstellte. Sein größter Einzelerfolg war die Ausstellung "Meisterwerke aus Kölner Museen und der Württembergischen Staatsgalerie" ab September 1946, zu der 42 000 Besucher herbeiströmten. Sie bot die einmalige Chance, einen Blick auf bedeutende Kunstwerke zu werfen, die den Krieg in den Kasematten des [[Burg Hohenzollern|Hohenzollern]] überstanden hatten und nun kurz vor der Rückgabe an ihre Eigentümer standen. Viele Stücke stammten aus den Beständen des Kölner Wallraf-Richartz-Museums und der Staatsgalerie Stuttgart. Im Vorwort zum Katalog schrieb Kunsthallenleiter [[Gustav Adolf Rieth]], die Ausstellung möge dem Ausland beweisen, "dass wir gesonnen sind, nicht nur mit den Trümmern um uns, sondern auch in uns aufzuräumen". Vom Erlös der Meisterschau kaufte man sich in Tübingen einen Otto Dix. Es sollte der Grundstock für eine südwürttembergische Staatsgalerie werden. Hochfliegende Pläne, die jedoch bald wieder begraben werden mussten! | ||
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Tübingen hatte als Hauptstadt viele Facetten: Es war Sprungbrett für so manche Karriere. Ein Karl Schmid, eben noch Landgerichtsrat, wurde 1945 Regierungschef in Tübingen und ging schließlich als [[Carlo Schmid]] in die große Politik nach Bonn. Sein Kollege bei Gericht [[Viktor Renner]] wurde erst Tübinger [[Oberbürgermeister]], dann Innenminister von [[Württemberg-Hohenzollern]]. [[Eberhard Wildermuth]], auch er Minister in der Landesregierung, brachte es zum Bundeswohnungsbauminister in Bonn. | Tübingen hatte als Hauptstadt viele Facetten: Es war Sprungbrett für so manche Karriere. Ein Karl Schmid, eben noch Landgerichtsrat, wurde 1945 Regierungschef in Tübingen und ging schließlich als [[Carlo Schmid]] in die große Politik nach Bonn. Sein Kollege bei Gericht [[Viktor Renner]] wurde erst Tübinger [[Oberbürgermeister]], dann Innenminister von [[Württemberg-Hohenzollern]]. [[Eberhard Wildermuth]], auch er Minister in der Landesregierung, brachte es zum Bundeswohnungsbauminister in Bonn. | ||
<br> Der demokratische und kulturelle Neubeginn erforderte auch die Auseinandersetzung mit der | <br> Der demokratische und kulturelle Neubeginn erforderte auch die Auseinandersetzung mit der braunen Vergangenheit. Nach und nach kamen die Verbrechen und Gräueltaten der Nazis ans Licht der Öffentlichkeit und in vielen Prozessen wurde das begangene Unrecht aufgearbeitet. Tübingen war in jenen Jahren Schauplatz bedeutender Gerichtsverfahren. | ||
<br> Im Sommer [[1949]] ging es zum Beispiel im [[Rittersaal]] auf dem [[Schloss]] um die 10.000 | <br> Im Sommer [[1949]] ging es zum Beispiel im [[Rittersaal]] auf dem [[Schloss]] um die 10.000 Behinderten, die in Grafeneck auf der [[Schwäbische Alb|Schwäbischen Alb]] ermordet worden waren. Sechs in Tübingen eingerichtete Spruchkammern machten die Stadt zum Hauptort der Entnazifizierung im Land. Doch der gigantische Aufwand gebahr lediglich eine Maus. Als man 1952 eine Bilanz von sieben Jahren politischer Säuberung zog, kam man zu einem erstaunlichen Ergebnis. In 150.000 Verfahren hatte man im ganzen Land nur 8 Hauptschuldige gefunden. Der große Rest wurde als amnestierte Mitläufer (57 000) und als Unbelastete (79.000) eingestuft. | ||
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* | *[http://www.zeit-zeugnisse.de/Home/zeiten_artikel,-Zum-Tod-von-Katharina-Franz-Autorin-eines-Buches-ueber-das-Kriegsende-_arid,130331.html Artikel über Zeitzeugin zum Kriegsende bei Zeit-Zeugnisse.de] | ||
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