Bearbeiten von „Ammerkanal“
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[[Datei:Ammerkanal Ammergasse 2009.jpg|thumb|right|300px|Der Ammerkanal in der [[Ammergasse]] - im Dezember [[2009]]]]Der '''Ammerkanal''' zweigt seit [[1493]] auf Höhe der Domäne [[Ammern]] von der [[Ammer]] ab und führt von dort parallel zu dieser an der [[Schleifmühleweg|Schleifmühle]], dem [[Beim Kupferhammer|Kupferhammer]] und der [[Gerstenmühlstraße|Gerstenmühle]] vorbei beim [[Haagtor]] in die [[Altstadt]]. Diese durchfließt er, um dann seine West-Ost-Richtung beim [[Markt am Nonnenhaus|Nonnenhaus]] abrupt nach Süden zu ändern und unter der heutigen [[Mühlstraße]] in einem unterirdischen Gang bergab zur [[Neckarbrücke]] zu fließen. Er mündet dort wenige Meter oberhalb der Brücke in den [[Neckar]]<ref>"Das Tübinger Stadtbild im Wandel", Stadt Tübingen • Kulturamt (1994), S.9-20, ISBN: 3-910090-11-7</ref>. Er ist über 4,5 km lang und hat ein Gefälle von ca. 20 m, welches überwiegend auf dem letzten Stück unter der Mühlstraße entsteht. | |||
[[Datei:Ammerkanal Ammergasse 2009.jpg| | |||
Der '''Ammerkanal''' zweigt seit [[1493]] auf Höhe der Domäne [[Ammern]] von der [[Ammer]] ab und führt von dort parallel zu dieser an der [[Schleifmühleweg|Schleifmühle]], dem [[Beim Kupferhammer|Kupferhammer]] und der [[Gerstenmühlstraße|Gerstenmühle]] vorbei beim [[Haagtor]] in die [[Altstadt]]. Diese durchfließt er | |||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Der heutige Kanalverlauf westlich der Altstadt war nicht der erste. Bereits ab [[1175]] gab es einen Kanal, der bei [[Schwärzloch]] sich erst von der Ammer trennte und dann recht geradlinig auf das Haagtor zu lief. Dieser alte Kanal lief ziemlich genau auf dem heutigen Verlauf durch die Altstadt. Er floss jedoch bis etwa [[1450]] noch nicht durch die heutige Mühlstraße in den Neckar, sondern bog beim [[Lustnauer Tor]] der heutigen [[Wilhelmstraße]] folgend zur Ammer zurück, so dass sein Wasser mit dem Ammer-Bach zusammen um den [[Österberg]] herum bei [[Lustnau]] in den Neckar floss<ref>"Das Tübinger Stadtbild im Wandel", Stadt Tübingen • Kulturamt (1994), S.14, S.16-20, ISBN 3-910090-11-7</ref>. Dieser letzte Teil ab dem | Der heutige Kanalverlauf westlich der Altstadt war nicht der erste. Bereits ab [[1175]] gab es einen Kanal, der bei [[Schwärzloch]] sich erst von der Ammer trennte und dann recht geradlinig auf das Haagtor zu lief. Dieser alte Kanal lief ziemlich genau auf dem heutigen Verlauf durch die Altstadt. Er floss jedoch bis etwa [[1450]] noch nicht durch die heutige Mühlstraße in den Neckar, sondern bog beim [[Lustnauer Tor]] der heutigen [[Wilhelmstraße]] folgend zur Ammer zurück, so dass sein Wasser mit dem Ammer-Bach zusammen um den [[Österberg]] herum bei [[Lustnau]] in den Neckar floss<ref>"Das Tübinger Stadtbild im Wandel", Stadt Tübingen • Kulturamt (1994), S.14, S.16-20, ISBN: 3-910090-11-7</ref>. Dieser letzte Teil ab dem Lustnauer Tor wird heute als Überlauf und Ableitung des Mühlstraßen-Tunnels des Kanals genutzt. <br> | ||
'''(Zum Kanal siehe auch bei [[Ammer]].)''' | '''(Zum Kanal siehe auch bei [[Ammer]].)''' | ||
[[Datei:Aquädukt.JPG|thumb|300px|Aquädukt des [[Ammerkanal]]s über die [[Ammertalbahn]] im Hintergrund quert die B28]] | |||
Der [[1910]] gebaute [[Tunnel der Ammertalbahn]] der durch den [[Schlossberg]] führt, verläuft ''unterhalb'' des am Hang entlang fließenden Kanals, der auf einer Brücke (Aquädukt) über die Bahnlinie geleitet wird. Die [[1979]] erbaute nördliche Einfahrt zum Straßen-[[Tunnel der B 28]], die sich in unmittelbarer Nähe befindet, wurde ''oberhalb'' des Kanals angelegt. In beiden Fällen konnte so der Verlauf des Ammerkanals weiterhin bestehen. <br> | |||
== Aus einer alten Chronik == | |||
== Aus einer alten Chronik == | |||
Karl Klüpfel und Max Eifert berichteten 1849 über die Ableitung des Ammerkanals in den Neckar folgendes: | Karl Klüpfel und Max Eifert berichteten 1849 über die Ableitung des Ammerkanals in den Neckar folgendes: | ||
:"Großartiger aber als der | :"Großartiger aber als der Rathhausbau und Zubehör ist ein zweites Unternehmen, das in dieselbe Zeit ([1435]) fällt, die Ableitung der Ammer in den Neckar. Bis jetzt nemlich hatte die Ammer, die ihre größere Hälfte durch die Stadt ergoß, mit der andern Hälfte aber um die nördliche Stadt floß, und am Fuß des Oesterberges beide Arme wieder vereinigte, ihren Abfluß nur durch das Lustnauer Thal mit sehr geringem Fall und bildete dort häufige Sümpfe und Moräste, bedrohte auch die Stadt selbst durch ihre Schwellung mit Ueberschwemmungen, und durch die stehenden Lachen mit Krankheiten aller Art. | ||
:Darum wurde ein näherer Abfluß für sie gesucht, und zu diesem Zweck die Durchgrabung des Oesterbergs, wo er am schmalsten war, hinter dem | :Darum wurde ein näherer Abfluß für sie gesucht, und zu diesem Zweck die Durchgrabung des Oesterbergs, wo er am schmalsten war, hinter dem Bebenhäuser Pfleghof beschlossen. Das Werk muß frühe, schon in den [[1440|40]]er Jahren begonnen worden sein; die Art der Ausführung erforderte wohl auch lange Zeit. | ||
:Denn zuerst wurde ein einfacher Stollen durch den Berg von Nord nach Sud getrieben, bei dessen Herstellung nach alten Rechnungen 100 ft. nur für Grubenlichter aufgewendet wurden. In diesen noch ungewölbten Gang soll die Ammer geleitet worden sein, um sich in demselben auszubreiten, und den Schutt gleich selbst hinauszuspülen, wobei man nur durch Grabarbeit nachgeholfen habe. Nach und nach habe sie denn auch den Mergelboden und Sandstein dieser Seite unterwühlt, bis endlich ein völliger Bergsturz die Lücke zwischen Oesterberg und Pfleghof gerissen habe, und nun erst sei in die Tiefe desselben ein gewölbter Kanal gelegt, und der Ammer als regelmäßiger Abfluß angewiesen worden. Diese Darstellung ist etwas abmtheuerlich; auch ist die Zeit der Vollendung des Werks nicht bestimmt bezeichnet; gewiß ist nur, daß es schon im Jahr [[1455]] soweit vollendet gewesen sein muß, daß die am neuen Kanal aufgestellten Grabenmühlen im Gange waren. Denn in diesem Jahre sichert urkundlich Graf Ulrich V als Vormund Ludwigs II der Stadt in Anerkennung, daß sie den Aufwand „von ihrem eigenen Geld bestritten" die Benützung der Ammer von Schwerzloch bis zu ihrem jetzigen Ausfluß zu, besonders auch den Betrieb der Mühlen, „in dem newen Graben, so sie vor der Stadt gen | :Denn zuerst wurde ein einfacher Stollen durch den Berg von Nord nach Sud getrieben, bei dessen Herstellung nach alten Rechnungen 100 ft. nur für Grubenlichter aufgewendet wurden. In diesen noch ungewölbten Gang soll die Ammer geleitet worden sein, um sich in demselben auszubreiten, und den Schutt gleich selbst hinauszuspülen, wobei man nur durch Grabarbeit nachgeholfen habe. Nach und nach habe sie denn auch den Mergelboden und Sandstein dieser Seite unterwühlt, bis endlich ein völliger Bergsturz die Lücke zwischen Oesterberg und Pfleghof gerissen habe, und nun erst sei in die Tiefe desselben ein gewölbter Kanal gelegt, und der Ammer als regelmäßiger Abfluß angewiesen worden. Diese Darstellung ist etwas abmtheuerlich; auch ist die Zeit der Vollendung des Werks nicht bestimmt bezeichnet; gewiß ist nur, daß es schon im Jahr [[1455]] soweit vollendet gewesen sein muß, daß die am neuen Kanal aufgestellten Grabenmühlen im Gange waren. Denn in diesem Jahre sichert urkundlich Graf Ulrich V als Vormund Ludwigs II der Stadt in Anerkennung, daß sie den Aufwand „von ihrem eigenen Geld bestritten" die Benützung der Ammer von Schwerzloch bis zu ihrem jetzigen Ausfluß zu, besonders auch den Betrieb der Mühlen, „in dem newen Graben, so sie vor der Stadt gen Oesteiberg hinaus gemacht hand;" so daß die Angabe des Crusius, der das Werk ins Jahr [[1485]] verlegt, nur etwa die letzte Vollendung desselben betreffen könnte. Das Aussehen der untern Neckarseite der Stadt, besonders des Neckarufers, muß sich dadurch sehr geändert haben, nnd es ist nicht unwahrscheinlich, daß die ganze Jnsel zwischen dem Neckar und den Altwassern, die jetzt die Krone und die neu entstandene Vorstadt auf ganzlich weichem Boden trägt, dem damals ausgeschwemmten Schutte ihre Entstehung zu danken hat."<ref name="Eifert">Karl Klüpfel und Max Eifert: [http://books.google.de/books?id=tcQRAAAAYAAJ&dq=%22Ausf%C3%BChrliche%20Merkw%C3%BCrdigkeiten%20der%20Universit%C3%A4t%20und%20Stadt%20T%C3%BCbingen%22&hl=de&pg=PA73#v=onepage&q&f=true Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universität Tübingen, Band 1, 1849, Seite 73-74.]</ref> | ||
== Mühlen == | == Mühlen == | ||
Im Jahr [[1291]] wurde über mindestens eine schon seit längerem bestehende Mühle der Witwe El. Münzerin berichtet. Eine Mülichsmühle wird [[1339]] und eine Rainmühle wird [[1341]] als Eigentum des | Im Jahr [[1291]] wurde über mindestens eine schon seit längerem bestehende Mühle der Witwe El. Münzerin berichtet. Eine Mülichsmühle wird [[1339]] und eine Rainmühle wird [[1341]] als Eigentum des Sindefinger Stifts erwähnt.<ref>Karl Klüpfel und Max Eifert: [http://books.google.de/books?id=tcQRAAAAYAAJ&dq=%22Ausf%C3%BChrliche%20Merkw%C3%BCrdigkeiten%20der%20Universit%C3%A4t%20und%20Stadt%20T%C3%BCbingen%22&hl=de&pg=PA37#v=onepage&q&f=true Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universität Tübingen, Band 1, 1849, Seite 37.]</ref> | ||
Vor dem [[Lustnauer Tor]] breitete sich unten am [[Österberg]] eine Bleiche mit mehreren Gebäuden aus. Auch die ''Areyenmühle am Österberge'' scheint 1451 schon dort gestanden zu haben.<ref>[http://books.google.de/books?id=tcQRAAAAYAAJ&hl=de&hl=de&pg=PA60&img=1&zoom=3&sig=ACfU3U0QcVpBKuQj_-HtB2Nusd4kikgIQQ&ci=108%2C899%2C845%2C187&edge=0 ''Areyenmühle am Österberge''] in Karl Klüpfel und Max Eifert: [http://books.google.de/books?id=tcQRAAAAYAAJ&dq=%22Ausf%C3%BChrliche%20Merkw%C3%BCrdigkeiten%20der%20Universit%C3%A4t%20und%20Stadt%20T%C3%BCbingen%22&hl=de&pg=PA60#v=onepage&q&f=true Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universität Tübingen, Band 1, 1849, Seite 60.]</ref> | Vor dem [[Lustnauer Tor]] breitete sich unten am [[Österberg]] eine Bleiche mit mehreren Gebäuden aus. Auch eine Mühle die ''Areyenmühle am Österberge'' scheint 1451 schon dort gestanden zu haben.<ref>[http://books.google.de/books?id=tcQRAAAAYAAJ&hl=de&hl=de&pg=PA60&img=1&zoom=3&sig=ACfU3U0QcVpBKuQj_-HtB2Nusd4kikgIQQ&ci=108%2C899%2C845%2C187&edge=0 ''Areyenmühle am Österberge''] in Karl Klüpfel und Max Eifert: [http://books.google.de/books?id=tcQRAAAAYAAJ&dq=%22Ausf%C3%BChrliche%20Merkw%C3%BCrdigkeiten%20der%20Universit%C3%A4t%20und%20Stadt%20T%C3%BCbingen%22&hl=de&pg=PA60#v=onepage&q&f=true Geschichte und Beschreibung der Stadt und Universität Tübingen, Band 1, 1849, Seite 60.]</ref> | ||
Die folgenden Mühlwerke wurden [[1867]] vom Ammerkanal in Bewegung gesetzt:<ref>[http://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_T%C3%BCbingen/Kapitel_B_1 Beschreibung des Oberamts Tübingen von 1867.]</ref> | Die folgenden Mühlwerke wurden [[1867]] vom Ammerkanal in Bewegung gesetzt:<ref>[http://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_T%C3%BCbingen/Kapitel_B_1 Beschreibung des Oberamts Tübingen von 1867.]</ref> | ||
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12) Eine Kunstdüngerfabrik. | 12) Eine Kunstdüngerfabrik. | ||
Zu einem früheren Zeitpunkt gab es auch weitere Mühlen am Neckar, die erste schon 1272. | Zu einem früheren Zeitpunkt gab es auch weitere Mühlen am Neckar, die erste schon 1272. | ||
== So sieht's der Vogel == | == So sieht's der Vogel == | ||
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''dunkelblau'': Ammer, ''hellblau'': Ammerkanal | |||
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