Bearbeiten von „Belagerung von Schloss Hohentübingen durch die Franzosen

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Dies ist eine Chronologie der [[Belagerung]] von [[Schloss Hohentübingen]] durch die [[Franzosen]] im Jahre [[1647]] nach Originalquellen<ref>Quellen  
Dies ist eine Chronologie der '''Belagerung von [[Schloss Hohentübingen]] durch die [[Franzosen]]''' im Jahre [[1647]] nach Originalquellen.<ref>Quellen  
* Bericht des bayerischen Kriegskommissars Gottfried Schweigkel an seinen Vorgesetzten, den Kriegsrat und Generalkommissar Johann Bartholomäus Schäffer zu Ulm (veröffentlicht durch Bibliothekar W. Göz [1931] in: „Tübinger Blätter“ [22. Jahrgang, S. 37-43])
* Bericht des bayerischen Kriegskommissars Gottfried Schweigkel an seinen Vorgesetzten, den Kriegsrat und Generalkommissar Johann Bartholomäus Schäffer zu Ulm (veröffentlicht durch Bibliothekar W. Göz [1931] in: „Tübinger Blätter“ [22. Jahrgang, S. 37-43])
* „Gründ- und Ausführlichen Relation deßen, was sich zwischen der Vöstung Tübingen Belägerung, und Uebergaab, (...), verloffen, und zugetragen.“ (veröffentlicht durch Eifert & Klüpfel [1849] in: „Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universität Tübingen.“ [Anhang, S. 319-332]; Tübingen, Verlag Fues)
* „Gründ- und Ausführlichen Relation deßen, was sich zwischen der Vöstung Tübingen Belägerung, und Uebergaab, (...), verloffen, und zugetragen.“ (veröffentlicht durch Eifert & Klüpfel [1849] in: „Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universität Tübingen.“ [Anhang, S. 319-332]; Tübingen, Verlag Fues)
* Extrablatt Nr. 42 einer französischen Zeitung (= Quartblättchen) vom 18. April 1647 („N. N. 42. Extraordinaire du 18. Avril 1647, LXV, 126, 4°") mit dem Titel „Die Einnahme der Stadt und des Schlosses Tübingen durch den Herrn d'Hoquincour [Hocquincourt], Generallieutnant der Armee des Königs, unter dem Oberbefehl des Marschalls von Turenne.“ (veröffentlicht in: „Tübinger Blätter“ [4 / 1899, S. 44-48] sowie „Reutlinger Geschichtsblätter“ [8 / 1897, Nr. 4, S. 51ff]; Übersetzung nach Dr. Geiger)
* Extrablatt Nr. 42 einer französischen Zeitung (= Quartblättchen) vom 18. April 1647 („N. N. 42. Extraordinaire du 18. Avril 1647, LXV, 126, 4°") mit dem Titel „Die Einnahme der Stadt und des Schlosses Tübingen durch den Herrn d'Hoquincour [Hocquincourt], Generallieutnant der Armee des Königs, unter dem Oberbefehl des Marschalls von Turenne.“ (veröffentlicht in: „Tübinger Blätter“ [4 / 1899, S. 44-48] sowie „Reutlinger Geschichtsblätter“ [8 / 1897, Nr. 4, S. 51ff]; Übersetzung nach Dr. Geiger)


Kriegskommissar Schweigkel verfasste den Bericht über die folgende Belagerung, nachdem er als Angehöriger der bayerischen Besatzung von Hohentübingen unmittelbar Zeuge derselben geworden war. Die Relation stammt von einem unbekannten Verfasser (wahrscheinl. Prof. Johann Martin Rauscher [1592-1655], Rektor der Universität Tübingen), welcher die Vorgänge im einzelnen aus der Stadt mitverfolgte. Das Extrablatt der französischen Zeitung schildert den Konflikt aus Sicht der Angreifer.</ref>  
Kriegskommissar Schweigkel verfasste den Bericht über die folgende Belagerung, nachdem er als Angehöriger der bayerischen Besatzung von Hohentübingen unmittelbar Zeuge derselben geworden war. Die Relation stammt von einem unbekannten Verfasser (wahrscheinl. Prof. Johann Martin Rauscher [1592-1655], Rektor der Universität Tübingen), welcher die Vorgänge im einzelnen aus der Stadt mitverfolgte. Das Extrablatt der französischen Zeitung schildert den Konflikt aus Sicht der Angreifer.</ref>- Teil 1: bis Ende Februar 1647 ===


Das evangelisch-lutherische Herzogtum [[Württemberg]] erfuhr vor allem in der zweiten Phase des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]], zwischen [[1634]] und [[1648]], großes Elend und ungeheure Verluste an Menschenleben. Im Verlauf dieses Kriegsabschnittes kämpften schwedische und französische Armeen gegen Truppen des Deutschen Kaisers und seiner Reichsstände.
Das evangelisch-lutherische Herzogtum Württemberg erfuhr vor allem in der zweiten Phase des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]], zwischen [[1634]] und [[1648]], großes Elend und ungeheure Verluste an Menschenleben. Im Verlauf dieses Kriegsabschnittes kämpften schwedische und französische Armeen gegen Truppen des Deutschen Kaisers und seiner Reichsstände.
Während zu Münster und Osnabrück die hohen Herren schon seit 1644 um einen möglichen Frieden debattierten, verheerten heruntergekommene Kriegsvölker das Heilige Römische Reich und seine Nachbarländer; „Da erschien sogar mit einemmal Tübingen bestimmt, den letzten Sturm des ganzen Krieges auszuhalten, und der Schauplatz der letzten Waffenthat desselben im Lande zu werden.“ (EIFERT 1849, S. 158) [2]
Während zu Münster und Osnabrück die hohen Herren schon seit 1644 um einen möglichen Frieden debattierten, verheerten heruntergekommene Kriegsvölker das Heilige Römische Reich und seine Nachbarländer; „Da erschien sogar mit einemmal Tübingen bestimmt, den letzten Sturm des ganzen Krieges auszuhalten, und der Schauplatz der letzten Waffenthat desselben im Lande zu werden.“ (EIFERT 1849, S. 158) [2]


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"''Wahrer Vnd Eigendlicher Abris Der Statt Vnd Vestung Hochen Tübingen Wie Die Selben Von Ihr Excellenz MarckGraff D-Hocquincourt General Leutenant Den  4 ... Miniert Vnd Mit Acort Vbergeben Worden Anno 1647''"; Quelle: Tübinger Blätter
"''Wahrer Vnd Eigendlicher Abris Der Statt Vnd Vestung Hochen Tübingen Wie Die Selben Von Ihr Excellenz MarckGraff D-Hocquincourt General Leutenant Den  4 ... Miniert Vnd Mit Acort Vbergeben Worden Anno 1647''"; Quelle: Tübinger Blätter
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[http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_La_Tour_d%E2%80%99Auvergne,_vicomte_de_Turenne Turenne] rückt, von Trochtelfingen kommend, auf Tübingen vor [5]. Bei [[Derendingen]] verhalten 800 Reiter [6] und schicken 50 Mann auf dem Fahrweg entlang der [[Steinlach]] voraus. Diese Vorhut der Franzosen [7] versucht es im folgenden mit einer Kriegslist: während ihr Haupttrupp unter den Linden am [[Derendinger Schützenhaus]] wartet, ziehen sechs Reiter weiter zum Tübinger [[Neckartor]], wobei zwei von ihnen waffenlos und „halben ausgezogen“ auf abgehalfterten Pferden vor den Schlagbaum [8] geführt werden. Von der Stadtwache nach Herkunft und Begehr gefragt, geben die Männer an, sie seien Soldaten des kaiserlichen [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_Sporck Obristen Sporck] und brächten diese beiden unterwegs aufgegriffenen Franzosen auf das [[Schloss Hohentübingen|Schloss]], wo man um Einquartierung bitten lasse. Zunächst glaubt die Wache diesen Angaben, öffnet die Schranke und führt die Reiter näher an das [[Stadttore|Stadttor]], dann aber schöpft man Verdacht [9] und macht Meldung beim Kommandanten der bayerischen Schlossbesatzung, Hauptmann Wolf Ulrich von Pürck.
[http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_La_Tour_d%E2%80%99Auvergne,_vicomte_de_Turenne Turenne] rückt, von Trochtelfingen kommend, auf Tübingen vor [5]. Bei [[Derendingen]] verhalten 800 Reiter [6] und schicken 50 Mann auf dem Fahrweg entlang der [[Steinlach]] voraus. Diese Vorhut der Franzosen [7] versucht es im folgenden mit einer Kriegslist: während ihr Haupttrupp unter den Linden am [[Derendinger Schützenhaus]] wartet, ziehen sechs Reiter weiter zum Tübinger [[Neckartor]], wobei zwei von ihnen waffenlos und „halben ausgezogen“ auf abgehalfterten Pferden vor den Schlagbaum [8] geführt werden. Von der Stadtwache nach Herkunft und Begehr gefragt, geben die Männer an, sie seien Soldaten des kaiserlichen [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_Sporck Obristen Sporck] und brächten diese beiden unterwegs aufgegriffenen Franzosen auf das [[Schloss Hohentübingen|Schloss]], wo man um Einquartierung bitten lasse. Zunächst glaubt die Wache diesen Angaben, öffnet die Schranke und führt die Reiter näher an das [[Stadttore|Stadttor]], dann aber schöpft man Verdacht [9] und macht Meldung beim Kommandanten der bayerischen Schlossbesatzung, Hauptmann Wolf Ulrich von Pürck.


Die französischen Reiter kehren „in großem Gelächter“ um und die gesamte Vorhut zerstreut sich rasch, als vom [[Schloss Hohentübingen|Hohentübingen]] aus mit einer Feldschlange auf sie geschossen wird. Noch zwei weitere Male nimmt man die Franzosen „aus einem Eißenen Stuckh“ unter Beschuss, ohne ihnen allerdings Verluste zuzufügen. [http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_La_Tour_d%E2%80%99Auvergne,_vicomte_de_Turenne Turenne] selbst macht sich anschließend „einen starckhen Doppelhackhen [10] Schuß gegen Tübinger Schloß über“ ein Bild von der Befestigung [11]. Er fordert durch einen Trompeter als Unterhändler, welcher von den Bayern „(nach) militarischem Ritu“ empfangen wird, die Besatzung zur Übergabe auf. Die Antwort des Schlosskommandanten lautet: man würde Hohentübingen „herzlich gern“ an die Franzosen übergeben („cediren“), wäre aber ohne Wissen, „Will und Meynung“ des [http://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_I._(Bayern) Kurfürsten zu Bayern] dazu nicht befugt, daher wolle man „alßobalden“ einen Kurier um Weisung abschicken und bis zu dessen Rückkehr dem kurfürstlichen Befehl zum Ausharren „strictissime“ nachkommen.
Die französischen Reiter kehren „in großem Gelächter“ um und die gesamte Vorhut zerstreut sich rasch, als vom [[Schloss Hohentübingen| Hohentübingen]] aus mit einer Feldschlange auf sie geschossen wird. Noch zwei weitere Male nimmt man die Franzosen „aus einem Eißenen Stuckh“ unter Beschuss, ohne ihnen allerdings Verluste zuzufügen. [http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_La_Tour_d%E2%80%99Auvergne,_vicomte_de_Turenne Turenne] selbst macht sich anschließend „einen starckhen Doppelhackhen [10] Schuß gegen Tübinger Schloß über“ ein Bild von der Befestigung [11]. Er fordert durch einen Trompeter als Unterhändler, welcher von den Bayern „(nach) militarischem Ritu“ empfangen wird, die Besatzung zur Übergabe auf. Die Antwort des Schlosskommandanten lautet: man würde Hohentübingen „herzlich gern“ an die Franzosen übergeben („cediren“), wäre aber ohne Wissen, „Will und Meynung“ des [http://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_I._(Bayern) Kurfürsten zu Bayern] dazu nicht befugt, daher wolle man „alßobalden“ einen Kurier um Weisung abschicken und bis zu dessen Rückkehr dem kurfürstlichen Befehl zum Ausharren „strictissime“ nachkommen.


Kommandant Pürck verbirgt erfolgreich, dass sich zu dieser Zeit nur 26 Kriegsknechte auf dem Schloss befinden, weil der größte Teil der Besatzung, darunter 60 Musketiere, „an andere Orth“ ausgeschickt wurde [12]. Anstatt also die Festung gegen Verstärkungen abzuriegeln, zieht sich [http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_La_Tour_d%E2%80%99Auvergne,_vicomte_de_Turenne Turenne] auf Reutlingen und Pfullingen zurück, „alda in dem Nacht Quartier zuverbleiben“.
Kommandant Pürck verbirgt erfolgreich, dass sich zu dieser Zeit nur 26 Kriegsknechte auf dem Schloss befinden, weil der größte Teil der Besatzung, darunter 60 Musketiere, „an andere Orth“ ausgeschickt wurde [12]. Anstatt also die Festung gegen Verstärkungen abzuriegeln, zieht sich [http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_La_Tour_d%E2%80%99Auvergne,_vicomte_de_Turenne Turenne] auf Reutlingen und Pfullingen zurück, „alda in dem Nacht Quartier zuverbleiben“.
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Nachmittags gegen drei Uhr schwärmen die ersten Feinde unmittelbar vor den Tübinger Mauern, „in den fürstl. tummel und die anligende Gärtten“ [22], woraufhin Kommandant Pürck das „Lustnauer, Schmidt und Haagthor“ mit seinen Musketieren besetzt. Der Versuch der Bayern, den Feind mit Gewehrfeuer zurückzutreiben, schlägt fehl und „erbittert Hr. General Lieutenant nur über die Statt“. Aus diesem Grund begeben sich der Fürstlich Württembergische Obervogt von Tübingen, „Herr von Croneckh“, und andere Repräsentanten von Stadtrat und Universität auf das Schloss. Sie versichern Hauptmann Pürck, die Franzosen seien schon dabei, ihre Geschütze aufzufahren, um „die Stattmauern zu brechen und die Stürmende hand walten zu laßen“ [23]. Den Vertretern der Zivilbevölkerung weisen den „Commendanten“ darauf hin, dass die Stadt unmöglich zu verteidigen („defendirn“) sei. Sie bitten Pürck daher, ihnen die Schlüssel zu den Stadttoren auszuhändigen [24], seine Männer auf die Burg zurückzuziehen („salviren“) und die Zugbrücke [25] einzuholen.
Nachmittags gegen drei Uhr schwärmen die ersten Feinde unmittelbar vor den Tübinger Mauern, „in den fürstl. tummel und die anligende Gärtten“ [22], woraufhin Kommandant Pürck das „Lustnauer, Schmidt und Haagthor“ mit seinen Musketieren besetzt. Der Versuch der Bayern, den Feind mit Gewehrfeuer zurückzutreiben, schlägt fehl und „erbittert Hr. General Lieutenant nur über die Statt“. Aus diesem Grund begeben sich der Fürstlich Württembergische Obervogt von Tübingen, „Herr von Croneckh“, und andere Repräsentanten von Stadtrat und Universität auf das Schloss. Sie versichern Hauptmann Pürck, die Franzosen seien schon dabei, ihre Geschütze aufzufahren, um „die Stattmauern zu brechen und die Stürmende hand walten zu laßen“ [23]. Den Vertretern der Zivilbevölkerung weisen den „Commendanten“ darauf hin, dass die Stadt unmöglich zu verteidigen („defendirn“) sei. Sie bitten Pürck daher, ihnen die Schlüssel zu den Stadttoren auszuhändigen [24], seine Männer auf die Burg zurückzuziehen („salviren“) und die Zugbrücke [25] einzuholen.


Pürck gibt nach [26] und nachdem sich die Bayern auf dem Hohentübingen eingeschlossen haben, werden dem französischen Befehlshaber die Schlüssel zu den Tübinger Toren überbracht. Hoquincourt, nun Herr der Stadt, lässt zunächst das [[Lustnauer Tor]] von 40 Musketieren besetzen und verpflichtet noch an diesem Tag eine Anzahl von Bauern zur Zwangsarbeit. In der Nacht gelangen die französischen Kanonen über den Stadtzwinger nach dem [[Haagtor]] und weiter zu der dort liegenden Mühle [27].
Pürck gibt nach [26] und nachdem sich die Bayern auf dem Hohentübingen eingeschlossen haben, werden dem französischen Befehlshaber die Schlüssel zu den Tübinger Toren überbracht. Hoquincourt, nun Herr der Stadt, lässt zunächst das Lustnauer Tor von 40 Musketieren besetzen und verpflichtet noch an diesem Tag eine Anzahl von Bauern zur Zwangsarbeit. In der Nacht gelangen die französischen Kanonen über den Stadtzwinger nach dem Haagtor und weiter zu der dort liegenden Mühle [27].


=== Freitag, 12. (22.) Februar ===
=== Freitag, 12. (22.) Februar ===
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An diesem Tag werden 33 Kanonenkugeln auf den Hohentübingen abgefeuert, wobei allerdings nur wenig Schaden entsteht [30]: ein Schildhaus mitsamt Wachglocke wird „weckgeschoßen“. Vom Schloss herab wird die Kanonade erwidert und ein gegnerisches „Stuckh“ zerstört, bald darauf fällt noch ein weiteres französisches Geschütz aus.
An diesem Tag werden 33 Kanonenkugeln auf den Hohentübingen abgefeuert, wobei allerdings nur wenig Schaden entsteht [30]: ein Schildhaus mitsamt Wachglocke wird „weckgeschoßen“. Vom Schloss herab wird die Kanonade erwidert und ein gegnerisches „Stuckh“ zerstört, bald darauf fällt noch ein weiteres französisches Geschütz aus.


Als es dunkelt, beginnen die Franzosen damit, unweit ihrer Batterie einen Laufgraben auszuheben und sich dem [[Schlossberg]] zu nähern („Aprochiren“) [31]. Aus Furcht vor Gewehrfeuer und Granaten legen Hoquincourts Männer den Graben jedoch hastig und zu flach („seych“) an. Nachdem die Kriegsknechte der Schlossbesatzung „nach Auswerffung etl. brennender Bechfäßlen“ [32] im Feuerschein erkannt haben, dass die gegnerische „Brustwehr“ nur geringen Schutz bietet, pirscht sich ein bayerischer „FeldtWaibel mit etl. Musquetirern“ in die am Schlossberg vorgelagerten „Pallisaden“ [33] und nimmt von einem „Rundeel“ aus den Feind unter Beschuss. Die Franzosen erleiden schwere Verluste: „über die 30 Mann für dißmahlen erschoßen und gequetscht.“ [34]
Als es dunkelt, beginnen die Franzosen damit, unweit ihrer Batterie einen Laufgraben auszuheben und sich dem Schlossberg zu nähern („Aprochiren“) [31]. Aus Furcht vor Gewehrfeuer und Granaten legen Hoquincourts Männer den Graben jedoch hastig und zu flach („seych“) an. Nachdem die Kriegsknechte der Schlossbesatzung „nach Auswerffung etl. brennender Bechfäßlen“ [32] im Feuerschein erkannt haben, dass die gegnerische „Brustwehr“ nur geringen Schutz bietet, pirscht sich ein bayerischer „FeldtWaibel mit etl. Musquetirern“ in die am Schlossberg vorgelagerten „Pallisaden“ [33] und nimmt von einem „Rundeel“ aus den Feind unter Beschuss. Die Franzosen erleiden schwere Verluste: „über die 30 Mann für dißmahlen erschoßen und gequetscht.“ [34]


=== Sonntag, 14. (24.) Februar ===
=== Sonntag, 14. (24.) Februar ===
Die zuvor angefangene Bresche im Burgzwinger wird durch gelegentliches Geschützfeuer erweitert und vertieft [35]. Am Nachmittag dann erhalten die Franzosen Verstärkung: 500 Reiter und drei Kompanien Fußvolk nebst zwei Halbkartaunen rücken von „[[Unterjesingen|Jeßingen]]“ an. Die Kanonen werden am Lustnauer Tor abgeprotzt, die Schützen in die Stadt verlegt, und die übrigen Soldaten auf die umliegenden Ortschaften verteilt.
Die zuvor angefangene Bresche im Burgzwinger wird durch gelegentliches Geschützfeuer erweitert und vertieft [35]. Am Nachmittag dann erhalten die Franzosen Verstärkung: 500 Reiter und drei Kompanien Fußvolk nebst zwei Halbkartaunen rücken von „Jeßingen“ an. Die Kanonen werden am Lustnauer Tor abgeprotzt, die Schützen in die Stadt verlegt, und die übrigen Soldaten auf die umliegenden Ortschaften verteilt.


Ein „Trommenschlager“ („Tambour“) wird vom französischen Befehlshaber als Unterhändler auf das Schloss geschickt, um den bayerischen Kommandanten zu fragen „weßen er gesinnet“. Pürck antwortet vollmundig: ergeben wolle man sich keinesfalls, die Besatzung sei entschlossen, zu leben und zu sterben „wie es rechtschaffenen Soldaten gebühre“. Über die folgende Nacht wird das Schloss von außerhalb der Stadt mit Kanonen beschossen; zudem findet ein heftiges Feuergefecht („abscheüliches Schießen“) zwischen den in die Häuser der Neckarhalde abkommandierten französischen Musketieren und den bayerischen Schützen auf der Burg statt. Einem anführenden Offizier („General Adjutant“) der Franzosen wird hierbei eine „Vergifften Kugel gefährlich durch die Hand geschoßen“.
Ein „Trommenschlager“ („Tambour“) wird vom französischen Befehlshaber als Unterhändler auf das Schloss geschickt, um den bayerischen Kommandanten zu fragen „weßen er gesinnet“. Pürck antwortet vollmundig: ergeben wolle man sich keinesfalls, die Besatzung sei entschlossen, zu leben und zu sterben „wie es rechtschaffenen Soldaten gebühre“. Über die folgende Nacht wird das Schloss von außerhalb der Stadt mit Kanonen beschossen; zudem findet ein heftiges Feuergefecht („abscheüliches Schießen“) zwischen den in die Häuser der Neckarhalde abkommandierten französischen Musketieren und den bayerischen Schützen auf der Burg statt. Einem anführenden Offizier („General Adjutant“) der Franzosen wird hierbei eine „Vergifften Kugel gefährlich durch die Hand geschoßen“.
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=== Dienstag, 16. (26.) Februar ===
=== Dienstag, 16. (26.) Februar ===
Französische „Cavallerie“, bisher in [[Lustnau]], [[Pfrondorf]] und [[Bebenhausen]] stationiert, überquert an diesem Tag den [[Neckar]] und zieht auf [[Derendingen]], [[Weilheim]] („Weyl“), [[Kilchberg]] („Kilperg“) sowie „Rothtenburg“. Die Stadt [[Rottenburg]] allein muss zwei volle Regimenter aufnehmen und zwar aufgrund eines Vorfalls, der sich dort schon „3. Nacht hierVor“ abgespielt hat: die Bürger des „Stätlin“, obgleich mit einem Schutzbrief der Franzosen und einer kleinen Besatzung von „6. Lebendige franz. Reütter“ versehen, haben heimlich fast 80 bayerische Musketiere in ihre Mauern geholt, „Willens, selbige durch Verborgenen Paß [42] in das Schloß hohen Tübingen zu bringen“. Ein Rottenburger Bürger führt die bayerische Verstärkung schon in Richtung von Unterjesingen („Jeßing“), als der Plan durch die plötzliche Attacke „einer franz. Parthey“ scheitert. Wer von den Bayern nicht fliehen kann, wird niedergemacht, „der Führer aber als Hochmeritirter Crucis Candidatus [43] seiner erhöhung vorbehalten“ [44].
Französische „Cavallerie“, bisher in Lustnau, Pfrondorf und Bebenhausen stationiert, überquert an diesem Tag den Neckar und zieht auf Derendingen, Weilheim („Weyl“), Kilchberg („Kilperg“) sowie „Rothtenburg“. Die Stadt Rottenburg allein muss zwei volle Regimenter aufnehmen und zwar aufgrund eines Vorfalls, der sich dort schon „3. Nacht hierVor“ abgespielt hat: die Bürger des „Stätlin“, obgleich mit einem Schutzbrief der Franzosen und einer kleinen Besatzung von „6. Lebendige franz. Reütter“ versehen, haben heimlich fast 80 bayerische Musketiere in ihre Mauern geholt, „Willens, selbige durch Verborgenen Paß [42] in das Schloß hohen Tübingen zu bringen“. Ein Rottenburger Bürger führt die bayerische Verstärkung schon in Richtung von Unterjesingen („Jeßing“), als der Plan durch die plötzliche Attacke „einer franz. Parthey“ scheitert. Wer von den Bayern nicht fliehen kann, wird niedergemacht, „der Führer aber als Hochmeritirter Crucis Candidatus [43] seiner erhöhung vorbehalten“ [44].


Inzwischen gehen in Tübingen die Feuergefechte zwischen Belagerern und Belagerten weiter. Ein erst kurz zuvor angekommener französischer Offizier („General Adjutant“), der im Auftrag des [http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_La_Tour_d%E2%80%99Auvergne,_vicomte_de_Turenne Feldmarschalls Turenne] die Geschützbatterie und den Laufgraben inspiziert, wird „auf dem Ruckhweeg mit einer Trahtkugel erschoßen [45]. Die nacht hindurch, hat mit Schießen kein Theil dem andern waß bevor geben wollen.“
Inzwischen gehen in Tübingen die Feuergefechte zwischen Belagerern und Belagerten weiter. Ein erst kurz zuvor angekommener französischer Offizier („General Adjutant“), der im Auftrag des [http://de.wikipedia.org/wiki/Henri_de_La_Tour_d%E2%80%99Auvergne,_vicomte_de_Turenne Feldmarschalls Turenne] die Geschützbatterie und den Laufgraben inspiziert, wird „auf dem Ruckhweeg mit einer Trahtkugel erschoßen [45]. Die nacht hindurch, hat mit Schießen kein Theil dem andern waß bevor geben wollen.“
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=== Donnerstag, 18. (28.) Februar ===
=== Donnerstag, 18. (28.) Februar ===
Der zwei Tage zuvor bei der [[Haagtor]]mühle erschossene „General Adjudant“ wird zu Grab getragen, bei zweimaligem Glockengeläut. Die „Leüchen-Procession“ ist allerdings kläglich, da „die auf dem Schloß“ ihr freies Schussfeld („flanckh“) auf den Kirchhof nutzen, um den Trauerzug mit Gewehrfeuer zu belegen. Indessen sind die Franzosen mit ihrem Laufgraben bis an die Vorwerke des Hohentübingen gelangt [50].
Der zwei Tage zuvor bei der Haagtormühle erschossene „General Adjudant“ wird zu Grab getragen, bei zweimaligem Glockengeläut. Die „Leüchen-Procession“ ist allerdings kläglich, da „die auf dem Schloß“ ihr freies Schussfeld („flanckh“) auf den Kirchhof nutzen, um den Trauerzug mit Gewehrfeuer zu belegen. Indessen sind die Franzosen mit ihrem Laufgraben bis an die Vorwerke des Hohentübingen gelangt [50].


=== Freitag, 19. Februar (01. März) und Samstag, 20. Februar (02. März) ===
=== Freitag, 19. Februar (01. März) und Samstag, 20. Februar (02. März) ===
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=== Sonntag, 21. Februar (03. März) ===
=== Sonntag, 21. Februar (03. März) ===
Die Söldner des katholischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_I._(Bayern) Kurfürsten von Bayern] feiern „[[Fasnet|Faßnacht]]“, mit „Jauchzen, Trommen und Pfeiffen“ - und unter einmaligem Abfeuern eines Mörsers [51]. Die 60pfündige Steinkugel verfehlt das Tübinger [[Rathaus]] nur knapp. Ansonsten wird an diesem Tag vom Schloss kaum geschossen, „vieleichten weil die getrunckhene Augen kein Feind mehr ersehen können.“
Die Söldner des katholischen [http://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_I._(Bayern) Kurfürsten von Bayern] feiern „Faßnacht“, mit „Jauchzen, Trommen und Pfeiffen“ - und unter einmaligem Abfeuern eines Mörsers [51]. Die 60pfündige Steinkugel verfehlt das Tübinger Rathaus nur knapp. Ansonsten wird an diesem Tag vom Schloss kaum geschossen, „vieleichten weil die getrunckhene Augen kein Feind mehr ersehen können.“


=== Montag, 22. Februar (04. März) (Faschingsmontag) ===
=== Montag, 22. Februar (04. März) (Faschingsmontag) ===
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=== Montag, 1. (11.) März ===
=== '''Montag, 1. (11.) März''' ===


Bei der Brandstätte vom Mittwoch, dem 17. Februar, werfen die [[Franzosen]] in der Nacht eine kleine Schanze („Schänzlin“) auf. Nachgehend wird die Befestigung „mit überzwerch legenden Brettern“ abgesichert. So entsteht ein gedeckter Gang zum Weingarten hin, der die Mine besser erreichbar macht.
Bei der Brandstätte vom Mittwoch, dem 17. Februar, werfen die [[Franzosen]] in der Nacht eine kleine Schanze („Schänzlin“) auf. Nachgehend wird die Befestigung „mit überzwerch legenden Brettern“ abgesichert. So entsteht ein gedeckter Gang zum Weingarten hin, der die Mine besser erreichbar macht.
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Bei all diesen Arbeiten wird „ab dem Schloß Niemand hefftiger zugesezt“; es scheint, als ob die Besatzung mittlerweile eingesehen hat, dass sie gegen die feindliche Mine machtlos ist [58].
Bei all diesen Arbeiten wird „ab dem Schloß Niemand hefftiger zugesezt“; es scheint, als ob die Besatzung mittlerweile eingesehen hat, dass sie gegen die feindliche Mine machtlos ist [58].


=== Dienstag, 02. (12.) März ===  
=== '''Dienstag, 02. (12.) März''' ===  
Vor einem Haus in der [[Neckarhalde]] laden die Franzosen 31 (21?) Pulverfässer „(ungleiches Inhallts)“ [59] von einem Munitionswagen ab. Bei Dunkelheit bringt man die Fässer in die Mine, „und (vermacht) solche nachgehends“. Es geschieht nichts, was darauf hindeutet, dass die Besatzung des Hohentübingen auf diese Vorgänge aufmerksam wird.
Vor einem Haus in der [[Neckarhalde]] laden die Franzosen 31 (21?) Pulverfässer „(ungleiches Inhallts)“ [59] von einem Munitionswagen ab. Bei Dunkelheit bringt man die Fässer in die Mine, „und (vermacht) solche nachgehends“. Es geschieht nichts, was darauf hindeutet, dass die Besatzung des Hohentübingen auf diese Vorgänge aufmerksam wird.
   
   
Noch in derselben Nacht verlegt Hoquincourt die übrig gebliebenen zwei Kanonen von der [[Haagtormühle]] zum [[Lustnauer Tor]], von wo aus sie mit den beiden am Sonntag, dem 14. Februar, angekommenen Halbkartaunen über die [[Neckarbrücke]] und hinaus „auf den großen Weerth“ ([[Wöhrd]]) [60] geführt werden. Dort, „nicht weit von der ordinari Fahrstraß“, schanzen in nur zwei Stunden zwangsverpflichtete Bauern eine „ordentliche“ Batterie [61]. Auch diese Arbeiten verursachen einiges an Aufruhr („ein zimmbliches geräusch“) und werden dennoch von Seiten der Bayern nicht behindert [62].
Noch in derselben Nacht verlegt Hoquincourt die übrig gebliebenen zwei Kanonen von der [[Haagtormühle]] zum [[Lustnauer Tor]], von wo aus sie mit den beiden am Sonntag, dem 14. Februar, angekommenen Halbkartaunen über die [[Neckarbrücke]] und hinaus „auf den großen Weerth“ ([[Wöhrd]]) [60] geführt werden. Dort, „nicht weit von der ordinari Fahrstraß“, schanzen in nur zwei Stunden zwangsverpflichtete Bauern eine „ordentliche“ Batterie [61]. Auch diese Arbeiten verursachen einiges an Aufruhr („ein zimmbliches geräusch“) und werden dennoch von Seiten der Bayern nicht behindert [62].


=== Mittwoch, 03. (13.) März ===  
=== '''Mittwoch, 03. (13.) März''' ===  
Die neue Batterie wünscht dem [[Schloss Hohentübingen]] an diesem Vormittag erstmals einen „guten Tag“.
Die neue Batterie wünscht dem [[Schloss Hohentübingen]] an diesem Vormittag erstmals einen „guten Tag“.
Gegen halb zwei nachmittags schickt Hoquincourt einen „Trommenschläger“ zu Verhandlungen auf das Schloss, „der hat Bayr. Commendanten ungefahr angezaigt:“ Pürck habe alle bisherigen Aufforderungen zur Übergabe verächtlich abgetan, da sei nun im Ernst verfahren und eine Mine fertig gestellt worden. Im Sinne löblichen Kriegsrechtes und der „Discretion der Hrn. Officieren“ entsprechend wolle man zu Bedenken geben, dass „es gewißlich einen wunderselzamen LufftSprung abgeben möchte“, wenn diese gezündet würde. Hoquincourt ermögliche nunmehr durch Stellung französischer Geiseln den Bayern die Besichtigung der fertigen Mine. Danach, so der Bote, stehe es der Besatzung frei, sich zu wehren „oder zue accordirn“ [63]. Pürck geht auf das erste Angebot ein und tauscht einen seiner „Lieutenanden (der sich in der Belägerung ruhmblich gehalten)“ samt Unteroffizier und Trommenschläger gegen den französischen „Capitain Lieuten.“ Höle sowie einen Corporal und einen Tambour der Franzosen aus [64].
Gegen halb zwei nachmittags schickt Hoquincourt einen „Trommenschläger“ zu Verhandlungen auf das Schloss, „der hat Bayr. Commendanten ungefahr angezaigt:“ Pürck habe alle bisherigen Aufforderungen zur Übergabe verächtlich abgetan, da sei nun im Ernst verfahren und eine Mine fertig gestellt worden. Im Sinne löblichen Kriegsrechtes und der „Discretion der Hrn. Officieren“ entsprechend wolle man zu Bedenken geben, dass „es gewißlich einen wunderselzamen LufftSprung abgeben möchte“, wenn diese gezündet würde. Hoquincourt ermögliche nunmehr durch Stellung französischer Geiseln den Bayern die Besichtigung der fertigen Mine. Danach, so der Bote, stehe es der Besatzung frei, sich zu wehren „oder zue accordirn“ [63]. Pürck geht auf das erste Angebot ein und tauscht einen seiner „Lieutenanden (der sich in der Belägerung ruhmblich gehalten)“ samt Unteroffizier und Trommenschläger gegen den französischen „Capitain Lieuten.“ Höle sowie einen Corporal und einen Tambour der Franzosen aus [64].
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Herzogl. Reskript an den Tübinger Obervogt u. den Obristen Fuchs wg. der Frucht- u. Viehvisitation bei den [[Universität]]sverwandten (Dr. Wurmbser, Dr. Zeller) (Senatsprotokolle UAT)
Herzogl. Reskript an den Tübinger Obervogt u. den Obristen Fuchs wg. der Frucht- u. Viehvisitation bei den [[Universität]]sverwandten (Dr. Wurmbser, Dr. Zeller) (Senatsprotokolle UAT)


=== Donnerstag, 04. (14.) März ===
=== '''Donnerstag, 04. (14.) März''' ===
Früh am Morgen werden die Sturmleitern in die Neckarhalde gebracht. Gegen sechs Uhr besichtigen Hoquincourt und seine Offiziere den beabsichtigten Angriffsort, dann bezieht eine starke französische Sturmkompanie die Stellungen im Burgweingarten. Die Söldner sind mit „Bickelhauben“, „Eyßerne Gablen“, „RinnSpießlen“, „Parthisanen“, „kurze Gewehr“ und Musketen bewaffnet.
Früh am Morgen werden die Sturmleitern in die Neckarhalde gebracht. Gegen sechs Uhr besichtigen Hoquincourt und seine Offiziere den beabsichtigten Angriffsort, dann bezieht eine starke französische Sturmkompanie die Stellungen im Burgweingarten. Die Söldner sind mit „Bickelhauben“, „Eyßerne Gablen“, „RinnSpießlen“, „Parthisanen“, „kurze Gewehr“ und Musketen bewaffnet.


Hoquincourt reitet zu den Linden am „Schießhauß“, von wo aus er Sprengung und Sturm beobachten will. Als Zeichen zum Zünden der Mine lässt er zwei Kanonen abfeuern, daraufhin sieht man den Rauch des abbrennenden Zündpulvers. Nachdem sich der Qualm etwas verzogen hat, ist weder Feuer noch „dampff, noch über sich fliegen [71] erfolgen sehen“, was die Zuschauer nicht wenig verwundert [72]. Der französischen Oberbefehlshaber holt „eylends“ den Bericht seines „Mina Meister“ ein, welcher die offensichtliche Fehlzündung damit entschuldigt, das die Pulverrinne zur Mine nicht sauber abgedeckt gewesen und durch Steinwürfe vom Schloss herab in Mitleidenschaft gezogen worden sei [73]. Hoquincourt steigt auf sein Pferd und jagt „in vollem Calopp“ in die Stadt. In der Neckarhalde angekommen, befiehlt er, die Mine mit Lunten zu zünden, was ein „Bergknappe“ übernimmt, der unter Lebensgefahr über den ungeschützten Weingarten zum Stollen läuft. Während dann die Lunte langsam abbrennt, begibt sich der französische Befehlshaber wieder an seinen vorherigen Platz jenseits des Neckars, wo er „ganz sehnend“ die Sprengung erwartet. Gegen 8 Uhr 30 explodiert die Mine.
Hoquincourt reitet zu den Linden am „Schießhauß“, von wo aus er Sprengung und Sturm beobachten will. Als Zeichen zum Zünden der Mine lässt er zwei Kanonen abfeuern, daraufhin sieht man den Rauch des abbrennenden Zündpulvers. Nachdem sich der Qualm etwas verzogen hat, ist weder Feuer noch „dampff, noch über sich fliegen [71] erfolgen sehen“, was die Zuschauer nicht wenig verwundert [72]. Der französischen Oberbefehlshaber holt „eylends“ den Bericht seines „Mina Meister“ ein, welcher die offensichtliche Fehlzündung damit entschuldigt, das die Pulverrinne zur Mine nicht sauber abgedeckt gewesen und durch Steinwürfe vom Schloss herab in Mitleidenschaft gezogen worden sei [73]. Hoquincourt steigt auf sein Pferd und jagt „in vollem Calopp“ in die Stadt. In der Neckarhalde angekommen, befiehlt er, die Mine mit Lunten zu zünden, was ein „Bergknappe“ übernimmt, der unter Lebensgefahr über den ungeschützten Weingarten zum Stollen läuft. Während dann die Lunte langsam abbrennt, begibt sich der französische Befehlshaber wieder an seinen vorherigen Platz jenseits des Neckars, wo er „ganz sehnend“ die Sprengung erwartet. Gegen 8 Uhr 30 explodiert die Mine.


Das Mauerwerk des [[Schloss Hohentübingen|Hohentübingen]] zerbirst in Rauch und Feuer, Gesteinstrümmer stürzen den Weinberg hinab [74]. Es ist der hintere der beiden voreinander gelagerten Türme, „so in dem fundament 25 schuch [75] dickh, undt derentwillen von der Erden über 1½ Elen hoch nit aufgehebt“, welcher in die [[Neckarhalde]] - vor allem auf das Haus des Dr. Lansius - stürzt, während der niedrigere Schieferturm schwer beschädigt wird [76]. Über den Schutt hinweg entsteht eine große Bresche; hier und bei der ehemaligen [[Münzstätte]] „(wo es ein Maur biß an das Schloß)“ beginnt der Sturm der Franzosen auf die Burg.
Das Mauerwerk des [[Schloss Hohentübingen| Hohentübingen]] zerbirst in Rauch und Feuer, Gesteinstrümmer stürzen den Weinberg hinab [74]. Es ist der hintere der beiden voreinander gelagerten Türme, „so in dem fundament 25 schuch [75] dickh, undt derentwillen von der Erden über 1½ Elen hoch nit aufgehebt“, welcher in die [[Neckarhalde]] - vor allem auf das Haus des Dr. Lansius - stürzt, während der niedrigere Schieferturm schwer beschädigt wird [76]. Über den Schutt hinweg entsteht eine große Bresche; hier und bei der ehemaligen [[Münzstätte]] „(wo es ein Maur biß an das Schloß)“ beginnt der Sturm der Franzosen auf die Burg.


Während der Explosion der Mine trägt sich eine Episode zu, von der sowohl die Relation als auch der Bericht des Kriegskommissars vermeinen, sie komme einem „halb Wunder“ oder zumindest einer Denkwürdigkeit gleich: ein bayerischer Kriegsknecht aus dem Regiment des Feldzeugmeisters Rupert [77] nämlich hält sich „mitt seinem weib“ (nach Aussage der Relation ist es die Frau eines „Cameraden“) im [[Turm]] auf [78], wo sie anscheinend gemütlich beim Frühstück sitzen. Beide werden durch die Sprengung in die Luft geschleudert und verschüttet, der Mann nicht weit vom Turm selbst, die Frau „gar nahe der Müntz“. Entgegen jeder Wahrscheinlichkeit erleiden sie keine ernsthaften Verletzungen. Nachdem sich der Mann unter den Trümmern hervorgearbeitet hat und „in das Schloß hienein schlupffen wollen“, wird ihm von seinen Spießgesellen, welche ihn für einen Feind halten, eine Handgranate „graußamlich für den Kopff geworffen“ - die jedoch nicht zündet. Der neuerlich Verschonte kann sich zu erkennen geben und wird schnellstens an Seilen in die Burg hinaufgezogen. Die Frau dagegen nehmen die Franzosen zunächst gefangen, „weil sie sich wegen verstürzter Sinnen, nicht sobald retiriren mögen“, lassen sie aber kurz darauf wieder frei („ledig“) und auf den [[Schloss Hohentübingen|Hohentübingen]] zurückkehren, wo die beiden Glückskinder „allein klagen, daß Ihnen die glieder nur aus forcht und schreckhen zerschlagen seien.“
Während der Explosion der Mine trägt sich eine Episode zu, von der sowohl die Relation als auch der Bericht des Kriegskommissars vermeinen, sie komme einem „halb Wunder“ oder zumindest einer Denkwürdigkeit gleich: ein bayerischer Kriegsknecht aus dem Regiment des Feldzeugmeisters Rupert [77] nämlich hält sich „mitt seinem weib“ (nach Aussage der Relation ist es die Frau eines „Cameraden“) im [[Turm]] auf [78], wo sie anscheinend gemütlich beim Frühstück sitzen. Beide werden durch die Sprengung in die Luft geschleudert und verschüttet, der Mann nicht weit vom Turm selbst, die Frau „gar nahe der Müntz“. Entgegen jeder Wahrscheinlichkeit erleiden sie keine ernsthaften Verletzungen. Nachdem sich der Mann unter den Trümmern hervorgearbeitet hat und „in das Schloß hienein schlupffen wollen“, wird ihm von seinen Spießgesellen, welche ihn für einen Feind halten, eine Handgranate „graußamlich für den Kopff geworffen“ - die jedoch nicht zündet. Der neuerlich Verschonte kann sich zu erkennen geben und wird schnellstens an Seilen in die Burg hinaufgezogen. Die Frau dagegen nehmen die Franzosen zunächst gefangen, „weil sie sich wegen verstürzter Sinnen, nicht sobald retiriren mögen“, lassen sie aber kurz darauf wieder frei („ledig“) und auf den [[Schloss Hohentübingen| Hohentübingen]] zurückkehren, wo die beiden Glückskinder „allein klagen, daß Ihnen die glieder nur aus forcht und schreckhen zerschlagen seien.“


„Durch das Weib erfuhr man auch, daß wenn die Mine zu ersten Mal nicht versagt hätte, mit dem Turm auch die zu einem Kriegsrat versammelten Offiziere des Schlosses in die Luft gesprengt worden wären. So sei aber nur einer Korporalschaft in demselben gewesen. Einem Dutzend Soldaten etwa kostete so der Fall des Turmes das Leben.“ (GEIGER 1897, S. 51)
„Durch das Weib erfuhr man auch, daß wenn die Mine zu ersten Mal nicht versagt hätte, mit dem Turm auch die zu einem Kriegsrat versammelten Offiziere des Schlosses in die Luft gesprengt worden wären. So sei aber nur einer Korporalschaft in demselben gewesen. Einem Dutzend Soldaten etwa kostete so der Fall des Turmes das Leben.“ (GEIGER 1897, S. 51)


Unterdessen dauert der Sturm an; von zwei Seiten laufen die französischen Söldner auf die Bresche zu und erklimmen den Schutthaufen, trotzdem sie Verluste durch Steinwürfe erleiden [79]. Mit Gewehren und Handgranaten versuchen sie, einen Durchbruch zu erzwingen. Dabei entdecken sie auch drei durch die Mine freigelegte Türen, die vom vormaligen Turm in das Schloss führen; sie wurden jedoch schon tags zuvor von der Besatzung verschlossen, verbarrikadiert und „(als die auf der Rechten hand) mit überzwerchen felbenbäumen solcher gestallten verspeidelt“. Die französische Batterie [80] feuert während des Sturmangriffes „unaussetzlich“, um die Bayern aus ihren Abwehrstellungen zu vertreiben. „Mit nicht geringer Tapferkeit“ wehren jene den Sturm ab. Es gelingt ihnen überdies, die Bresche notdürftig zu verschließen, woraufhin diese Stelle alsbald von den französischen Geschützmeistern besonders unter Beschuss genommen wird. Dabei bekommt auch die unmittelbar benachbarte [[Schlosskirche|Schlosskapelle]] [81] schwere Treffer ab; schlecht für Pürcks Männer, weil dort, nahe der [[Schlossküche|Küche]], ihre Vorräte an Mehl und Hafer lagern.
Unterdessen dauert der Sturm an; von zwei Seiten laufen die französischen Söldner auf die Bresche zu und erklimmen den Schutthaufen, trotzdem sie Verluste durch Steinwürfe erleiden [79]. Mit Gewehren und Handgranaten versuchen sie, einen Durchbruch zu erzwingen. Dabei entdecken sie auch drei durch die Mine freigelegte Türen, die vom vormaligen Turm in das Schloss führen; sie wurden jedoch schon tags zuvor von der Besatzung verschlossen, verbarrikadiert und „(als die auf der Rechten hand) mit überzwerchen felbenbäumen solcher gestallten verspeidelt“. Die französische Batterie [80] feuert während des Sturmangriffes „unaussetzlich“, um die Bayern aus ihren Abwehrstellungen zu vertreiben. „Mit nicht geringer Tapferkeit“ wehren jene den Sturm ab. Es gelingt ihnen überdies, die Bresche notdürftig zu verschließen, woraufhin diese Stelle alsbald von den französischen Geschützmeistern besonders unter Beschuss genommen wird. Dabei bekommt auch die unmittelbar benachbarte [[Schlosskapelle]] [81] schwere Treffer ab; schlecht für Pürcks Männer, weil dort, nahe der Küche, ihre Vorräte an Mehl und Hafer lagern.


Nachdem die Sturmkompanie der Franzosen schon zurückgewichen ist und auch das Geschützfeuer „wegen dückhe der Mauren, und des andern runden Thurns [82] (daran Sie eine Preß zu machen vermeint) mit Steinen ausgefüllten Gewölbs“ keine durchschlagende Wirkung zeigt, endet der Angriff gegen elf Uhr. Er ist für beide Seiten verlustreich [83]. Neben den zerstörten Türmen ist auch die Schlosskapelle stark beschädigt [84] und der Kriegskommissar berichtet, daß sie um ein Haar gleichfalls in den Weinberg gestürzt wäre, was - so Schweigkel - „dem Gegentheil [d. h. dem Feind; Anm. des Bearbeiters] zum besten khommen: und zue ansetzung eines anderen sturmbs ein mueth gewest were, deme wir nuhn nimmermehr, wie anfangs in dem ersten beschehen, (.darin sich officir undt Soldaten wol gehalten.) ..., wurden haben begegnen köhnden.“
Nachdem die Sturmkompanie der Franzosen schon zurückgewichen ist und auch das Geschützfeuer „wegen dückhe der Mauren, und des andern runden Thurns [82] (daran Sie eine Preß zu machen vermeint) mit Steinen ausgefüllten Gewölbs“ keine durchschlagende Wirkung zeigt, endet der Angriff gegen elf Uhr. Er ist für beide Seiten verlustreich [83]. Neben den zerstörten Türmen ist auch die Schlosskapelle stark beschädigt [84] und der Kriegskommissar berichtet, daß sie um ein Haar gleichfalls in den Weinberg gestürzt wäre, was - so Schweigkel - „dem Gegentheil [d. h. dem Feind; Anm. des Bearbeiters] zum besten khommen: und zue ansetzung eines anderen sturmbs ein mueth gewest were, deme wir nuhn nimmermehr, wie anfangs in dem ersten beschehen, (.darin sich officir undt Soldaten wol gehalten.) ..., wurden haben begegnen köhnden.“


Endlich schweigen die Waffen. Französische Kavallerie, die sich auf den [[Derendingen|Derendinger]] Feldern für zwei Stunden in Bereitschaft gehalten hat, kehrt in ihre besetzten „Dorffschafften“ zurück. Gegen halb Zwölf dann beginnt man zu „parlieren“. Hoquincourt verlangt die sofortige Übergabe, doch die Besatzung vermag sich hierzu noch nicht entschließen. Zunächst vereinbart man daher einen zweitägigen Waffenstillstand, um Tote und Verwundete zu bergen [85], „darauf beede Theil geruhet.“
Endlich schweigen die Waffen. Französische Kavallerie, die sich auf den [[Derendinger Felder]]n für zwei Stunden in Bereitschaft gehalten hat, kehrt in ihre besetzten „Dorffschafften“ zurück. Gegen halb Zwölf dann beginnt man zu „parlieren“. Hoquincourt verlangt die sofortige Übergabe, doch die Besatzung vermag sich hierzu noch nicht entschließen. Zunächst vereinbart man daher einen zweitägigen Waffenstillstand, um Tote und Verwundete zu bergen [85], „darauf beede Theil geruhet.“


Zumindest die Ruhe der Franzosen währt jedoch nicht lange: unverzüglich beginnen sie mit der Anlage einer weiteren Mine, was auf dem Schloss nicht unentdeckt bleiben kann [86]. An diesem Abend sehen sich Hauptmann Pürck und Kriegskommissar Schweigkel genötigt, die Posten abgehen, um ihre Männer zu ermutigen: „wir zweiflen nit, es werde ein jeder, wie man allezeit verspirt, seinen valors ferner erweisen, undt seinem gnedigsten Veldtherren, deme er geschworen, getreu verbleiben, welches Herr Hauptmann undt andere officieri auch thun werden“.
Zumindest die Ruhe der Franzosen währt jedoch nicht lange: unverzüglich beginnen sie mit der Anlage einer weiteren Mine, was auf dem Schloss nicht unentdeckt bleiben kann [86]. An diesem Abend sehen sich Hauptmann Pürck und Kriegskommissar Schweigkel genötigt, die Posten abgehen, um ihre Männer zu ermutigen: „wir zweiflen nit, es werde ein jeder, wie man allezeit verspirt, seinen valors ferner erweisen, undt seinem gnedigsten Veldtherren, deme er geschworen, getreu verbleiben, welches Herr Hauptmann undt andere officieri auch thun werden“.
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Falls die Söldner auf der Burg mitbekommen hätten, was in dieser Nacht im französischen Lager vorgeht, sie würden den schönen Reden ihrer Anführer vielleicht sogar Glauben geschenkt haben. Ein Bote des Turenne nämlich trifft bei Hoquincourt ein, mit dem Befehl, die Belagerung des [[Schloss Hohentübingen| Hohentübingen]] unverzüglich abzubrechen und sich dem Feind entgegen zu stellen, der mit 300 Mann bei Schorndorf gesichtet wurde. Hoquincourt handelt entschieden eigenmächtig [87], als er die Anweisung seines Vorgesetzten „ohne zweiffel“ mit der Rückmeldung „pariert“, ein Schreiben „von Hr. Crotio, Commendanten zu Schorndorff“ sei wenige Stunden vor der Botschaft Turennes bei ihm eingetroffen, auf Grund dessen „man nicht verspühret hette, daß Bayr. etwas nähers zu dem Pult zu trettem begehret“ [88]. Die Belagerung dauert demnach fort.
Falls die Söldner auf der Burg mitbekommen hätten, was in dieser Nacht im französischen Lager vorgeht, sie würden den schönen Reden ihrer Anführer vielleicht sogar Glauben geschenkt haben. Ein Bote des Turenne nämlich trifft bei Hoquincourt ein, mit dem Befehl, die Belagerung des [[Schloss Hohentübingen| Hohentübingen]] unverzüglich abzubrechen und sich dem Feind entgegen zu stellen, der mit 300 Mann bei Schorndorf gesichtet wurde. Hoquincourt handelt entschieden eigenmächtig [87], als er die Anweisung seines Vorgesetzten „ohne zweiffel“ mit der Rückmeldung „pariert“, ein Schreiben „von Hr. Crotio, Commendanten zu Schorndorff“ sei wenige Stunden vor der Botschaft Turennes bei ihm eingetroffen, auf Grund dessen „man nicht verspühret hette, daß Bayr. etwas nähers zu dem Pult zu trettem begehret“ [88]. Die Belagerung dauert demnach fort.


=== Freitag, 05. (15.) März ===
=== '''Freitag, 05. (15.) März''' ===
In der Frühe dieses Tages tritt eine Abordnung von bayerischen Unteroffizieren vor ihre Befehlshaber. Ihre Rede lautet, sie als gemeine Soldaten wüssten sich ihrer Pflicht wohl zu entsinnen, seien auch durchaus gewillt, ihren Teil weiterhin zu erfüllen ... man müsse aber doch sehen, in welchem Zustand sich die Schlosskapelle befinde, noch einige Treffer und sie würde zusammenfallen ... dann würde wieder gestürmt werden ... was sie nur tun sollten, sie stünden bald mit bloßen Händen da und könnten keinen weiteren Sturm abschlagen [89] ... und wenn der Feind mit Gewalt hereinkäme, dann gäbe es ganz sicher keine Schonung („quartier“) für die Gemeinen ... dann würden sie alle draufgehen ... es sei daher ihrer aller Meinung, dass man zu vorzeigbaren („reputierlichen“) Bedingungen die Übergabe anbieten solle - wenn allerdings der Feind sich nicht auf solche Bedingungen einlassen wolle, so erböten sie sich, bis zum letzten Blutstropfen kämpfen zu wollen.
In der Frühe dieses Tages tritt eine Abordnung von bayerischen Unteroffizieren vor ihre Befehlshaber. Ihre Rede lautet, sie als gemeine Soldaten wüssten sich ihrer Pflicht wohl zu entsinnen, seien auch durchaus gewillt, ihren Teil weiterhin zu erfüllen ... man müsse aber doch sehen, in welchem Zustand sich die Schlosskapelle befinde, noch einige Treffer und sie würde zusammenfallen ... dann würde wieder gestürmt werden ... was sie nur tun sollten, sie stünden bald mit bloßen Händen da und könnten keinen weiteren Sturm abschlagen [89] ... und wenn der Feind mit Gewalt hereinkäme, dann gäbe es ganz sicher keine Schonung („quartier“) für die Gemeinen ... dann würden sie alle draufgehen ... es sei daher ihrer aller Meinung, dass man zu vorzeigbaren („reputierlichen“) Bedingungen die Übergabe anbieten solle - wenn allerdings der Feind sich nicht auf solche Bedingungen einlassen wolle, so erböten sie sich, bis zum letzten Blutstropfen kämpfen zu wollen.


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Schweigkel erläutert im Folgenden die Punkte, bei deren Erfüllung die Besatzung sich zur Übergabe des Schlosses bereitfindet [93] …
Schweigkel erläutert im Folgenden die Punkte, bei deren Erfüllung die Besatzung sich zur Übergabe des Schlosses bereitfindet [93] …


1. Die gesamte Garnison des [[Schloss|Hohentübingen]] mitsamt ihrem Anhang erhält freien Abzug, auch  diejenigen Söldner unter der Besatzung, welche zuvor beim Gegner gedient haben
1. Die gesamte Garnison des [[Hohentübingen]] mitsamt ihrem Anhang erhält freien Abzug, auch  diejenigen Söldner unter der Besatzung, welche zuvor beim Gegner gedient haben
2. Geschütze, Waffen, Munition und Proviant dürfen mitgeführt werden, auch die zugehörigen Gespanne des Trosses sowie zwei von Pürck in Verwahrung gehaltene Heerespauken
2. Geschütze, Waffen, Munition und Proviant dürfen mitgeführt werden, auch die zugehörigen Gespanne des Trosses sowie zwei von Pürck in Verwahrung gehaltene Heerespauken
3. Übergabe und Abzug erfolgen mit allen militärischen Ehren
3. Übergabe und Abzug erfolgen mit allen militärischen Ehren


Für die französische Seite verhandelt der schon bekannte Oberst Klug [94]. Von Hoquincourt „uff parole“ auf den Hohentübingen geschickt, spricht er mit Pürck vor dem [[Unteres Schlosstor|äußeren Schlosstor]] (s. Abbildung 2). Auf Anweisung seines Vorgesetzten verweigert Klug die Mitnahme der Geschütze, mit der Begründung, Hohentübingen sei keine Festung („realvöstung“), sondern nur eine fürstliche Residenz („Lusthaus“) [95]. Bei der Übergabe von Gravelingen und Dünkirchen [96] hätte man der abziehenden Besatzung nur die Mitnahme zweier Geschütze gestattet, obwohl diese Plätze ganz anders befestigt wären „alls hohen Tübingen“. Außerdem sei es allgemein Brauch, dass gefangene oder fahnenflüchtige Kriegsknechte bei einer Kapitulation wieder in den Sold ihres alten Dienstherren zurückkehren müssten. Die übrigen Punkte wolle der Generalleutnant bewilligen, doch müsse Pürck, sobald er den Accord unterschrieben in Händen halte, sogleich seine äußeren Posten abziehen. Dies geschieht noch am gleichen Abend, mit Inkrafttreten der Übergabe. Der Abzug der Bayern wird auf den 7./17. März festgelegt.
Für die französische Seite verhandelt der schon bekannte Oberst Klug [94]. Von Hoquincourt „uff parole“ auf den Hohentübingen geschickt, spricht er mit Pürck vor dem äußeren [[Schlosstor]] (s. Abbildung 2). Auf Anweisung seines Vorgesetzten verweigert Klug die Mitnahme der Geschütze, mit der Begründung, Hohentübingen sei keine Festung („realvöstung“), sondern nur eine fürstliche Residenz („Lusthaus“) [95]. Bei der Übergabe von Gravelingen und Dünkirchen [96] hätte man der abziehenden Besatzung nur die Mitnahme zweier Geschütze gestattet, obwohl diese Plätze ganz anders befestigt wären „alls hohen Tübingen“. Außerdem sei es allgemein Brauch, dass gefangene oder fahnenflüchtige Kriegsknechte bei einer Kapitulation wieder in den Sold ihres alten Dienstherren zurückkehren müssten. Die übrigen Punkte wolle der Generalleutnant bewilligen, doch müsse Pürck, sobald er den Accord unterschrieben in Händen halte, sogleich seine äußeren Posten abziehen. Dies geschieht noch am gleichen Abend, mit Inkrafttreten der Übergabe. Der Abzug der Bayern wird auf den 7./17. März festgelegt.


=== Samstag, 06. (16.) März ===
=== '''Samstag, 06. (16.) März''' ===
Ab 9 Uhr vormittags wird die [[Wöhrd]]-Batterie der Franzosen aufgehoben. Mit Stellböcken und Hebezügen hievt man das „grobe Geschüz“ von den Lafetten auf die Blockwägen, dort verbleibt es für diesen Tag und die folgende Nacht, bewacht von 12 Musketieren.
Ab 9 Uhr vormittags wird die Wöhrd-Batterie der Franzosen aufgehoben. Mit Stellböcken und Hebezügen hievt man das „grobe Geschüz“ von den Lafetten auf die Blockwägen, dort verbleibt es für diesen Tag und die folgende Nacht, bewacht von 12 Musketieren.


Proviant und Munition der Schlossbesatzung werden den Franzosen „überantwortett“. Das Ansuchen der Bayern, sie von Tübingen aus in die Winterquartiere der bayerischen Armee zu geleiten („convoyrn“), schlägt Hoquincourt aus. Zur Begründung richtet er aus, der Weg bis in das Bistum Salzburg und die Oberpfalz wäre zu weit. Derweil staunt der Oberst Klug angesichts gewaltiger Mengen von Kanonenkugeln, welche er im Zeughaus der Burg vorfindet und lässt sogleich 200 „ailffpfündige und halbe Carthaunenkuglen, auch was Ihme sonsten gedaugt, weckhnemmen“, darunter auch 14 Tonnen Pulver.
Proviant und Munition der Schlossbesatzung werden den Franzosen „überantwortett“. Das Ansuchen der Bayern, sie von Tübingen aus in die Winterquartiere der bayerischen Armee zu geleiten („convoyrn“), schlägt Hoquincourt aus. Zur Begründung richtet er aus, der Weg bis in das Bistum Salzburg und die Oberpfalz wäre zu weit. Derweil staunt der Oberst Klug angesichts gewaltiger Mengen von Kanonenkugeln, welche er im Zeughaus der Burg vorfindet und lässt sogleich 200 „ailffpfündige und halbe Carthaunenkuglen, auch was Ihme sonsten gedaugt, weckhnemmen“, darunter auch 14 Tonnen Pulver.


=== Sonntag, 07. (17.) März ===  
=== '''Sonntag, 07. (17.) März''' ===  
Der Abzug der bayerischen Soldaten verzögert sich durch die Fahndung nach ehemaligen französischen oder schwedischen Armeeangehörigen unter ihnen. Einige der Männer haben sich schon in der Nacht zuvor aus dem Staub gemacht [97], weitere werden jetzt von den Franzosen gegen ihren Willen festgehalten [98], wobei es zu ergreifenden Szenen kommt [99].
Der Abzug der bayerischen Soldaten verzögert sich durch die Fahndung nach ehemaligen französischen oder schwedischen Armeeangehörigen unter ihnen. Einige der Männer haben sich schon in der Nacht zuvor aus dem Staub gemacht [97], weitere werden jetzt von den Franzosen gegen ihren Willen festgehalten [98], wobei es zu ergreifenden Szenen kommt [99].


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Am Abend noch, nachdem die Bayern abgezogen sind, wird der Hohentübingen mit zwei französischen Halbkartaunen bestückt.
Am Abend noch, nachdem die Bayern abgezogen sind, wird der Hohentübingen mit zwei französischen Halbkartaunen bestückt.


=== Montag, 08. (18.) März ===
=== '''Montag, 08. (18.) März''' ===
Die Hauptmacht der Franzosen bricht gegen 8 Uhr nach [[Reutlingen]] auf. Ein Dragonerkapitän Bauck erhält vorerst den Befehl über das [[Schloss]], ihm unterstehen 40 Mann. Aus anderer Quelle heißt es: „Nur ein Lieutenant blieb mit 10 Dragonern als Besatzung im Schloss zurück“. (GEIGER 1897, S. 51)
Die Hauptmacht der Franzosen bricht gegen 8 Uhr nach [[Reutlingen]] auf. Ein Dragonerkapitän Bauck erhält vorerst den Befehl über das [[Schloss]], ihm unterstehen 40 Mann. Aus anderer Quelle heißt es: „Nur ein Lieutenant blieb mit 10 Dragonern als Besatzung im Schloss zurück“. (GEIGER 1897, S. 51)


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Schweigkels Ärger mit dem lieben Geld ist noch nicht ausgestanden, denn die Stadt Tübingen macht Schwierigkeiten bei der Auszahlung zugesagter Verpflegungsabgaben („Kontributionen“). Wahrscheinlich, so der Kriegskommissar in seinem Bericht, hätte man im Stadtrat darauf gehofft, dass der Hohentübingen ohne Verzögerung, kampflos und unversehrt an die Franzosen übergeben würde. Nun jedoch stünde der Unterhalt von sechs Wochen für die beständige Garnison aus, auch die Verstärkungen von Weil der Stadt und Heilbronn bekämen noch den Sold für vier Wochen und er selber hätte noch die Bezüge für zweieinhalb Monate offen. Daher seine Bitte an den Vorgesetzten, eine „beweglich“ Nachricht an den Herzog nach Stuttgart zu senden oder (für den Fall, dass auch dieser die ausstehende Forderungen nicht begleichen wolle) die Söldner, „weilen Sie alhier gar ein schlechts haben“, selbst zu bezahlen.
Schweigkels Ärger mit dem lieben Geld ist noch nicht ausgestanden, denn die Stadt Tübingen macht Schwierigkeiten bei der Auszahlung zugesagter Verpflegungsabgaben („Kontributionen“). Wahrscheinlich, so der Kriegskommissar in seinem Bericht, hätte man im Stadtrat darauf gehofft, dass der Hohentübingen ohne Verzögerung, kampflos und unversehrt an die Franzosen übergeben würde. Nun jedoch stünde der Unterhalt von sechs Wochen für die beständige Garnison aus, auch die Verstärkungen von Weil der Stadt und Heilbronn bekämen noch den Sold für vier Wochen und er selber hätte noch die Bezüge für zweieinhalb Monate offen. Daher seine Bitte an den Vorgesetzten, eine „beweglich“ Nachricht an den Herzog nach Stuttgart zu senden oder (für den Fall, dass auch dieser die ausstehende Forderungen nicht begleichen wolle) die Söldner, „weilen Sie alhier gar ein schlechts haben“, selbst zu bezahlen.


Im Waffenstillstand von Ulm, unterzeichnet am 14. März 1647, verspricht der Kurfürst von Bayern dem württembergischen [[Herzog Eberhard III.]] die Übergabe des Hohentübingen. Die Franzosen fühlen sich an dieses Versprechen jedoch keineswegs gebunden. Am 25. Juni schickt der Herzog seinen Obervogt zu Nagold, Graf Karl Phillip von Kandel, an den französischen Hof, mit der Bitte, die besetzten württembergischen Festungen zu räumen, besonders den Hohentübingen, welcher kein Grenzort oder wichtiger Platz wäre. Die Franzosen bleiben dennoch als Besatzungstruppen in Tübingen, und zwar bis 1649. Auch reparieren und verstärken sie die Befestigungen [105].
Im Waffenstillstand von Ulm, unterzeichnet am 14. März 1647, verspricht der Kurfürst von Bayern dem württembergischen Herzog Eberhard III. die Übergabe des Hohentübingen. Die Franzosen fühlen sich an dieses Versprechen jedoch keineswegs gebunden. Am 25. Juni schickt der Herzog seinen Obervogt zu Nagold, Graf Karl Phillip von Kandel, an den französischen Hof, mit der Bitte, die besetzten württembergischen Festungen zu räumen, besonders den Hohentübingen, welcher kein Grenzort oder wichtiger Platz wäre. Die Franzosen bleiben dennoch als Besatzungstruppen in Tübingen, und zwar bis 1649. Auch reparieren und verstärken sie die Befestigungen [105].


Im Oktober 1648 kommt das französische Hauptquartier nach Tübingen. Feldmarschall Turenne selbst richtet sich mit seinem Generalstab auf dem Schloss ein. Nachdem am 14./24. Oktober in Münster und Osnabrück der Westfälische Frieden in Kraft tritt, verlangt Herzog Eberhard anläßlich eines Besuches in Tübingen am 27. November die Rückgabe der Festung. Turenne lässt das Schloss umgehend räumen und eine württembergische Besatzung unter dem Kommandanten Oberst Fuchs [106] bezieht ihren neuen Posten. Die Instandsetzung der Anlage wird in Angriff genommen [107] und etwas unterhalb der gesprengten Türme zwischen 1667 und 1672 der markante Fünfeckturm errichtet. „Aber immer noch blieb ein Regiment Franzosen in der Stadt liegen und noch stand es Monate an, bis der letzte Kriegsmann Tübingen und weiterhin den württembergischen Boden verlassen hatte.“ (GEIGER 1897, S. 51)
Im Oktober 1648 kommt das französische Hauptquartier nach Tübingen. Feldmarschall Turenne selbst richtet sich mit seinem Generalstab auf dem Schloss ein. Nachdem am 14./24. Oktober in Münster und Osnabrück der Westfälische Frieden in Kraft tritt, verlangt Herzog Eberhard anläßlich eines Besuches in Tübingen am 27. November die Rückgabe der Festung. Turenne lässt das Schloss umgehend räumen und eine württembergische Besatzung unter dem Kommandanten Oberst Fuchs [106] bezieht ihren neuen Posten. Die Instandsetzung der Anlage wird in Angriff genommen [107] und etwas unterhalb der gesprengten Türme zwischen 1667 und 1672 der markante Fünfeckturm errichtet. „Aber immer noch blieb ein Regiment Franzosen in der Stadt liegen und noch stand es Monate an, bis der letzte Kriegsmann Tübingen und weiterhin den württembergischen Boden verlassen hatte.“ (GEIGER 1897, S. 51)
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'''„Der Große Gott steüre den graußamen würg Schwerdt, und Lendere die bluet dürstige Gedanckhen der Menschen, Erfreue uns auch einmal mit dem erwünschten Edlen Frieden, Amen!“'''
'''„Der Große Gott steüre den graußamen würg Schwerdt, und Lendere die bluet dürstige Gedanckhen der Menschen, Erfreue uns auch einmal mit dem erwünschten Edlen Frieden, Amen!“'''


== Anmerkungen ==  
== Anmerkungen ==
<references/>


2. ↑ Nachdem der Anführer der Protestantischen Union, Kurfürst Friedrich von der Pfalz, in der Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620) geschlagen und der böhmische Aufstand beendet worden war, setzten die Parteigänger des „Winterkönigs“ ihren Kampf gegen Kaiser und Katholische Liga fort. Dabei erlitt der Markgraf von Baden-Durlach in der Nähe von Wimpfen gegen den Feldherrn der Liga - Tilly - und spanische Truppen unter Cordoba eine schwere Niederlage (6. Mai 1622). Tilly verdankte seinen Sieg nicht zuletzt dem Stillhalten der Württemberger.
2. ↑ Nachdem der Anführer der Protestantischen Union, Kurfürst Friedrich von der Pfalz, in der Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620) geschlagen und der böhmische Aufstand beendet worden war, setzten die Parteigänger des „Winterkönigs“ ihren Kampf gegen Kaiser und Katholische Liga fort. Dabei erlitt der Markgraf von Baden-Durlach in der Nähe von Wimpfen gegen den Feldherrn der Liga - Tilly - und spanische Truppen unter Cordoba eine schwere Niederlage (6. Mai 1622). Tilly verdankte seinen Sieg nicht zuletzt dem Stillhalten der Württemberger.
Herzog Johann Friedrich [1608-1628] hatte sich zwar schon 1608 der Union angeschlossen, gebunden an den „Ulmer Vertrag“ (31. Juli 1620) verfolgte er jedoch zunächst eine weitgehende Neutralitätspolitik. Das unbeteiligte Württemberg litt zwischen 1622 und 1625 dennoch unter Durchzügen und Besatzungen katholischer Truppen. Während der „Kipper- und Wipperzeit" (1622-1623) nahm die Inflation stark zu, und auch, nachdem der „Münzverein“, eine Konsortium des schwäbischen, fränkischen und bayerischen Reichskreises, Gegenmaßnahmen ergriffen hatte, hielt die Teuerung weiter an. Ab 1626 traten immer wieder Seuchen auf, besonders verheerend 1635. Anfang des Jahres 1628 rückte eine Armee des kaiserlichen Feldherrn Wallensteins unter Graf Wolfgang von Mansfeld [1575-1638] mit 16.000 Mann in die protestantischen Gebiete des schwäbischen Kreises ein; ein Großteil davon entfiel auf Württemberg.  
Herzog Johann Friedrich [1608-1628] hatte sich zwar schon 1608 der Union angeschlossen, gebunden an den „Ulmer Vertrag“ (31. Juli 1620) verfolgte er jedoch zunächst eine weitgehende Neutralitätspolitik. Das unbeteiligte Württemberg litt zwischen 1622 und 1625 dennoch unter Durchzügen und Besatzungen katholischer Truppen. Während der „Kipper- und Wipperzeit" (1622-1623) nahm die Inflation stark zu, und auch, nachdem der „Münzverein“, eine Konsortium des schwäbischen, fränkischen und bayerischen Reichskreises, Gegenmaßnahmen ergriffen hatte, hielt die Teuerung weiter an. Ab 1626 traten immer wieder Seuchen auf, besonders verheerend 1635. Anfang des Jahres 1628 rückte eine Armee des kaiserlichen Feldherrn Wallensteins unter Graf Wolfgang von Mansfeld [1575-1638] mit 16.000 Mann in die protestantischen Gebiete des schwäbischen Kreises ein; ein Großteil davon entfiel auf Württemberg.  
Nach dem Tod Johann Friedrichs [18.07.1628] folgte die vormundschaftliche Regierung seiner zwei Brüder. Durch das Restitutionsedikt von 1629 verlor Ludwig Friedrich [1628-1631] mit 22 Klöstern (darunter auch [[Bebenhausen]]) ein Drittel des Herzogtums. Dazu kam unter dem Schutz katholischer Truppen die Gegenreformation ins Land. Wallenstein nahm Hauptquartier in Memmingen und überschwemmte im Sommer 1630 mit 28 (bzw. 31) Kompanien unter dem Obersten Ossa das Herzogtum.  
Nach dem Tod Johann Friedrichs [18.07.1628] folgte die vormundschaftliche Regierung seiner zwei Brüder. Durch das Restitutionsedikt von 1629 verlor Ludwig Friedrich [1628-1631] mit 22 Klöstern (darunter auch Bebenhausen) ein Drittel des Herzogtums. Dazu kam unter dem Schutz katholischer Truppen die Gegenreformation ins Land. Wallenstein nahm Hauptquartier in Memmingen und überschwemmte im Sommer 1630 mit 28 (bzw. 31) Kompanien unter dem Obersten Ossa das Herzogtum.  
Im gleichen Jahr trat Gustav Adolf von Schweden, in den Krieg ein, vorgeblich protestantische Interessen schützend. Die Schweden eroberten Norddeutschland, besiegten Tilly und drangen nach Süden vor. Da vereinten sich die evangelischen Reichsstände durch den „Leipziger Konvent" (Febr. 1631), unter ihnen auch der neue Herrscher von Württemberg, Ludwigs Bruder und Nachfolger Julius Friedrich [1631-1633]. Als aber der katholische Heerführer Graf Egon von Fürstenberg mit mind. 20.000 spanischen und italienischen Söldnern im Land einmarschierte, schickte der Herzog-Administrator seine rund 12.000 Mann zählende Landwehr wieder nach Hause, bevor es bei Tübingen zu einem Treffen kam. So ging der „[[Kirschenkrieg]]" unblutig zu Ende, brachte aber dem Land erneut eine Besatzungszeit mit viel Elend und Not.
Im gleichen Jahr trat Gustav Adolf von Schweden, in den Krieg ein, vorgeblich protestantische Interessen schützend. Die Schweden eroberten Norddeutschland, besiegten Tilly und drangen nach Süden vor. Da vereinten sich die evangelischen Reichsstände durch den „Leipziger Konvent" (Febr. 1631), unter ihnen auch der neue Herrscher von Württemberg, Ludwigs Bruder und Nachfolger Julius Friedrich [1631-1633]. Als aber der katholische Heerführer Graf Egon von Fürstenberg mit mind. 20.000 spanischen und italienischen Söldnern im Land einmarschierte, schickte der Herzog-Administrator seine rund 12.000 Mann zählende Landwehr wieder nach Hause, bevor es bei Tübingen zu einem Treffen kam. So ging der „Kirschenkrieg" unblutig zu Ende, brachte aber dem Land erneut eine Besatzungszeit mit viel Elend und Not.
1632 marschierte Gustav Adolf in Württemberg ein, dessen Kanzler Jakob Löffler [1625-1638] die Hilfe Schwedens erbeten hatte. Uneingeschränkt schloss sich das Herzogtum dem schwedischen König an, dafür erhielt Julius Friedrich in den von Schweden eroberten Gebieten seine Güter zurück und noch weitere als Entschädigung dazu. Im gleichen Jahr noch nahmen württembergische Truppen die Reichsstadt Rottweil ein und belagerten das im österreichischen Besitz befindliche Villingen. Als der Schwedenkönig in der Schlacht bei Lützen (16. November 1632) fiel, setzte sein Kanzler Oxenstierna den Kampf in Deutschland fort. Ihm gelang ein Zusammenschluss von vier Reichskreisen (Schwaben, Franken, Ober- und Kurrhein); der sog. „Heilbronner Bund“ trat 1633 an die Stelle der ehemaligen Union und ein junger Herzog Eberhard III. von Württemberg (1628/33-[[1674]]) war Mitglied dieses Bundes.
1632 marschierte Gustav Adolf in Württemberg ein, dessen Kanzler Jakob Löffler [1625-1638] die Hilfe Schwedens erbeten hatte. Uneingeschränkt schloss sich das Herzogtum dem schwedischen König an, dafür erhielt Julius Friedrich in den von Schweden eroberten Gebieten seine Güter zurück und noch weitere als Entschädigung dazu. Im gleichen Jahr noch nahmen württembergische Truppen die Reichsstadt Rottweil ein und belagerten das im österreichischen Besitz befindliche Villingen. Als der Schwedenkönig in der Schlacht bei Lützen (16. November 1632) fiel, setzte sein Kanzler Oxenstierna den Kampf in Deutschland fort. Ihm gelang ein Zusammenschluss von vier Reichskreisen (Schwaben, Franken, Ober- und Kurrhein); der sog. „Heilbronner Bund“ trat 1633 an die Stelle der ehemaligen Union und ein junger Herzog Eberhard III. von Württemberg (1628/33-[[1674]]) war Mitglied dieses Bundes.
Doch Weimar und Horn, die Generäle der Schweden, erlitten mit ihrem schwedisch-protestantischen Heer in der Schlacht bei Nördlingen (6. September 1634) eine vernichtende Niederlage gegen die vereinigte spanisch-kaiserliche Armee. Allein die württembergische Landesmiliz verlor dabei zwei Drittel ihrer Stärke - mindestens 3000 Mann. Eberhard floh ins Exil nach Straßburg, sein Herzogtum wurde durch die Truppen des Herzogs Karl IV. von Lothringen besetzt und geschunden. Außer dem Hohentwiel wurden schließlich alle Festungen des Landes eingenommen (die Stadt Tübingen und das Schloss unter seinem Kommandanten Johann Georg von Tübingen - genannt „Kapitän Tübinger“ - ergaben sich schon am 14. September). Waiblingen und Calw brannten vollständig nieder. Landwirtschaft und Weinbau - die Existenzgrundlagen Württembergs - aber auch wichtige Produktionszweige wie Tuchfabrikation und Leinwandherstellung gingen weitgehend zugrunde. Kaiser Ferdinand II. zog im September 1634 in Stuttgart ein. Württemberg wurde als ein von Österreich erobertes Gebiet betrachtet und auch dementsprechend verwaltet.  
Doch Weimar und Horn, die Generäle der Schweden, erlitten mit ihrem schwedisch-protestantischen Heer in der Schlacht bei Nördlingen (6. September 1634) eine vernichtende Niederlage gegen die vereinigte spanisch-kaiserliche Armee. Allein die württembergische Landesmiliz verlor dabei zwei Drittel ihrer Stärke - mindestens 3000 Mann. Eberhard floh ins Exil nach Straßburg, sein Herzogtum wurde durch die Truppen des Herzogs Karl IV. von Lothringen besetzt und geschunden. Außer dem Hohentwiel wurden schließlich alle Festungen des Landes eingenommen (die Stadt Tübingen und das Schloss unter seinem Kommandanten Johann Georg von Tübingen - genannt „Kapitän Tübinger“ - ergaben sich schon am 14. September). Waiblingen und Calw brannten vollständig nieder. Landwirtschaft und Weinbau - die Existenzgrundlagen Württembergs - aber auch wichtige Produktionszweige wie Tuchfabrikation und Leinwandherstellung gingen weitgehend zugrunde. Kaiser Ferdinand II. zog im September 1634 in Stuttgart ein. Württemberg wurde als ein von Österreich erobertes Gebiet betrachtet und auch dementsprechend verwaltet.  
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21. ↑ Hierbei handelt es sich um einen überdimensionalen Korb ohne Boden, gefüllt mit Erde (wg. der Splittergefahr unter Beschuss wurden keine Steine verwendet).
21. ↑ Hierbei handelt es sich um einen überdimensionalen Korb ohne Boden, gefüllt mit Erde (wg. der Splittergefahr unter Beschuss wurden keine Steine verwendet).


22. ↑ Damit ist der heutige [[Alter Botanischer Garten|Alte Botanische Garten]]  gemeint.
22. ↑ Damit ist der heutige Alte Botanische Garten gemeint.


23. ↑ Fiel im Zeitalter der Söldnerheere ein befestigter Ort im Sturm, erhielten die siegreichen Truppen oft ein (befristetes) Recht auf Plünderung; Brutalität und Zerstörungswut der Eroberer nahmen dabei immer wieder erschreckende Ausmaße an, z. B. bei der „Sacco di Roma“ (1527) oder der „Magdeburger Hochzeit“ (10.05.1631).
23. ↑ Fiel im Zeitalter der Söldnerheere ein befestigter Ort im Sturm, erhielten die siegreichen Truppen oft ein (befristetes) Recht auf Plünderung; Brutalität und Zerstörungswut der Eroberer nahmen dabei immer wieder erschreckende Ausmaße an, z. B. bei der „Sacco di Roma“ (1527) oder der „Magdeburger Hochzeit“ (10.05.1631).
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26. ↑ Die franz. Zeitung schreibt „(...) was die Garnison (..) abhält, auf der Verteidigung der Stadt zu bestehen (...)“ sei, dass „(...) man sie nicht lange behaupten kann, solange andere das Schloß innehaben.“
26. ↑ Die franz. Zeitung schreibt „(...) was die Garnison (..) abhält, auf der Verteidigung der Stadt zu bestehen (...)“ sei, dass „(...) man sie nicht lange behaupten kann, solange andere das Schloß innehaben.“


27. ↑ Wohl eine am [[Ammerkanal]] liegende Getreidemühle („Mahlmühlen“)
27. ↑ Wohl eine am Ammerkanal liegende Getreidemühle („Mahlmühlen“)


28. ↑ Die franz. Zeitung schreibt: „Man begann die Belagerung mit Laufgräben und einer Batterie von 6 großen Geschützen. Aber die 24 Fuß dicken Mauern widerstanden den Kugeln so sehr, daß sie nichts ausrichteten.“ (GEIGER 1897, S. 52)
28. ↑ Die franz. Zeitung schreibt: „Man begann die Belagerung mit Laufgräben und einer Batterie von 6 großen Geschützen. Aber die 24 Fuß dicken Mauern widerstanden den Kugeln so sehr, daß sie nichts ausrichteten.“ (GEIGER 1897, S. 52)
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36. ↑ Wahrscheinlich gruben sich die Belagerer zwischen den Terrassenmauern des Burgweingartens ein.
36. ↑ Wahrscheinlich gruben sich die Belagerer zwischen den Terrassenmauern des Burgweingartens ein.


37. ↑ Schweigkel nennt als genaue Lokalität „ohnweit Dr. Lansen hauß“ (Thomas Lansius [* 1577 † 1657], Professor der Rechte); heute [[Neckarhalde]] 15
37. ↑ Schweigkel nennt als genaue Lokalität „ohnweit Dr. Lansen hauß“ (Thomas Lansius [* 1577 † 1657], Professor der Rechte); heute Neckarhalde 15


38. ↑ Die franz. Zeitung schreibt: „Das [d. h. die erfolglose Kanonade; Anm. des Bearbeiters] gab dem Herrn d'Hoquincour Veranlassung, zu Minen seine Zuflucht zu nehmen. (…) Man ließ also Mineure in Thätigkeit treten, sobald man wahrnahm, daß alle anderen Anstrengungen nutzlos waren.“ (GEIGER 1897, S. 52)
38. ↑ Die franz. Zeitung schreibt: „Das [d. h. die erfolglose Kanonade; Anm. des Bearbeiters] gab dem Herrn d'Hoquincour Veranlassung, zu Minen seine Zuflucht zu nehmen. (…) Man ließ also Mineure in Thätigkeit treten, sobald man wahrnahm, daß alle anderen Anstrengungen nutzlos waren.“ (GEIGER 1897, S. 52)
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39. ↑ „(...), Es haben aber solche Böße liechter etlichen in das Grab und die am besten darVon kommen, in das Barbierhauß gezündet.“ (Relation)
39. ↑ „(...), Es haben aber solche Böße liechter etlichen in das Grab und die am besten darVon kommen, in das Barbierhauß gezündet.“ (Relation)


40. ↑ Hierbei handelt es sich um die beim ehem. [[Hirschauer Tor]] gelegene Fürstl. Württemberg. Münzstätte (nach 1472), später Königl. Württemberg. Amtsgericht (1818-1906), heute Gebäude Neckarhalde 30.
40. ↑ Hierbei handelt es sich um die beim ehem. Hirschauer Tor gelegene Fürstl. Württemberg. Münzstätte (nach 1472), später Königl. Württemberg. Amtsgericht (1818-1906), heute Gebäude Neckarhalde 30.


41. ↑ Ob von Seite der Bayern geplant worden war, erst das Haus in Brand zu setzen und anschließend den (wahrscheinlich mit Holz verschalten) Eingang des Minenstollens, bleibt fraglich.
41. ↑ Ob von Seite der Bayern geplant worden war, erst das Haus in Brand zu setzen und anschließend den (wahrscheinlich mit Holz verschalten) Eingang des Minenstollens, bleibt fraglich.


42. ↑ Damit ist wohl der Weg über die [[Wurmlinger Kapelle]] und den heutigen [[Spitzberg]] gemeint.
42. ↑ Damit ist wohl der Weg über die Wurmlinger Kapelle und den heutigen Spitzberg gemeint.


43. ↑ Anscheinend handelte es sich um den aussichtsreichen Anwärter auf einen hohen geistlichen Posten.
43. ↑ Anscheinend handelte es sich um den aussichtsreichen Anwärter auf einen hohen geistlichen Posten.
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47. ↑ „Wahrscheinlich Dr. Müllers Wohnung.“ (EIFERT 1849, S. 325, Anm. 1)
47. ↑ „Wahrscheinlich Dr. Müllers Wohnung.“ (EIFERT 1849, S. 325, Anm. 1)


48. ↑ Gemeint ist entweder das [[Ev. Stift|Evangelische Stift]], gegründet 1536 von [[Herzog Ulrich]] [1487-1550], oder das [[Wilhelmsstift]] (Collegium illustre), auch „Ritterakademie“ oder Konvikt genannt (erbaut 1588-1592).
48. ↑ Gemeint ist entweder das Evangelische Stift, gegründet 1536 von Herzog Ulrich [1487-1550], oder das Wilhelmsstift (Collegium illustre), auch „Ritterakademie“ oder Konvikt genannt (erbaut 1588-1592).


49. ↑ „(...), haben sie sowohl das Holz ligen laßen, als auch Ihren Zünder, der von oben herab durch den rechten Schenckel geschoßen worden, dafür hinweg tragen müßen.“ (Relation)
49. ↑ „(...), haben sie sowohl das Holz ligen laßen, als auch Ihren Zünder, der von oben herab durch den rechten Schenckel geschoßen worden, dafür hinweg tragen müßen.“ (Relation)


50. ↑ Falls der Laufgraben wirklich das steile [[Burgholz (Schlossberg)|Burgholz]] hinauf bis den Rand des Schlosses vorangetrieben wurde, hätten die Franzosen diesen Gang wohl mit einem Schutzdach (etwa aus Planken und Erde) versehen, so wie sie es später bei ihrem „Schänzlin“ in der Neckarhalde taten - was wiederum erklären würde, warum der bayerische Chronist Schweigkel die ganze Anlage für eine weitere feindliche Mine hielt.
50. ↑ Falls der Laufgraben wirklich das steile Burgholz hinauf bis den Rand des Schlosses vorangetrieben wurde, hätten die Franzosen diesen Gang wohl mit einem Schutzdach (etwa aus Planken und Erde) versehen, so wie sie es später bei ihrem „Schänzlin“ in der Neckarhalde taten - was wiederum erklären würde, warum der bayerische Chronist Schweigkel die ganze Anlage für eine weitere feindliche Mine hielt.


51. ↑ Die franz. Zeitung berichtet, dass man bei der Übergabe des Schlosses „(...) zwei Mörser aus Bronze, mit mehreren Bomben und Feuerkugeln (...)“ erbeutete  (GEIGER 1897, S. 53).
51. ↑ Die franz. Zeitung berichtet, dass man bei der Übergabe des Schlosses „(...) zwei Mörser aus Bronze, mit mehreren Bomben und Feuerkugeln (...)“ erbeutete  (GEIGER 1897, S. 53).
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60. ↑ Mit „Wöhrd“ oder „Wörd“ bezeichnet man in Süddeutschland in oder an Flüssen gelegenes Gelände wie Uferstreifen oder Inseln (Auen).
60. ↑ Mit „Wöhrd“ oder „Wörd“ bezeichnet man in Süddeutschland in oder an Flüssen gelegenes Gelände wie Uferstreifen oder Inseln (Auen).


61. ↑ F. A. Köhler beschreibt in seiner Tübinger Ansicht von 1791 die Reste einer alten Schanze beim heutigen [[Wildermuth-Gymnasium]]; diese Anlage - Köhler nennt sie „Fortresse“ - bestand aus einer kleinen Zitadelle (die durchschnittliche Länge einer „Courtine“ betrug nur 20 Schritt) mit fünf Eckbasteien, gegen Stadt und [[Mühlbach]] hin durch zwei vorgelagerte Abschnitte („Raveline“ und „Tenaille“) geschützt; Köhler schätzt für den Bau der Befestigung, die evtl. 1647 den Franzosen zum Schutz ihrer von der Neckarseite ausgehenden Angriffe diente, „wenigstens 40 etliche Tage fort arbeitende Menschen.“ (KOEHLER 1791)
61. ↑ F. A. Köhler beschreibt in seiner Tübinger Ansicht von 1791 die Reste einer alten Schanze beim heutigen Wildermuth-Gymnasium; diese Anlage - Köhler nennt sie „Fortresse“ - bestand aus einer kleinen Zitadelle (die durchschnittliche Länge einer „Courtine“ betrug nur 20 Schritt) mit fünf Eckbasteien, gegen Stadt und Mühlbach hin durch zwei vorgelagerte Abschnitte („Raveline“ und „Tenaille“) geschützt; Köhler schätzt für den Bau der Befestigung, die evtl. 1647 den Franzosen zum Schutz ihrer von der Neckarseite ausgehenden Angriffe diente, „wenigstens 40 etliche Tage fort arbeitende Menschen.“ (KOEHLER 1791)


62. ↑ „(...) ist doch auf solchen Orth, der von dem Schloß mit doppelhackhen wohl zueraichen, nicht ein einziger Schuz abgegangen.“ (Relation)
62. ↑ „(...) ist doch auf solchen Orth, der von dem Schloß mit doppelhackhen wohl zueraichen, nicht ein einziger Schuz abgegangen.“ (Relation)
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68. ↑ „Die Krone, die mit der Vorderseite gegen den Markt lag, dürfte an der Stelle des heutigen Euler'schen Hauses gestanden haben.“ (GÖZ 1931, S. 39, Anm. 7); Schweigkel schreibt: „(...) nahe des Wertz Kienlins hauß, alwo mein gnedig gebietender herr mit zue Tübingen gewesten refraichier quartier das logiament gehabt (...).“ und meint damit den Aufenthalt seines Vorgesetzten (des bayer. Kriegsrats und Generalkommissars Johann Bartholomäus Schäffer) in Tübingen von Februar bis Juni 1643, während das gesamte bayerische Heer dort sein Hauptquartier hatte.
68. ↑ „Die Krone, die mit der Vorderseite gegen den Markt lag, dürfte an der Stelle des heutigen Euler'schen Hauses gestanden haben.“ (GÖZ 1931, S. 39, Anm. 7); Schweigkel schreibt: „(...) nahe des Wertz Kienlins hauß, alwo mein gnedig gebietender herr mit zue Tübingen gewesten refraichier quartier das logiament gehabt (...).“ und meint damit den Aufenthalt seines Vorgesetzten (des bayer. Kriegsrats und Generalkommissars Johann Bartholomäus Schäffer) in Tübingen von Februar bis Juni 1643, während das gesamte bayerische Heer dort sein Hauptquartier hatte.


69. ↑ EIFERT (1849, S. 37) schreibt: „Der älteste Teil der sog. [[Unterstadt|unteren Stadt]], in der [[Ammer]]niederung gelegen, befand sich am Hangfuß des nördlichen [[Schlossberg|Schloßberges]], 'unterm Haag' (nach dem dort befindlichen Vorwerk der Burg) und breitete sich an beiden Seiten der Ammer gegen den 'Brühl' (= nasser, waldiger Grund) hinab aus, daher stammt auch die Namen einzelner Gassen (z.B. der [[Froschgasse]]).“
69. ↑ EIFERT (1849, S. 37) schreibt: „Der älteste Teil der sog. unteren Stadt, in der Ammerniederung gelegen, befand sich am Hangfuß des nördlichen Schloßberges, 'unterm Haag' (nach dem dort befindlichen Vorwerk der Burg) und breitete sich an beiden Seiten der Ammer gegen den 'Brühl' (= nasser, waldiger Grund) hinab aus, daher stammt auch die Namen einzelner Gassen (z.B. der Froschgasse).“


70. ↑ Schweigkel spricht von mehreren Steinen, die mit dem Mörser auf die Stadt abgeschossen wurden, „(...) worauff sich darin ein großer alarme erweckht, die Burger und Inwohner in großer angst gewest, undt mit allen glockhen zuesammen gelitten worden.“
70. ↑ Schweigkel spricht von mehreren Steinen, die mit dem Mörser auf die Stadt abgeschossen wurden, „(...) worauff sich darin ein großer alarme erweckht, die Burger und Inwohner in großer angst gewest, undt mit allen glockhen zuesammen gelitten worden.“
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81. ↑ Hierbei handelt es sich um die Kapelle des hl. Johannes; 1180 erstmals erwähnt; 1481 zur Pfarrkirche erhoben; 1495 mit eigener Pfarrei (= Pfründe, Taufstein u. Begräbnisrecht) ausgestattet und 1516 aufgehoben.
81. ↑ Hierbei handelt es sich um die Kapelle des hl. Johannes; 1180 erstmals erwähnt; 1481 zur Pfarrkirche erhoben; 1495 mit eigener Pfarrei (= Pfründe, Taufstein u. Begräbnisrecht) ausgestattet und 1516 aufgehoben.


82. ↑ Damit kann eigentlich nur der zweite Rundturm auf der Südwestseite der Burg gemeint sein, der sog. „[[Haspelturm]]“.
82. ↑ Damit kann eigentlich nur der zweite Rundturm auf der Südwestseite der Burg gemeint sein, der sog. „Haspelturm“.


83. ↑ Schweigkel „referiert“ in einer „beilag“ über neun Tote und drei Verwundete bei den Bayern (GÖZ 1931, S. 40, Anm. 9); die Relation berichtet von 48 toten und verwundeten Franzosen; die franz. Zeitung meldet namentlich als gefallen „(...) den Freiwilligen Herrn du Sautor (...)“, als verwundet „(...) durch einen Steinwurf der Herr de Beaufort-de-Camps (...)“ und weiter: „Der Generalmajor Herr du Tot wollte unter denen sein, die den Sturm eröffneten, ebenso die freiwilligen Edelleute Henard und Marome, wobei der letztgenannte durch einen Musketenschuß am Bein verwundet wurde.“
83. ↑ Schweigkel „referiert“ in einer „beilag“ über neun Tote und drei Verwundete bei den Bayern (GÖZ 1931, S. 40, Anm. 9); die Relation berichtet von 48 toten und verwundeten Franzosen; die franz. Zeitung meldet namentlich als gefallen „(...) den Freiwilligen Herrn du Sautor (...)“, als verwundet „(...) durch einen Steinwurf der Herr de Beaufort-de-Camps (...)“ und weiter: „Der Generalmajor Herr du Tot wollte unter denen sein, die den Sturm eröffneten, ebenso die freiwilligen Edelleute Henard und Marome, wobei der letztgenannte durch einen Musketenschuß am Bein verwundet wurde.“


84. ↑ Schweigkel schreibt, bei der[[Schlosskirche|Kapelle]] habe sich infolge der Kanonade „(...) schon an zweien orten des Schwibbogens gesetzet (...).“
84. ↑ Schweigkel schreibt, bei der Kapelle habe sich infolge der Kanonade „(...) schon an zweien orten des Schwibbogens gesetzet (...).“


85. ↑ Die Bayern begehren zunächst drei Tage Waffenstillstand, um, wie Schweigkel schreibt „(...) zu unsrer Generalitet nach Ulm zueschicken, sich allda fernern verhalts willen einer resolution zu erholen“, sie werden jedoch von Hoquincourt abschlägig beschieden, welcher Pürck mitteilen lässt: „Es komme der Abgeordnete in solchen 2 tag oder nicht, er bringe auch was es für resolution immer sein wolle, daß ohnerachtet dessen daß Schloß in verflossenen 2 tag ein allß andern weeg dem Gegentheil eingeraumbt werden solle.“ (Relation)
85. ↑ Die Bayern begehren zunächst drei Tage Waffenstillstand, um, wie Schweigkel schreibt „(...) zu unsrer Generalitet nach Ulm zueschicken, sich allda fernern verhalts willen einer resolution zu erholen“, sie werden jedoch von Hoquincourt abschlägig beschieden, welcher Pürck mitteilen lässt: „Es komme der Abgeordnete in solchen 2 tag oder nicht, er bringe auch was es für resolution immer sein wolle, daß ohnerachtet dessen daß Schloß in verflossenen 2 tag ein allß andern weeg dem Gegentheil eingeraumbt werden solle.“ (Relation)
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104. ↑ „Vom Regiment Ehm der weimarischen Armee.“ (GÖZ 1931, S. 42, Anm. 16)
104. ↑ „Vom Regiment Ehm der weimarischen Armee.“ (GÖZ 1931, S. 42, Anm. 16)


105. ↑ Am 23. Juli 1647 berichtet der Burgvogt Deggeler: „(...) daß der Kommandant L’Aubergat Ordre empfangen (habe), daß ihm ein Ingenieur solle zugeschickt werden, damit das Haus fortifiziert werde.” Im August gelangt besagter Ingenieur nebst einem Generaladjudanten von Heilbronn aus in Tübingen an und inspiziert die Festung. Der Burgvogt hält fest, daß er „(...) so viel wohl bemerkt habe, daß die Franzosen gar ein großes Werk daraus machen wollen.” Es wird demnach beschlossen, eine starke Mauer von der ehemaligen Mine bis unter das Schlossgewölbe zu führen, mit einem engen, von Palisaden gedeckten Gang bis zum Schieferturm. Die Zwingermauer, welche vom [[Hirschauer Tor]] hinauf zur Burg verläuft, soll repariert, mit einem Blockhaus versehen und verstärkt werden, ebenso die Mauerverbindung zwischen [[Haagtor]] und Schloss. Der Bericht des Vogts vermerkt für den 2. Oktober, daß „(...) das vorhabende Werk von der Zwingermauer außerhalb des Zeugwartsthurms (= [[Haspelturm]]s) und dem Pulvergewölblein gegen der Stadtmauer um etwas eingestellt (wurde), dagegen das Werk inwendig der Stadtmauern von der Münz ([[Neckarhalde]] Nr. 30) hinauf oben an das Schloß mit Aufführung einer hohen Mauer, als dann oben darauf ein Werk mit Faschinen und Erdreich zu legen (sei), angefangen hat.” Sein Bericht fährt am 12. November damit fort, “(...) daß die Mauer verfertigt (sei), das Werk aber noch viel Arbeit brauche. Vor solchem Eck sind auch Pallisaden gesetzt (worden), dem versprungenen, auch dem Schieferturm vorbei bis an die Mauer zwischen dem untern und obern Thor und gemachtem Laufgraben außerhalb solchem auch Sturmpfähle gesetzt, wie denn der Wengert (Burgweingarten) über ein Drittel, so durch die Mine versprengt (ist), auch der andere Theil, so sich auf etlich und zwanzig Gräben belauft, samt den Mauern verderbt (ist).”
105. ↑ Am 23. Juli 1647 berichtet der Burgvogt Deggeler: „(...) daß der Kommandant L’Aubergat Ordre empfangen (habe), daß ihm ein Ingenieur solle zugeschickt werden, damit das Haus fortifiziert werde.” Im August gelangt besagter Ingenieur nebst einem Generaladjudanten von Heilbronn aus in Tübingen an und inspiziert die Festung. Der Burgvogt hält fest, daß er „(...) so viel wohl bemerkt habe, daß die Franzosen gar ein großes Werk daraus machen wollen.” Es wird demnach beschlossen, eine starke Mauer von der ehemaligen Mine bis unter das Schlossgewölbe zu führen, mit einem engen, von Palisaden gedeckten Gang bis zum Schieferturm. Die Zwingermauer, welche vom [[Hirschauer Tor]] hinauf zur Burg verläuft, soll repariert, mit einem Blockhaus versehen und verstärkt werden, ebenso die Mauerverbindung zwischen [[Haagtor]] und Schloss. Der Bericht des Vogts vermerkt für den 2. Oktober, daß „(...) das vorhabende Werk von der Zwingermauer außerhalb des Zeugwartsthurms (= Haspelturms) und dem Pulvergewölblein gegen der Stadtmauer um etwas eingestellt (wurde), dagegen das Werk inwendig der Stadtmauern von der Münz ([[Neckarhalde]] Nr. 30) hinauf oben an das Schloß mit Aufführung einer hohen Mauer, als dann oben darauf ein Werk mit Faschinen und Erdreich zu legen (sei), angefangen hat.” Sein Bericht fährt am 12. November damit fort, “(...) daß die Mauer verfertigt (sei), das Werk aber noch viel Arbeit brauche. Vor solchem Eck sind auch Pallisaden gesetzt (worden), dem versprungenen, auch dem Schieferturm vorbei bis an die Mauer zwischen dem untern und obern Thor und gemachtem Laufgraben außerhalb solchem auch Sturmpfähle gesetzt, wie denn der Wengert (Burgweingarten) über ein Drittel, so durch die Mine versprengt (ist), auch der andere Theil, so sich auf etlich und zwanzig Gräben belauft, samt den Mauern verderbt (ist).”


106. ↑ Sohn des Superintendenten Ogier Fuchs zu Mömpelgard, vermählt 1634 mit Agnes Marie (*01.05.[[1617]] als Tochter des Forstmeisters Joh. Jacob Koch in Heidenheim und der Marg. Varenbühler; +15.12.1674 in Tübingen) seit 1642 kaiserlicher, danach Herzogl. Württembergischer Oberst, 1649 in den Adelsstand erhoben, gestorben 1674 in Tübingen
106. ↑ Sohn des Superintendenten Ogier Fuchs zu Mömpelgard, vermählt 1634 mit Agnes Marie (*01.05.[[1617]] als Tochter des Forstmeisters Joh. Jacob Koch in Heidenheim und der Marg. Varenbühler; +15.12.1674 in Tübingen) seit 1642 kaiserlicher, danach Herzogl. Württembergischer Oberst, 1649 in den Adelsstand erhoben, gestorben 1674 in Tübingen


107. ↑ Zur Beseitigung der Schäden werden zunächst die Fenster wieder eingehängt (Kosten: 27 Kreuzer). Das vom gestürzten Turm eingerissene Eck wird abgeräumt und frisch aufgemauert, eine neue Stockwand und im beschädigten Südwestflügel des Schlosses ein halber Giebel samt Balken und Durchgang eingezogen. Fünf eingefallene Kamine werden neu gesetzt oder ausgebessert und das ganze Dach repariert, indem man versprengte Latten und Sparren abräumt und die von Kanonenschüssen verursachten Löcher mit Platten bedeckt. Etliche Hohlkehlen des Daches - von bayerischen Soldaten durch die Entnahme des Bleis zum Kugelgießen beschädigt - werden repariert. Die vom stetigen „kanonisieren” stark beschädigte Schlosskapelle verschlägt man zunächst mit Balken und Brettern und setzt sie später wieder instand. Auch das Pflaster im Burghof (zwischen den beiden Dohlen), welches während der Belagerung von der Schlossbesatzung teilweise ausgehoben und als Wurfmaterial verwendet wurde, erfährt eine Ausbesserung. Vom Schieferturm bricht man ein Stockwerk ab und verwendet das dabei anfallende Material zur Ausführung eines mächtigen Strebepfeilers dort, wo die Reste des gesprengten Turmes mit dem Schlossflügel zusammenstoßen. Gleichermaßen wird das [[Oberes Schlosstor|obere Schlossportal]] gesäubert, ausgebessert und frisch angemalt.  
107. ↑ Zur Beseitigung der Schäden werden zunächst die Fenster wieder eingehängt (Kosten: 27 Kreuzer). Das vom gestürzten Turm eingerissene Eck wird abgeräumt und frisch aufgemauert, eine neue Stockwand und im beschädigten Südwestflügel des Schlosses ein halber Giebel samt Balken und Durchgang eingezogen. Fünf eingefallene Kamine werden neu gesetzt oder ausgebessert und das ganze Dach repariert, indem man versprengte Latten und Sparren abräumt und die von Kanonenschüssen verursachten Löcher mit Platten bedeckt. Etliche Hohlkehlen des Daches - von bayerischen Soldaten durch die Entnahme des Bleis zum Kugelgießen beschädigt - werden repariert. Die vom stetigen „kanonisieren” stark beschädigte Schlosskapelle verschlägt man zunächst mit Balken und Brettern und setzt sie später wieder instand. Auch das Pflaster im Burghof (zwischen den beiden Dohlen), welches während der Belagerung von der Schlossbesatzung teilweise ausgehoben und als Wurfmaterial verwendet wurde, erfährt eine Ausbesserung. Vom Schieferturm bricht man ein Stockwerk ab und verwendet das dabei anfallende Material zur Ausführung eines mächtigen Strebepfeilers dort, wo die Reste des gesprengten Turmes mit dem Schlossflügel zusammenstoßen. Gleichermaßen wird das obere Schlossportal gesäubert, ausgebessert und frisch angemalt.  
Der Taglohn für einen Meister für diese Tätigkeiten beträgt 24 Kreuzer, ein Geselle erhält 20, ein Junggeselle 16 Kreuzer. Für 100 Ziegel od. Backsteine zahlt man 56 Kreuzer, ein Scheffel Kalk kostet 23 Kreuzer, ein Brett gilt 7 ½ Kreuzer, ein Zweiling 15 Kreuzer und 1 Bündel Latten 15 Kreuzer. „Nachdem so das Schloß restauriert worden war, konnten wieder fürstliche Personen es bewohnen.”  
Der Taglohn für einen Meister für diese Tätigkeiten beträgt 24 Kreuzer, ein Geselle erhält 20, ein Junggeselle 16 Kreuzer. Für 100 Ziegel od. Backsteine zahlt man 56 Kreuzer, ein Scheffel Kalk kostet 23 Kreuzer, ein Brett gilt 7 ½ Kreuzer, ein Zweiling 15 Kreuzer und 1 Bündel Latten 15 Kreuzer. „Nachdem so das Schloß restauriert worden war, konnten wieder fürstliche Personen es bewohnen.”  
Während der Anwesenheit von Herzog Eberhard III. im Jahre 1660 droht im Schloss ein Brand auszubrechen; nicht nur aus diesem Grund wird beschlossen, „(...) die großen und kleinen Handgranaten, wie auch Petarden bisher im Zeughaus hinter der großen Altane gelegen, (...), in das Gewölb bei den Handmühlen als einen gelegeneren und besseren Ort zu legen, (...)." Auch werden die Basteien wieder instand gesetzt, vor allem die zwei Schiefertürmlein auf der Bastei gegen die Stadt, „(...) die seit dem höchst leidigen Kriegswesen übel verderbt und ruiniert gewesen (...)", zudem die Fenster ausgebessert (dabei insgesamt 12978 kleine Butzenscheiben eingesetzt) und „(...), um willen die Gemächer allerort im Schloss bei etlichen Jahren niemals recht gesäubert und gefegt worden, dies Jahr 33 Zimmer gefegt." Die herumliegenden Steine des von der franz. Mine gesprengten Turmes sammelt man zwischen dem neuen Strebepfeiler und dem Schieferturm, „(...) als haben die bestellten Handfröhner 114 Tage zugebracht."  
Während der Anwesenheit von Herzog Eberhard III. im Jahre 1660 droht im Schloss ein Brand auszubrechen; nicht nur aus diesem Grund wird beschlossen, „(...) die großen und kleinen Handgranaten, wie auch Petarden bisher im Zeughaus hinter der großen Altane gelegen, (...), in das Gewölb bei den Handmühlen als einen gelegeneren und besseren Ort zu legen, (...)." Auch werden die Basteien wieder instand gesetzt, vor allem die zwei Schiefertürmlein auf der Bastei gegen die Stadt, „(...) die seit dem höchst leidigen Kriegswesen übel verderbt und ruiniert gewesen (...)", zudem die Fenster ausgebessert (dabei insgesamt 12978 kleine Butzenscheiben eingesetzt) und „(...), um willen die Gemächer allerort im Schloss bei etlichen Jahren niemals recht gesäubert und gefegt worden, dies Jahr 33 Zimmer gefegt." Die herumliegenden Steine des von der franz. Mine gesprengten Turmes sammelt man zwischen dem neuen Strebepfeiler und dem Schieferturm, „(...) als haben die bestellten Handfröhner 114 Tage zugebracht."  
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* ein Fähnrich vom Regiment Turenne
* ein Fähnrich vom Regiment Turenne


==Quellen==
Quellen


Neben den in Anm. 1 genannten Quellen wurden verwandt:
Neben den in Anm. 1 genannten Quellen wurden verwandt:


DECKER-HAUFF, H. & QUARTHAL, F. & [[Wilfried Setzler|SETZLER, W.]] (Hrsg.): "Die Pfalzgrafen von Tübingen." in: Sigmaringen (1981), Jan Thorbecke Verlag
DECKER-HAUFF, H. & QUARTHAL, F. & SETZLER, W. (Hrsg.): "Die Pfalzgrafen von Tübingen." in: Sigmaringen (1981), Jan Thorbecke Verlag


EIFERT, M. & KLÜPFEL, K. (1849) "Geschichte und Beschreibung der Stadt Tübingen" in: Scientia Verlag (1977, 324 S.)
EIFERT, M. & KLÜPFEL, K. (1849) "Geschichte und Beschreibung der Stadt Tübingen" in: Scientia Verlag (1977, 324 S.)
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GEIGER, K. (1897) "Die Belagerung von Hohentübingen 1647." in: ReutlingerGbll 8, S. 49 (www.phil.uni-erlangen.de/~p1ges/zfhm/reutlingen.html)
GEIGER, K. (1897) "Die Belagerung von Hohentübingen 1647." in: ReutlingerGbll 8, S. 49 (www.phil.uni-erlangen.de/~p1ges/zfhm/reutlingen.html)


GMELIN, H. (1898) "Der Kriegszug des Grafen Franz Egon von Fürstenberg gegen Württemberg im Jahr 1631, der sog. [[Kirschenkrieg]]." in: WürttVjhhLG NF 7, S. 104-123
GMELIN, H. (1898) "Der Kriegszug des Grafen Franz Egon von Fürstenberg gegen Württemberg im Jahr 1631, der sog. Kirschenkrieg." in: WürttVjhhLG NF 7, S. 104-123


GÖZ, W. (1937[?]) "Die Belagerung Hohentübingens im J. 1647 [durch d. Franzosen]." in: WürttVjhhLG, S. 58-111
GÖZ, W. (1937[?]) "Die Belagerung Hohentübingens im J. 1647 [durch d. Franzosen]." in: WürttVjhhLG, S. 58-111
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SCHÖN, T. (1906): "Geschichte von Hohentübingen. Dritter Teil: ”Von der Uebergabe des Schlosses an die Kaiserlichen bis zur Ueberweisung des ganzen Schlosses an die Universität (1634-1816)." in: Tübinger Blätter 3 / 4, S. 46-58
SCHÖN, T. (1906): "Geschichte von Hohentübingen. Dritter Teil: ”Von der Uebergabe des Schlosses an die Kaiserlichen bis zur Ueberweisung des ganzen Schlosses an die Universität (1634-1816)." in: Tübinger Blätter 3 / 4, S. 46-58


[[Jürgen Sydow|SYDOW, J.]] (Hrsg.) (1980) "Bilder zur Geschichte der Stadt Tübingen." in: Laupp'sche Buchhandlung, Tübingen
SYDOW, J. (Hrsg.) (1980) "Bilder zur Geschichte der Stadt Tübingen." in: Laupp'sche Buchhandlung, Tübingen


SYDOW, J. (1978): "Aus der Geschichte des Schlosses Hohentübingen." in: Sonderbeilage der Volksbank Tübingen anlässlich der 900-Jahr-Feier der Universitätsstadt Tübingen
SYDOW, J. (1978): "Aus der Geschichte des Schlosses Hohentübingen." in: Sonderbeilage der Volksbank Tübingen anlässlich der 900-Jahr-Feier der Universitätsstadt Tübingen
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<references/>


 
[[Kategorie:Geschichte]][[Kategorie:17. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Geschichte]][[Kategorie:Kriege]][[Kategorie:17. Jahrhundert]]
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