Die Wahrheit im Internet

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"Die Wahrheit im Internet" ist bisher eine Idee für die Überschrift bzw. einem Thema einer geplanten Podiumsdiskussion im Rahmen der StadtWiki-Tage 2025 in Tübingen.

Hier können Impulse zu dem Thema gesammelt werden:

  • Einige interessante Gedanken zum Thema "Wahrheit" gibt es bei Charles Eisenstein im Kapitel "Wahrheit" seinem online verfügbaren Buch "Die schönere Welt, die unser Herz kennt, ist möglich" von 2013:


Wo finden wir dann aber die Wahrheit? Wir finden sie im Körper, in den Wäldern, im Wasser, im Boden. Wir finden sie in der Musik, im Tanz und manchmal in der Poesie. Wir finden sie im Gesicht eines Kleinkindes und im Gesicht hinter der Maske eines Erwachsenen. Wir finden sie in den Augen der anderen, wenn wir hinschauen. Wir finden sie in einer Umarmung, die, wenn wir in sie hineinspüren, von Wesen zu Wesen ein unglaublich intimer Akt ist. Wir finden sie im Gelächter und in Schluchzern, wir finden sie in der Stimme hinter dem gesprochenen Wort. Wir finden sie in Märchen und Mythen und unseren eigenen Erzählungen, selbst wenn sie erfunden sind. Eine Geschichte auszuschmücken kann sie zu einem Medium der Wahrheit machen. Wir finden die Wahrheit in der Stille und Ruhe. Wir finden sie im Schmerz und im Verlust. Wir finden sie in der Geburt und im Tod.

Meine christlichen Leser werden sagen, wir finden sie in der Bibel. Ja – aber nicht in ihrem wörtlichen Sinn. Die Wahrheit schimmert durch die Worte. Für sich selbst genommen sind sie nicht wahrer als andere Worte und können (und wurden es auch) für alle möglichen Gräuel in Dienst genommen werden. Im Taoismus spricht man vom “Hindernis der Schriften”: wenn wir in die Falle tappen, die Wahrheit in den Worten selbst zu suchen statt durch die Worte hindurch an den Punkt vorzudringen, von dem aus sie entstanden.

Während wir also immer in einer Geschichte leben werden, ist es folglich notwendig, dass wir unsere Geschichten häufig in der Wahrheit verankern. Eine Geschichte in der Wahrheit zu verankern verhindert, dass wir uns zu tief in ihr verlieren bis an einen Punkt, an dem, wie heute etwa, lebendig verbrennende Kinder “Kollateralschäden”, und unsere Lebensgrundlagen “Ressourcen” sind. Solche Wahngebilde können durch Augenblicke der Wahrheit entkräftet werden. Vielleicht achtet deswegen, wie mir ein bhutanesischer Mönch erzählte, den ich traf, der König von Bhutan darauf, seine meiste Zeit in den ländlichen Dörfern zu verbringen. “Wenn ich zu viel in der Hauptstadt bin,” sagt er, “kann ich keine weisen Entscheidungen treffen.” Umgeben von den Artefakten der Separation ist es wahrscheinlich, dass wir die Geschichte verinnerlichen, deren Teil sie sind. Dann leben wir unbewusst nach dieser Geschichte.

Die Stille, die Ruhe, der Boden, das Wasser, der Körper, die Augen, die Stimme, das Lied, Geburt, Tod, Schmerz, Verlust. Beobachten Sie, was all diesen Erfahrungen, durch die wir die Wahrheit finden können, gemeinsam ist: In allen von ihnen findet in Wirklichkeit die Wahrheit uns. Sie kommt als Geschenk. Darin haben sowohl die wissenschaftliche Methodik als auch die religiösen Lehren recht, wenn sie davon ausgehen, dass es eine absolute Wahrheit jenseits dessen, was Menschen schaffen können, gibt: Beide führen sie zur Demut. Genau diese Haltung von Demut ist es, mit der wir die Wahrheit finden, in der wir unsere Geschichten verankern können.