Waldhörnle

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Das Waldhörnle war eine Brauerei und Gaststätte an der Stelle des heutigen Sudhauses.

Waldhörnle auf einer bunten Postkarte
Fass im Biergarten des Waldhörnle
Waldhörnle bei Tübingen
Waldhörnle um 1900
Brauerei Waldhorn
Brauerei und Gasthaus zum Waldhörnle
Fechten vorm Waldhörnle
Datei:Mübelfabrik Waldhörnle um 1920.jpg
Möbelfabrik Waldhörnle um 1920

Der Derendinger „Ochsen“-Wirt Johann Jakob Röhm erwarb 1800 das Grundstück und erwirkte die Erlaubnis, darauf ein Haus errichten zu dürfen. Er wollte dort für seinen Sohn eine neue Wirtschaft einrichten, konnte diesen Plan allerdings zunächst wegen der unruhigen und kriegerischen Zeiten nicht verwirklichen.

Am 5. November 1805 beantragte sein Sohn beim Landesherrn, ihm eine Konzession für das „Waldhörnle“ zu erteilen: „S[erenissi]me! Nachdem ich 13 Jahre als Mezgerknecht und leztmals 4 Jahre als Keller in Wien, in auswärtiger Fremde zugebracht habe, hat mir mit Eurer gnädigsten Genehmigung mein Vater gleichen Nahmens allhier ein neues Haus auf einen vom gemeinen Fleken erkauften Allmand Plaz zwischen dem Bläsibad und der Stadt Tübingen (...) erbauen und zu einer Wirthschaft einrichten lassen, das ich nun ehestens zu beziehen gedenke (...).“[1]

Bachner`sche Brauerei AG Waldhörnle

Das Gasthaus an der Hechinger Straße hatte einen guten Start. Nach und nach gelang es dem „Waldhorn“-Wirt Röhm, seinen Grundbesitz zu vergrößern und baulich zu erweitern. Spätestens seit 1815 betrieb er dort eine eigene Bierbrauerei. Das „Waldhörnle“ war sowohl Raststation für Reisende und Fuhrmänner, als auch ein beliebtes Ausflugsziel der Tübinger Studenten. Zu den Gästen jener Jahre zählte auch der Freundeskreis um Justinus Kerner, der sich sonst in Kerners Studentenstube in der Münzgasse traf.

Der erste „Waldhorn“-Wirt starb 1819, und hinterließ sowohl hohe Schulden als auch ein beträchtliches Vermögen. Da seine Kinder aus zwei Ehen noch unmündig waren, wurde sein gesamter Besitz verkauft und ging in den folgenden Jahren durch verschiedene Hände.

Als das ganze Anwesen 1825 schuldenhalber schon wieder den Besitzer wechselte, ließ das Tübinger Oberamtsgericht als Konkursverwalter eine ausführliche Verkaufsanzeige im „Intelligenz-Blatt“ veröffentlichen: „Die Wirtschaft liegt nur eine kleine halbe Stunde von der Stadt Tübingen an der sehr frequenten Schweizerstraße. Sie ist der Pfarrei und Gemeinde Derendingen eingetheilt, von welchem Ort sie nur eine viertel Stunde entfernt liegt, und war bisher einer von den am häufigsten besuchten Vergnügens-Orten der Inwohner von Tübingen“.

Franz Bachner machte durch sein Bier das Waldhörnle erst richtig berühmt und baute es ab 1852 zum "größten gastwirtschaftlichen Unternehmen Tübingens im 19. Jahrhundert" aus (M.S. Gönner). Auch andere Wirtschaften warben ausdrücklich mit ihrem Bachner Bier. 1867 bat er um Genehmigung für einen modernen Dampfkessel neben dem Sudhaus, aus dem heute der Kunst-Raum Peripherie geworden ist. Auf einem Stich der Bachner`schen Brauerei AG Waldhörnle von 1898 sieht man den beliebten Biergarten.

Fechtlokal der Corpsstudenten

Viele Besucher erhielt das Waldhörnle durch die schlagenden Verbindungen, die es als „Pauklokal“ nutzenn. Zwischen 1888 und 1935 hielten die Verbindungen ihre Mensuren regelmäßig auf dem „Paukboden “ im ersten Stock des Waldhörnle ab. Gleich nebenan gab es einen „Flickraum“, in dem die blutenden Schmisse von einem „Paukarzt“ genäht werden konnten. Das Mensurfechten war eigentlich verboten, weshalb bei solchen Anlässen stets Wachposten vor dem Haus aufgestellt wurden. Wenn gelegentlich die Polizei aus Tübingen anrückte, war man so stets gewarnt und täuschte einen harmlosen Ausflug ins Grüne vor. Es gab auch einen Fechtplatz im Wald, wo Duelle stattfanden.[2]

Möbelfabrik

Im 20. Jahrhundert wurden die ehemaligen Brauereigebäude von einer Möbelfabrik genutzt. Deren Ende im Jahr 1987 ebnete den Weg für das heutige Kulturzentrum "Sudhaus".[3]

Quellen