Freikorps

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Als Freikorps (franz.: corps, „Körper(schaft)“; aus lat.: corpus, „Körper“) wurden bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts paramilitärische Einheiten unabhängig von ihrer nationalen Herkunft benannt. Im deutschen Sprachraum wurden erstmals im 18. Jahrhundert unter der Bezeichnung „Freikorps“ Frei-Regimenter aus einheimischen Freiwilligen, gegnerischen Überläufern, Deserteuren und Straffälligen aufgestellt. Die mitunter exotisch ausgerüsteten Truppen dienten als Infanterie und Kavallerie, seltener als Artillerie.

Die Tübinger Verbindung Stuttgardia beim Freikorps-Einsatz

Die Beteiligung von Studenten, insbesondere aber von Verbindungsstudenten, an den rechtsradikalen Freikorps war enorm. Anfang der 1920er Jahre sollen 33% der deutschen Studenten Freikorps-Mitglieder gewesen sein. Nicht wenige Studentenverbindungen gliederten sich geschlossen in Freikorps-Verbände ein.

Die Tübinger Studentenverbindungen „Guestfalia“, „Tübinger Lichtenstein“, „Ghibellinia“, „Germania Tübingen“ und „Stuttgardia“ beteiligten sich nachweislich an zwei Freikorps-Einheiten („Tübinger Studenten Companie“). Insgesamt kam ein Bataillon mit 800 Mann zusammen, das in eine „Schlossberg“- und in eine „Österberg“-Kompanie aufgeteilt wurde.

Diese beiden Studenten-Kompanien waren zum Einsatz in Oberschlesien, in Stuttgart (April 1919), Augsburg, München (Mai 1919) und im Ruhrgebiet (März 1920). Mindestens bei dem „Einsatz“ in München pflasterten Leichen den Weg der Freikorps. Vom 30. April bis 4. Mai 1919 sind in München und Umgebung von den Regierungstruppen, darunter auch die Freikorps, etwa 500 Personen erschossen worden („auf der Flucht“ oder „in Notwehr“), unter ihnen auch 21 katholischen Gesellen. Amtlich registriert wurden nur 181, und zwar als „tödlich verunglückt“. Am 02.05.1919 ermorden Freikorpsmitglieder, darunter vermutlich auch Tübinger Verbindungsstudenten, in Gräfelfing (Bayern) 53 russische Kriegsgefangene.[1]

Der Freikorps-Einsatz wird noch heute in den Verbandsblättern anerkennend erwähnt:

  • Die Generation 1920 – 1940 war von einem unbändigen Lebenswillen bestimmt. Er war herausgewachsen aus gekränktem Stolz eines verlorenen Krieges und aus dem Trotz einer zudiktierten alleinigen Kriegsschuld. Dieser Lebenswille – in der Notzeit der Inflation und Arbeitslosigkeit als Überlebenswille gesteigert – war getragen vom Geist der Freikorps und der Jugendbewegung. Er entartete im nationalsozialistischen Stolz und Übermut, der schließlich zutiefst stürzte.[2]
  • Auch das Lied, das die Kriegsgeneration im Wingolf (die Leifamilie „Siegfried“) , nämlich Volkers Nachtgesang (E. Geibel) anstimmte, war längst verklungen: „Die lichten Sterne funkeln kalt und stumm – wohl finster ist die Stunde, doch hell ist Mut und Schwert …“ Mancher Wingolfit reihte sich damals ein in die Tübinger Studentenregimenter, die die junge Republik gegen den chaotischen Mob (München) sicherten (1919).[3]
  • Obwiohl die Korporations-Studenten das beste Menschenmaterial für den SA-Dienst stellen und mit Begeisterung dabei sind, scheint man immer noch auf Mißtrauen zu stoßen. […] Die Kritik vergaß die Leistungen der Studenten-Bataillonen von Langenmarck und der Kompagnien, die sich nach dem Krieg in den Freikorps hervortaten, vergaß ferner, dass Horst Wessel Korps-Student und Walter Flex ein Burschenschafter war, vergaß endlich auch die Ähnlichkeit mit dem heutigen Gedankengut.[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nach: Joachim Lang: achtzehn-achtundvierzig – ran, ran, ran!, in: Schwäbisches Tagblatt vom 10. September 1998.
  2. Tübinger Blätter 49 – Dezember 2003, Organ des Tübinger Wingolf, Seite 11.
  3. Tübinger Blätter 49 – Dezember 2003, Organ des Wingolf Tübingen, Seite 55
  4. Fr. Fritz Veiel, Bundesleiter der Burschenschaft Germania zu Tübingen, in: „Sonderbericht an alle Philister, Inaktiven und Aktiven“, Februar 1934.